- Man unterscheidet im Droguenhandel folgende zwei Arten von K. : 1) Feldkamillen (Hermelchen, deutsche
K., lat. flores Chamomillae vulgaris); die getrockneten Blütenköpfchen der bei uns auf Feldern
und unbebauten Plätzen vorkommenden Matricaria Chamomilla; sie sind leicht an ihrem starken, aromatischen Geruch zu erkennen,
sowie an dem kegelförmigen, nackten, innen hohlen Fruchtboden und den nach abwärts gerichteten, weißen
Randblütchen. Der Verbrauch dieser Blüten zu medizinischen Zwecken als
Thee ist ein bedeutender, ebenso der Export.
2) Römische K. (Edle K., flores Chamomillae romanae); es sind dies die getrockneten Blütenköpfchen einer gefüllten
Varietät von Anthemis nobilis, einer in Südeuropa heimischen Composite, die aber in Belgien, Thüringen
und Sachsen (zwischen Kieritzsch und Altenburg) auf Feldern stark angebaut wird. Die Blütenköpfchen sind größer und haben
einen andern Geruch, als die der gemeinen K., auch fehlen die gelben Scheibenblüten; der Blütenboden ist gewölbt, jedoch
nicht hohl und mit Spreublättchen besetzt. Diese Blüten werden im Auslande mehr gebraucht, als im Inlande,
es findet daher bedeutender Export statt. Im Großhandel unterscheidet man sächsische und belgische, erstere haben den Vorzug;
ihr Preis schwankt meistens zwischen 80 Pf. und 1 Mk. pro kg. -
Die wirksamen Bestandteile beider Sorten bilden das ätherische
Öl und ein Bitterstoff. - Zollfrei.
dasselbe ist dickflüssig, dunkelblau, wird aber bei längerem Aufbewahren braun;
es hat wegen geringer Ausbeute einen sehr hohen Preis, ca. 350 Mk. pro kg;
eine geringere, mit Citronenöl zusammendestillierte Sorte kostet nur 120 Mk.
(Oleum Chamomillae citratum).
- 2) Das römische K.
(Ol. Chamom. romanae) ist ebenfalls blau, zuweilen auch grünlich, aber dünnflüssig; es wird im Alter
auch braun. Das kg wird mit 115 Mk. bezahlt. Man verwendet diese
Öle medizinisch, das römische auch als Zusatz bei der Bereitung
gewisser aromatischer
Liköre. - Verzollung gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
ursprünglich das aus dem Oberhalse (Kamm) der Pferde auf Scharfrichtereien ausgeschmolzene Fett, das von
jeher zu
Leder- und Maschinenschmiere, zu Salben für Tierärzte etc. benutzt wurde. Heutzutage gibt
es Anstalten (namentlich eine in Leipzig), wo die ganzen Pferdekadaver in geschlossenen Cylindern mit Dampf behandelt
werden, wie dies unter dem Worte
Bonefize näher angegeben ist. Die hier als oberste Schicht erhaltene Flüssigkeit, die in
der Kälte butterartig wird, ist ein reines, helles, und weil nicht in trockner Hitze erschmolzen ganz geruchfreies Fett,
das ebenfalls unter dem Namen K. verkauft wird, in Leipzig der Zentner zu circa 42 Mk.
Bei der massenhaften Gewinnung ist der Artikel nun eine wirkliche Handelsware geworden und wird besonders als Maschinenschmiere,
zum Einfetten der
Wolle so wie zur Darstellung einer sog. Elain- oder Schmierseife (einer
ganz weichen Kaliseife)
für die Tuchfabrikation verwendet. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 26
c 4.
