Bezeichnung ostindischer N. bezieht sich auf keine andre Ware als die chinesische, die übrigens nur aus jener einen Provinz
kommen soll, weil anderwärts angeblich die gelbe
Baumwolle ausartet. Es wurde dieser Stoff in Europa bald nachgeahmt und
fast überall gefertigt, wo
Baumwolle verarbeitet wird, in Deutschland besonders in Sachsen und Böhmen.
Die dazu benutzten weißen, mit Eisenlösungen gefärbten Stoffe trafen aber doch meistens die echte Nüance nicht so genau,
daß sie nicht leicht zu unterscheiden gewesen wären, und die Farbe ging bei jeder Wäsche mehr aus.
Auch an Haltbarkeit des Stoffes blieben die echten N. unerreicht. Man fertigte bald auch den Stoff in
andern Farben, grau, grün, blau, auch vielfach bunt gestreift, geflammt, gewürfelt, meliert etc.,
ferner neben glatten auch verschiedne Köpernankings, sodaß die Benennung N. sich über eine ganze Klasse starker baumwollner
wohlfeiler Sommerstoffe verbreitete. Gegenwärtig hat der Bezug der chinesischen Ware so gut wie aufgehört, und auch an
Stelle der europäischen Fabrikate sind schönere Stoffe mit andern Namen getreten. - Zoll gem.
Tarif im Anh. Nr. 2 d 1-3.
Dieser Name dient erstlich zur Bezeichnung der hellsten Sorten Steinöl (s.
Petroleum), wofür besser Bergnaphtha
gesetzt wird. Ferner ist er eine alte Benennung für
Äther, und hiernach ist Schwefelnaphtha (N. vitrioli)
so viel wie Schwefeläther, richtiger
Äther; Essignaphta (N. acetica)
Essigäther; N. formicarum
Ameisenäther. - Seit das
nordamerikanische
Petroleum Handelsware geworden, versteht man endlich unter N. auch das Destillat von flüchtigen, leicht
feuerfangenden
Ölen, welche diesem Erdöl erst entzogen werden müssen, bevor es zum Brennen in Lampen gebraucht
werden kann. - Zoll: Als Destillat von flüchtigen
Ölen sowie als Steinöl gem. Tarif Nr. 29;
(Naphtylhydrür,Steinkohlenkampfer); ein fester Kohlenwasserstoff, der sich bei der trocknen Destillation
verschiedner organischer Körper bildet, wenn sie sehr hoch und anhaltend erhitzt werden. Dies findet
statt bei den auf Gas verarbeiteten
Steinkohlen, und daher ist auch der Steinkohlenteer die Quelle, aus der das N. entnommen
wird. Die Ausbeute ist je nach der Kohlensorte, mehr aber noch nach der bei der Vergasung herrschenden Temperatur verschieden
groß und kann zwischen 15 und 50% des
Teers schwanken.
Das N. findet sich selbst im fertigen Leuchtgas aufgelöst und kommt zum Vorschein, wenn die Gasleitungen
von starker Kälte befallen werden, was sich am leichtesten an den Haupthähnen ereignet. Der Stoff erscheint dann fein kristallinisch,
ganz schneeähnlich, hemmt den Gasdurchgang oft bedeutend und wird mit
Spiritus gelöst und weggespült. Bei der
Destillation des
Teers zur Gewinnung von
Benzin etc. tritt das N. in den letzten Perioden bei Hitzen von etwa 200-230° C.
auf und verdichtet sich in den Vorlagen zugleich mit schwerem Teeröl als eine butterartige, kristallinische Masse.
Durch Kaltstellen scheidet sich der feste Körper
mehr von der Flüssigkeit und wird durch Abpressen
als eine stark braune Masse erhalten, die zur Reindarstellung durchgreifende Bearbeitungen erfordert. Es wird dieselbe mit
etwas Natronlauge und dann mit
Schwefelsäure behandelt, mit Wasser gewaschen, hierauf nochmals mit starker Natronlauge bei
100° C. behandelt und dann die Masse noch sublimiert, wobei man die Dämpfe des N. in aus Ziegelsteinen
erbaute, mit
Holz ausgelegte Kammern leitet.
Das sublimierte N. bildet weiße, glänzende, tafelförmige Kristalle, hat völlig rein einen eigenen starken, gewürzhaften
Geruch und Geschmack, schmilzt bei 79° C., siedet bei 216-217° C. und hat das spezifische Gewicht von 1,04. Weingeist,
Äther,
Schwefelkohlenstoff und ätherische
Öle lösen den Stoff reichlich auf. Zuweilen destilliert man
das N. auch, anstatt es zu sublimieren, aus eisernen Destillationsgefäßen über freiem Feuer, wobei die Kühlschlange stets
auf 80° C. erhalten werden muß, damit sie sich nicht verstopft; man gießt dann das noch flüssige N. in eiserne Formen
und erhält es so in kompakten Stücken von kristallinischer Struktur.
Als Kerzenstoff ist das N. ganz ungeeignet, da es bei seinem hohen Gehalt an Kohlenstoff (94%) eine stark qualmende Flamme
gibt. Man hat es daher zuweilen zur Darstellung feinen
Rußes benutzt. Eine andre Verwendung hat der Stoff zur Erzeugung künstlicher
Benzoësäure, da jedoch die aus Pferdeharn bereitete Säure bevorzugt wird, so dürfte dieser Fabrikationszweig
wohl aufhören. Das N. bildet ferner Grundlage zu einer großen Zahl künstlicher Teerfarben. Die ersten Erfolge in der Darstellung
roter, violetter und gelber Farben brachten allerdings weder Schönes noch Haltbares, jetzt hat man jedoch hierin bedeutende
Fortschritte gemacht und werden gewisse Naphthalinfarben in bedeutenden Mengen verbraucht, so namentlich
Bordeaux,
Ponceau,
Orange,
Naphthalingelb. Eine sehr große Menge von N. wird jetzt auf Phtalsäure verarbeitet, die zur Erzeugung
der prächtigen Resorcinfarben dient. Man benutzt das N. jetzt auch als gutes Mittel gegen Motten und ähnliche
Tiere. - Zollfrei.
(Martiusgelb); ein schöner, goldgelber Teerfarbstoff, besteht aus dem Kalksalze,
zuweilen auch dem
Ammoniaksalze des Binitronaphtols, welcher Körper sich wie eine starke Säure verhält. Das N. kann auf
verschiedne Weise fabriziert werden; entweder durch Behandlung der Chlorwasserstoffverbindung des
Naphtylamins mit einer verdünnten
Lösung von salpetrigsaurem Natron, wobei zunächst Diazonaphtol in Verbindung mit Chlorwasserstoff entsteht, welches beim
Erhitzen mit
Salpetersäure bis zum Sieden in das Binitronaphtol übergeht, oder durch Behandlung von
Alphanaphtol mit einer Mischung von
Schwefelsäure und
Salpetersäure bei 100° C. Das N. des Handels ist ein feines gelbes
Pulver, welches beim Verstäuben sehr heftiges und anhaltendes Niesen erregt, in kaltem Wasser wenig, in heißem leicht löslich
ist; es färbt
Wolle und
Seide ohne Beize brillant und echt goldgelb; die Nüancen sind schöner, als die mit
¶
mehr
Pikrinsäure erhaltenen, welche immer einen grünlichen Schein haben. Das Färbevermögen ist groß, da mit 1 kg N. noch 200 kg
Wolle intensiv gelb gefärbt werden können. - Zollfrei. Vgl. Anilinfarben.