(frz. tournesol, engl. litmus); ein bekanntes
blaues Präparat, dessen deutschklingender Name eine Verstümmelung des Lateinischen (iacca ^[richtig: lacca] musci, Mooslack)
ist. Will man es als eine
Lackfarbe betrachten, bei der ein Pflanzenfarbstoff an eine erdige Basis gebunden ist, so ist es
wenigstens keine echte, indem der Farbstoff sich durch Wasser ausziehen läßt. Die Ware wird nur in
Holland aus denselben verschiednen Arten von Flechten fabriziert, aus denen die
Orseille (s. d.) hergestellt wird, und auch
in ähnlicher Weise.
Wie aus den deutschen und schwedischen Flechten die „Erdorseille“, aus den übrigen die „Kräuterorseille“ präpariert
wird, so geben auch die erstern ein gewöhnliches, die andern feines oder echtes L. Die Bereitung der
Ware besteht im allgemeinen darin, daß man die zu Pulver gemahlenen Flechten in Kübeln mit
Pottasche,
Kalk und einem ammoniakhaltigen
Stoffe, wozu fauler Urin dient, zu einem weichen Teige mischt, den man der Gärung überläßt, welche bis zur Beendigung
des Prozesses etwa vier Wochen dauert.
Die Masse wird währenddem durch Zumischung neuer Portionen von Urin in ihrem Zustande der Weichheit erhalten. Sie nimmt
zuerst eine Purpurfarbe an, die allmählig in Dunkelblau übergeht. Man reibt dieselbe dann durch Haarsiebe, mischt sie mit
so viel Kreidepulver oder
Gips, als den einzelnen Sorten zugewiesen ist, und formt sie auf einem Apparat
in die bekannten kleinen Würfel, die man im Schatten trocknet. Bei den feinern Sorten sind die Würfelchen am kleinsten
und dunkelblau, die mehr versetzten geringern Sorten heller.
Wasser zieht den Farbstoff aus und bildet eine veilchenblaue Lösung, während die Mineralkörper größtenteils zurückbleiben.
Der Rückstand ist natürlich bei den geringsten Sorten am größten. Das L. soll nach chemischen Untersuchungen vier verschiedne
Farbstoffe enthalten und es ist festgestellt, daß sie ursprünglich violett und nur infolge des vorhandenen
Kalks blau sind.
Die blaue Farbe der Lösung wird durch Zumischung von ein wenig Säure sofort in rot übergeführt; durch
Zusatz von einem
Alkali bis zur Sättigung der Säure wird die blaue Farbe wieder hergestellt, und dieser Wechsel kann beliebig
weit fortgesetzt werden. Die Neutralfarbe ist violett.
Zu einem Stoff für
Leim- oder Ölmalerei ist das L. untauglich; seine herkömmliche Verwendung im Häuslichen ist die zum
Bläuen der Wäsche und der Kalkweiße wie zum Dekorieren geweißter Lokale mit blauen Linien etc.
Für diese Zwecke werden jetzt wohl meist andre Blaustoffe angewandt. Der hauptsächliche Verbrauch derselben aber findet
in der Chemie und in allen den technischen Zweigen statt, wo Flüssigkeiten auf einen Gehalt an freier Säure oder freiem
Alkali geprüft werden müssen. Meistens wendet man dabei Streifen von blauem und rotem Lackmuspapier an, die erstem
natürlich wo Säuren, die andern wo
Alkalien zu suchen sind, ein
Papier, das mit dem blauen oder vorher durch Säure geröteten
wässrigem Auszuge getränkt und getrocknet hat. Der ganze Jahresverbrauch an L. in Deutschland mag ein 1000 kg
nicht weit übersteigen.
- L. ist zollfrei. Lackmuspapier gem. Tarif im Anh. Nr. 27 e.
ein Fabrikname für getrockneten und gepulverten Käsestoff zum Gebrauch als Farbenverdickungsmittel in
Zeugdruckereien, also dasselbe wie
Kaseïn, und wird für den Gebrauch mit verdünntem Salmiakgeist zu einer gummischleimartigen
Masse gelöst. - Zollfrei.
eine harzige grüne Ausschwitzung, welche an den Blättern
und Zweigspitzen mehrer zur Gattung Cistus gehörigen Strauchgewächse auftritt und abgeschabt wird.
Die Sträucher kommen
hauptsächlich auf mehren Inseln des östlichen Mittelmeeres, Kandia, Cypern, Naxos, in Afrika und Spanien vor.
Der Stoff riecht angenehm storaxartig und diente früher wie dieser zu
Parfümerien, Räucherungen, als Zusatz zu Pflastern,
ist aber jetzt ganz außer Gebrauch gekommen. - Zollfrei.
(frz. lame; engl. finsel) besteht aus flach gewalztem
echten und unechten
Gold- und Silberdraht (s.
Draht) und wird zu
Spitzen und
Borten, Bändern (aus Lahn und
Seide), Stoffen für Maskerade und Theateranzüge und allerhand andern Schmucksachen verarbeitet. - Echter gem.
Tarif im Anh.
Nr. 20 a, unechter Nr. 19 c. Lahnband d. h.
Metalldraht in Verbindung mit Spinnstoffen wird den letzteren entsprechend gem. Nr. 2 d
3, Nr. 22 h;
Das hirschgroße zahme Schafkamel der südamerikanischen Hochländer trägt ein schmutzig braunes Wollhaar,
das ziemlich grob ist und mehr noch das seines in der Wildheit lebenden Verwandten, des Guanaco. Lamawolle als solche kommt
daher auch nicht im Handel vor, sondern wird im Lande selbst für die Bekleidung des Volks verarbeitet.
Doch ist es sehr wahrscheinlich, daß feinere Partien des Vließes als Alpakawolle (s. d.)
passieren, namentlich von weiblichen
Tieren, die von Natur feineres
Haar haben. -
Die fabrizierten Lamas enthalten denn auch kein ausländisches
Haar, sondern sind flanellähnliche Stoffe aus Streichwolle,
schlicht gewebt, doch zuweilen auch geköpert und gemustert; sie haben eine schwache Haardecke, durch
welche das Gewebe sichtbar ist, sind einfarbig oder bunt, gestreift, karriert oder geflammt und dienen als Futter für Winterkleider,
zu Mänteln etc. Mitunter gibt man den Namen auch bessern Stoffen, die gewöhnlich Napolitaine
heißen. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 41 d 5 α
bzw. Nr. 41 d 6 α.
digitata (gefingerter Seetang) ist eine neu eingeführte Ware, welche aus fingerdicken
und stärkern, am obern Ende wie Finger geteilten Ästen eines an den Küsten der Nordsee wachsenden getrockneten Tangs besteht.
Vermöge ihrer Eigenschaft, in der Nässe ihre ursprünglichen Dimensionen wieder anzunehmen und beträchtlich aufzuquellen,
hat sie sich bei
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mehr
den Chirurgen rasch eingebürgert als ein Mittel zur Erweiterung von Wunden und Fisteln, wozu früher der sog.
Preßschwamm gebraucht wurde. Die für diese Zwecke daraus gefertigten Bougies und Quellkegel sind fertig im Handel. - Zollfrei.