ersetzen. Immerhin hat man es doch dahin gebracht, Surrogate zu schaffen, die wenigstens in gewissen Fällen Ersatz für
das
Leder bieten, und was die Widerstandsfähigkeit gegen das Wasser und die Witterung anlangt, dieses sogar noch übertreffen.
Es sind dies meist mit
Kautschuk,
Guttapercha, Leinölfirnis,
Asphalt und andern Stoffen imprägnierte Gewebe,
denen man durch gravierte Walzen mittels Aufpressen einer künstlichen Narbe das Aussehen von
Leder gegeben. Hierher gehören
z. B. das sog. Ledertuch oder Krokettledertuch und verschiedne
andre als vegetabilisches
Leder empfohlene ähnliche Fabrikate aus
Jute,
Baumwolle oder Leinen, imprägniert und überstrichen
mit den genannten Stoffen. Auch hat man schon vielfach versucht, aus Lederabfällen ein künstliches
Leder wiederherzustellen. - Zoll für Ledertuch s. Tarif im Anh. Nr. 40 b,
Waren daraus unter 21 d.
diesen Namen führen alle Verbindungen zweier oder mehrerer Metalle unter sich, mit Ausnahme solcher,
in denen das
Quecksilber einen Bestandteil ausmacht, da für diese der besondre Name
Amalgame (s. d.) besteht.
Im gewöhnlichen Leben wird statt Legierung oft der Ausdruck Komposition gebraucht. Die Darstellung solcher Verbindungen
geschieht in der Regel durch Zusammenschmelzen und Umrühren der Bestandteile, in einzelnen Fällen doch auch so, daß man
das eine Metall in Dampfform an das andre treten läßt, wodurch jedoch nur eine unvollkommene, oberflächliche
L. entsteht, so wurde z. B. früher viel
Messing dadurch dargestellt, daß man Zinkdämpfe auf
Kupfer einwirken ließ. In gleicher
Weise wurde früher das giftige Weißkupfer erhalten, dadurch, daß man
Kupfer den Dämpfen von
Arsenik aussetzte. -
Die L. verhalten sich physikalisch ganz wie einfache Metalle und zeigen oft Eigenschaften, die sich aus
denen der Einzelmetalle nicht vorhersagen lassen. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Farbe, als der Härte, Dehnbarkeit oder
Sprödigkeit, des spezifischen Gewichts und des Schmelzpunktes, welcher letztere häufig niedriger ist, als die durchschnittliche
Berechnung aus den Schmelzpunkten der Einzelbestandteile ergibt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß auch die
Metalle wie die andern Elemente sich nach festen Verhältnissen mit einander verbinden und daß zwischen zwei Metallen mehrere
solcher Verbindungen in verschiednen Mengenverhältnissen möglich sind.
Die Praxis hingegen kann ihre Kompositionen nur nach Erfahrungsregeln herstellen und wählt die Bestandteile und ihre Mengenverhältnisse
so, daß ein bestimmter Zweck in wenigst kostspieliger Weise erreicht wird. Ihre Produkte sind demnach
als Gemische anzusehen aus wirklichen Legierungen und möglicherweise überschüssigem Metall, die nur durch gutes Rühren
gleichmäßig werden und es nicht bleiben, wenn den flüssigen Massen durch langes Stehen in diesem Zustande Zeit gelassen
wird, sich innerlich nach ihrer Art zu arrangieren.
Die schwerste Verbindung wird dann die unterste Stelle einnehmen und ein so entstandenes Gußstück dann
in der Regel zu unterst einen höhern Grad von Dichte und Härte zeigen als in den obern Partien. Nicht alle bekannten L. haben
auch einen praktischen Nutzen; andre, namentlich diejenigen, bei welchen
es nur auf eine möglichst annähernde
Nachahmung der Goldfarbe abgesehen war, haben sich unter mancherlei fremden, bald wieder vergessenen Namen einzuführen gesucht,
obschon sie im Grunde nicht viel anders sein konnten, als Messingsorten. Da die gebräuchlichen L. teils bei den betreffenden
Metallen, teils für sich
(Argentan,
Bronze,
Messing etc.) in diesem Buche aufgeführt sind, so bleibt für
hier nur übrig, eine allgemeine Übersicht über die wichtigsten dieser L. zu geben. Es entstehen aus:
Kupfer und
Zinn: Glocken- und Kanonenmetall. Echte oder antike
Bronze.
Silber und
Gold: Grünes, gelbes und Emailliergold.
