sie gehen ferner auf Rainweiden,
Holunder, Geisblatt, und bedecken die befallenen Bäume und Sträucher immer in großer Menge.
Sie können dann viel weiter an ihrem starken Geruche wahrgenommen als gesehen werden. Übrigens ist ihr Riechstoff nicht
der blasenziehende; der letztere heißt
Kantharidin (s. d.). Man sammelt die Käfer in den Monaten
Juni bis August, indem man sie in den frühesten Morgenstunden, wo sie noch träge sind, auf untergebreitete
Tücher abschüttelt,
in Glasflaschen füllt und durch Einbringen von etwas
Terpentinöl oder
Essig u. dgl. tötet. Sie werden dann an der
Sonne oder in gelinder Wärme bis zur Pulverisierbarkeit getrocknet und in gut verschlossenen Flaschen
oder Büchsen aufbewahrt. Die Hauptverwendung der K. ist die zu Zugpflastern (Spanischfliegenpflaster, Emplastrum Cantharidum
s. vesicatorium und Druott'sches Pflaster), außerdem werden auch Tinkturen daraus bereitet. -
Die über Hamburg kommende Einfuhrmenge von K. beträgt durchschnittlich etwa 15000 kg jährlich;
England und Frankreich
brauchen jedes etwa 20000 kg. -
Außer den gewöhnlichen K. gibt es noch eine sehr große Anzahl ähnlicher Käfer, welche ebenfalls
blasenziehend wirken und in manchen Ländern auch verwendet werden; es sind dies z. B. die
persischen K., Mylabriscolligata und maculata, die blauen oder violetten ostindischen K., Lytta Gigas; ferner benutzt man
in Nordamerika sehr häufig Epicanta vittata und cinerea. Bei uns wird zur Bereitung von
Kantharidin sehr
häufig die chinesische K., Mylabris Cichorii, benutzt, weil diese die doppelte Menge davon enthält;
dieser Käfer hat braune,
nicht metallglänzende Flügeldecken, mit schwarzen und gelben Querstreifen;
die Ware kommt jetzt in größern Posten von
China aus zu uns. - Alle Kantharidenarten sind dem Wurmfraß sehr unterworfen und schimmeln leicht;
sie sind zollfrei. Kantharidenpapier gem. Tarif im Anh.
das blasenziehende Prinzip der
Kanthariden (s. d.);
es bildet kleine,
farblose und geruchlose Kristalle, die bei 210° C. schmelzen und unzersetzt sublimieren;
es ist saurer
Natur und wird daher besser Kantharidinsäure (acidum cantharidinicum) genannt.
Diese sowohl, als auch das kantharidinsaure
Kali
(Kali cantharidinicum) kommen jetzt im Chemikalienhandel vor (K. kostet 4½ Mk. pro g); letzteres
ist noch wirksamer als K., denn 0,00017 g kristallisiertes kantharidinsaures
Kali in der 200fachen Menge
in Wasser gelöst, wirken mittels eines Leinwandläppchens von 1 Quadratcentimeter Flächeninhalt auf die Haut gelegt, gewöhnlichem
Kantharidenpflaster ganz gleich; 0,00006
g in 500facher Verdünnung ziehen zwar keine Blasen mehr, bewirken aber noch deutliche
Rötung der Haut. - Zollfrei.
(Cantillen, frz. Bouillon oder cannetille, engl.
bullion, purl). - Es sind dies Erzeugnisse der
Gold- und Silberdrahtspinnerei, die hauptsächlich zu militärischen
Abzeichen, wie Epauletten, Portepees, Tressen, Quasten u. dgl.
verwendet werden. Der hierzu
dienende
Gold- und Silberdraht ist entweder von kreisrundem Querschnitt in den verschiedensten
Stärken, oder er ist breitgewalzt, bandartig und heißt dann
Lahn. Reiner Golddraht wird nur selten und
dann auch nur in den feinsten Nummern verwendet, gewöhnlich ist der hierbei zur Verwendung kommende Golddraht nur vergoldeter
Silberdraht.
Die
Stärke dieser Vergoldung ist sehr verschieden und herrschen hierüber in manchen Ländern gesetzliche Bestimmungen.
Sehr viele
Gold- und Silberfäden werden dadurch hergestellt, daß man Seidenfäden mit
Gold- oder Silberdraht
überspinnt, sodaß man von der
Seide nichts mehr sieht. Diese werden auch zu Tressen,
Borten, Schnüren etc., sowie zur Herstellung
von
Gold- und Silbergeweben (Draps d'or und Draps d'argent),
Stickereien u. dgl. benutzt. Die eigentlichen
K. bestehen aus biegsamen, hohlen Cylindern, welche dadurch erhalten werden, daß man den
Draht oder
Lahn
schraubenförmig um einen massiven, stählernen Cylinder auflaufen läßt, welcher der verlangten
Stärke entspricht, also
von der Dicke einer feinen Stricknadel bis zu der eines starken Bleistifts.
