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auf den Sand des Ufers hin, wo sie in der glühenden Sonne bald von selbst aufklaffen, aber auch eben so rasch in völlige
Fäulnis übergehen. Dieser abscheulich riechende Schlamm wird nun von den Perlen
händlern und -Fischern emsig durchsucht
und der Gehalt an P. durch Siebe verschiednen Kalibers sortiert.
Die P. finden sich in den verschiedensten Größen von dem Kaliber einer Kirsche bis zu dem eines Mohnkörnchens.
Die größten sind natürlich Prachtstücke und große Seltenheiten. Größere Exemplare bis zu einem gewissen Kaliber herab
werden einzeln verhandelt und heißen Stück- oder Zahlperlen;
kleinere, die Lotperlen, werden zusammen nach Gewicht verkauft.
Die kleinsten, mohnkorngroßen und sonst als Schmuckware nicht brauchbaren bilden einen Ausschuß, der
bei den Engländern Saatperlen
heißt. Diese haben immer noch einen gewissen Preis und werden an Indier, Chinesen etc.
verkauft. In Indien brennt man daraus einen teuern
Kalk, den die reichen Malaien beim Kauen von Betel und Arekanuß verwenden.
Der Form nach sind die ganz runden P. die am höchsten taxierten. Von der Kugelform abweichende, wenn
sie nur eine regelmäßige Gestalt haben, können aber auch auf einer hohen Wertstufe stehen; die birn-, ei- und zwiebelförmigen
namentlich sind sehr gesucht zu Ohrgehängen. Schiefe, höckerige und sonst unförmliche Exemplare heißen Barokperlen.
Aus
ihnen läßt sich zuweilen auch noch etwas Wertvolles aussuchen. -
Kropfperlen
sind solche, die an der Innenseite der Muschelschalen selbst warzenartig festgewachsen waren, also höchstens
nur einseitig, zum Besetzen dienen können. Ihr Wert ist daher auch entsprechend geringer. In der Färbung der P. kommen
auch Abweichungen vor. Die Haupt- und Staatsfarbe ist immer das eigentümlich ins matte, durchscheinende
Weiß mit silberigem Schimmer, das bald mehr ins Gelbliche, bald Bläuliche zieht. Andersfarbige, wenn sie rein gefärbt
und gut von Gestalt sind, können aber auch hohe Preise erzielen, so namentlich schwarze, bleifarbige und
Pink colour (Nelkenfarbe),
fleckige dagegen sind natürlich von geringem Wert.
Die ostindischen P. kommen zum Teil schon durchbohrt zum Verkauf und heißen dann bei den Engländern Wittwen, die nicht gebohrten Jungfern. Die Ostindier verstehen sich auf das Bohren viel besser als die Europäer und stellen engere, geradere und reinere Bohrlöcher her. Die ostindischen P. haben vor allen andern den Vorzug, weil sie das schönste Wasser haben, wenn auch im gelblichen Ton; anderortige Erzeugnisse sind in der Regel matter an Glanz und fallen schwerer ins Gewicht. -
Im Persischen Golf haben sich die Perlen
fischereien ihren alten Ruf bis in unsere Zeit erhalten und geben nicht geringe Ausbeute,
trotzdem daß dort jedermann gegen eine Abgabe frei fischen darf. Natürlich haben aber auch dort die
Taucher selbst von ihrer schweren Arbeit kaum den Unterhalt und sind in den Händen von Unternehmern und Kaufleuten. Es finden
sich
Muscheln fast längs der ganzen arabischen Küste wie an den verschiednen kleinen Inseln des Golfs. Die
ausgedehnteste Fischerei findet statt auf
einigen Bänken nahe der Insel Bahrein und wird von den Bewohnern dieser Insel,
sowie denen der Inseln Arad und Kerak betrieben, die dafür dem Sultan von Maskat, dem Herrn dieser Inseln, einen großen
Pacht zahlen müssen. Es sind dort 1600 Boote und 8000 Taucher in Thätigkeit; die Taucher arbeiten dort
aber erst in den heißesten Monaten, Juli, August, September, weil außer dieser Zeit das tiefe Wasser zu kalt ist. Im Juni
sind sie in den flachern Wässern der Küste. Der jährliche Ertrag der Insel Bahrein allein wird auf 200-250000 Pfd.
