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Über Kalinken oder Kolinsky s. Marderfelle. - Zollfrei.
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(lat. indicum, frz. und engl. indigo); der wichtigste und ächteste blaue Farbstoff, ein Erzeugnis des Pflanzenreichs, das seit undenklichen Zeiten in Ostindien bekannt und benutzt ist und schon zu den Zeiten der alten Römer nach Europa gebracht wurde. Plinius führt denselben unter dem Namen indicum auf; Marco Polo, der berühmte Reisende des Mittelalters, gab im 13. Jahrhundert aus eigner Anschauung Nachricht von der Gewinnungsweise des Stoffes in Indien; gleichwohl hielt man denselben viel später noch für ein Mineral, das bergmännisch gewonnen werde, und nannte es indischen Stein.
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts brachten die Holländer den; Indigo nach Europa, der aber doch erst ein Jahrhundert später allgemein bekannt und benutzt wurde, denn der Einfuhrartikel verletzte die Interessen der europäischen Indigobauern, d. h. der Pflanzer von Waid (s. d.) in Deutschland, Italien und Frankreich; sie opponierten und verleumdeten den neuen Stoff so sehr, daß sie sogar Regierungsverbote gegen denselben auszuwirken wußten. Seit Ende des 18. Jahrhunderts begannen indes die Engländer in Ostindien sich auf die Indigokultur zu verlegen und seitdem mehrten sich die Zufuhren aus jenem Lande beständig und noch heute kommt der meiste I. von dorther. Andre Sendungen kommen aus Amerika, das auch eine selbsteigene Art von Indigpflanze besitzt, welche schon die spanischen Entdecker bei den Mexikanern kultiviert und zum Färben benutzt fanden. Mittelamerika war früher selbst das Hauptbezugsland, bevor die Engländer in Bengalen den von den Eingebornen nur für Selbstbedarf betriebenen Anbau emporbrachten. - Der Indig, wie er als Ware sich darstellt, findet sich in keiner Pflanze fertig vor, sondern die Pflanzen geben nur Säfte, aus denen durch äußere Einwirkungen der Farbstoff erst herausgebildet wird, ein Verhältnis, das sich übrigens auch bei allen Farben gebenden Flechten wiederfindet.
Die meiste Ausbeute geben verschiedne Arten des Geschlechts Indigofera, die eben hiervon ihren Grundnamen „Indigpflanze“ führen; sie sind aber nicht im Alleinbesitz dieser Eigenschaft, denn unsre heimische Waidpflanze, obwohl von weit abweichender Natur, liefert ebenfalls echten Indig, nur bedeutend weniger; der nämliche Fall wiederholt sich bei der Pflanze, welche den Chinesen und Japanesen zum Blaufärben dient und eine Art einjähriger Knöterich (Polygonum tinctorium und chinense) ist.
Ein kleiner Gehalt von I. findet sich noch bei manchen andern Pflanzen, so Galega tinctoria, Nerium tinctorium, Wrightia tinctoria, selbst in dem einheimischen Unkraut Mercurialis annua (Bingelkraut). Von der Indigofera selbst werden 5-6 verschiedne Arten als Nutzpflanzen angeführt, namentlich I. tinctoria, am häufigsten in Ostindien gebaut und sehr ausgiebig an Farbstoff, der aber nicht zur besten Sorte gehört, welche vielmehr von einer andern Art, I. pseudotinctoria kommen soll;
dann der sichelschotige oder Anilindig (I. Anil), in Ostindien und Amerika gebaut, eine Farbe von guter Mittelsorte liefernd;
der zweisamige Indig (I. disperma) in den beiden Weltteilen gebaut, liefert besonders den geschätzten Guatemala-Indig;
der silberglänzende oder ägyptische Indig (I. argentea) mit weißfilzigen Blättern, gibt weniger Ertrag, aber von sehr guter Beschaffenheit wird jetzt auch in Ostindien und Zentralamerika stark angebaut;
I. emarginata wird in den Senegalländern kultiviert. Die Indigoferen sind holzige Sträucher, welche aus der Wurzel zahlreiche dünne Ruten treiben, die einfach gefiederte Blätter und in den Blattwinkeln kleine Trauben von Schmetterlingsblüten tragen, die je nach den Arten verschiedentlich einfach oder bunt gefärbt sind. Die Früchte sind kleine schmale knotige Schoten. Der Anbau geschieht immer durch Aussaat. In den heißen Klimaten, in welchen überhaupt nur von Indigbau die Rede sein kann, werden die aufgehenden Pflanzen in 2-3 Monaten schnittreif, werden aber bis dahin sorgfältig von Unkraut rein gehalten, weil dieses, mit verarbeitet, sowohl die Menge als Güte des Farbstoffes bedeutend schädigt.
