Geum urbanum, einer durch ganz Deutschland an Zäunen, im Gebüsch und lichten Wäldern wachsenden, etwa fußhohen Pflanze
mit einzelnen gelben Blüten, die zur Familie der Rosaceen gehört. Der Wurzelstock ist höckerig, am untern Ende abgestorben,
mit schwarzbraunen Schuppen bedeckt und ringsum mit fadenförmigen Nebenwurzeln besetzt. Die innen braunrote dünne Rinde
umgibt ein gelblichweißes
Holz und dieses ein blaurötliches Mark. Die frische Wurzel riecht schwach nach Würznelken;
der Geruch verliert sich indes beim Trocknen. Der Geschmack ist bitter und zusammenziehend. Der mit den Stengelresten und
Wurzeln im Frühjahr zu sammelnde Wurzelstock wird bei gelinder Wärme getrocknet und in wohlverschlossenen Gläsern oder
Blechbüchsen aufbewahrt. - Zollfrei.
(cortex cassiae caryophyllatae); die Stammrinde von Dicypellium caryophyllatum, eines in Brasilien und
Westindien wachsenden, zur Familie der Laurineen gehörigen Baumes; man erhält die Ware in zusammengerollten
Röhren, der
Hauptsache nach aus der glatten rotbraunen Bastschicht bestehend und nur teilweise noch vorhandener Außenrinde. Der Geruch
und Geschmack erinnert zugleich an
Zimt und an Nelken. Man verwendet die Rinde bei der Bereitung aromatischer
Liköre ebenso das daraus dargestellte ätherische Nelkenzimtöl (oleum cassiae caryophyllatae). Das Pulver der Rinde
wird angeblich auch zur Verfälschung des Gewürznelkenpulvers benutzt. - Zollfrei.
(Waschblau). Das eigentliche N. zum Bläuen der Wäsche besteht aus
Stärke, die mit Indigkarmin
gefärbt und in kleine Täfelchen geformt ist. An seiner Stelle wird neuerdings häufig künstliches
Ultramarin angewandt,
das in kleinen Portionen mit heißem Wasser angerührt und dem Blauwasser zugesetzt wird. Es ist dieses Blau auch ganz zweckmäßig,
während dagegen
Berlinerblau, das ebenfalls zuweilen mit
Stärke oder
Kreide gemischt als N. verkauft wird,
zum Bläuen gar nicht taugt, da es ein starkes Vergelben der Zeuge bewirkt. Dieses Blau ist leicht daran erkennbar, daß
es seine Farbe verliert und braun wird, wenn man es mit Sodalösung vermischt erhitzt. - Zollfrei.
(Bricken,Pricken,Felsensauger, frz. lamproies; engl.
lambreys). Bekannte Knorpelfische von aalartiger Gestalt, die im Inlande nur mariniert und meist sehr
klein vorkommen, aber auch im frischen Zustande gebraten sehr gut zu essen sind. Diese
Tiere haben ihren sonderbaren Namen
daher, daß man die sieben Kiemenlöcher, die auf jeder Seite liegen, für Augen ansah und sich noch dazu
um zwei verzählte. Sie haben die Eigenheit, sich mit ihrem runden, trichterförmigen Maul an Steinen und Felsen oft so fest
anzusaugen, daß sie kaum loszulösen sind. Es gibt zweierlei Arten, die Flußbricke (Petromyzon fluviatilis) und die große
Seebricke oder Lamprete (Petromyzon marinus). Die erstere, die gewöhnlich kaum fingerdick und höchstens 3 dm
lang auf den Tisch kommt, kann bei gehöriger Schonung an 9 dm lang werden und ist dann viel schmackhafter. Das
Tier sieht
im Leben oberhalb olivengrün aus, mit weißen Wölkchen durchzogen,
am Bauche silberweiß. Die
Fische haben ein sehr zähes
Leben und lassen sich daher auch mit Schnee verpackt lebendig weit versenden.
