auch Rautenwasser und Rautenessig. Ebenso dient das mit Wasser von den frischen blühenden Pflanzen abdestillierte
Öl (oleum
rutae) mitunter zu medizinischen Zwecken. Dasselbe ist gelblich, von starkem Rautengeruch und bitterscharfem Geschmack; man
unterscheidet deutsches und französisches Rautenöl; ersteres wird für circa 30, letzteres für 18 Mk.
pro kg verkauft. - Zoll:Rautenöl gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
Rautenkrautzollfrei.
(charta exploratoria); mit gewissen Pflanzenfarben gefärbte
Papiere, die ihre Farbe durch Berührung
mit einer sauren oder alkalischen Flüssigkeit sofort ändern und demnach gebraucht werden, um sich von der Gegenwart oder
dem Fehlen freier, im Wasser löslicher, Säuren oder
Alkalien zu überzeugen. Die zwei auch in der Technik
meist gebrauchten sind das
Lackmus- und das Curcumapapier, die leicht selbst herzustellen, übrigens auch in jeder Apotheke
erhältlich sind.
Das erstere wird bereitet durch Eintauchen von reinem weißem Fließpapier in wässrige Lackmuslösung, sodaß es eine hellblaue,
nicht zu starke Färbung annimmt, und durch nachheriges Trocknen. Dieses
Papier wird durch saure Flüssigkeit
gerötet. Zu bemerken ist jedoch, daß auch mehrere Metallsalze dasselbe Verhalten zeigen, ja sogar auch Doppelsalze, wie
z. B.
Alaun. Durch sehr verdünnte
Schwefelsäure oder
Phosphorsäure gerötete Lackmuslösung gibt das rote
Papier, welches
gegenteilig dient, um alkalische Substanzen zu erkennen, indem diese sofort die frühere blaue Farbe
wieder herstellen.
Das Curcumapapier wird ebenso durch Eintauchen in eine weingeistige Curcumalösung und Trocknen hergestellt; es wird von
alkalischen Lösungen gebräunt und von Säuren wieder gelb gefärbt. In neurer Zeit hat man auch mehrere andre künstliche
Farbstoffe für diesen Zweck in Anwendung, wie z. B.
Korallin. - Zoll gem. Tarif Nr. 27 e.
Weinreben, Pflänzlinge für solche, bilden einen für die Gegenden, in welchen Weinbau getrieben wird, nicht
unbedeutenden Handelsartikel, dürfen aber zur Zeit nicht vom Ausland bezogen werden, da die Reblaus zu leicht damit eingebracht
werden kann.
Gute Bezugsorte sind die Weinbauschulen, z. B. Geisenheim a.
Rhein, Reutlingen, Engers a. Rhein, in Österreich Klosterneuburg etc. -
(frz. noir de vigne; engl. vine-black), eine
sehr feine Kohle, die als eine gut deckende schwarze Farbe zum Malen mit Wasser und
Öl und zu Druckfirnis gebraucht und durch
Glühen von Weinreben und den Kämmen von Weintrauben in geschlossenen eisernen Töpfen oder Retorten
erhalten wird. Es bildet diese Art die zweite Sorte des Frankfurter Schwarz;
die erstere und bessere wird in gleicher Weise
durch Verkohlen von Weinhefe hergestellt. - Zollfrei.
Mit diesem Namen belegt man sowohl den
Süßholz- oder Lakritzensaft (s.
Süßholz), als auch den in
Apotheken und Konditoreien bereiteten Lederzucker
(Pasta), welcher sowohl weiß als braun hergestellt wird. Die weiße R.