Zinn,
Blei und
Wismut: Leichtflüssige Metallgemische (Rose's, Newton's Metall), namentlich zur Herstellung von Zeugdruckformen
und zu Matrizen für die Galvanoplastik dienlich. Durch Einführung von etwas Cadmium in solche Mischungen läßt sich der
Schmelzpunkt noch sehr, bis auf 66° C., herabsetzen, sodaß die Schmelzung schon in heißem Wasser erfolgt, indes die
erkaltete L. immer noch ein ziemlich festes Metall bildet (Wood's Metall). -
Kupfer endlich mit
Gold oder
Silber verschmolzen gibt diejenigen L., welche anfänglich allein diesen Namen trugen. Sie stellen
sich dar in jeder
Silber- und Goldmünze und in allen goldenen und silbernen Gebrauchswaren und ist für diese Fälle bekanntlich
der
Silber- und Kupfergehalt durch gesetzliche Vorschriften fest bestimmt. - L. von Metallen sind sämtlich zollfrei. Die
Waren aus solchen L. werden gem. Nr. 19, 42, 3, 43 oder Nr. 20 a,
wie die Waren aus ungemischten Metallen verzollt.
(frz. colle; engl. lime oder glue). Diejenigen Gebilde
des Körpers der Wirbeltiere, welche die Eigenschaft haben, sich durch Kochen mit Wasser in Gallerte
aufzulösen und daher als leimgebende bezeichnet werden, machen einen sehr beträchtlichen Teil des Ganzen aus, denn sie
begreifen das ganze Knochengerüst, die knorpeligen Teile, die äußere Haut und die innern häutigen Gebilde, Därme, Blase,
Schleimhäute, Bindegewebe, den ganzen Apparat der Sehnen,
Bänder, Kapseln,
Röhren etc. Stoffe dieser
Art bleiben bei den meisten Verwendungen von Tierkörpern als
Abfälle übrig und verfallen als sog. Leimgut der Leimsiederei,
die also ihren Rohstoff größtenteils von Fleischern, Gerbern und Abdeckereien bezieht in Form von Hautabschnitzeln und
Schabsel, Flechsen, Gedärmen, Kalbs- und Hammelfüßen, Ohrlappen und andern Resten.
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mehr
Auch die Felle von Hasen und Kaninchen, denen das Haar für die Hutmacherei abgeschoren worden, sind Leimgut, kommen aber in
der Regel nicht in die allgemeine Masse, sondern müssen schon Pergamentleim geben. Aus andern Werkstätten kommen Abfälle
von Pergament, Weiß- und Handschuhleder als Material zu Leim, und aus dem fremden Handel kommen eine
Menge Suronen, havarierte Häute und andres hinzu. Man unterscheidet von dem leimgebenden Gewebe zwei Arten, das Kollagen
und das Chondrogen oder chondringebende Gewebe; ersteres liefert die eigentliche Leimsubstanz (Kolla oder Glutin), letzteres
den Knorpelleim (Chondrin, tierische Gallerte).
Die Verwendbarkeit der Knochen zu L. ist eine neure, erst seit 1812 verwertete Entdeckung, das Leimsieden
aus weichen tierischen Stoffen eine sehr alte Industrie. Aus passenden Knochen nebst einigen andern auserlesenen Stoffen wird
die Gelatine (s. d.) bereitet; übrigens gehen Knochen mit in die gewöhnliche Leimfabrikation ein und zwar gewöhnlich im
Gemisch mit dem andern Leimgut. Es werden ihnen dann zuvor die Kalkteile durch Mazerieren in verdünnter
Salzsäure völlig entzogen, sodaß nur die reine Knorpelmasse übrig bleibt, die sich leicht zu L. zerkocht.
Aus den ganzen, vorher entfetteten Knochen läßt sich durch gespannten Dampf im geschlossenen Cylinder zwar auch der L. ausziehen,
jedoch ist er dann, durch Wirkung der hohen Hitze, von geringer Qualität, und mehr oder weniger schon
in kaltem Wasser löslich. Das Kochen darf nicht zu lange fortgesetzt und muß eine zu hohe Temperatur vermieden werden,
damit die Bindekraft des L. nicht leidet. Je nach der Art der Rohstoffe muß der L. verschieden an Qualität ausfallen, und
dann können noch bei der Herstellung, dem Trocknen, Aufbewahren so manche Umstände die Güte, d. h.
die Bindekraft desselben beeinflussen, sodaß der L. in der That eine Ware ist, über deren Gütegrad man mit Bestimmtheit
nur durch praktische Erprobung sich unterrichten kann.