Das Schneiden geschieht kurz vor der Blüte und werden die Ruten etwa 2½ cm hoch über dem Boden fortgenommen; je nach den Witterungsumständen erhält man im Laufe des Sommers durch neue Schößlinge eine zweite und auch wohl eine dritte, doch weniger ausgiebige Ernte. Auf dem besten Indigoboden, im Gangesdelta, kann der Überschwemmung wegen nur ein Schnitt gewonnen werden. Zwei bis drei Jahre läßt sich eine Pflanzung in dieser Weise benutzen, doch weiterhin wird die Triebkraft der Wurzeln zu schwach, daher sie ausgerissen und neue Einsaaten gemacht werden.
Die Verarbeitung der geschnittenen Pflanzen geschieht meistens sofort. Man hat dazu zwei in ungleicher Höhe bei einander stehende große Bottiche oder gemauerte Zisternen, in deren obere die Pflanzen eingeschichtet, mit Steinen beschwert und mit Wasser übergossen werden, sodaß sie völlig bedeckt sind. Die hohe Luftwärme bewirkt bald das Eintreten einer Gärung, die sich immer lebhafter gestaltet; es werden große Mengen von Kohlensäure und andern Gasen frei und die Flüssigkeit bedeckt sich mit Schaum, der nacheinander mehrere Färbungen annimmt.
Wenn er braunrot geworden und einen kupferigen Metallschimmer angenommen hat, wird der Gärungsprozeß abgebrochen und die Flüssigkeit in den tieferstehenden und flachern Behälter übergezapft, der erste Behälter von den Pflanzenresten geleert und neu gefüllt. Die klar abgezogene Flüssigkeit, welche goldgelb aussieht, wird nun mit Schaufeln oder andern Rührinstrumenten fortwährend stark bewegt, um möglichst vielfache Berührungen zwischen der Flüssigkeit und der Luft hervorzubringen. Die Luft nämlich oder vielmehr ihr Anteil an Sauerstoff ist es, der das in dem Safte der Indigpflanze enthaltene farblose Indican in Indigblau umwandelt. In dem Maße wie diese Einwirkung erfolgt, tritt der I., der in Wasser unlöslich ist, in der Flüssigkeit als anfänglich grüner Niederschlag und später als blaues Pulver auf, das sich schließlich, wenn das Durcharbeiten aufhört, als feiner Schlamm zu Boden setzt, von welchem ¶
die überstehende nicht weiter nutzbare Flüssigkeit abgezapft wird, während man den I. selbst vielleicht noch mit kaltem oder kochendem Wasser wäscht, um ihn zu reinigen und zu schönen, dann ihn abtropfen läßt und durch Pressen in Zeugbeuteln noch weiter entwässert. Die feuchte Masse wird meistens durch Zerschneiden mit Drähten in Würfelform gebracht und dann im Schatten getrocknet. Bei einer tropischen Temperatur von 30° verläuft der Gärprozeß in 12-15 Stunden, die Oxydierung und Abscheidung in ein paar Stunden.
Die ganze Behandlung soll große Aufmerksamkeit erfordern, indem sowohl Übergärung als übermäßige Lüftung leicht eintreten können, wo dann ein weit geringeres Produkt erhalten wird, im letztem Falle ein solches, das „verbrannter“ I. genannt wird. Neben dieser Herstellungsmethode gibt es aber auch eine solche aus getrockneten Pflanzen, die auf Koromandel gebräuchlich ist und auch in Amerika vorkommen soll. Die getrockneten Pflanzen werden einfach mit lauem Wasser ausgezogen, zu dem Auszug Kalkwasser gefügt und der Niederschlag gesammelt, der dann an der Luft durch Sauerstoffaufnahme allmählich in Blau übergeht. Sonach findet hierbei ein Gärungsprozeß gar nicht statt. - Der Indig ist nicht bloß in technischer, sondern auch in chemischer Hinsicht ein interessanter Körper und es haben sich viele Gelehrte mit seiner Untersuchung bebeschäftigt ^[richtig: beschäftigt], auch ist es gelungen, ihn künstlich darzustellen, doch bildet dieser künstliche Indigo noch keinen Handelsartikel. Er enthält außer Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff, auch noch Stickstoff.
Die Handelsware bildet, abgesehen von etwaigen fremden Beimischungen, immer ein Gemisch verschiedner Substanzen, unter denen der eigentliche Blaustoff, das Indigotin, in den verschiednen Sorten in höchst schwankendem Verhältnis vorkommt. Die Nebenbestandteile sind: Indigleim, in Wasser, Alkohol, Säuren und Alkalien löslich;
Indigbraun, in ätzenden Alkalien löslich;
Indigrot, durch Äther und Alkohol zu entfernen.
