bei dem
Papiere der neuen 50 Markscheine zu sehen ist. - Die Tapetenfabrikation hat seit Mitte dieses Jahrhunderts ungeheure
Dimensionen angenommen und die geschmackvollsten Muster in zwei bis drei billigen Erdfarbenüancen sind jetzt zu so niedrigen
Preisen zu kaufen, daß die Stubenmalerei nicht mehr dagegen aufkommen kann. Zudem ist es eine günstige
Eigenschaft der tapezierten Stuben, daß sie gesunder, weil an der Außenmauer gegen Wind abgeschlossener und im Winter wärmer,
im Sommer kühler sind, als solche mit nackten Wänden. - Die Zahl der Tapetenfabriken ist sehr bedeutend. Die Hauptsitze
sind Paris, Rouen, Lyon, London,
Manchester, Edinburgh, Berlin, Dresden, Breslau, Köln, Darmstadt, Nürnberg,
Stuttgart, Wien, Prag und viele kleinere Orte. Die Zahl der Tapetenfabriken in Deutschland kann gegenwärtig 140 sein. Die
Einfuhr betrug 1881 1642 Kilozentner (gegen 1181 in 1880), die Ausfuhr 21705 Kilozentner (gegen 18220 in 1880).
Der deutsche Einfuhrzoll beträgt gem. Tarif im Anh. Nr. 27 f 3 24 Mk.
für 100 kg.
(carton; board, card-board, paste-board) ist eine über 40/100 mm bis 5 mm dicke Platte aus verfilzten Fasern
von sehr verschiedner Güte, je nach dem Gebrauche für feine oder geringe Buchbinder- und Kartonagearbeiten, Verpackungen
und Bedachungen. Die Saugpappen bestehen aus Wollenhadernstoff und dienen zum Trocknen feuchter Gegenstände
und Stoffe; die Buchbinderpappen für Bucheinbände, Kästchen und allerlei Kartonagen sind zumeist aus
Makulatur, Holzstoff
und einem Mineralzusatz gearbeitet; die feinen Kartons bestehen aus gutem Hadernstoff.
Auch hier gibt es Hand- und Maschinenarbeit. Die erstere erfolgt gerade wie beim Handpapier, doch werden, anstatt wie bei
diesem ein Bogen, zwei bis zehn und mehr Bogen von der Form aufeinander gegautscht, um im nassen Zustande
die einzelnen Bogen dicht mit einander zu verbinden. Dann folgt das Pressen, Aufhängen zum Trocknen, wieder Pressen und
erforderlichenfalls das Glätten. Die P. haben meist größere Formate, als die
Papiere, und arbeiten sich leichter und mit
weniger Ausschuß.
Die Maschinenpappen werden auf sehr einfachen Cylinder-Pappenmaschinen dargestellt, indem das Papierband von dem Cylinder
auf eine hölzerne Trommel läuft, welche nach Größe der zu arbeitenden P. Einschnitte hat. Es laufen nun so viel Schichten
auf der Trommel übereinander, als die P. dick werden soll. Dann wird bei dem Einschnitt die P. durchschnitten,
auf
Filze gelegt und, wenn ein Stoß fertig ist, dieser gepreßt. Man hat auch die Trocknung durch Dampfcylinder versucht,
wendet sie auch in einigen Fabriken an, doch stellt sie sich im Verhältnis der niedrigen Pappenpreise zu teuer. - Die Dachpappe
ist seit dreißig Jahren aufgekommen und beruht ihre Anwendung auf der wissenschaftlichen Erfahrung,
daß tierische
Wolle in Verbindung mit
Kreosot unverbrennlich ist.
Man nahm daher P. aus Wollenhadern, welche damals sehr billig waren, setzte das billigste Kreosotpräparat, den
Teer, kochend
hinzu und imprägnierte damit die P. Seit durch
die Shoddyfabrikation die Wollenhadern einen bis zwanzigfach höheren
Preis als früher erlangt haben, kann von einer Verwendung derselben zur Dachpappe nicht mehr die Rede sein, sondern man
verwendet andre ordinäre P. aus
Makulatur, geringem Holzstoff und geringsten
Hadern, Kehricht und Staub, sodaß in Verbindung
mit
Teer, trotz Zusatz von Kalkstaub und Sand, von einer Unverbrennlichkeit nicht mehr die Rede sein
kann. - Zoll: Dachpappe gem. Tarif im Anh. Nr. 27 b; Pappdeckel
Nr. 27 d; Pappdeckel aus zusammengeleimten Papierbogen, oder mit
Papier überzogen, ebenso äußerlich gefärbte oder mit
Mustern bedruckte Nr. 27 e. Zu Kartons etc. zugeschnittene
P. Nr. 27 f 2, mit Zeugstoff beklebte Nr. 27 f 3.
(Meleguettapfeffer,Guinnapfeffer, grana paradisi); ein jetzt nur noch wenig gangbarer Artikel (des
Droguenhandels), der aus den Samen verschiedner Arten von Amomum besteht, Pflanzen zur natürlichen Familie der Scitamineen
(Gewürzlilien) gehörig und also verwandt mit
Ingwer und
Kardamomen. Es werden verschiedne Arten, A. Meleguetta, A. Granum
Paradisi u. a. als Stammpflanzen genannt und hiernach große, mittlere
und kleine P. unterschieden.
