untersuchte 1850 die Sache genauer und entdeckte, daß dieser rote Stoff nichts andres sei als der P. selbst, nur in andrer
Form einer besondern Gruppierung seiner Teilchen und mit daraus hervorgehenden ganz neuen Eigenschaften, daß also hier ein
Fall vorliege wie beispielsweise beim Kohlenstoff, den wir in den drei sehr verschiednen Zuständen von
Kohle,
Graphit und
Diamant kennen. Es fand sich ferner, daß die Umwandlung, wie sie sich durch Licht langsam vollzieht, durch
Hitze bei Abschluß der Luft rasch und mit größern Mengen bewirkt werde. Es ist dazu nur erforderlich, den gemeinen P. in
einer geschloßnen, mit einem Sicherheitsrohr versehenen Retorte, nachdem daraus die atmosphärische
Luft durch ein andres Gas, z. B. Kohlensäure, vertrieben worden, längere Zeit einer höhern
Temperatur bis zu 250° C. auszusetzen. Die Umwandlung geschieht indes nicht so vollständig, daß nicht Reste von gewöhnlichem
P. in der Masse verblieben, die deshalb noch entzündlich ist.
Wenn aber diese Reste durch
Schwefelkohlenstoff aufgelöst und ausgezogen worden oder in andrer Weise
entfernt worden sind, hat man den roten oder sog. amorphen P., der im Handel entweder in braunroten,
harten, zerreiblichen, glanzlosen Stücken oder als scharlachrotes Pulver erscheint. Aber nicht allein die äußere Beschaffenheit,
sondern auch die sonstigen Eigenschaffen ^[richtig: Eigenschaften] finden sich durch die Hitze so verändert,
daß man einen ganz andern Stoff vor sich zu haben glaubt.
Dichte und Schwere des roten P. betragen fast das Doppelte des gemeinen; er ist unlöslich in den Mitteln, die den gewöhnlichen
P. lösen: er hält sich an freier Luft völlig unverändert und trocken, leuchtet auch nicht im Finstern;
durch Reibung oder Stoß ist er nicht zu entzünden, bildet also eine Ware, die für den Transport ganz ungefährlich ist.
Gegen Hitze ist er so wenig empfänglich, daß er erst bei 260°, wo seine Verdampfung beginnt, unter lebhaftem Funkensprühen
verbrennt. Bei allen niedrigern Temperaturen findet keine Verdampfung, also auch kein Geruch statt.
Geschieht die Verdampfung in einem Destilliergefäße, so findet sich der Stoff als gemeiner P. in der Vorlage wieder. Merkwürdig
ist auch, daß der rote P. durchaus nicht mehr giftig ist und ohne Gefahr darauf probiert werden kann. Man hoffte, daß daraus
für die Arbeiter in den Zündholzfabriken, die so schweren Krankheiten ausgesetzt sind, ein Segen erwachsen
werde, indem man den gefahrlosen Stoff völlig an Stelle des giftigen setzen würde. Es ist indes nicht dahin gekommen und
der rote P. dient jetzt nur noch bei Darstellung derjenigen
Zündhölzer, die sich nur auf der dazu präparierten
Reibfläche entzünden, wie sie jetzt als schwedische von neuem aufgetreten sind und augenscheinlich mehr Glück machen als
bei ihrem ersten Erscheinen als Antiphosphorhölzer.
Der Verbrauch des roten P. ist daher im Zunehmen; seine Fabrikation geschieht besonders in England, wohin Prof.
Schröter bald nachher seine Erfindung verkauft hatte, und zwar an die großartigste Phosphorfabrik
von Albright und Wilson in Oldbury, von welcher
auch der gewöhnliche P. größtenteils herstammt. Der rote P. erhält die
Eigenschaft, durch Reibung entzündet zu werden, im höchsten Grade wieder, wenn er mit chlorsaurem
Kali gemischt ist.
Der rote P. wird aber auch in großer Menge zur Bereitung von Jodphosphor verwendet, welcher wieder zur
Fabrikation von Jodmethyl und Jodäthyl für die Teerfarbenindustrie benötigt wird; der gewöhnliche P. eignet sich hierzu
wegen zu heftiger Einwirkung nicht gut. Die gesamte Phosphorproduktion liegt jetzt in den Händen einiger weniger englischen
und französischen Fabrikanten, die ganz Europa mit ihrem Fabrikate versorgen, da die deutschen und österreichischen
Phosphorfabriken sämtlich eingegangen sind. Die jährl. Produktion soll sich jetzt auf 24000 Ztr.
belaufen, zu deren Erzeugung 300000 Ztr.