Außerdem enthält die Ware Wasser, verschiedne Salze, Kalk, zuweilen als Verfälschung Stärkmehl, Harz, Berlinerblau etc., und hinterläßt in guter Sorte beim Verbrennen etwa 7 Proz. Asche. Das Indigotin selbst löst sich weder in Wasser, noch Alkohol, Äther, fetten Ölen, verdünnten Säuren und alkalischen Laugen, wird aber von Chlor entfärbt und zersetzt, von verdünnter Salpetersäure in Isatin, von konzentrierter in den gelben Farbstoff Pikrinsäure umgewandelt; nur Schwefelsäure löst es ohne die Farbe zu zerstören.
Bei stärkerm Erhitzen stößt der Indigo purpurfarbene Dämpfe aus, die, wenn sie sich an einer kältern Stelle ansetzen, kleine schwarzblaue, kupferig glänzende Nadeln bilden, welche fast reines Indigotin sind; es kommt aber diese Manipulation in der Technik nicht vor, weil ein andrer Teil des I. und zwar der größre hierbei zersetzt wird. Um den I. zu Färbereizwecken brauchbar zu machen, also aufzulösen, hat man zweierlei Mittel: das erste, in der Färberei hauptsächlich benutzte besteht darin, daß man den Indig in Indigweiß verwandelt, welches in alkalischen Flüssigkeiten löslich ist;
durch Einwirkung von Luft wird dann das Indigweiß wieder in Indigblau verwandelt;
die Bläue erscheint demnach wieder wenn die mit der Lösung getränkten Zeuge der Luft ausgesetzt werden.
Das andre Mittel ist die direkte Lösung des I. in Schwefelsäure, worüber weiterhin Näheres. Auf der Anwendung des erstgenannten Mittels beruht die Blaufärberei in der Küpe (Küpenfärberei); das Küpenblau gibt die dauerhafteste Färbung. Man läßt dabei immer zwei Stoffe gleichzeitig auf fein gepulverten I. in Gegenwart der nötigen Wassermenge einwirken, einen sauerstoffbegierigen als Reduktions- und einen von alkalischer Natur als Lösungsmittel. Die beiden gewöhnlichsten sind Eisenvitriol und Ätzkalk (Vitriolküpe).
Werden die drei Körper in der Küpe mit Wasser zusammengerührt, so entsteht eine Lösung von weingelber Farbe, diese das Indigweiß enthaltende Lösung bildet die Färbeflotte, in der die Zeuge erst grüngelb werden, welche Farbe dann an der Luft durch grün in blau übergeht. Je nachdem der Färbeprozeß auf kaltem oder heißem Wege geführt wird, hat man kalte und warme Küpen. Kalk und Vitriol werden zuweilen einer oder beide durch andre Stoffe ersetzt, der letztere durch Zinnsalz, Arsenik (Opermentküpe) etc., der erstere durch Pottasche, Soda, auch Urin, der durch Fäulnis Ammoniak liefert.
Der Kalk jedoch wird auch bei Verwendung andrer Alkalien nie ganz weggelassen, da ein Überschuß desselben nötig ist um Indigrot und -braun aus der Flotte niederzuschlagen. In neuerer Zeit sind zwei andre Arten von Küpen sehr in Gebrauch gekommen, nämlich eine alkalische Lösung von unterschwefligsaurem Natron und dann die Zinkküpe, mittels Zinkstaub, Soda und Ammoniak. Das erwähnte Indigweiß kann man in Substanz erhalten, wenn man das Alkali oder den Kalk der Lösung mit Salzsäure sättigt, wobei Indigweiß als ein schmutzig weißer Niederschlag herausfällt.
Bei Berührung mit Luft verwandelt sich derselbe rasch wieder in Indigblau, das, nachdem es gewaschen und mit Alkohol ausgekocht worden, um das mit niedergeschlagene Indigrot auszuziehen, bedeutend schöner erscheint als im vorherigen rohen Zustande, sodaß hierdurch ein Weg gegeben ist aus ordinären Sorten feinere zu machen. Solche „raffinierte“ I. von sehr schöner Beschaffenheit sind auch wirklich in den Handel gekommen, namentlich durch die Engländer. Da der Indig eine so schöne und dauerhafte Färbung gibt, so benutzt man ihn auch in der Zeugdruckerei vielfach und in mancherlei seiner eigentümlichen Natur angepaßten Weisen. Die Farben zum wirklichen Aufdrucken enthalten dann Indigweiß, aus einer Flotte mit Salzsäure gefällt, in Vermischung mit ätzendem Kali, reduzierenden Mitteln und Verdickungsmasse wie Gummi u. dgl. Längeres Aussetzen an die Luft und Säurebäder bewirken dann, daß das Indigblau sich wieder herstellt und im Gewebe festhaftet, indes alle andern Ingredienzen durch Waschen entfernt worden sind. - Das zweite aufschließende Mittel für Indig ist die Schwefelsäure, die zu dem Stoff ein merkwürdiges ¶