man in einen mit Rührwerk versehenen Cylinder in die Lauge leitet. In dem Maße wie Kohlensäure absorbiert wird fällt
die
Thonerde als weißes Pulver heraus. Die Seifensiederei hat sich ebenfalls den K. als Natronquelle zu Nutze gemacht. Die
durch heißes Wasser und
Kalk in angegebener Weise bereitete Lauge wird gleich samt dem Thonerdegehalt
mit den zu verseifenden Stoffen versotten. Die hierbei erst sich ausscheidende
Thonerde bleibt sonach der
Seife einverleibt
und vermehrt zwar nicht die Güte, doch Masse und Gewicht derselben. Die in den Fabriken erhaltene
Thonerde findet eine lohnende
Verwendung dadurch, daß man sie in
Schwefelsäure löst und die Lösung verdampft, bis sie beim Erkalten
erstarrt. Dies ist die
schwefelsaure Thonerde des Handels. -
Die erste deutsche Fabrik für Kryolithverarbeitung besteht in Harburg, eine andre bei Breslau. Der Preis des Minerals ist
7½-9 Mk. pro Zentner ab Hamburg oder Stettin. Aus 100 Gewichtsteilen des Rohstoffs sollen erhalten
werden 44 Tle. Ätznatron oder 75 Tle.
Soda und 24 Tle.
Thonerde. Der K. hat neben seinem griechischen Namen in Deutschland noch einen andern nicht unpassenden erhalten,
nämlich Mineralsoda. -
In Frankreich wird der K. außerdem noch benutzt zur Darstellung des metallischen
Aluminiums, indem man das gepulverte Mineral
mit
Natrium erhitzt. Ferner wird der K. zur Herstellung von Milchglas verwendet; in Philadelphia ist
eine Fabrik entstanden, welche diesen Artikel unter dem Namen heißgegossenes
Porzellan oder Kryolithglas in den Handel bringt.
Es ist dies eben eine Art Milchglas oder Email, das durch Zusammenschmelzen von
Kiesel, K. und Zinkoxyd erhalten und durch
gewöhnliche Glasmacherarbeit zu Geschirren, namentlich Lampenglocken geformt wird. Anfänglich ist die
Masse durchsichtig wie gewöhnliches
Glas, und wird erst beim Erkalten opak und weiß. - K. ist zollfrei.Kryolith-Thonerde gem.
Tarif im Anh. Nr. 5 e; Ätznatron Nr. 5 d;
Soda Nr. 5 f und g. Kryolith-Glaswaren Nr. 10 f
bezw. 10 f Anmerkung.
(Kubebenpfeffer,Schwindelkörner,Cubebae, fructus Cubebae, Piper candatum) sind die nicht völlig reifen
Früchte einer besondern Pfefferart, Piper Cubeba, die als ein rankender Strauch in Ostindien und auf einigen zugehörigen
Inseln wächst und namentlich auf Java im großen kultiviert wird. Es sind schwärzlich graue, dem eigentlichen
Pfeffer an
Größe ähnliche Körner, die jedoch nicht so schwarz gefärbt, netzartig gerunzelt sind und einen etwas gedrehten, nicht
leicht abzubrechenden Stiel von der gleichen Farbe haben, der etwas länger als die Frucht ist.
Dieser Anhang hat ihnen den Beinamen geschwänzter
Pfeffer verschafft. Die Frucht wird vor der völligen Reife gesammelt;
es kommen jedoch zuweilen vom Gewöhnlichen abweichende Sorten vor, in denen man die reifen Beeren oder
von andern Gewächsen abstammende Früchte vermutet. Die K. kommen gewöhnlich gepulvert zur Ausgabe; das rotbraune Pulver
riecht stark und eigentümlich gewürzhaft, schmeckt ebenso und dabei pfefferartig brennend, widerlich und lange anhaltend.
