und die rübenartige Wurzel im getrockneten Zustande Arzneiwaren. Beide enthalten, und zwar die Samen am reichlichsten (1
Prozent) ein eigentümliches, stark würzhaft riechendes und brennend schmeckendes ätherisches
Öl, das gelblich, etwas dickflüssig
ist und mit der Zeit dunkler und dicker wird. Dieses
Öl (oleum petroselini) wird aus den frisch getrockneten
Samen mit Wasser destilliert; nebenbei erhält man Petersilienwasser, welches in Apotheken benutzt wird. Die Wirkung der
P. und der Präparate daraus ist eine harntreibende. Das
Öl ist wie andre ätherische
Öle käuflich und zu 48 Mk. pro Kilo
angesetzt. - Zoll:Petersilienkraut und Wurzel gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p
2;
ein kräftig und angenehm riechendes ätherisches
Öl, grünlich gelb, dünnflüssig, wird aus den Blättern
und kleinen, noch unreifen, abgefallenen Früchten der Orangenbäume durch Destillation gewonnen.
Man unterscheidet im französischen
Handel zwei Sorten: Essence petitgrain Bigerrade, die teurere Sorte, und Essence petitgrain Portugal, die billigere.
Man
benutzt das P. in der feinen
Parfümerie. - Zoll:Petitgrainöl gem. Tarif Nr. 5 a.
(Erdöl,Erdnaphtha, oleum petrae). Vor einer kurzen Reihe von Jahren war Petroleum unter diesem oder häufiger
unter dem entsprechenden deutschen Namen Steinöl (oleum petrae) nur ein Apotheken- und Droguerieartikel von geringer Bedeutung
und mäßigem Verbrauch zum Auflösen harziger Stoffe, zu Einreibungen in der Tierheilkunde, zum Aufbewahren
leicht oxydierbarer Metalle wie
Kalium und
Natrium. Es kamen solche
Öle durch russische Händler vom Kaspischen Meere (bei
Baku), vom Schwarzen Meer, aus Italien.
Diese
Öle waren damals wesentlich teurer, als das seit der Entdeckung der großen amerikanischen Lager gebräuchliche
Öl, das bekanntlich durch sein massenhaftes Vorkommen in Nordamerika und den Geschäftseifer der Amerikaner in wenig
Jahren ein Welthandelsartikel von eminenter Bedeutung geworden ist, vom stärksten Einfluß auf die Verhältnisse des Groß-
und Kleinhandels, der Technik und der häuslichen Ökonomie. Das großartige Auftreten am Markte ließ diesen altbekannten
Stoff sogar als einen ganz neuen Artikel erscheinen.
Natürlich war diese Änderung der Dinge nur dadurch möglich, daß für das Erdöl eine neue ausgedehnte und nachhaltige
Verwendung gefunden war, nämlich als ein guter und wohlfeiler Beleuchtungsstoff. In Nordamerika sind die unterirdischen
Lager dieses Naturprodukts von erstaunlicher Mächtigkeit; der hauptsächlichste Öldistrikt ist der
Westen Pennsylvaniens; aber die Region seines Vorkommens erstreckt sich viel weiter und zieht sich von Westkanada durch Neuyork
und Pennsylvanien westlich nach Ohio und Kentucky, dann weiterhin südlich nach Westvirginien.
Auch in Kalifornien gibt es reiche, noch wenig in Angriff genommene Ölschätze. Selbstfließende Ölquellen sind in Nordamerika
immer bekannt gewesen; sie fanden kaum andre Benutzung als daß die Indianer mit dem
Öl die Glieder einrieben
gegen Rheumatismus; sie wurden sogar nicht selten als großer Übelstand befunden, da sie die fließenden Wässer
verunreinigten.
Nachdem aber einmal der Spekulationsgeist der Amerikaner sich auf den Gegenstand geworfen, wurden Bohrbrunnen zu vielen Tausenden
angelegt; 1860 und 1861 waren die tollen Jahre des Ölfiebers mit ihren oft so drastisch geschilderten
Scenen von Spekur lation ^[richtig: Spekulation], Schwindel, Glück und Unglück.
Man triff- ^[richtig: trifft] auf
Öl in einer Tiefe von 24-200 m; in der Regel ist eine überlagernde Felsschicht zu durchbrechen.
Das freigewordene
Öl dringt immet ^[richtig: immer] in Vermischung mit Wasser und häufig in Begleitung
großer Mengen brennbarer Gase heraus; bildet zuweilen hochspringende Fontainen, die später aufhören. Wo keine Selbstergießung
mehr stattfindet oder von Anfang an nicht bestand, werden die Pumpen angesetzt, bis auch diese nichts mehr fördern, worauf
das Bohrloch verlassen wird, wenn es sich nicht etwa nachgehends wieder füllt.