St. geschätzt; aber auch die übrigen Fischereiplätze liefern ihr Produkt an diesen Haupthandelsplatz
ab, auf dem die Kaufleute aus Indien, Persien, Arabien ihre Einkäufe machen. Man rechnet, daß im ganzen Persischen Golf 5000 Boote
und 30000 Menschen mit Perlen
fischen beschäftigt sind. -
Im Roten Meer ist der Hauptperlen
distrikt das Inselmeer von Dahalak bei Abyssinien mit der gleichnamigen
Hauptinsel. Es soll dort zweierlei Arten von Perlmuscheln geben. Der Perlen
markt ist zu Dömöllo auf der Ostseite der großen
Insel und der Handel wird hauptsächlich von indischen Kaufleuten (Banianen) betrieben. Der dortige Umsatz soll gegen 180000
Mk. jährlich betragen. -
In der Neuen Welt lebt die Perlen
muschel am östlichen wie am westlichen Gestade Mittelamerikas, im Stillen
Meer nicht nur an der Westküste Mexikos, sondern noch weiter nach Kalifornien hinauf. Die nordmexikanischen Gewässer des
Stillen Meeres, besonders das sog. Purpurmeer zwischen Kap Pichilingue und der Insel Cerara,
ergeben, von indianischen Tauchern befischt, noch heute leidliche Erträge und Mexiko hat noch einige
Perlen
ausfuhr, während die sonst reichen Bänke in den Bayen von Panama und Nicoya, im Karaibischen Meer um die berühmte
Perleninsel S. Magarita und an der übrigen Küstenstrecke des ehemaligen Kolumbia schon unter der Herrschaft der Spanier
so ausgebeutet worden sind, daß sie ihre Bedeutung verloren haben und verschiedne neuere Unternehmungen
den erwarteten Erfolg nicht hatten. Die Spanier haben ungemeine Mengen, doch zuletzt nur noch ein Minimum von P. nach Europa
gebracht; allerdings nahmen sie auch die überschwenglichen Vorräte mit, die sie schon im Besitz der Mexikaner vorfanden,
welche ebenso große Perlenliebhaber waren wie irgend ein asiatisches Volk. -
Die jüngsten, erst seit wenigen Jahren entdeckten Fundorte von P. liegen an der Westküste von Australien. Es sind von dort schon recht wertvolle Stücke und besonders auch in schöner Perlmutter nach England gekommen. Im Jahre 1880 wurden schon für 2 Mill. Mk. P. von dort ausgeführt, darunter sehr große im Werte von 1000, 5000 und mehr Mark pro Stück. -
Die orientalischen P., von denen aber vieles im Orient verbleibt, kommen von Indien meistens direkt, vom Persischen und Roten Meer über Ägypten, die von den Westküsten Amerikas aus Mexiko, vom Karaibischen Meer über die Insel St. Thomas. -
Der Haupthandelsplatz für P. ist lange Zeit Amsterdam gewesen, aber in neuerer Zeit hat Paris die erste Stelle inne. In London, ¶
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Hamburg und auf den Leipziger Messen werden auch Geschäfte in P. gemacht. Man taxiert und verwiegt die Ware nach Karaten ganz wie Edelsteine; was aber das Karat kosten soll, ist Sache des Übereinkommens und wird gewöhnlich unter Beziehung auf eine Probeperle bestimmt. In den Handel kommende ganze Perlenschnüre sind wieder mehr wert als die addierten Preise der einzeln taxierten Stücke, denn da es schwer hält und oft lange dauert, bis ein Kaufmann so viel gleichartige Stücke zusammen hat, daß sie eine Schnur geben, so muß dieses Sammeln und Assortieren natürlich auch und zwar sehr hoch vergütet werden.
Die vorhandenen größten P. haben Werte, die immer in die Hunderttausende gehen. Es existieren nur wenige solche Stücke im Besitz von Fürsten und Schatzkammern; diese sind also keine Kaufware und deren Preise, wie der Kaufmann sagt, nur nominell. Das aus 32 P. bestehende Kollier, welches die Kronprinzessin von Preußen als Brautgeschenk erhielt, hat ½ Million Franken gekostet. Die glänzendste Erscheinung der Neuzeit prangte auf der Londoner Ausstellung von 1862, ein Exemplar von 450 Karat oder über 100 g Gewicht. Nur die Perle kam ihr zuvor, welche einst in der Krone Philipps II. glänzte und von ihm mit 14000 Dukaten bezahlt wurde. Sie hat die Größe eines Taubeneies und gilt für die größte, die überhaupt jemals aus dem Meere gezogen wurde.