Die zweite von der letztgenannten Art stammende Sorte ist die gewöhnliche; die Samen sind glänzend braun und hart, rundlich
eckig und fast vierseitig, mit feinen Runzeln und Wärzchen bedeckt, auf dem Durchschnitt weiß und mehlig. Der Geschmack
ist stark gewürzhaft und beißend wie
Pfeffer und
Ingwer. Die schmeckenden Stoffe befinden sich in der
Samenschale und bestehen aus wenig ätherischem
Öl und einem sehr brennend schmeckenden
Harz. Die Drogue ist außer offizinellen
Gebrauch gekommen und wird auch als
Gewürz wenig mehr verwendet; dagegen benutzt man sie, um dem
Essig undBranntwein
einen schärfern und kräftigern Geschmack zu geben, sowie auch bei der Bereitung bitterer
Liköre. - Den Namen P. führen
irrtümlicherweise zuweilen auch die Bisamkörner oder Abelmoschussamen (semen Abelmoschi), aus Ost- und Westindien, von
Hibiscus Abelmoschus stammend; sie werden sehr selten noch und dann nur zu Parfümeriezwecken verwendet. - Zoll gem.
Tarif Nr. 25 i.
(nebst Photogen und Solaröl). Unter dem Namen P. kommt ein Gemisch verschiedner, aber unter sich sehr ähnlicher
Kohlenwasserstoffe in den Handel, die aus dem Braunkohlenteer fabrikmäßig gewonnen werden, aber auch in geringer Menge
im Holzteer und dem Rohpetroleum enthalten sind. Das P. ist ein sehr beliebtes Material zur Kerzenfabrikation,
denn es brennt mit schöner heller Flamme und bei passendem Docht ohne alle Rußbildung. Dieser Stoff war längere Zeit nur
den Chemikern bekannt. Reichenbach fand ihn, nebst
Kreosot und andern interessanten Stoffen, im Buchenholzteer, und gab ihm
seinen Namen nach den beiden Worten parum affinis, wenig verwandt, weil er sich gegen Säuren und andre
stark wirkende Mittel auffallend indifferent verhält. Er hat auch sogleich auf die technische Verwendbarkeit desselben hingewiesen;
nur kannte
¶
mehr
man anfänglich keinen ökonomisch möglichen Rohstoff dafür. Das P., als ein Destillationsprodukt, fand sich in der Folge
auch in andern Holzteeren, aber erst in dem Teer gewisser Braunkohlen fand man die Quelle, die eine technische Benutzung thunlich
machte. Es hat jedoch mit der zu P. tauglichen Braunkohle die eigene Bewandtnis, daß sie sich bisher
nur in einer einzelnen Gegend Deutschlands hat finden lassen, nämlich im preußischen Herzogtum Sachsen zwischen Weißenfels
und Zeitz. -
Man hat vergeblich in nah und fern mit Braunkohlen, Torf, Kohlenschiefer experimentiert und nirgends Erfolg gehabt, d. h. teils
zu wenig, teils gar kein P. daraus erhalten. Nur in der genannten Gegend floriert die interessante Industrie,
welche aus Erdkohle zugleich drei Leuchtstoffe, P., Photogen und Solaröl zieht. Diese Kohle ist aber auch von der gewöhnlichen
ganz verschieden und hat gar nichts Kohlenartiges im Aussehen, erscheint vielmehr wie eine leichte hellbraune, bröcklige
Erde und führt den besonderen Namen Pyropissit; erst wenn man sieht, daß der Stoff an einer Flamme
sich sofort entzündet und kerzenartig abbrennt, weiß man, woran man mit ihm ist.
Das P. findet sich aber auch bereits fertig in der Natur vor in dicken Erdölen und erdharzigen Stoffen. Bis jetzt hat man
aber erst zwei Gelegenheiten zur praktischen Ausbeutung solcher Vorkommnisse, nämlich den in Galizien
am Fuße der Karpathen vorkommenden Ozokerit oder das Erdwachs (s. d.) und in Ungarn einen bituminösen Schiefer. Von diesen
dreierlei Rohstoffen erfordern der erste und dritte genau dieselbe Bearbeitung durch Schwelen, Destillieren etc.,
um die Öle und deren abgeleitete Produkte zu gewinnen.