Dieselben leben besonders in Norddeutschland, den russischen Ostseeprovinzen, auch in England in großer Menge in Flüssen
und Flüßchen. Im Sommer halten sie sich in der Tiefe, werden auch in dieser Zeit nicht gefangen, weil sie da mager und
nicht schmackhaft sind. Im Herbst, Winter und Frühjahr sind sie fetter; der beste Fang ist im Dezember;
man haut dann Löcher ins
Eis und steckt Birkenreisig hinein, an das sie sich oft in Menge ansaugen. Sonst fängt man sie
auch im Februar und März mit Hainen und Reusen. Die
Tiere werden ausgenommen, schwach geröstet oder gebraten mitEssig,
Gewürzen und
Lorbeerblättern eingelegt und in den bekannten Fäßchen von den preußischen Ostseestädten, von Bremen und
Lüneburg in den Handel gebracht. Die aus dem Lüneburgischen sind die besten, daher auch im Kleinhandel allen das Prädikat
Lüneburger beigelegt wird. -
Die Lamprete (P. marinus) lebt in fast allen europäischen Meeren, wird über 9 dm lang und armsdick,
ist grünlich, gelb und braun marmoriert und mit zwei Rückenflossen versehen. Sie hat ein besonders weißes, fettes und
festes
Fleisch und gilt als Delikatesse. Im Frühjahr geht der
Fisch des Laichens halber in den Flüssen und Nebenflüssen
aufwärts und wird dabei gefangen, am häufigsten in den Flüssen Englands und der Bretagne. In geringerer
Zahl kommt er nach Deutschland in die Stromgebiete der Elbe, Weser und des Rheins und kommt dann in der Regel frisch zum
Konsum. Sonst ist seine Zubereitung wie die der Flußbricken. - Zoll: Frische N. sind zollfrei, marinierte gem.
des Tarifs im Anh. Nr. 25 p 1.
(frz. und engl. ebenso) ist eines der selteneren
und schwierig zu gewinnenden Metalle, dessen Existenz seit 1751 bekannt, dessen technische Verwendung aber weit jünger ist.
Erst als aus
Kupfer und N. eine brauchbare silberähnliche
Legierung,
Argentan, erhalten worden war, erhielt
es seinen Kaufwert. Das reine Metall hat noch jetzt keine Verwendung. Es ist im reinen Zustande fast silberweiß, hat gegossen
ein spezif. Gewicht von 8,3, gehämmert 8,8, ist schwer zu schmelzen, bei Rotglut hämmer- und streckbar, läßt sich schweißen,
in dünneBleche walzen und zu dünnen
Drähten ausziehen. Poliert zeigt es einen schönen dauerhaften
Glanz.
Die Nickelerze sind hauptsächlich Verbindungen des Metalles mit
Schwefel oder Arsen, enthalten aber fast immer noch andre
Schwefelmetalle; das N. bildet zuweilen nur einen kleinen Anteil darin. Am häufigsten tritt das Metall in Gesellschaft von
Kobalt auf (s. d.). Das für Deutschland wichtigste Erz
ist das Kupfernickel, von den Bergleuten so genannt, weil es nach seinem Aussehen ein reiches Kupfererz zu sein schien, aber
den Erwartungen nicht entsprach. Es ist Arsennickel mit fast immer mehr oder weniger Gehalt an Arsenkobalt und als
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mehr
Nebenbestandteile noch Eisen, Antimon, Schwefel. Andre in kleinerer Menge vorkommende Erze sind Nickelglanz (Verbindung von
Schwefel- und Arseniknickel), Nickelspießglanz (Schwefel- und Antimonnickel), Nickelkies oder Schwefelnickel. Von letzterem
finden sich in der Grafschaft Lancaster in Pennsylvanien bedeutende Lager in schöner Reinheit. Die Gewinnung des N. geht
vielfach Hand in Hand mit der Kobaltblaufabrikation; kleinere Mengen werden wohl auch bei Verhüttung
mancher Silber-, Kupfer- und Bleierze nebenbei gewonnen. In Sachsen wird das Metall auf den Blaufarbenwerken dargestellt aus
der beim Schmaltebrennen abfallenden Kobalt- oder Nickelspeise (vgl. Kobalt), einem früher als unbrauchbar weggeworfenen Nebenprodukt,
das etwa 50% des Metalles enthält. Es werden daselbst, nachdem die alten Halden längst aufgearbeitet
sind, sowohl die inländischen als von auswärts bezogenen Erze verarbeitet.
Die Speise ist ein unreines, Kobalt, Kupfer, Eisen, zuweilen Wismut enthaltendes Nickelarsen. Die Trennung der Masse in ihre
verschiednen Bestandteile kann nach verschiednen Methoden geschehen, ist aber immer sehr umständlich. Gewöhnlich kommt
das Nickelmetall unter dem Namen Würfelnickel in den Handel. Es sind dies kleine stumpf kantige Würfel
von etwa 1 cm Seitenlänge; das aus einer Lösung niedergeschlagene, gewaschene und getrocknete Oxydul wird mit etwas Mehlteig
zusammengeknetet, ausgerollt und in Würfel geschnitten, die man nach völliger Austrocknung mit Kohlenpulver in Schmelztigel
einsetzt und in starke Weißglühhitze bringt, bei welcher das Oxyd zu Metall reduziert wird und die
Würfel bedeutend schwinden. Dieses metallische Produkt hat eine bräunlich gelbe oder gelblich graue Färbung, denn es ist
noch kein reines Metall, sondern enthält Kupfer und Eisen und auch mehr oder weniger nichtmetallische, in Säuren unlösliche
Stoffe.