Zu den Perlenschätzen des Meeres kommt noch als ein sehr kleiner Beitrag das hinzu, was gelegentlich die Flußperlmuschel liefert, die in Flüßchen und Bächen des Festlandes gemäßigter Klimate, in Berg- und Hügelland ihren Wohnsitz hat. Die Flußperlmuschel ist ein ganz andres Tier, wie ihre Verwandte zur See, stellt eine genau um das Zwei- bis Dreifache vergrößerte Kopie der gewöhnlichen Flußmuschel dar und wird etwa 12-18 cm lang. Die Seemuschel dagegen hat eine halbrunde oder fast kreisrunde Form, ist handgroß und größer, am Rande ausgelappt und außerhalb von mehreren starken Rippen, die vom Schloß nach dem Rande zu verlaufen, durchzogen. Die Flußperlmuschel ist ohne Zweifel ursprünglich sehr verbreitet gewesen; im sächsischen Voigtlande und in Bayern, hier besonders in Oberfranken und im Bayerischen Wald, nordwestlich von Passau, wird das Tier seit langen Zeiten gehegt und die Ausbeute an P. und Perlmutter gehört zu den Regalien. -
In den Flüssen Schottlands, besonders im Tay und Isla und in verschiednen Seen lebt die Perlmuschel ebenfalls; die schottischen Perlen waren während des Mittelalters durch ganz Europa berühmt und noch vor hundert Jahren wurden für mehr als 180000 Mk. jährlich gefischt. Später verfiel die Industrie, bis sie 1860 der deutsche Juwelenhändler Unger in Edinburg wieder wachrief. Er versprach für gefundene P. sehr gute Preise und veranlaßte dadurch eine wahre Völkerwanderung nach den Flüssen, die auch nicht ohne Erfolg blieb, denn 1864 hatte Unger schon an 210000 Mk. für überbrachte P. zu bezahlen. Nachdem aber alle erreichbaren Muscheltiere den Gewässern gierig entrissen und diese nach P. durchsucht waren, hatte die Sache ein ebenso rasches Ende und man hat dort entweder jetzt die völlige Ausrottung, oder einen Zustand, der nur in langen Zeiten durch rationelle Wirtschaft wieder gebessert werden kann. -
In Kalifornien wurde seiner Zeit die Entdeckung gemacht, daß der Fluß Colorado mit seinen Nebenflüssen die Flußpermuschel ^[richtig: Flußperlmuschel] in großen Mengen beherberge. Die alsbald sich entwickelnde freie Ausbeutung wird wohl jetzt schon reine Wirtschaft gemacht haben. Man hat dort wie überall Schlechtes und Mittelmäßiges und einige ausgezeichnete Stücke, bis zur Größe von Büchsenkugeln, gefunden. -
In Bayern beläuft sich die jährliche Ausbeute auf etwa 3600 Stück P., im Werte von dreimal so viel Mark, und unter dieser Zahl befinden sich etwa 200 Stück erster Klasse, die reine Farbe und schönen Glanz haben. -
Am nachhaltigsten hat Sachsen die Perlmuschelzucht in der Weißen Elster im Voigtlande gepflegt, denn sie wurde bereits 1621 vom Kurfürsten Johann Georg I. zum Regal erhoben. Die Mitglieder einer und derselben Familie sind seitdem die Aufseher des in zehn Reviere eingeteilten Distrikts der Elster und der zugehörigen Bäche, von denen alljährlich ein Distrikt abgesucht wird. Der dortige Perlenertrag hat im Laufe der Jahre wohl viele Tausend Mark abgeworfen; indes stellt sich der jährliche Ertragswert doch nur auf 450-15000 Mk., wozu aber noch die Perlmutter kommt. Es werden im Durchschnitt jährlich etwa 700 alte und ausrangierte Muscheln verkauft.
Die Tiere sollen nach der dort gebildeten Meinung 100-200 Jahre alt werden können. Diese P. werden ihrem Werte nach klassifiziert in helle, halbhelle, Sand-, angewachsene und verdorbene P. Der Farbe nach unterscheidet man aschgraue, rötliche, bläuliche und milchfarbene. Die schönste Sammlung voigtländischer P. bildet ein Kollier, das 1805 zusammengesetzt worden und ein Bestandteil der Sammlungen des Grünen Gewölbes in Dresden ist. Sein Wert ist etwa 9000 Mk. -
Alle P. haben übrigens den natürlichen Mangel, daß ihre Schönheit sich mit der Zeit abmindert, wie es von einer teilweise tierischen Substanz auch kaum anders zu erwarten ist. Alte P. gegen frische stechen daher auffällig zu ihrem Nachteil ab. -
Die Kunst der Imitation ist vor der Nachahmung der P. nicht zurückgeschreckt; abgesehen von andern nicht erwähnenswerten Produkten ist es die in Frankreich erfundene Methode zur Herstellung unechter P., welche prächtige und fürs Auge höchst täuschende Produkte liefert. Es sind die von Glas geblasenen Hohlkügelchen, deren Innenwand mit der sog. Perlenessenz ausgekleidet ist, einem feinen silberigen Pulver, das in umständlicher und subtiler Weise aus den Schuppen von Weißfischen präpariert wird. Der übrige Hohlraum ist dann mit Wachs ausgegossen. Diese Fabrikate sind natürlich als eine leichte und sehr zerbrechliche Ware nur zur Augentäuschung geschaffen; aber diese bewirken sie, namentlich bei Lampenlicht, auch vollkommen. Am schönsten werden sie in Paris gemacht, außerdem in Straßburg, Schwäbisch-Gmünd, Wien, Venedig u. a. O. -
Echte P., ungefaßt, gem. Tarif im Anh. ¶