(Pasta
gummosa oder P. Althaeae) wurde früher mit Altheewurzelschleim bereitet,
in welchem arabisches
Gummi und
Zucker aufgelöst
war; jetzt verwendet man nur letztere beiden Stoffe, löst dieselben in Wasser, dampft die geklärte Lösung bei
gelinder Hitze unter fortwährendem Rühren bis zur Sirupsdicke ab, verbindet sie dann mit zu Schaum geschlagenem Eiweiß,
aromatisiert mit etwas Orangenblütenwasser und dickt weiter ein, bis eine Probe beim Erkalten einen steifen Teig bildet,
gießt dann die Masse auf
Blech oder in Papierkapseln aus und beläßt sie noch einige Tage in der Wärme,
bis sie ihre gehörige Festigkeit hat, worauf man sie in Stücke schneidet und unter Verschluß bringt. Diese
Paste ist weiß,
rein süß, porös und zerbrechlich, wird aber an der Luft durch Anziehen von Feuchtigkeit wieder zähe.
Zu dem braunen Lederzucker
(Pasta liquiritiae) dient ein
Extrakt aus geschälter und fein geschnittener
Süßholzwurzel und eine Lösung von arabischem
Gummi und
Zucker. Die gemischten und geklärten Lösungen werden in gelinder
Wärme unter sorgfältigem Abschäumen eingedampft, die klaren Massen bei gehöriger Konsistenz auf
Blech oder
Papier zu Tafeln
ausgegossen, vollends getrocknet und in Stückchen geschnitten. Diese Massen bleiben biegsam, bernsteingelb und
durchsichtig. Die R. dienen als Hausmittel gegen Husten und Heiserkeit und gehören zu der Klasse der Bonbons. - Zoll: Eingedickter
Süßholzsaft ohne Beimischung von
Zucker,
Gewürzen etc. zollfrei;
gehört zu den künstlichen
Fruchtäthern und besteht aus Birnessenz mit einer Zumischung
von 1/20-1/10 Baldriansäureamyläther. - Zoll gem. Tarif Nr. 5 a.
OryzaL., engl. Rice-plant, frz. riz, holl.
rijst, ital. riso, einjährige Pflanze aus der Familie der Gräser, Gruppe Oryzeen, 1-1,5
m hoch. Kultiviert wird der gemeine R., O. sativaL., die Hauptbrotfrucht der Asiaten, welcher sich, wahrscheinlich von Ostindien
aus, weit verbreitet hat und jetzt in der ganzen subtropischen und gemäßigt warmen Zone angebaut wird, in Europa bis zu
45° n. Br. in den Mittelmeerländern, besonders in Norditalien und zwar auf sumpfigem
Boden, bezw. überschwemmt gehaltenem,
eingedämmtem Lande.
Man baut mehrere Varietäten: Bergreis, O. montana Lour.,
auch auf mehr trocknem
Boden, dann gemeinen R., frühreifen R., unbegrannten R. und klebrigen R. als Hauptsorten.
Im Handel unterscheidet man den R. hauptsächlich nach den Produktionsländern. Der Anbau gehört zu den sehr schwierigen,
da der R. nur im Sumpfboden gedeiht und in das Wasser eingesäet wird;
man braucht 60 kg Saatgut pro
ha;
die Reisfelder müssen ganz besonders angelegt sein und gut unterhalten werden;
nach der Saat bleibt das Wasser auf den
Feldern stehen oder wird sanft fließend gehalten;
sowie die Pflanzen über dem Wasserspiegel erscheinen, läßt man das
Wasser ab und den
Boden fünf bis acht Tage lang abtrocknen, reinigt den R. von Unkraut, verpflanzt und
füllt Lücken aus, ein Verfahren, welches mehrmals wiederholt wird und zwar mit jedesmaligem Ab- und Zulassen von
¶
mehr
Wasser; erst drei bis vier Wochen vor der Ernte (Oktober) muß dieses ganz wegbleiben. Der R. ist eine ziemlich sichere Pflanze,
welche weniger als andre von Feinden zu leiden hat; am gefährlichsten sind die Reisquecke und ein oder mehrere Pilze, welche
die Reiskrankheiten, die in Italien als Brucione, Carolo und Bianchella unterschieden werden, veranlassen;
auch Vögel stellen dem R. außerordentlich stark nach.