Das Erdwachs dagegen ist ein Stoff, der, in der Wärme geschmolzen, genau ein solches Öl gibt, wie es
jenen erst durch Hitze abgetrieben werden muß, daher hier das Schwelen wegfällt und gleich mit dem Destillieren des geschmolzenen
Wachses begonnen werden kann. Das P. aus dem Erdwachs, Ceresin genannt, ist im äußern etwas von dem aus
der Braunkohle verschieden, nicht so transparent, dem Stearin im Aussehen näher kommend. Der bituminöse Schiefer kommt in
großer Ausdehnung in Ungarn und im Banat vor, wird aber zur Zeit nur erst in letzterer Gegend abgebaut. Es werden dort in
der Nähe der Stadt Oravicza von einer Wiener Kapitalistengesellschaft bedeutende Gruben und Fabriken
unterhalten.
Wie schon das Erdwachs mehr Öl und weniger P. liefert als die Braunkohle, so geht beim Kohlenschiefer das Verhältnis noch
mehr auseinander, denn es werden aus diesem nur 5-6% P., dagegen 49% Petroleum und noch einige Prozente Schmieröl erhalten,
ein Umstand, der nicht zum Schaden gereicht, da die Öle immer mehr Geldwert haben als jenes. Das Schieferparaffin
ist schöner als das aus Erdwachs, hat einen etwas dunklern Ton und ist härter als jedes andre. Es gibt welches, das den
hohen Schmelzpunkt von 63° C. hat. Es ist schon bemerkt worden, daß das P., chemisch genommen, nicht
immer ein und derselbe Kohlenwassertoff ^[richtig: Kohlenwasserstoff] ist; es gibt vielmehr eine Gruppe solcher Verbindungen,
die
zwar analog, doch nicht gleich zusammengesetzt sind. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre verschiednen Schmelzpunkte,
und es ist begreiflich eine Ware um so wertvoller, je höher dieser liegt. Man hat P.e gefunden, die
schon bei einigen 30° schmelzen; der aus Buchenteer schmilzt bei 43°.
Das österreichisch-ungarische Paraffinerzeugnis, welches den angegebenen Umständen nach nicht groß ist, hat seinen Absatzmarkt
im Inlande und einiges geht nach den Donaufürstentümern und den angrenzenden türkischen Provinzen. Neuerdings hat man
auch in Süd-Utah und Arizona bedeutende Lager von Erdwachs gefunden, die über 6 m mächtig sein sollen.
- Der in der Provinz Sachsen im Jahre 1878 zur Verarbeitung auf P., Photogen und Solaröl gelangte Braunkohlenteer belief
sich auf 43859566 kg. -
Das sog. Schwelen der Kohle zum Behuf der Teergewinnung ist eine Destillation aus eisernen
Retorten bei möglichst geringer Hitze, da eine zu hohe Temperatur einen Teil des entstehenden Teeres
in Gas verwandeln würde, welches hier verloren wäre. Das ganze Verfahren gleicht übrigens der Destillation von Leuchtgas,
nur hat das Teerprodukt weder mit Steinkohlen- noch mit Holzteer Ähnlichkeit; es ist vielmehr im warmen Zustande ein klares,
dünnes, hellbraunes Öl, ähnlich rohem Petroleum. Es entsteht in den Retorten als Dampf, der mit Saugwerken
(Exhaustoren) herausgezogen und in den Kondensator getrieben wird, ein gewöhnlich im Freien stehendes System von Metallröhren,
in welchem die Dämpfe flüssige Form annehmen. Diese Flüssigkeit wird gewöhnlich sogleich in große gußeiserne Blasen
gebracht und einer weitern Destillation unterworfen. Diese ist eine stufenweise, indem man mit gelinder
Hitze anfängt und diese allmählich steigert. Es gehen bei den verschiednen Hitzegraden verschiedne Produkte über, zuerst
die flüchtigsten, dann immer schwerer flüchtige. Diese Destillate werden jedes gesondert aufgefangen.
Die ersten und leichtesten Öle geben gereinigt das Photogen; in einer mittlern Periode gehen dickere
und schwerere Öle über und bilden den Rohstoff für Solaröl; bei der weitern Steigerung der Hitze von 200° aufwärts erfolgt
das schwerste Destillat, welches reichlich P. aufgelöst enthält und im ganzen als eine Lösung von P. in Solaröl betrachtet
werden kann und den Namen Paraffinöl führt. Dieser Stoff wird in großen, in kühlen Räumen stehenden,
Bassins mehrere Wochen sich selbst überlassen und es kristallisiert währenddem der größere Teil des P. in glänzenden
gelbweißen Blättern heraus.
Durch Ausschleudern auf der Zentrifugalmaschine wird diese Masse vom anhängenden Öl befreit und dann mit konzentrierter
Schwefelsäure behandelt, welche das P. selbst nicht angreift, aber die noch darin befindlichen fremden
Bestandteile zerstört. Nach dem Entsäuren der Masse durch Waschen mit Wasser und Natronlauge unterliegt dieselbe wiederholten
starken Pressungen, um sie von leichtschmelzbaren Kohlenwasserstoffen zu befreien, welche sie zu weich machen würden. Durch
das Pressen wird also der Schmelzpunkt
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