Das Geschäft Nordamerikas in diesem Artikel ist riesenhaft gewachsen und noch fortwährend in Zunahme. Im Jahre 1861 wurden
im ganzen erst 1194682 Gallonen ausgeführt, 1868 schon 99½ Mill.; 1869 gewann
man in Pennsylvanien allein 4215142 Barrel, jedes Barrel zu 43 Gallonen. Die Bradfordregion in Pennsylvanien
liefert allein jetzt aus 1300 Quellen täglich 10000 Barrels. Als täglichen Durchschnittsertrag rechnete man schon vor 10 Jahren 10000 Barrels
oder 20000 Ztr. Dazu kommt noch die Ölernte der Staaten Ohio, Kentucky und Westvirginien, zusammen
mit etwa 1/7 der Förderung Pennsylvaniens, und die ebenfalls sehr beträchtliche Ausbeute Kanadas. Die
amerikanische Gesamtproduktion an Petroleum belief sich:
1871 auf
222276264
Gallonen
1876 "
377029044
"
1878 "
636865401
"
1879 "
829149762
"
1880 "
1093361682
"
Die Ausfuhr von rohem und raffiniertem P. aus Amerika betrug (excl. des dortigen Konsums) im Jahre 1880: 658454664
Gallonen. Durch Übereinkunft der beiderseitigen Handlungsbehörden ist für den amerikanisch-europäischen
Handel das Gewicht an Stelle des Hohlmaßes getreten und bestimmt worden, daß die Gallone 6½ engl.
Pfd., das Barrel mithin 200 engl. Pfd. Inhalt
haben muß. - Das amerikanische P. ist als Ware so vorherrschend, daß sich das über den Artikel überhaupt zu Sagende
am besten an dieses knüpft, indes die anderweitigen Vorkommnisse nachgehends noch besonders aufgeführt werden.
Die Erdöle sind Gemenge verschiedner Kohlenwasserstoffe, ihrer chemischen Zusammensetzung nach einer fortlaufenden Reihe
(Sumpfgasreihe) angehörend und je nach dem Vorherrschen der einen oder der andern Glieder dieser Reihe auch verschieden
im Ansehen, spezifischer Schwere und Flüssigkeitsgrad. Ebenso gehören
Bergteer und
Asphalt zu derselben
Reihe und unterscheiden sich nur durch den reichlichen Gehalt der höheren Glieder jener Reihe und, was den
Asphalt anlangt,
den gänzlichen Mangel der niedrigeren. Welchen Ursprung die Erdöle und ihre Verwandten haben, darüber herrscht völlige
Ungewißheit. Man vermutet nur, daß große unterirdische Lager organischer
¶
mehr
vorhistorischer Reste von Seetangen, Muschel- und Korallenbänken in langsamer Destillation durch Erdwärme die Gase und Öle
hergeben möchten. In Steinkohlenlagern die Quelle zu suchen, scheint weniger annehmbar, da die Destillationsprodukte der
Steinkohle doch wieder anders geartet sind. Je nachdem die Rohstoffe in der Erdkruste mehr oder weniger angehäuft sind,
muß die Zersetzung entweder schon beendet sein oder noch fortdauern; daher ist in manchen Lokalitäten
nur eine einmalige Ausbeute thunlich, während in andern Fällen das Weggenommene sich immer wieder ersetzt, daher eine noch
beständig fortgehende Neubildung angenommen werden muß. Die Erdöle sind je nach den Gegenden ihres Vorkommens fast immer
verschieden; manchmal bestehen solche Verschiedenheiten selbst in näherer Nachbarschaft.
Aus Amerika kommen zwei Hauptsorten, pennsylvanisches als die beste, und canadisches, worunter auch die Öle der übrigen
Vereinsstaaten mit begriffen sein mögen, welche alle, gleich dem canadischen, den Gütegrad des pennsylvanischen nicht erreichen.
Eine dritte Sorte, das westvirginische, ist zu Beleuchtungszwecken gar nicht tauglich, sondern nur zu
Schmiermitteln (s. Globeöl). Das rohe pennsylvanisehe Öl ist heller, ins Dunkelgrüne spielend, dünnflüssiger, weniger
übelriechend und leichter als das kanadische; sein spezif. Gewicht ist 0,815 bis 0,820. Es gibt einen höheren Ertrag an
Leuchtöl als jenes, welches dunkelbraun ist, überaus widerwärtig riecht und ein spezif. Gewicht von
0,832 bis 0,835 hat.
Alle diese Öle sind zum unmittelbaren Verbrauch in Lampen unbrauchbar; sie enthalten hierzu teils zu flüchtige, feuergefährliche,
teils zu schwere, die Flamme trübende Bestandteile und nur das ist brauchbar, was die Mitte zwischen beiden hält. Die ganze
Rohmasse ist demnach vermöge ihres Gehalts an sehr flüchtigen Ölen sehr leicht entzündlich und daher
feuergefährlich. Es kommt auch in jüngster Zeit, der Feuergefährlichkeit wegen, nur noch ein geringer Anteil solchen Rohöls
aus Amerika zur Verschiffung, der Hauptmenge wird vielmehr vorher der leicht brennbare Bestandteil durch Destillation entzogen,
oder es wird gleich raffiniertes Brennpetroleum dargestellt und in den Handel gebracht. Ein nicht unbeträchtlicher
Anteil aber wird erst in Europa vollends raffiniert.