Knochen gehören. - Zoll: P. und phosphorsaureSalze, sowie die genannten Phosphorpräparate
sind zollfrei. Phosphorzündhölzer gem. Tarif Nr. 5 e.
(Phosphorbronce); ein seit einigen Jahren in Aufnahme gekommenes ausgezeichnetes
Material zur Herstellung von Maschinenteilen, die eine besondre Härte und Festigkeit besitzen sollen, z. B.
Achsenlager, Kolbenringe, Schrauben, Dampfschieber, Zahnräder, Druckwalzen etc. Die P. besteht
aus
Kupfer,
Zinn und
Phosphor. Je nach der Größe des Phosphorgehaltes sind die Eigenschaften verschieden; mit der Zunahme
des Phosphorgehaltes wächst die Härte, nicht aber die Festigkeit; ebenso wächst die Dünnflüssigkeit
im geschmolzenen Zustande mit dem Phosphorgehalte. Man kann die P. zäh, wie Schmiedeeisen, oder hart wie Stahl herstellen.
An der Luft oxydiert sie sich viel schwieriger als
Messing oder gewöhnliche
Bronze. Eine am meisten gebräuchliche P. besteht
aus 90
Kupfer, 9-9,5
Zinn und 0,5-0,75
Phosphor.
Die Darstellung der P. geschieht auf verschiedne Weise; man legt die Phosphorstangen in Kupfervitriollösung, damit sie sich
mit einer Schicht
Kupfer überziehen und beim Einwerfen in das schmelzende
Kupfer nicht zu schnell verbrennen, was immerhin
zum großen Teil geschieht, oder indem man das granulierte
Kupfer mit phosphorsauremKalk, Kieselguhr und
Kohle zusammenschmilzt, wobei der
Phosphor aus dem phosphorsaurenKalk (Knochenasche) reduziert wird. In beiden Fällen setzt
man dann das
Zinn später zu; man stellt auch zuerst
Phosphorzinn her und schmilzt dieses mit dem
Kupfer zusammen. - Zoll s.
Kupfer. Maschinenteile aus P. gem. Tarif Nr. 15 b 2 δ.
(Phosphorpentoxyd, acidum phosphoricum), eine Verbindung von
Phosphor mit Sauerstoff
im Verhältnis von 31 Gewichtsteilen des ersteren mit 40 Gewichtsteilen des letzteren. Diese P. läßt sich rasch erzeugen,
wenn man die von einem Stückchen brennenden
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mehr
Phosphors aufsteigenden weißen Wolken mit einem kalten Gegenstand, etwa einer Glasglocke, auffängt. Sie legen sich in Form
schneeartiger Kristalle an und die Säure ist unter diesen Umständen wasserfrei; hinzugebrachtes Wasser verschluckt sie
begierig unter Zischen. Diese wasserfreie Phosphorsäure (Phosphorsäureanhydrit) bildet jedoch für gewöhnlich keinen Handelsartikel,
sondern nur solche P., die noch Wasser chemisch gebunden enthält, demnach Phosphorsäurehydrat ist.
Zur Darstellung derselben befolgt man in der größeren Praxis zwei Methoden; je nachdem ein mehr oder weniger reines Produkt
beabsichtigt wird, oxydiert man entweder Phosphor mit Salpetersäure oder scheidet die P. direkt mit Hilfe von Schwefelsäure
aus gebrannten Knochen ab. Werden Salpetersäure und Phosphor in einer Retorte erwärmt, so beginnt mit
dem Schmelzen des letzteren der Oxydationsprozeß, indem die Säure einen Teil ihres Sauerstoffs an den Phosphor abtritt,
dadurch zu salpetriger Säure reduziert wird und als solche in braunroten giftigen Dämpfen entweicht. Durch Steigerung der
Hitze verjagt man alle salpetrige und etwa überschüssige Salpetersäure und hat nun eine mehr oder weniger
dickflüssige, wasserhelle Lösung von P., die, wenn die völlige Reinheit des Phosphors nicht gesichert war, noch mit Schwefelwasserstoffgas
zu behandeln ist, um etwaiges Arsen abzuscheiden.
