entstandenen und niederfallenden schwefelsauren
Kalk. Durch Zusatz von
Soda zu jener Flüssigkeit wird das Kalksalz in das
Natronsalz (benzoldisulfosaures Natron) umgewandelt, während sich kohlensaurer
Kalk abscheidet, den man entfernt. Man dampft
dann die Lösung zur Trockne und erhitzt unter beständigem Rühren mit starker Natronlauge auf 270°, bis die Masse zäh
und fast fest wird. Letztere wird dann in kochendem Wasser gelöst und mit
Salzsäure bis zur schwach sauern Reaktion versetzt;
hierdurch scheidet sich etwas teerige Materie ab, die man durch Filtration trennt. Aus der wässrigen Lösung gewinnt man
nun das R. durch Behandlung mit
Äther, welcher dasselbe dem Wasser entzieht und durch Destillation wieder
erhalten wird. Das hierbei zurückbleibende R. wird dann durch Erhitzen auf 215° C. von den letzten Spuren von
Äther und
Wasser befreit, die sehr hartnäckig zurückgehalten werden. Es stellt dann eine für die Farbenfabrikation genügend reine,
harte, brüchige Masse dar, von ziemlich weißer Farbe.
Durch weitere Reinigung kann man es ganz weiß und in großen tafelförmigen Kristallen erhalten, die
sich in Wasser,
Alkohol und
Äther sehr leicht lösen, dagegen in
Schwefelkohlenstoff und
Chloroform unlöslich sind. Dieses
chemisch reine R. (Resorcinum purissimum) wird jetzt auch medizinisch verwendet. Die Farben, die man aus dem R. herstellt
(Resorcinfarben) sind hauptsächlich:
Eosin,
Coccin,
Nopalin,
Phloxin,
Mandarine, Resorcinblau, Jaune d'Orient,
Ponceau d'Orient und Scharlach. - Zollfrei. Vgl.
Anilinfarben.
(RaphanussativusL., engl. radish, frz. radis,
holl. rammenas, rammelas, ital. rafano, ravanello, ravano
und radice), Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütler, 0,4-0,7 m hoch, mit den Hauptsorten: Ölrettich, Rübenrettich und
Radieschen oder Monatsrettich. Der Ölrettich, aus
China stammend, hat sich in Deutschland nicht verbreitet,
weil er gleich anspruchsvoll wie
Raps, aber nicht so einträglich und empfindlicher ist. Die Radieschen und die R. werden,
ihrer Wurzeln wegen, im großen von Gärtnern kultiviert und zwar in vielen Sorten; sie bilden den Gegenstand eines
lebhaften Handels, welcher aber meist nur Lokalhandel ist oder von den Produzenten selbst vermittelt wird.
Von Rettichen sind die besten Sorten Erfurter lange schwarze, Erfurter runde und Erfurter weiße, Wiener runde und schwarze;
sie müssen zart sein und bleiben und nicht pelzig und hart, fleckig oder faul werden; man überwintert
sie deshalb mit den Köpfen, am besten in Gruben oder Mieten. Bamberg, Ulm, Erfurt, Dresden, Braunschweig, Wolfenbüttel
sind vorzügliche Bezugsorte.
Von den Radieschen sind die runden und länglich runden die zarteren und besseren, die vorzüglichsten die rosenroten runden
Monatsradieschen, die scharlachroten runden Treib-Radieschen, die rosenroten mit weißer
Spitze, die länglichweißen,
ovalen und rosenroten Radieschen, am allerbesten die in Mistbeeten gezogenen. Sie werden in Bündeln verkauft und müssen
sofort gegessen werden; der Verkauf der Radieschen ist fast nur ein lokaler.
- Zollfrei.
(RheumL., engl. Rhubarb, frz. rhabarbe, holl.