(Kampher,Camphora), auch chinesischer, japanesischer und gewöhnlicher K. genannt. Dieser, als beliebtes
Hausmittel hinreichend bekannte, den ätherischen
Ölen verwandte Stoff mit seinem eigentümlichen Geruch und brennendkühlenden
Geschmack ist ein Pflanzenprodukt, das in vielerlei, auch einheimischen Gewächsen, wie Rosmarin, Lavendel,
Dosten etc., besonders
aber in Stamm, Zweigen und Blättern verschiedner Lorbeerarten vorkommt und in Japan,
China und auf der
chinesischen Insel Formosa vorzugsweise aus den genannten Teilen des Kampferlorbeerbaums (Laurus Camphora) gewonnen wird,
indem man dieselben, das
Holz nach Ausscheidung der zum Schiffbau dienlichen Stücke, in eisernen Kesseln, worauf andre dergleichen
gestülpt sind, mit Wasser kocht, wobei der ausgetriebene K. sich in den Aufsätzen ansammelt und abgekratzt
wird.
Die Masse läßt beim Stehen eine Quantität sehr stark riechendes
Öl, das echte Kampferöl, austropfen, das an Ort und Stelle
selbst gegen Rheumatismus gebraucht und konsumiert wird. Im Innern der Stämme findet sich der K. zuweilen schon krystallinisch
ausgeschieden vor. Sowohl die chinesische als die japanische Ware kommt roh nach Europa und wird hier
erst durch nochmalige Sublimation gereinigt. Der K. schmilzt bei 175° C. zu einer dünnen Flüssigkeit, wird bei 200° flüchtig
und geht in dicken, weißen Dämpfen fort, die sich an kühlern Gegenständen verdichten.
Sonach geschieht die Raffination dergestalt, daß man die Rohmasse in eigenen gläsernen Gefäßen schmilzt
und dann unter Zusatz von
Kalk bis zum Sieden erhitzt. In einem obern Aufsatze verdichten sich die Dämpfe zu einem, dem Hohlraum
desselben entsprechenden 0,5-1,5 kg schweren Kuchen, in welcher Form der K. Handelsware ist. Derselbe löst sich leicht in
Alkohol,
Äther, Essigsäure, ätherischen
Ölen, im Wasser jedoch nur bis etwa zu 1/1000 was indes hinreicht,
demselben einen ausgesprochenen Geruch und Geschmack nach K. zu erteilen.
Der hier gemeinte gewöhnliche K. ist leichter als Wasser; kleine, auf demselben schwimmende Stückchen geraten in eine lebhaft
rotierende Bewegung, die als ein Zeichen der Reinheit gilt, denn wenn dem K. eine fremde fettige Substanz
beigemischt ist, so bleibt die Bewegung aus. Trotz seines hohen Schmelzpunktes ist der K. so flüchtig, daß er mit der Zeit
an der Luft völlig verschwindet, also unter gutem Verschluß in Gläsern zu halten ist. Zu Pulver reiben läßt er
sich nur, nachdem er vorher mit
Alkohol befeuchtet wurde. - Der japanische K. wird meistens nach Holland exportiert, daher
man ihn auch holländischen nennt. Er ist in sog. Tubben verpackt, Strohgeflechte, die mit Bast
und
Rohr umwickelt sind und etwa 50 kg Inhalt haben. Der chinesische und Formosa-Rohkampfer kommt nach
England in viereckigen, mit
Blei ausgelegten Kisten. Der K. wird in mancherlei Form meist nur äußerlich verwendet, sehr
selten innerlich, größere Dosen wirken
¶
mehr
giftig. - Außer dem gewöhnlichen K. existiert noch ein andrer, nicht im Handel befindlicher, der sog.
Baros- oder Borneokampfer, das Produkt eines gar nicht mit den Laurineen verwandten Baumes (Dryobalanops Camphora), der auf
Sumatra und Borneo wächst und sehr selten geworden ist. Auf dem innersten Hochland von Sumatra hat kürzlich
ein Reisender wenigstens noch eine größere Gruppe dieser Bäume in schlanken, riesenhaften Exemplaren angetroffen. Dieser
K. ist härter und schwerer, übrigens von gleichem Geruch und Geschmack wie gewöhnlicher. Chinesen und Japanesen kaufen
das Wenige, was aufzutreiben ist, um schweres Geld, wie es heißt, um das 78fache des gewöhnlichen Preises, und
schreiben ihm ganz außerordentliche medizinische Kräfte zu. - K. ist zollfrei. Kampferspiritus gem.
Zolltarif im Anh. Nr. 5 a.