dann ein leicht in Säcken transportables Material zur Darstellung von Essigsäure. Der rohe H., eine braune, saure, unangenehm
teerig und räucherich riechende und schmeckende Flüssigkeit, besteht neben Wasser aus Essigsäure,
Holzgeist und kleinen
Mengen von
Kreosot, Brandharzen und Brandölen,
Aldehyd und andern Produkten der Destillation, die hier nur die Rolle
von Unreinigkeiten spielen. Die Ausgiebigkeit an den Bestandteilen des
Essigs ist verschieden je nach den verschiednen Holzarten
und zu einem guten Teil auch nach den Apparaten und der mehr oder weniger guten Leitung der Feuerung. Die meiste Essigsäure
enthält das Destillat von Buchen- und Birkenholz. Im allgemeinen wechselt der Gehalt zwischen 5 und
9% Essigsäure. - Der rohe H. dient für sich als fäulniswidriges, auch wohl Motten und andre Insekten abhaltendes Mittel,
zur Konservierung von
Holz und zum Bestreichen von Fleischwaren (kalte Räucherung).
Für Färbereien und Druckereien hat derselbe viel Verwendung zur Darstellung des zu gewissen Farben erforderlichen holzessigsauren
Eisens, ferner dient er statt gewöhnlichen
Essigs zur Darstellung von
Bleizucker, essigsaurer
Thonerde und
andrer Präparate. (Vergleiche: Essigsäure). Durch Umdestillieren des rohen H. in der Weise, daß nur drei Viertel vom Ganzen
abgezogen werden, erhält man den gereinigten oder rektifizierten H., der in der Medizin verordnet wird, aber noch kein reiner
Essig ist, denn derselbe riecht immer noch brennzlich und verliert unter Einfluß von Luft und Licht seine anfängliche
Farblosigkeit wieder, indem die ihm noch inwohnenden Brenzstoffe durch Sauerstoffaufnahme sich färben und die Flüssigkeit
gelblich oder bräunlich erscheinen lassen. Die Reindarstellung von Essigsäure und
Holzgeist wird jetzt in sehr großem Maßstabe
betrieben. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 25 d 1 bzw. 2; Holzteer
zollfrei.
(Holzalkohol,Methylalkohol,Methyloxydhydrat,Carbinol, Formalkohol); ein Bestandteil des
Holzessigs (s. d.),
aus welchem er durch wiederholte fraktionierte Destillation und weitere Reinigung fabrikmäßig gewonnen wird. Der für gewöhnlich
im Handel vorkommende H. ist jedoch stets noch etwas wasserhaltig und die geringeren Qualitäten enthalten
auch noch andre flüchtige Beimengungen, die jedoch für manche seiner Verwendungen nicht störend sind. Man verkauft ihn
wie den
Spiritus nach Prozenten, Tralles, gewöhnlich 95-98%. - Der H. ist eine dem gewöhnlichen
Alkohol (Äthylalkohol, Weingeist)
ähnliche Flüssigkeit, farblos, brennbar, sehr flüchtig, von eigentümlichen geistigen Geruch und brennendem
Geschmack, mit Wasser in allen Verhältnissen mischbar; im konzentrierten Zustande wirkt er giftig, im verdünnten berauschend;
er siedet bei 65° und destilliert unverändert über. Die Hauptverwendung findet der H. jetzt zur Darstellung von Jodmethyl
(Methyljodür) für die Herstellung verschiedner
Anilinfarben; in England benutzt man ihn, wegen der hohen
Spiritussteuer, ganz allgemein anstatt
Spiritus zum Brennen und zur Bereitung von
Lacken, dort wie auch bei uns zum Denaturieren
von
Spiritus. - Zollfrei.
(lat.
carbo ligni, frz. charbon de bois, engl.
charcoal). Dieser vielfach nutzbare und wichtige Stoff besteht aus dem größten Teile des im
Holze vorhanden
gewesenen Kohlenstoffs nebst den mineralischen oder Aschenbestandteilen des
Holzes. Kohle bleibt bekanntlich übrig, wenn
brennendes
Holz gelöscht oder unter solchen Umständen in Brand gesetzt wird, daß die zur völligen Verbrennung des Kohlenstoffs
nötige Menge Luft nicht zutreten kann. Auf dieser letztern Maßregel beruht die seit alten Zeiten geübte gewöhnliche Meilerverkohlung.