Diese flüssige Säure (acidum phosphoricum concentratum) ist in mehreren Konzentrationsgraden bis zur Sirupsdicke käuflich
und besteht dann aus dem Trihydrat der P. (dreibasische P.); sie ist ohne Geruch und hat einen stark,
aber angenehm sauren Geschmack. Die reine P. von bestimmten Stärkegraden findet medizinische Anwendung; sie dient zur Darstellung
reiner phosphorsaurerSalze und hat in chemischen Laboratorien häufige Verwendung. Eine neue, wenigstens in Amerika schon
starke Verwendung hat die Säure zu der von Liebig empfohlenen Schnellbackmethode, wobei dieselbe, in
bestimmten Verhältnissen mit doppelt kohlensaurem Natron und Chlorkalium dem Mehlteige einverleibt, aus dem ersteren Kohlensäure
entwickelt, welche das sofortige Aufgehen des Teiges bewirkt, indes phosphorsaures Natron nebst Chlorkalium als wertvolle Bestandteile
des Brotes zurückbleiben.
Weniger reine Säure wird aus gebrannten Knochen dargestellt, die wie zur Bereitung des Phosphors mit Schwefelsäure
extrahiert werden. Durch starkes Eindunsten der Lösung wird erstlich der Gipsgehalt derselben zum Auskristallisieren veranlaßt,
dann die Säurelösung weiter eingedampft. Die so abgeschiedne Säure ist jedoch noch kalkhaltig und muß noch weiter gereinigt
werden; für manche Zwecke ist dies nicht nötig, wie z. B. in der Baumwollenfärberei
und Kattundruckerei.
Man nennt die aus Knochen bereitete Säure: acidum phosphoricum ex ossibus. Wird die auf die eine oder andre Weise bereitete
P. bis zur Rotglühhitze erhitzt, so verliert sie einen Teil ihres Wassers, gerät ins Schmelzen und bildet nach dem
Erkalten eine wasserhelle Masse, die sog. Eisphosphorsäure (acidum phosphoricum glaciale),
die aber leicht an
der Luft zerfließt und deshalb in gut verschlossenen Gefäßen aufzubewahren ist. In reiner Darstellung
wird sie erhalten, wenn man die rohe Säure vor dem Abdampfen mit Salmiak übersättigt, wodurch der Gehalt von Kalk und Magnesia
ausgefällt und die Säure in ein Salz, phosphorsaures Ammoniak, verwandelt wird.
Dieses wird dann in gleicher Weise erst zur Trockne eingedampft und dann schwach geglüht. Beim Glühen wird alles Ammoniak
ausgetrieben und die Säure bleibt isoliert zurück. Es ist diese sowohl in Stücken als zu Stängelchen ausgegossen verkäuflich;
sie besteht aus dem Monohydrat der P. und wird auch Metaphosphorsäure genannt; sehr häufig enthält
diese glasige P. einen absichtlichen Zusatz von Natron, das darin als metaphosphorsaures Natron enthalten ist, oft bis zu
20%. Die P. hat auch einige technische Verwendung in der Färberei und Zeugdruckerei und soll die Gewebe weniger angreifen
wie Wein-, Zitronen- und Kleesäure. Sonst dient die Säure in gewissen Fallen auch als ein vorzügliches
Lötmittel. -
Die P. findet sich ebenso wenig frei in der Natur als der Phosphor selbst, ist aber, in Form von Salzen, an Alkalien, Erden,
Metalloxyde gebunden, über die ganze Erde verbreitet, am häufigsten als phosphorsaurer Kalk. Diese phosphorhaltigen
Salze hat bekanntlich die neuere Wissenschaft als eine Grundbedingung für das pflanzliche und animalische Leben erkannt.
Ein Ackerboden ohne Gehalt an solchen Salzen wäre unfruchtbar und kein Samenkorn könnte in ihm zur Ausbildung gelangen.
Aus den Pflanzen und vorzugsweise den Samen entnehmen hinwiederum die lebenden Geschöpfe die Phosphorverbindungen,
welche nicht allein für den Knochenbau, sondern für den ganzen Organismus unentbehrlich sind und überall in demselben
nachgewiesen werden können.
Folge dieser Einsicht ist die jetzt so lebhaft betriebene Herbeiziehung von phosphorsäurehaltigen Stoffen zum Gebrauch als
Düngmittel, worüber in den einschlägigen Artikeln wie Knochen, Guano, Apatit Näheres enthalten ist.
Der reine phosphorsaure Kalk (Calcaria phosphorica) wird für medizinischen Gebrauch, zur Aufbesserung kranker Knochensysteme,
künstlich bereitet als Niederschlag aus einer Vermischung von Chlorcalcium- und phosphorsaurer Natronlösung. Er bildet trocken
ein blendend weißes zartes Pulver. - Zollfrei.