Die vollständige Verarbeitung des Rohstoffs ergibt folgende Produkte. Der leichtflüchtigste Anteil des frisch der Erde entquollenen
Petroleums wird Rhigolen genannt; es kann nur in Amerika gewonnen werden, da es schon bei 30° C. in lebhaftes Sieden
gerät. Die nach diesem zunächst überdestillierenden Kohlenwasserstoffe führen den Namen Petroleumäther, es ist dies
eine leichte und sehr leicht feuerfangende, bei 50-60° siedende Flüssigkeit von 0,655-0,660 spezif. Gewicht, die zum Ausziehen
fetter Öle und sonst als Lösungsmittel für Harze und Fette dient und auch in Apotheken geführt wird. Ein Petroleumäther
von 0,655 bis 0,670 wird Gasolin genannt und in den sogenannten Luftgasapparaten als Leuchtstoff verwendet. Die Partie von
0,670-0,700 spezif. Gewicht wird unter dem
Namen Ligroin zum Brennen in besonderen Lampen verwendet.
Die bei circa 80° C. überdestillierenden Teile von 0,700-0,715 spezif. Gewicht bilden das Petroleumbenzin des Handels.
Dasselbe dient als kräftiges Auflösungsmittel für Fette, Harze und Kautschuk, zum Verdünnen von Ölfarben,
zu Fleckwasser statt des gewöhnlichen Benzins aus Steinkohlen, das es wohl in dieser Hinsicht, nicht aber zur Bereitung von
Teerfarben vertreten kann.
Bei einer Temperatur von 120 bis 150° folgt das sog. künstliche Terpentinöl, wenn es überhaupt gesondert
dargestellt wird. Es ist nicht flüchtig genug, um als Fleckwasser zu dienen, als Leuchtöl noch zu leicht entzündlich,
löst Harze nicht gut auf, und dient daher nur zum Verdünnen von Leinölfirnissen, zum Reinigen der Buchdruckformen u.
dgl. Die Hauptware endlich, das Leuchtöl oder Brennpetroleum, geht bei der Hitze
von 150-250° C. über.
Bei Temperaturen über 300° folgt dann noch ein dickes schweres Öl, das beim Kaltwerden butterartig erstarrt, das Schmieröl.
Außer zu Wagen- und Maschinenschmiere benutzt man diesen Stoff neuerdings häufig zur Darstellung eines schönen Leuchtgases
und sind namentlich die Gasapparate für kleinern Bedarf, wie sie die Fabrik von Hirzel in Leipzig liefert,
sehr beliebt geworden. Das Öl, sowie es in bemessener Menge auf den glühenden Boden der Retorte tropft, löst sich augenblicklich
in ein schön brennendes Gas auf, das beim Durchstreichen durch eine Säule von Koaks seine Teerteile abgibt und dann völlig
rein ist. Das Schmieröl hat auch einen Gehalt an paraffinartiger Masse, die neuerdings vollkommen farb-
und geruchlos abgeschieden und unter dem Namen Vaselin (s. d.) verkauft wird, jedoch weicher als das Braunkohlenparaffin
ist. -
Das Brennpetroleum ist farblos oder bloß gelblich und zeigt bei darauf fallendem Tageslichte einen bläulichen Schimmer.
Das farblose wird mit der Zeit von selbst wieder gelblich. Nicht allein das Brennpetroleum, sondern auch
die leichter flüchtigen Produkte werden, bevor sie in den Handel kommen, einer Reinigung unterworfen. Die Flüssigkeiten
werden zu dem Zwecke erst mit einigen Prozent englischer Schwefelsäure zusammengearbeitet, dann durch Absetzenlassen von
der Säure getrennt und mit Wasser gewaschen. Dieselbe Prozedur wird dann noch einmal unter Anwendung
von Ätznatronlauge statt der Säure wiederholt und so werden alle brenzlichen sauren und alkalischen Destillationsprodukte
entfernt. -
Das P. bildet jetzt den meist verbrauchten flüssigen Leuchtstoff; und wenn es gut gereinigt ist, gibt es eine schöne, dem
Gaslicht ähnliche, Flamme und ist bei nur gewöhnlicher Vorsicht so ungefährlich wie Solaröl. Eine
Feuergefährlichkeit ist aber vorhanden, wenn dem Stoffe die flüchtigen Bestandteile entweder nicht gehörig abdestilliert,
oder wenn ähnliche feuergefährliche Stoffe, wie z. B. Photogen, betrügerischer Weise wieder
zugesetzt werden, eine Prozedur, die man zu vermuten starke Ursache hat. Durch solchen Gehalt an flüchtigen Stoffen wird
das Öl nicht nur feuerfangend,
¶