rabarber, wormmiddel, ital. rhabàrbara), Pflanze aus der Familie der Polygonen, mit
zahlreichen Arten, heimisch in
China und Mittelasien, von welchen einige durch die Stengel (verwendet man besonders in England
zu einem beliebten Gemüse, zu Kompots und
Marmeladen), am meisten aber durch die medizinisch wirksamen Wurzeln nutzbar sind
und deshalb auch angebaut werden, während andre Arten nur als Zierpflanzen und zwar wegen ihrer großen,
bis 1,3 m breiten und zahlreichen Blätter, die zu stattlichen Büschen sich gruppieren, Verwendung finden. In vielen Gegenden
kennt man überhaupt den R. nur als Zierpflanze und benutzt ihn gar nicht. -
Der kleinblättrige R. (R. RhaponticumL.), auch Berg-englischer und pontischer R. genannt, und der Emodirhabarbar oder
ostindische R., R. Emodi Wall (R. australe), liefern die adstringierend wirkenden Rhapontikawurzeln; erstere baut man besonders
in Frankreich und Ungarn, von Sibirien bis zum schwarzen Meere und in Persien, und betrachtet die dem R. ähnliche Wurzel
mehr nur als Surrogat der echten Rhabarberwurzel; die Pflanze liefert die Blattstengel zum Gebrauch -
Tartreum in Frankreich genannt. Dahin gehören auch der Gartenrhabarber oder der bandförmige R. (R. palmatum), englischer
R., aus der Tartarei und Thibet (Hand-leaved rh., rh. palmé), dann R. compactum, aus der Mongolei, der wellförmige Rh.,
R. undulatum, in England gebaut, der Bastardrhabarber, R. hybridum, R. tangutinum etc. -
Die Rhabarberwurzel (radix Rhei, radix Rhabarbari; frz. racine de rhabarbe)
als Artikel des Droguenhandels ist eins der ältesten und in seinen Wirkungen zuverlässigstes Heilmittel. Sie hat sich aus
ihrer Alpenheimat wohl verpflanzen lassen und ist bei uns nicht selten in Anlagen und Gärten, aber die medizinische Wirkung
der Wurzel, wo sie überhaupt in Anspruch genommen wird, ist abgeschwächt und es können solche Kulturerzeugnisse
nur Nebensorten abgeben. Zum medizinischen Gebrauch soll nur die echte asiatische dienen, für welche es herkömmlich zwei
Handelswege gab, über Rußland und über
China. Der erstere Weg, auf welchem die beste und kräftigste Ware herangebracht
wurde, ist aber gegenwärtig ganz weggefallen; die russische, rad. Rh. moscovitica, rossica oder coronalis
(Kronrhabarber) fehlt seit Jahren im Handel, angeblich, weil ein darauf bezüglicher Lieferungsvertrag der russischen Regierung
mit bucharischen Kaufleuten erloschen ist.
Zuweilen ist nur noch die Rede von Bucharischer Wurzel, welche von tatarischen Kaufleuten ans Kaspische Meer gebracht werden
und nach Rußland gelangen soll, aber etwas problematisch und bestenfalls nur eine gelegentliche Erscheinung
ist. Die von den
Russen gekaufte Ware mußte durch sorgfältiges Auslesen von allem Schlechten befreit und diesem verbrannt
werden. Gegenwärtig, wo nur der Bezug durch die Chinesen noch möglich ist, kann man die Ware in früherer Güte nicht,
immer haben, denn die chinesische Ware
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mehr
enthält nicht nur Gutes und Schlechtes durcheinander, sondern ist überhaupt geringer und noch dazu häufig durch schlechte
Behandlung, vielleicht zu frische Verpackung, fehlerhaft, grau, braun, schwammig etc. Die chinesische
Ware besteht meistens nur aus mittel und ordinär, untermengt mit guten Stücken, und Sache der Droguenhandlungen ist es,
aus der Masse das beste und das den Anforderungen der Pharmazie leidlich entsprechende auszusondern und
zurechtzuputzen (mundieren).
Man arbeitet dabei möglichst auf Gewinnung guter Wurzeln für den Verkauf in Stücken, aber auch die Mundierungsabfälle
von solchen haben Wert und dienen zur Darstellung von Tinkturen und Extrakten. Die russische Ware erhielt man in oben
und unten abgestutzten, kegelförmigen Stücken oder in Form von Längsschnitten einer größeren Wurzel, welche auf einer
Seite flach, auf der andern gewölbt sind. Die Stücke waren stets ganz geschält und fühlten sich rauh an, weil sie gegenseitig
abgerieben wurden.
Auf dem Bruche oder Durchschnitt ist der Grund der R. weiß mit roten Streifen und geschlängelten Adern.
Je stärker diese rote Marmorierung hervortritt, desto besser ist die Ware, vorausgesetzt, daß sie dabei auch schwer und
kompakt, nicht schwammig, daher auch kurzbrüchig und auf dem Bruche feinkörnig ist. Bei der russischen Ware hatten die
größeren Stücke eine durchgehende Bohrung, die zum Anreihen behufs des Trocknens gedient hatte, und
in der Regel noch eine zweite, trichterförmige, nur bis ins Innere gehende, herrührend von dem Bohrinstrument des Prüfungskommissars.