Die Ausbeute an Kohle ist beim Destillationsverfahren begreiflich größer als beim Brennen in Meilern, da im letztern Falle
ein Teil des
Holzes für die Unterhaltung des Brandes geopfert werden muß; dagegen aber bedürfen die Destillationsgefäße
eine mehrstündige äußere Feuerung. Die Destillation ergibt im Maximum etwa 27% Kohle vom Gewicht des
lufttrocknen und 28-32% des vorher stark ausgetrockneten
Holzes, die Meilerverkohlung etwa 20-23, wenn sie bestens geführt
wird.
Die Kohlenbrennerei, ein Geschäft, das viel Umsicht erfordert, erfolgt im allgemeinen derart, daß eine aus Scheiten aufgebaute
Holzpyramide überall, bis auf eine Öffnung zu oberst, mit einem Mantel von Rasen und
Erde umgeben und
von der Mitte heraus angezündet wird. Die nötige Luft hat ihren Eingang durch Löcher, welche zu unterst ringsum in den
Mantel gestoßen sind; der Brand beginnt von oben und pflanzt sich im Innern allmählich seit- und abwärts fort. Zur rechten
Zeit wird die obere Öffnung zugeschlagen und andre Löcher auf halber Höhe eingestoßen, überhaupt
so oft neue Löcher eröffnet und alte geschlossen als der gute Fortgang der Operation es erfordert. Es geht somit der Brand
immer dem Luftstrome entgegen; die brennbaren Gase, die sich aus dem
Holze entwickeln, dienen zugleich zu dessen Verkohlung;
herausbrechende Flammen werden immer sogleich unterdrückt.
Der fertig gebrannte Haufen wird nicht der freiwilligen Abkühlung überlassen, da die Kohlenmasse dabei noch zu sehr schwinden
würde, sondern hier und da aufgebrochen und die mit Haken herausgezogenen glimmenden Stücke mit Wasser oder Sand abgelöscht.
Übrigens sind die Vorgänge bei der Verkohlung des
Holzes in Meilern und Retorten die nämlichen, nur
daß im letztern Falle die brennbaren Gase wegen Luftmangel unverbrannt bleiben und zu anderweiter nützlicher Verwendung
abgeleitet werden.
Beim Anfeuern des Meilers und der Retorte, wenn die Hitze erst wenig über den Siedepunkt gestiegen ist, entweicht zunächst
noch Wasser in Dampfform, welches auch im lufttrocknen
Holze noch verborgen steckt. Beim Höhergehen der
Hitze beginnt die Zersetzung des
Holzes; es werden Wasserstoff und Sauerstoff ausgetrieben, die sich ebenfalls zu Wasser verbinden.
Diese Portion Wasser ist also ein Neugebilde. Der Kohlenstoff endlich, obwohl beständiger als jene beiden, wird doch zum
Teil in die Zersetzungs- und Neubildungsprozesse mit hineingerissen und es bilden sich nun eine große
Anzahl gasförmiger und dampfförmiger Produkte, von denen die letztern durch Abkühlung zu
Teer¶
mehr
und Holzessig verdichtet werden können. Solchergestalt gehen bei der Destillation des Holzes von den circa 40% Kohlenstoff,
welche dasselbe enthält, etwa 13% in den flüchtigen Produkten fort. Diese H. hat vor dem Holze in praktischer Hinsicht bedeutende
Vorteile, einesteils durch die große Leichtigkeit und Transportierbarkeit im Vergleich zu dem viermal
schwerern Holz, und dann hauptsächlich dadurch, daß sie dasjenige Brennmaterial bildet, welches im kleinsten Raume die intensivste
Heizkraft einschließt, sodaß sich mit Kohlen weit höhere Hitzegrade als durch Holz erreichen lassen, und daß sie das reinste
Feuer ohne Rauch und fast ohne Flamme geben. Die harten Hölzer geben auch härtere Kohlen mit größerer
Hitzkraft, mit Ausnahme der Eiche, deren Kohle wenig taugt. Die Kohlen der Weichhölzer sind leichter brennbar als die der
harten und werden in größerer Menge dargestellt, während zur Destillation um deswillen nur harte Hölzer verwendet werden,
weil sie erstlich die meiste Ausbeute geben und dann auch harzige Hölzer hierbei ohnehin auszuschließen
sind. - Die beiden hauptsächlichen Richtungen, nach welchen Holzkohlen verwendet werden, sind ihre Benutzung als Brennstoff
