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Phosphors aufsteigenden weißen Wolken mit einem kalten Gegenstand, etwa einer Glasglocke, auffängt. Sie legen sich in Form schneeartiger Kristalle an und die Säure ist unter diesen Umständen wasserfrei; hinzugebrachtes Wasser verschluckt sie begierig unter Zischen. Diese wasserfreie Phosphorsäure (Phosphorsäureanhydrit) bildet jedoch für gewöhnlich keinen Handelsartikel, sondern nur solche P., die noch Wasser chemisch gebunden enthält, demnach Phosphorsäurehydrat ist.
Zur Darstellung derselben befolgt man in der größeren Praxis zwei Methoden; je nachdem ein mehr oder weniger reines Produkt
beabsichtigt wird, oxydiert man entweder
Phosphor mit
Salpetersäure oder scheidet die P. direkt mit Hilfe von
Schwefelsäure
aus gebrannten
Knochen ab. Werden
Salpetersäure und
Phosphor in einer Retorte erwärmt, so beginnt mit
dem Schmelzen des letzteren der Oxydationsprozeß, indem die Säure einen Teil ihres Sauerstoffs an den
Phosphor abtritt,
dadurch zu salpetriger Säure reduziert wird und als solche in braunroten giftigen Dämpfen entweicht. Durch Steigerung der
Hitze verjagt man alle salpetrige und etwa überschüssige
Salpetersäure und hat nun eine mehr oder weniger
dickflüssige, wasserhelle Lösung von P., die, wenn die völlige Reinheit des
Phosphors nicht gesichert war, noch mit Schwefelwasserstoffgas
zu behandeln ist, um etwaiges Arsen abzuscheiden.
Diese flüssige Säure (acidum phosphoricum concentratum) ist in mehreren Konzentrationsgraden bis zur Sirupsdicke käuflich und besteht dann aus dem Trihydrat der P. (dreibasische P.); sie ist ohne Geruch und hat einen stark, aber angenehm sauren Geschmack. Die reine P. von bestimmten Stärkegraden findet medizinische Anwendung; sie dient zur Darstellung reiner phosphorsaurer Salze und hat in chemischen Laboratorien häufige Verwendung. Eine neue, wenigstens in Amerika schon starke Verwendung hat die Säure zu der von Liebig empfohlenen Schnellbackmethode, wobei dieselbe, in bestimmten Verhältnissen mit doppelt kohlensaurem Natron und Chlorkalium dem Mehlteige einverleibt, aus dem ersteren Kohlensäure entwickelt, welche das sofortige Aufgehen des Teiges bewirkt, indes phosphorsaures Natron nebst Chlorkalium als wertvolle Bestandteile des Brotes zurückbleiben.
Weniger reine Säure wird aus gebrannten
Knochen dargestellt, die wie zur Bereitung des
Phosphors mit
Schwefelsäure
extrahiert werden.
Durch starkes Eindunsten der Lösung wird erstlich der Gipsgehalt derselben zum Auskristallisieren veranlaßt,
dann die Säurelösung weiter eingedampft. Die so abgeschiedne Säure ist jedoch noch kalkhaltig und muß noch weiter gereinigt
werden;
für manche Zwecke ist dies nicht nötig, wie z. B. in der Baumwollenfärberei
und Kattundruckerei.
Man nennt die aus Knochen bereitete Säure: acidum phosphoricum ex ossibus. Wird die auf die eine oder andre Weise bereitete P. bis zur Rotglühhitze erhitzt, so verliert sie einen Teil ihres Wassers, gerät ins Schmelzen und bildet nach dem Erkalten eine wasserhelle Masse, die sog. Eisphosphorsäure (acidum phosphoricum glaciale), die aber leicht an der Luft zerfließt und deshalb in gut verschlossenen Gefäßen aufzubewahren ist. In reiner Darstellung wird sie erhalten, wenn man die rohe Säure vor dem Abdampfen mit Salmiak übersättigt, wodurch der Gehalt von Kalk und Magnesia ausgefällt und die Säure in ein Salz, phosphorsaures Ammoniak, verwandelt wird.
Dieses wird dann in gleicher Weise erst zur Trockne eingedampft und dann schwach geglüht. Beim Glühen wird alles Ammoniak ausgetrieben und die Säure bleibt isoliert zurück. Es ist diese sowohl in Stücken als zu Stängelchen ausgegossen verkäuflich; sie besteht aus dem Monohydrat der P. und wird auch Metaphosphorsäure genannt; sehr häufig enthält diese glasige P. einen absichtlichen Zusatz von Natron, das darin als metaphosphorsaures Natron enthalten ist, oft bis zu 20%. Die P. hat auch einige technische Verwendung in der Färberei und Zeugdruckerei und soll die Gewebe weniger angreifen wie Wein-, Zitronen- und Kleesäure. Sonst dient die Säure in gewissen Fallen auch als ein vorzügliches Lötmittel. -
Die P. findet sich ebenso wenig frei in der Natur als der
Phosphor selbst, ist aber, in Form von
Salzen, an
Alkalien,
Erden,
Metalloxyde gebunden, über die ganze
Erde verbreitet, am häufigsten als phosphorsaurer
Kalk. Diese phosphorhaltigen
Salze hat bekanntlich die neuere Wissenschaft als eine Grundbedingung für das pflanzliche und animalische Leben erkannt.
Ein Ackerboden ohne Gehalt an solchen
Salzen wäre unfruchtbar und kein Samenkorn könnte in ihm zur Ausbildung gelangen.
Aus den Pflanzen und vorzugsweise den Samen entnehmen hinwiederum die lebenden Geschöpfe die Phosphorverbindungen,
welche nicht allein für den Knochenbau, sondern für den ganzen Organismus unentbehrlich sind und überall in demselben
nachgewiesen werden
können.
Folge dieser Einsicht ist die jetzt so lebhaft betriebene Herbeiziehung von phosphorsäurehaltigen Stoffen zum Gebrauch als Düngmittel, worüber in den einschlägigen Artikeln wie Knochen, Guano, Apatit Näheres enthalten ist. Der reine phosphorsaure Kalk (Calcaria phosphorica) wird für medizinischen Gebrauch, zur Aufbesserung kranker Knochensysteme, künstlich bereitet als Niederschlag aus einer Vermischung von Chlorcalcium- und phosphorsaurer Natronlösung. Er bildet trocken ein blendend weißes zartes Pulver. - Zollfrei.