Man erntet etwa 3000 kg geschälten R. oder 12-15 m. Ztr., welche 47-50%
geschälte, brillierte Ware (enthülst, gereinigt und poliert, mitunter auch mit Ultramarin gebläut), 12 bis 16% Bruchreis
und 35-40% Spelzen geben. Jetzt ist der Versand mit den Hülsen gebräuchlicher, da in Europa das Herstellen
der Marktware auf Hämmer- oder Stempelwerken besorgt wird. Der R. hat Blüten in aufrechter, zuletzt überhängender Rispe,
traubig angeordnete Äste und einblütige Ährchen, kleine, spitze, häutige, unbegrannte Hüllspelzen, doppelt so lange
Knöspchen, begrannt und unbegrannt, und weißen, schwarz durchscheinenden Samen, welcher sich durch
seinen hohen Stärkemehlgehalt auszeichnet (84-88%), bei nur geringem Gehalte an Eiweißstoffen. -
Geschälter R. hat 3-3,6% davon, 83-86% Stärkemehl, 0,5-1% Dextrïn und Zucker, 0,13-0,25% Fett, 5-7% Wasser und 0,35-0,85%
Asche. Die stickstoffhaltigen Substanzen, der Kleber, liegen meist nach der Schale zu und gehen größtenteils mit in die
Kleie, welche zur Fütterung sehr gesucht ist. Reisfuttermehl ist das Abfallprodukt bei dem Schälen
des Reises und ebenfalls eine gesuchte Handelsware; auch die geringwertigeren Reissorten verwendet man zur Fütterung. -
Die Verwendung des Reises ist sonst eine sehr mannigfache, im Haushalt und in der Technik, zur Stärke- und zur Bierbereitung,
ferner zu Arrak und ähnlichen Getränken, auch zu Chokolade und zu Backwerk. -
Guter R. muß gleich groß, ungebrochen, weiß, trocken, fest und frei von Staub und Sand sein, beim Kochen gut aufquellen
und nicht säuerlich schmecken. Grauer R. ist immer ordinäre Ware oder havariert. -
Der italienische R. hat derbe, runde, weiße Körner, der Bengalenreis große, etwas rötliche, grobe,
dickhülsige, der Patnareis kleine, langgestreckte, weiße, der Karolinareis (Amerika) lange, eckige, mattweiße und durchscheinende
Körner; Arrakanreis ist eine geringere, Rangunreis nur mittlere, Javareis eine gute Qualität, klein, weiß, nächst Karolinareis
im höchsten Preis, Tafelreis die beste Sorte davon.
Die Erzeugung von R. ist eine großartige; die Mehrzahl der Menschen lebt davon. Nach Europa kommen im
Durchschnitt über 50 Mill. Ztr., der Anbau selbst gibt hier noch ziemliche Quantitäten. Für
den Zollverein ergab die Einfuhr 1875 an ungeschältem R. 10000 Ztr., die Ausfuhr 290 Ztr.,
zum Preise von 10,5 Mk., geschälten R. 1300000 Ztr.
Einfuhr, 2280 Ztr. Ausfuhr, zum Preis von 13,4 Mk.; zur Stärkefabrikation gingen außerdem
noch 97800 Ztr. ein; seitdem ist die Einfuhr wesentlich gestiegen. Hausner gab für Italien,
Spanien und Österreich die Erzeugung zu 2,8 Mill. hl
an. Italien erbaut aber auf 233000 ha zu 42,19 hl etwa 9,8 Mill.,
Österreich nur noch 15000 hl, Spanien auf etwa 0,3 Mill, ha; Zentnergewicht nicht bekannt. Im Mühlengeschäft verkauft
man jetzt Karolina zu 80, Patna zu 60, Rangun, Tafelreis, zu 50, Arrakan zu 40 Pf. pro kg. -
In Indien sind Rangun, Akyab, Bessein, Mulmee und Kalkutta die Hauptausfuhrplätze, in Europa Amsterdam, London,
Hamburg, Bremen, Marseille, Triest die bedeutendsten Märkte für Reis. - Zoll: s. Tarif im Anh.
Nr. 25 s und 25 s Anm. Reisabfälle als Viehfutter, event.
nach Beimischung von 2% Kohlenstaub, zollfrei.