Die Bestandteile des Leimgutes unterliegen natürlich sehr leicht der Fäulnis, weshalb sie da, wo sie
nicht auf der Stelle verarbeitet werden können, eine vorbeugende Behandlung erfahren müssen. Hierzu dient Einlegen in Kalkmilch
und Trocknen ohne Auswaschen, oder Behandlung mit Karbolsäure. In der Siederei selbst wird das Leimgut auf alle Fälle auf
längere Zeit in Kalkmilch eingelegt, je nach der Jahreszeit ein bis zwei Monate, währenddes die Kalkbrühe
einige Mal erneuert wird.
Der Kalk hindert einesteils die Fäulnis, andrerseits entzieht er dem Leimgut das Fett und andre lösliche Teile. Für die
Bildung und Beschaffenheit des L. selbst aber ist er verderblich und muß daher erst gründlich wieder entfernt werden. Man
packt das Leimgut in Weidenkörbe und hängt diese in einen Fluß oder wäscht das Gut in Ermangelung
dessen mehrmals mit vielem Wasser aus. Nach erfolgter Wässerung breitet man die Masse in dünner Schicht an der Luft aus
und läßt sie unter öfterm Wenden einige Tage liegen.
Hierdurch werden die noch darin verteilten Kalkteilchen unschädlich gemacht, indem
sie durch die Kohlensäure
der Luft aus dem ätzenden Zustande in den kohlensauren übergeführt werden. Zuweilen und in Frankreich gewöhnlich gibt
man dem Leimgut auch eine Art Bleiche, indem man es noch ein paar Tage in Wasser legt, das mit schwefliger Säure geschwängert
ist. Das Lüften wird dadurch unnötig. Das Versieden des Leimgutes mit Wasser erfolgt in älterer Weise
in Kesseln über offenem Feuer.
Die Kessel haben über dem eigentlichen Boden einen zweiten, durchlöcherten, auf welchem die zu verkochende Masse ruht, sodaß
sich in dem Zwischenraume nur klare Lösung sammeln kann. Ist diese konzentriert genug geworden, so läßt
man sie durch einen Hahn ab und auf Klärkufen laufen, wo sie, mit etwas Alaunpulver versetzt, noch einige Stunden heiß
erhalten wird, damit Unreinheiten sich absetzen können. Durch wiederholtes Aufgießen heißen Wassers erhält man dann noch
dünnere Leimbrühen.
Bei dem heutigen Betriebe größerer Anstalten erfolgt die Extraktion des Leimgutes durch Dampf, der
in die untere Partie eines geschlossenen Cylinders geleitet wird, in welchem auf mehreren Siebböden das Leimgut liegt. Der
die Masse durchdringende Dampf verdichtet sich größtenteils zu Wasser, das den gelösten L. nach unten führt, indes der
nicht kondensierte Dampf durch ein oberes Rohr entweicht. Die entstandene Leimlösung wird periodisch
abgezapft und eingedampft. In den großen Leimfabriken Nordamerikas hat sich das Verdampfen der Leimbrühen in Vakuumapparaten
außerordentlich gut bewährt.
Das zuerst fallende Produkt, durch die kürzeste Einwirkung der Hitze erhalten, ist das hellste und beste, die Primasorte;
das weitere Kochen oder Dämpfen ergibt braunere Lösungen von geringerer Qualität; je länger die Leimmasse
der Siedhitze ausgesetzt bleibt, desto geringer ist die Bindekraft des erhaltenen Leims. Die auf die eine oder andre Weise
erhaltene und durch Stehen geklärte Lösung wird dann in hölzerne Kästen überfiltriert und in einem kühlen Lokal dem
Gerinnen überlassen.
Die erstarrte Masse wird ausgestürzt und der Leimblock mit gespannten Messingdrähten mehrfach und so
weit geteilt, daß die Schnitte nach dem Trocknen die bekannten Tafeln ergeben. Das Trocknen erfolgt auf Rahmen, die mit
einem weiten Drahtgeflecht oder sich kreuzenden Bindfaden überspannt sind, und ist bei kleinem Betriebe mit ärmlichen Mitteln
eine sehr prekäre Sache, denn zu hohe Luftwärme macht die Tafeln auf den Horden wieder halbflüssig;
Frost, Nebel, zu rasch trocknende Winde, Gewitter sind nachteilig für die Qualität, resp.
das gute Aussehen der Ware.
Heutzutage, wo das Leimsieden mehr in fabrikmäßigem Zuschnitt betrieben wird, kann man sich in Trockensälen größtenteils
vor ungünstigen Witterungseinflüssen sichern; doch läßt man immer auch für die Zeit der Sommerwärme
die Fabrikation ruhen. Die Trockenräume sind gewöhnlich mit einströmender warmer Luft geheizt und es kommen die frischen
Tafeln zunächst in die kühleren, und mit dem Fortschreiten der Trocknung in wärmere Räume. Auch wo bloße Lufttrocknung
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