und als absorbierendes Mittel, woran sich noch einige andre zu Schießpulver (für welches jedoch ganz besonders dargestellte
Kohle verwendet wird), als Schleifpulver, zu Zeichenkohle etc. schließen. In erster Beziehung
brauchen sie bekanntlich zumeist Metallarbeiter, wie Schmiede, Schlosser etc.,
und wenn diese sich neuerdings auch oft mit Steinkohlen behelfen, so kann doch bei Verarbeitung des Stahls die H. nicht entbehrt
werden. Zu hüttenmännischen Zwecken, zum Ausschmelzen des Eisens, Zinks, Zinns und Bleies aus den Erzen war H. früher das
einzige Mittel, während jetzt, namentlich bei Eisenhochöfen, in Ermanglung von Kohlen meistens Koaks
dienen müssen, obschon damit kein so gutes Produkt wie das Holzkohleneisen erzielt werden kann. Die leichtflüssigen Metalle
werden schon reduziert, wenn ihre Oxyde mit Kohlenpulver gemischt und in Tiegeln geglüht werden. Auch hier verbrennt die
Kohle zu Kohlensäure, indem sie den nötigen Sauerstoff dem beigemengten Oxyde entreißt. In ganz analoger
Weise wird der Phosphor (s. d.) aus seinem Oxyd, der Phosphorsäure, durch Kohle abgeschieden. - Die Kohle zeigt bekanntlich,
wenn sie beim Verkohlen ungestört bleibt, noch völlig die Gestalt und Struktur des Holzes, nur ist sie kleiner geworden.
Durch das Entweichen so vieler Gase und Dämpfe aus dem Holzkörper ist aber die Kohle in ausgezeichnetem
Grade porös, einem höchst feinen Schwamm vergleichbar, daher fähig große Mengen gasiger Materien zu verschlucken, wie
auch aus Flüssigkeiten verschiedne Stoffe auszuscheiden. Es wird daher in nicht wenigen Fällen diese absorbierende Kraft
der gepulverten H. nützlich verwendet, so als Desinfektionsmittel, um Miasmen und Faulgerüche in Wohnräumen,
Kloaken etc. zu beseitigen oder nicht aufkommen zu lassen, zum Reinigen von Wasser, welches
organische Zersetzungsprodukte, Metallsalze etc. enthält, zum Entfärben von Flüssigkeiten,
sofern die Färbung
von besondern, abscheidbaren Bestandteilen herrührt.
Das Kohlenpulver zieht aus gemischten Flüssigkeiten überhaupt in vielen Fällen einzelne Stoffe an
sich, namentlich Pflanzenbitterstoffe und Pflanzengifte. Die absorbierende Kraft der H. wird im allgemeinen durch die der
Tierkohle (s. d.) übertroffen; doch paßt für manche Verwendungen die erstere
besser, so namentlich zum Entfuseln des Spiritus. Hierbei kann man gleich die Spiritusdämpfe durch einen Behälter mit grob
gepulverter Kohle streichen lassen, oder man leitet, wie gewöhnlicher, den ablaufenden Sprit auf Kohlenpulver
und läßt ihn durchsickern, wobei das Fuselöl von der Kohle zurückgehalten wird.
Die neusten Apparate größerer Spiritusraffinerien geben schon ohne künstliche Entfuselungsmittel einen gut gereinigten
verkäuflichen Sprit; wo dann noch die Kohlefiltration angewandt wird, gibt es eine sehr fein schmeckende
höhere Sorte. Alle Kohle, die zu Zwecken der Absorption dienen soll, muß entweder frisch gebrannt oder gleich im frischen
Zustande luftdicht verpackt worden sein, da sie in freier Luft sich mit Gasen und Riechstoffen sättigen und dann beim Gebrauch
unwirksam sein würde.
Man kann aber einer unwirksam gewordenen Kohle die absorbierende Eigenschaft der frischen im vollen Maße
wiedergeben durch Ausglühen, was schon bei der gewöhnlichen im Handel käuflichen Kohle allemal zu geschehen hat. Man füllt
zu dem Zwecke die Kohlen in Zugöfen, entzündet sie und bringt sie in vollen Brand, bis kein Rauch und Geruch mehr zu
bemerken ist, worauf man dieselben noch glühend in gut verschließbare eiserne Kästen oder dergleichen Töpfe bringt. Zu
allen solchen Zwecken dient immer Weichholzkohle, da sie die stärkste Porosität und Absorptionskraft hat. Unterschiede
sind auch in dieser Klasse noch zu bemerken. Am kräftigsten wirkt die Kohle von Pappelholz, dann folgt Lindenholz
und hierauf die Nadelhölzer. - Zollfrei.