Die chinesische Ware bildet Stücke von verschiedner Größe; es sind walzenförmige, durch das Schälen kantige Rundstücke,
mit einem Bohrloch für die Aufhängeschnur, zum größten Teil aber platte Stücke ohne Durchlochung,
nur unvollständig geschält. Bei allen chinesischen Wurzeln tritt die rote Marmorierung, das Zeichen des Gehaltreichtums,
schwächer hervor, nicht so gedrängt als bei den russischen; sie geben ein hochgelbes Pulver, jene ein dunkelgelbes.
Geruch und Geschmack der R. ist eigentümlich aromatisch, letzterer dabei bitter; beim Kauen wird der
Speichel gelb gefärbt und die Masse knirscht zwischen den Zähnen, infolge des Vorhandenseins von Kristallen oxalsauren
Kalks. Die chinesischen Wurzeln riechen stärker und ihr Geschmack ist mehr widerwärtig, sie färben den Speichel gelb.
Der Hauptausfuhrhafen für chinesischen R. ist jetzt fast nur noch Shanghai; aus Canton kommt nicht mehr
viel.
Man unterscheidet zwei Hauptsorten, wilden oder Shansirhabarber, welcher auf den Bergen in der gleichnamigen chinesischen
Provinz wildwachsend geerntet wird und im März oder April in Shanghai an den Markt kommt, und kultivierten oder Szchnen-Rhabarber,
der im Oktober geerntet wird. Man bezieht die Ware über London und sortiert sie in ganz geschälte (1/1
mundierte) und teilweise geschälte (½ und ¼ mundierte). Sie soll von Rheum palmatum und Rheum undulatum abstammen.
Die Wurzel enthält verschiedne, chemisch interessante Stoffe, ein Glucosid Chrysophan,
eine gelbe, kristallisierbare Säure
(Chrysophansäure), eine eigentümliche Gerbsäure, ferner Emodin, Erythroretin, Phäoretin, Cathardinsäure, oxalsauren Kalk
etc. Sie wirkt infolge ihrer verschiednen Bestandteile sowohl adstringierend
(und zwar vorwiegend) als purgierend, kann also in kleinen Gaben zur Stillung von Durchfällen, in größeren zur Erregung
von solchen benutzt werden; sie wird übrigens gegen vielerlei Unregelmäßigkeiten des Verdauungssystems, gegen Leber- und
Milzleiden, Skrofeln etc. verwendet. Man gebraucht von der Wurzel ein wässeriges, eingetrocknetes
Extrakt, eine wässerige und eine weinige Tinktur und einen Rhabarbersirup. Die Präparate dienen auch
häufig als Hausmittel. -
Der chinesische R. kommt in den Handel in Kisten von dünnem Holz, innen meist mit Blei ausgelegt, mit grünem Papier überzogen,
das mit chinesischen Charakteren bemalt ist. Die Einfuhr in Hamburg bewegt sich in der Nähe von 500 Ztr.
Da die Ware sehr gemischt ist, so sind die Preisansätze der Droguisten, welche sie erst sondern müssen, auch ziemlich verschieden;
sie betragen etwa 4, 6, 8, 10 und 14 Mk. pro kg;
österr. 3 Mk. -
In Europa wird Rhabarber, um der Wurzeln willen, in Frankreich, England und Österreich gebaut, und zwar
in Mähren und an der ungarischen Grenze, namentlich bei Austerlitz; er wird sorgfältig geschält, getrocknet und sehr wohlfeil
verkauft. Die Wurzeln sind den chinesischen in Aussehen und Form ziemlich ähnlich, die Wirkungen dagegen bei jeder europäischen
Ware schwächer. Sie haben für Veterinärzwecke guten Abgang, in Italien und dem Orient auch für Menschen.
Die englische Ware, stärker wirkend, zeichnet sich aus durch ein schönes Äußere und schöne rote Marmorierung im Innern;
sie ist nur in der Masse etwas lockerer, als die echte. -
Eine Drogue, welche nur dem Namen nach hierher gehört und keine medizinische Bedeutung mehr hat, ist
der Mönchsrhabarber (s. d.). Der pontische Rhabarber (falsche Rhabarber), obgleich
von der offizinellen Liste gestrichen, ist immer noch ein gesuchter Handelsartikel zum tierärztlichen Gebrauch und ebenfalls
ein Gast in unsern Gärten und Anlagen; die Wurzeln sind mehr schwammig, rot oder braun, von schleimigem und herbem Geschmack.
An Bestandteilen sind sie den echten nicht ungleich, wohl aber in den Mengenverhältnissen derselben. - Zoll: R. ist zollfrei.
Alkoholhaltige Tinkturen werden gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a,
Rhabarberwein gem. Nr. 25 e 1 oder 2 verzollt. Nichtalkoholartige
Rhabarber-Präparate sind zollfrei.