Es sind die Reinheitsgrade des Metalles nach den verschiednen Bezugsquellen und Herstellungsweisen sehr
ungleich, und kann der wirkliche Metallgehalt von 98 bis auf einige 50% herabgehen. Die Neusilberfabriken haben daher das
käufliche N. meist noch durch Umschmelzen zu läutern, was in einem feuerfesten Flammofen mit abschüssiger Sohle geschieht,
von welcher das strengflüssige Metall nach mehrstündigem Feuern als reiner Regulus langsam herabfließt.
Hierbei treten auch noch Arsenikdämpfe auf. Die Niederlagen der sächsischen Blaufarbenwerke verkaufen Würfelnickel, außerdem
zweierlei Oxyde, grün und schwarz, zu grünen und gelben Nüancen für Porzellanmalerei und Glasfärbung.
Das Metall kommt im Handel auch vor als gepreßter Nickelschwamm, granuliertes N. und in gerissenen Scheiben
wie Kupfer. Nickel-schwamm wird erhalten durch Glühen von oxalsaurem Nickelsalz und bildet eine so feine poröse Masse, daß
sie wie Gips Wasser verschluckt. Die Oxalsäure wirkt in der Glühhitze durch ihren Kohlenstoff reduzierend, es entweicht
Kohlensäure und zurückbleibt ein Schwamm von gediegenem Metall. Reine Nickelsalze, namentlich das oxalsaure
und das salpetersaure, finden sich im Chemikalienhandel und werden bei chemischen
Prüfungen gebraucht.
Das N. findet auch als Münzmetall Verwendung. Deutschland hat 5- und 10-Pfennigstücke aus einer Legierung von Kupfer und
N.; in der Schweiz und Belgien besteht die Scheidemünze, 5- und 10-Centimenstücke, aus Kupfer und N. Nordamerika
hatte, einige südamerikanische Staaten haben noch Nickelmünzen. Eine der wichtigsten Anwendungen des Metalles ist gegenwärtig
die zur Herstellung galvanischer Vernickelungen auf Messing und Zink, vorwiegend aber auf Eisen und Stahl.
Hierzu wird am meisten Nickelammoniumsulfat verwendet. Die Vernickelung ist, wenn gut ausgeführt, äußerst haltbar, denn
das N. ist mindestens ebenso hart wie Schmiedeisen, ist der Oxydation nicht unterworfen und läuft selbst
in Schwefelwasserstoff nicht an. Dabei nimmt die Nickelhaut eine gute Politur an. Vernickelt werden Maschinenteile, Werkzeuge,
Schlösser, Schlüssel und Schloßgriffe, chirurgische Instrumente, Meßinstrumente, Handwaffen, Sporen, Ketten etc. -
Die Gewinnung des N. erstreckt sich über einen großen Teil Europas; über Deutschland, Österreich,
Belgien (aus italienischen Erzen); England (aus ungarischen, spanischen und schwedischen Erzen), Schweden und Norwegen. Das
Ausbringen beläuft sich in Deutschland auf etwa 250000 kg im Jahre. Ein Kilo kostet jetzt etwa 30 Mk.;
1867, also vor Einführung der Nickelmünzen 8 Mk. Der größte Produzent an N. ist Amerika.
Dort liefert eine einzige Grube (La Motte in Missourie) monatlich 5-600000 kg Erze. -
Zoll: Nickelerze sowie Nickelmetall in Barren, Würfeln auch in Verbindung mit andern Metallen (Neusilber, Kobaltspeise)
zollfrei. Nickelmetall geschmiedet oder gewalzt Nr. 19 b des Tarifs. Vernickelte Eisen waren Nr. 6 e 3 β, dgl. Kupfer- oder
Messingwaren Nr. 19 d 3; fein gearbeitete Schmucksachen und Galanteriewaren Nr. 20 b 2. Die
Vernickelung von Maschinenteilen und Instrumenten übt auf die Tarifierung derselben keinen Einfluß aus.