Importeure der Drogue
sind die Holländer; sie bringen sie in großer Menge aus Java, sodaß die Preise
derselben immermehr sinken, zumal ihre hauptsächlich medizinische Verwendung gegen gewisse Schleimflüsse durch Einführung
bequemerer Mittel beschränkter geworden. Die sonstige Verwendung gegen Magenschwäche, Schwindel, Kopfweh etc.
hat sehr abgenommen. Die Früchte enthalten ein dem
Kopaivabalsam ähnliches
Harz, ein ätherisches
Öl
und andre eigentümliche Stoffe. Das Kubebenöl (oleum cubebarum) ist wie die Körner offizinell, ebenso ätherisches
Extrakt,
das zur Erleichterung des Einnehmens in Gallertkapseln eingeschlossen, einen Handelsartikel bildet. Ölpreis 10 Mk.
pro Kilo. Die K. sind zollfrei, das Kubebenöl s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
(lat. semen carvi, fructus carvi, frz.
carvi oder cumin, engl. caraway-seed). Dieses vaterländische
Gewürz besteht aus den auseinander gefallenen Teilfrüchtchen
von Carum Carvi, der Kümmelpflanze, die zwar auf allen Wiesen und Triften zu finden ist, deren Früchte aber für den Handel
keine große Bedeutung haben, da diese Selbstproduktion nicht so gut ist wie gebauter K. und überdies
weitaus nicht hinreichen würde, denn das Geschäft in K. und
Kümmelöl ist ein sehr umfangreiches.
Die Kümmelpflanze ist ein zweijähriges Doldengewächs von nicht auffallendem Äußern; Beschaffenheit und Geschmack seiner
Samen oder vielmehr Früchtchen sind sattsam bekannt. Geruch und Geschmack sind erst am trocknen K. völlig
wahrnehmbar. Das riechende und schmeckende Prinzip ist das ätherische
Öl, welches seinen Sitz nicht in dem eiweißhaltigen
Kern, sondern zwischen den Rippen der Früchtchen in besondern Behältern der Oberhaut hat. Der gebaute K. ist größer,
ölreicher und wohlschmeckender als der wilde.
Die Pflanze verlangt einen guten, tiefgründigen
Boden, in den sie mit starker Pfahlwurzel tief hinabgeht.
Sie bleibt als zweijähriges Gewächs zwei Jahre im Felde, muß also zwei anderweitige Ernten decken, was sie in guten Jahren
auch reichlich thut; doch gibt es nicht selten Mißernten und dadurch öftere starke Preisschwankungen am Markte. Die Samen
werden entweder zeitig im Frühjahr oder besser schon im Herbst vorher in Samenbeete gesät, und die
Pflanzen dann reihenweise in den Acker versetzt, der dann bis zur Ernte im nächsten Sommer wiederholt behackt und gereinigt
werden muß.
Der K. reift sehr ungleich und fällt sehr leicht aus; wenn die Körner der obersten Zweige reif sind, zieht
man die Pflanzen behutsam, klopft sie etwas über Tüchern ab und erhält so den vollkommensten und schwersten Samen. Dann
werden die Pflanzen gebündelt, zum Nachtrocknen aufgestellt und schließlich wird der übrige Same ausgedroschen. K. baut
man im Großen in Holland und in einigen Gegenden Deutschlands, namentlich bei Halle, Erfurt, Hamburg,
Nürnberg, zusammen etwa 10000 ha. Auch Polen, Rußland, Schweden und Norwegen liefern K., jedoch geringere kleinkörnige
Ware, meistens über Stettin und Lübeck. Die Hallische ist die beste und teuerste, die Holländische steht dieser fast gleich.
Übrigens kommt die letztere jetzt
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mehr
seltener an den deutschen Markt; eher bezieht Holland hallische Ware. Der Same hat außer den andern bekannten Verwendungen
von jeher zur Bereitung der beliebten Kümmelschnäpse und Liköre, durch bloßes Abziehen gedient und dient zum Teil noch;
weit mehr aber benutzt man jetzt dazu das Kümmelöl. Beim Einkauf von K. muß vor einer sehr häufig
vorkommenden Verfälschung gewarnt werden; es wird nämlich die Ware mit bereits ausgedämpften, zur Ölbereitung benutzten
und wieder getrockneten K., der selbstverständlich geruchlos und geschmacklos ist, vermischt. - Zoll gem.
Tarif im Anh. Nr. 9 d.