seltener an den deutschen Markt; eher bezieht Holland hallische Ware. Der Same hat außer den andern bekannten Verwendungen
von jeher zur Bereitung der beliebten Kümmelschnäpse und
Liköre, durch bloßes Abziehen gedient und dient zum Teil noch;
weit mehr aber benutzt man jetzt dazu das
Kümmelöl. Beim Einkauf von K. muß vor einer sehr häufig
vorkommenden Verfälschung gewarnt werden; es wird nämlich die Ware mit bereits ausgedämpften, zur Ölbereitung benutzten
und wieder getrockneten K., der selbstverständlich geruchlos und geschmacklos ist, vermischt. - Zoll gem.
Tarif im Anh. Nr. 9 d.
das ätherische
Öl der Kümmelfrüchte, im gewöhnlichen Leben Kümmelsamen
genannt;
dasselbe bildet einen Hauptartikel der Fabriken ätherischer
Öle;
es ist frisch bereitet eine farblose, wasserhelle,
ölige Flüssigkeit von intensiven Kümmelgeruch und ebensolchen Geschmack, der jedoch je nach der Kümmelsorte und nach
der Gegend, aus welcher dieser stammt, kleine Verschiedenheiten zeigt.
Das spezifische Gewicht des K.s schwankt zwischen
0,88-0,97; gegen das polarisierte Licht Verhält sich das K. rechts drehend. Seiner chemischen Zusammensetzung
nach ist das K. ein Gemenge eines Kohlenwasserstoffs, Carven, mit einem sauerstoffhaltigem
Öl,
Carvol genannt; beide lassen
sich schon durch fraktionierte Destillation trennen, wobei das Carven zuerst, das
Carvol als schwererflüchtig später übergeht.
Dieses letztere bildet jetzt einen besonderen Handelsartikel und wird unter dem Namen leichtlösliches
K. zu höheren Preisen als das gewöhnliche K. verkauft.
Die Bezeichnung „leichtlöslich“ bezieht sich darauf, daß dieses
Carvol sich in einer Mischung von gleichen Teilen 95prozentigem
Alkohol und destilliertem Wasser klar und ohne Trübung auflöst. Es hat dieses Verhalten den Vorteil,
daß die mit solchem
Carvol bereiteten
Liköre nicht filtriert zu werden brauchen, während
Likör, der mit gewöhnlichen K. bereitet
wurde, trübe wird und filtriert werden muß. Für Kümmellikör ist es ratsam, stets nur die feinsten Qualitäten K. zu
verwenden.
Außer zu diesem Zwecke benutzt man das K. auch noch medizinisch in Apotheken, sowie mit andren
Ölen
gemengt zum Parfümieren von
Seifen. In einigen Gegenden, namentlich in Thüringen, wird auch aus dem wild wachsenden
KümmelÖl destilliert und unter dem Namen Wiesenkümmelöl verkauft; dasselbe ist billiger, als das aus kultiviertem
Kümmel, riecht
aber weniger fein und wird oft zur Verfälschung der besseren Sorten verwendet. Aus dem bei der Ernte
des
Kümmels entstehenden Abfall wird noch eine sehr geringwertige Sorte, das Kümmelspreuöl, destilliert; es riecht und
schmeckt zwar auch nach
Kümmel, aber viel weniger fein und rangiert noch unter dem Wiesenkümmelöl. -
Die Ausbeute an K. ist je nach der Kümmelsorte, sowie auch nach der größeren oder geringeren Vollkommenheit
der Destillationsapparate schwankend und kann zwischen 3,5-5,5% des trocknen Samens betragen, steigt zuweilen aber auch auf
7%. Das K. ist sehr häufig Verfälschungen unterworfen;
außer der Beimengung der schon genannten geringwertigen
Öle finden
auch Verfälschungen mit
Alkohol, Tannenzapfenöl,
Fichtennadelöl und rektifiziertem
Terpentinöl statt;
letztre Verfälschung läßt sich mittels Nitroprussidkupfer sicher nachweisen. Reines K. muß sich in seinem gleichen Gewichte
Alkohol von 85% Trall. klar lösen, zwischen 175 und 230° C. überdestillieren
(ohne Wasser) und eine Rechtsdrehung von 75-80° zeigen. Man muß das K. in sehr gut verschlossenen, möglichst voll gefüllten
Flaschen aufbewahren, da es sehr leicht verharzt, gelb wird und dann am Geruch und Wert verliert. - Zoll
s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
(frz. laine artificielle; engl. shoddy and
mungo). Die Herstellung der K. oder Lumpenwolle bildet eine Abfallindustrie größten Maßstabes. Die früher als beinahe
wertlos erachteten wollenen Lumpen werden jetzt eifrig gesammelt und in besondern Fabriken behufs Wiedergewinnung
der
Wolle verarbeitet. Diese K. besitzt natürlich längst nicht den Wert als Spinnfaser wie neue
Wolle, aus alten oft bis
zur Unkenntlichkeit abgenutzten, mürben Lumpen kann selbstverständlich keine reiner Schurwolle gleichkommende Faser gewonnen
werden - bildet aber ein in ihrer Art wertvolles Rohmaterial.
