(nach Murex, die Purpurschnecke) ist von Liebig und Wöhler ein künstlicher Farbstoff genannt worden, das
schöne Purpurrot, das eine Zeit lang das hohe Interesse der technischen und Modewelt erregte, um bald darauf von einer andern
glänzenden Erscheinung, den
Anilinfarben, zur Seite gedrängt zu werden, sodaß es jetzt ganz außer
Gebrauch gekommen ist. Seinen Ursprung hat dieser Farbkörper (das purpursaure
Ammoniak) in einem tierischen Auswurfstoff,
der stickstoffhaltigen
Harnsäure (s. d.), die am bequemsten aus
Peru-Guano abgeschieden wird.
Trägt man diese pulverförmige Säure in verdünnte
Salpetersäure allmählich ein, so wird sie unter Zersetzung gelöst
und in
Alloxan verwandelt, welches man mit Zinnsalz in Alloxantin überführt; letzteres bildet mit
Ammoniak
versetzt das M.; oder es wird besser gleich die Alloxanlösung mit Salmiakgeist gemischt und bis auf 75° C. erhitzt, wobei
sich der Farbstoff viel reiner in Form eines fein kristallinischen, dunkel rotbraunen Pulvers ausscheidet. Durch Umkristallisieren
desselben aus heißem Wasser können die Kristalle ansehnlicher erhalten werden, mit schöner Purpurfarbe
und grüngoldigem Schimmer. Das
Alloxan läßt sich auch durch bloße Hitze in M. überführen, da es aus seinen eigenen Bestandteilen
das benötigte
Ammoniak zu bilden vermag. In den Handel kam der Farbstoff teils in Teig-, teils in Pulverform; die letztere
ist gewöhnlich ausgiebiger, während die erste noch viele Teile enthalten kann, die der Umwandlung in
Rot entgangen sind. Die mit M. auf Zeugen erzielten Farben sind zwar schön, aber sehr unbeständig. - Zoll: s.
Anilinfarben.
(Conchiferae). Von diesen, zu den Weichtieren gehörigen, kopflosen, mit einer zweiklappigen Schale versehenen
Geschöpfen bilden mehrere Arten, die zur Nahrung dienen, einen Handelsartikel, so die
Austern (s. d.),
die Miesmuscheln und die eßbare Herzmuschel. Aber auch von andern, nicht eßbaren Muscheln werden vielfach die Schalen in
den Handel gebracht und bilden namentlich die Perlmutterschalen (s. d.) einen
nicht unbedeutenden Handelsartikel. -
Die Miesmuschel (Mytilus edulis) ist gewöhnlich gemeint, wenn man im Handel von Muscheln ohne nähere
Bezeichnung spricht; man findet dieses
Tier in fast allen Meeren Europas auf Sandbänken, namentlich in der Nordsee und Ostsee;
in einigen Gegenden werden sie gezüchtet, indem man Holzstämme („Muschelbäume“), denen man nur die dünnsten Zweige
nimmt, in den Meeresboden versenkt, sodaß sie vom Wasser bedeckt sind. An diese Stämme und deren Zweige
setzen sich die Miesmuscheln an. Diese Zucht wird z. B. in der Kieler Bucht betrieben, wo
jährlich gegen tausend Muschelbäume gesetzt und eben so viel gezogen werden, nachdem sie drei bis fünf Jahre gestanden
haben. Auf dem Kieler Markte kommen im Jahre ungefähr 800 Tonnen Miesmuscheln zum Verkauf, wovon jede
durchschnittlich 4200 Stück enthält; also werden zusammen 3360000 Stück dort geerntet und zwar im Winter. Eine bedeutende
Zucht Von Miesmuscheln wird auch bei Esuandes in Frankreich (schon seit dem 13. Jahrhundert) betrieben, ferner
im Meerbusen
von Tarent, bei Venedig etc. Man versendet sie auch mit
Essig übergossen in
Gläser eingesetzt. -
Von der Herzmuschel werden zwei Arten genossen, die große oder stachelige, Cardium echinatum, namentlich an der englischen
Küste und im ganzen Nordseegebiete, und die kleinere, Cardium edule, ebendaselbst und auch in der Ostsee. -
Zoll:Unausgeschälte M. sind zollfrei; ausgeschälte eßbare M., auch in Salzwasser eingelegt,
sowie
Austern gem. Tarif im Anh. Nr. 25 r, in hermetisch verschlossenen
Blechbüchsen eingemachte Nr. 25 p 1. Rohe Muschelschalen sind zollfrei, bloß gespaltene
oder geschnittene Platten oder Stücke Nr. 13 d, polierte geschliffene Schalen sowie Muschelwaren
Nr. 13 g.
unechtes Malergold und dergleichen
Silber. Das erstere besteht aus einer Verbindung von
Zinn und
Schwefel,
ist Doppelschwefelzinn. Zur Verbindung der beiden Elemente gibt es verschiedne Anweisungen, die mehr
oder weniger schöne Produkte ergeben. Man stellt z. B. ein
Amalgam aus 4 Teilen
Zinn und 2 Teile
Quecksilber her, welches nach
dem Vermischen mit 2⅓ Teilen
Schwefel und 2 Teilen
Salmiak im Sandbade anfänglich schwächer, später stärker erhitzt wird.
Salmiak und
Quecksilber dienen dabei als Förderungsmittel zur Verbindung desZinns und
Schwefels, ohne selbst
daran Teil zu nehmen, da sie sich verflüchtigen. Nach beendigter Operation findet sich das M. am
Boden und an den Wandungen
der Retorte in Form schön goldglänzender Flitter, der echten Goldbronze sehr ähnlich. Es wird sowohl in trockner Form
zum Bronzieren und unter
Siegellack, wie in
Gummi abgerieben zum Malen goldähnlicher Verzierungen, auch
in Firnissen verwendet. -
Das Musivsilber, das in ähnlicher Weise zu falschen Versilberungen wie jenes zu dergleichen Vergoldungen dient, ist ein
Amalgam von
Zinn,
Wismut und
Quecksilber. Drei Teile des ersteren werden mit drei Teilen des andern zusammengeschmolzen, die
Legierung gepulvert und mit 1½ Teilen
Quecksilber zusammengerieben, bis das Ganze zu einem silberfarbigen
Pulver verbunden ist, das mit Eiweiß, Gummilösung oder
Firnis abgerieben zum Drucken, Malen oder Schreiben benutzt wird.
Man bezieht beide Artikel von Nürnberg, Fürth, Augsburg und München. -
Unter
Muschelgold, Malergold, frz. or en coquille, engl. shell
gold, versteht man das echte in
Muscheln eingetragene
Gold, welches entweder aus den bei dem Goldschlagen
¶
mehr
entstehenden Abfällen oder durch Ausfällen von verdünnter Goldchloridlösung erhalten wird. - Verzollung: M., unechtes
Malergold gem. Tarif Nr. 5 a.