Bei der Verwendung von Runddraht erhält die K. ein matteres Aussehen, mit dem spiegelnden
Lahn dagegen hergestellt, erscheint
sie stark glänzend (Glanzkantillen oder Glanzbouillon). Wird der Faden nicht über cylinderförmige
Spindeln, sondern eckige gesponnen, so entstehen an den Kanten regelmäßige Knickungen, welche sich aus der geradlinigen
Reihenfolge in eine etwas gewundene verziehen und dadurch der Ware ein gekräuseltes Aussehen verleihen (Krausbouillon).
Man fertigt auch K. aus unechtem
Gold- und Silberdraht. -
Zoll: K. aus echtem
Gold- oder Silberdraht s. Tarif im Anh. Nr. 20 a; aus
Draht von unedeln, echt vergoldeten
oder versilberten Metallen Nr. 20 b 1. Gewöhnlich werden K. nicht aus
Lahn allein, sondern in Verbindung mit Gespinstfäden
gefertigt. Die Verzollung findet dann den letzteren entsprechend gem. Tarif Nr. 30 e 2 d
3, 22 h oder 41 d 6 α, je nachdem die Fäden seidene, baumwollene, leinene oder wollene sind, statt.
(Kapern, frz. capres, engl. Capers, ital.
Capperi) sind die Blütenknospen des Kappernstrauchs (Capparis spinosa), der an sonnigen, felsigen Stellen der Mittelmeerküsten,
sowohl der europäischen als der afrikanischen, wild wächst und nach Bedarf auch angepflanzt wird, besonders
in Südfrankreich. Das Gewächs ist ein dorniger, rankender Strauch von 1½-2 m Höhe mit vierblättriger, blaßrötlicher,
den wilden Rosen ähnlicher Blüte, auf welche eine fleischige Schotenfrucht folgt.
Die Knospen werden gesammelt, wenn sie Pfefferkorn- bis Erbsengröße erreicht haben und noch ganz geschlossen
sind. Dies geschieht in Frankreich, welches die meisten und besten K. verschickt, von Weibern und Kindern der Landbevölkerung
und es wird dabei so verfahren, daß die Knospe noch ein Stückchen ihres langen Stiels behält. Nachdem dieselben durch
Ausbreiten im Schatten etwas abgewelkt sind, werden sie in Fässern mit gesalzenemEssig überschüttet
und an die Saleurs verkauft, welche das
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Einlegen geschäftsmäßig betreiben. Es geschieht dies entweder in starken Essig oder in trocknes Salz, am häufigsten in
der ersten Weise, da die Essigkappern schmackhafter und beliebter sind als die gesalzenen, wohingegen diese letztern sich
länger gut erhalten. Die Franzosen scheiden vor dem schließlichen Einmachen die Ware durch Sieben in verschiedne
Sorten, deren erste und teuerste die jüngsten, also kleinsten, Knospen enthält, welche Nonpareilles heißen.
Darauf folgen nach der Größe Sur fines oder Capucines, die gewöhnlich noch die Stiele haben; Capottes, Fines und Mi-fines
(halbfeine); endlich ordinäre, oder Communes, die dicksten, die 5-6 mal schwerer sind als die Nonpareilles. Die feinen
Sorten heißen auch in Deutschland Kapuziner und Kapotkappern. Gute K. müssen klein, hart, rund und noch gut geschlossen,
nicht schon teilweise geöffnet oder zerdrückt sein. Alte und verdorbene sind schwärzlich, weich und geschmacklos.
Die Naturfarbe guter K. ist dunkelolivengrün mit kleinen rötlichen Fleckchen an der Spitze; eine auffallend hohe grüne
Farbe läßt eine Färbung mit Kupfer vermuten, da man hier in gleicher Absicht wie bei eingelegten Gurken zuweilen zu dem
schlechten Mittel greift, Kupferspäne in den Essig zu werfen. Zur Entdeckung dieser Fälschung dient eine blanke Messerklinge,
die man in die Kappernflüssigkeit einstellt und die bei Vorhandensein von Kupfer dasselbe metallisch
mit roter Farbe auf sich niederschlägt.
Ist der Kupfergehalt nur gering, so bildet sich der Beschlag erst in einigen Stunden. Die provencer K. kommen aus Toulon,
Marseille, Cette, Nizza; außerdem bringen Spanien, Italien, Sicilien und andre Inseln und Küstenländer K. an den Markt.
Ihr Gebrauch als pikantes Speisegewürz ist bekannt. Auch die schotenförmigen Früchte des Strauches
werden in Frankreich eingelegt, unter dem Namen Cornichons de Caprier in den Handel gebracht und wie Essiggurken genossen.
Verfälschungen der K. mit ähnlichen Blütenknospen andrer Pflanzen sind mehrfach vorgekommen. - Einfuhrzoll s.
Tarif im Anh. Nr. 25 p 1.