Kann man sich nun einerseits freuen, daß es der fortschreitenden Technik gelungen ist, so große Massen von
Abfällen wieder
nutzbar zu machen, so hat doch gerade die Kunstwollindustrie ihre sehr bedenkliche Seite. Es ist nicht zu läugnen, daß
seit der fabrikmäßigen Herstellung der K. in die ganze Wollindustrie eine gewisse Unsolidität gekommen
ist. Außer dem Fabrikanten weiß niemand, wie viel K. in einem Garne, in einem Gewebe steckt. K. läßt sich auch nur sehr
schwer, ja in vielen Fällen, wenn guter
Wolle nur wenige Prozente zugesetzt sind, kaum nachweisen.
Der Überteuerung, dem Schwindel sind damit Thür und Thor geöffnet. Der Käufer erfährt nur aus dem
raschen Zerfall seiner Kleidungsstücke zu seinem Schaden und Ärger, daß er mit viel K. beglückt worden ist. Unter den
Ländern, deren Wolllumpen für die Kunstwollfabrikation gesammelt werden, stehen England, Deutschland und Österreich, Frankreich,
Italien oben an. Die englischen Lumpen besitzen meist lange, grobe
Wolle, sind sehr schmutzig und fast
immer sehr feucht. Deutschland und Österreich liefern viel und reinere Lumpen, meist von Streichgarngeweben. Aus Deutschland
wird nach England so viel exportiert, daß für eigenen Bedarf Lumpen aus Frankreich herangezogen werden müssen. Italien
erzeugt sehr viel Lumpen für den Export; dieselben sind verhältnismäßig rein, aber sehr stark abgenutzt
und belebt. Rußland liefert sehr schmutzige, durch Staub und
Erde beschwerte Lumpen. -
Die Fabrikation der K. wird in England seit 30-40 Jahren in großem Maßstabe betrieben und hat jetzt einen solchen Umfang
angenommen, daß, wie von verschiednen Seiten behauptet wird, ¼ der in England für die Wollindustrie
herangezogenen Materiale aus K. besteht. Die erste Anwendung davon reicht
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mehr
übrigens viel weiter zurück. Schon im vorigen Jahrhundert zerzupften z. B. die ärmeren,
sparsamen Bewohner des Harzes Strumpflumpen und die Lumpen grober lockerer Wollgewebe und verspannen die so gewonnene Wolle
wieder. Doch blieb dies nur eine durch örtliche Verhältnisse aufgekommene Hausindustrie. Von England verpflanzte sich die
im Großen betriebene Kunstwollfabrikation auf den Kontinent, welcher England längst überflügelt hat.
Zahlreiche Kunstwollfabriken bestehen in Frankreich, Belgien, Deutschland und Österreich, hier namentlich in Berlin, Düren,
Würzburg, Wien, Prag, Brunn, Reichenberg, Linden vor Hannover, Bodenwerder, Reichenbach im Voigtlande etc.
Man unterscheidet zwei Sorten von Lumpenwolle, Mungo und Shoddy. Die erstere stammt von gewalkten Wollstoffen, Tuchen
u. dgl. und ist kurzhaarig, weil das Öffnen dieser
Stoffe eine gewaltsamere Bearbeitung erfordert; zur andern dienen gestrickte, gewirkte, gehäckelte Lumpenzeuge, die sich
leichter lösen und einen längern Faserstoff ergeben. Die Vorarbeit besteht in einem gründlichen Auslesen unter Entfernung
aller nicht wollenen Teile, wofür zuweilen auch noch das Auflösen derselben durch Schwefel- oder Salzsäure
in Anwendung kommt, Reinigen auf der Putzmaschine, Sortieren nach den verschiednen Farben etc.
Es gibt hierfür besondere große Sortieranstalten, die den Spinnereien vorarbeiten.
Die Verarbeitung der maschinenfertigen Lumpen geschieht auf einem sog. Wolf, einer Maschine, in welcher eine rasch umlaufende
mit spitzen Stahlzinken besetzte Trommel gegen entgegengesetzt stehende Zinken wirkt und die zwischengeführten
Lumpen in lauter lose Fasern zerreißt. Die Zahl der Zinken und die Geschwindigkeit des Umlaufes ist natürlich für Shoddy
geringer als für Mungo. Die letztere Sorte wird vom Lumpenwolf weg in Ballen verpackt und an die Wollspinner versendet,
während die Shoddy noch, unter Einölung mit Baumöl, eine Bearbeitung auf einer Reißkrempel erhält,
welche die Fasern geradestreckt und sie zu einer losen Watte vereinigt. In manchen Fabriken werden die Lumpen nicht trocken,
sondern naß oder selbst unter Wasser bearbeitet, sodaß also die zerreißende Maschinerie in einem Wasserkasten steht. Neue
Lumpen (Schneiderabfälle) werden für sich verarbeitet und geben die beste Sorte Mungo.
Gewöhnlich fabriziert man aus einer besondern Auslese neben den beiden Kategorien noch eine dritte unter dem Namen Extrakt.
In den Spinnereien (einzelne Anstalten verspinnen ihr Produkt gleich selbst zu Garn) werden dann diese Produkte im Gemisch
mit mehr oder weniger neuer Wolle, lange Shoddy aus Strumpflumpen wird sogar allein versponnen und die
Garne zu allen Geweben verwendet, zu welchen Streichgarne gebraucht werden, Tuch, Buckskin, Düffel, schwere und leichte Rock-
und Hosenstoffe, Köperzeuge, Teppiche, Decken etc. Je nach Umständen erhält die Wolle 30-60% alte Ware; ja ordinäre Gewebe
bestehen oft ganz aus solcher. - K. ist zollfrei, Lumpen ebenfalls. Garne gem.
Zolltarif im Anh. Nr. 41
c 3,. Gewebe Nr. 41 d 4 bis 6.