mehr
meist durch Futtermangel oder Epidemien veranlaßt, in solchen Ländern vorgenommen, deren Ausfuhr sonst nicht belangreich ist, so z. B. in den 60er Jahren in Marokko, später in Tunis und Algier, neuerdings in China und Arabien. Nordamerika dagegen hat stetig nachgelassen, Exporteur roher Häute zu sein und sich vermöge seiner außerordentlich rasch und bedeutend entwickelten Lederindustrie zum Käufer erhoben, dergestalt, daß dieses Land auf die Preise in Europa einen maßgebenden Einfluß übt.
Roßhäute finden nur zu Schuh- und Stiefeloberleder Verwendung. Nächst den bedeutenden Mengen, welche in Europa den Gerbereien von den Abdeckereien und Roßschlächtern zufließen, werden deren hauptsächlich aus den La Plata-Staaten eingeführt; etwas Weniges von Australien, auch von Rußland und Nordamerika. Büffelhäute werden in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo die Büffel besonders heimisch sind, aber auch reichlich von den holländischen Kolonien und engl. Ostindien zugeführt werden, besonders viel verarbeitet, weniger in England, noch weniger in Deutschland. Diese werden, wie die Ochs- und Kuhhäute, gleichfalls zu Sohlenleder gegerbt, sind billiger, dicker und schwerer, von lockerer Textur, und überhaupt geringerer Güte und Nutzbarkeit als die Rindhäute, erfordern auch mehr Material und Zeit zu einer perfekten Gerbung. -
Ostindische Häute (Kips - von Kip, eine kleine Rindhaut) sind von den besprochnen Wildhäuten wesentlich verschieden. Dieselben werden, weil schwächer und geschmeidiger, fast nur zu Oberleder gegerbt und ersetzen sowohl das schwache Kuhleder wie das starke Kalbleder, sind auch bei guter Gerbung von eher noch größerer Dauerhaftigkeit. Marktstiefeln und Schuhe sind allermeist aus Kips gefertigt. Diese Häute sind mit wenigen Ausnahmen von gefallenem Vieh. Bekanntlich tödet der Hinduh kein Vieh, noch ißt er Fleisch.
Das Schlachten beschränkt sich daher auf den Fleischbedarf der Fremden, der Muhamedaner und Engländer. Aber die wertvolle
Haut wird auch dem umgestandnen, ja dem von Aasgeiern schon halb aufgefressenen Vieh noch abgezogen, nach landesüblicher
Art mit
Salz,
Kalk oder einfach Kot präpariert und zu Markt gebracht. Kalkutta ist der Hauptsammelplatz
und die Ausfuhr von Häuten daselbst ist enorm, wie nachstehende Zahlen zeigen. Im Jahre 1881 wurden von Kalkutta
im ganzen exportiert: 4471
370 Stück rohe Kuhhäute; hiervon ging die Hauptmenge, nämlich 3
131
221 Stück nach England, nächstdem
gingen 242
236 Stück nach Triest, die übrigen nach Marseille, Genua, Livorno, Venedig, den Vereinigten
Staaten etc. 1880 belief sich diese Ausfuhr aus Kalkutta 6
380
497 Stück (die größte
in den letzten 10 Jahren).
Nächst Kalkutta ist auch Bombay bedeutend, ferner Madras, Kurrachee, Cochin. Die hauptsächlichsten Provenienzen, welche in Kalkutta zur Verschiffung kommen, sind: Northwestern, Dacca, Hoogly, Kalkutta, Durbangah, Patna, Burdwan, Cuttae, Ganjam, Gopaulpore, Bimlipatam. Neuerdings werden viele Häute der besten Sorten besonders Delhi und Lucknow und andrer Northwestern-Provenienzen mit Arseniklösung präpariert, um sie vor Wurmbeschädigung zu bewahren.
Dieses Verfahren ist jedoch von zweifelhafter Zukunft, da es ziemlich kostspielig ist, ohne die Würmer ganz von den Häuten abzuhalten. Die ostindischen Kips wiegen im Mittel 3-4½ kg, doch kommen viele bis 1 kg, mehr noch bis 6 ja bis 10 kg vor. Die Versendung geschieht in Ballen von meist 150 Stück. Sonst kommen noch Kamel-, Gnu-, Wallroß-, Quagga-, Aligatorhäute und sonstige Kuriositäten im Handel vor, doch selten in größern Mengen. Während für La Platahäute die Hauptmärkte in Antwerpen, Hâvre, Liverpool, Hamburg sind, hat für ostindische Kips London bei weitem den größten Markt.
Von andern europäischen Häfen wären noch zu erwähnen als bedeutend für den Häutehandel: Marseille,
Bordeaux, Genua,
Triest, Amsterdam, Bremen. Im deutschen Binnenlande ist der Hauptverkehr besonders in Köln, Leipzig,
Berlin, Frankfurt a. M. Alle Häute werden pro Pfund gehandelt, nur trockne Roßhäute pro Stück.
Der Pfundwert der gesalznen und sonst präparierten Häute ist selbstverständlich ein niedrigerer als der trockner Häute,
aber man kann den Wert einer Buenos Ayres-Haut mit etwa 25-40 Mk., den einer ostindischen Kipshaut
mit 5-8 Mk. beziffern. - Die Einfuhr von Häuten und
Kips aller Art belief sich für Großbritannien im
Jahre 1880 auf 7821
462 Stück, 1881 auf 5
804
151 Stück, hiervon waren gesalzne La Plata- und Rio Grande-Häute 1880: 498
919
Stück, 1881: 343
446 Stück. In Antwerpen war 1880 die Gesamteinfuhr von Häuten 1
084
533 Stück, 1881 dagegen 792
324
Stück;
in Hâvre 1880: 675212, 1881: 715
973 Stück. In Hamburg wurden im Jahre 1881 eingeführt: von außereuropäischen
Häfen 832
000 Stück Häute und 12600 Ballen
Kipse und von europäischen Häfen 44000 Bunde.
Zollfrei sind: Rohe (grüne, gesalzne, gekalkte und trockne) Häute und Felle. Vergl. ferner Zolltarif im Anh. Anm. zu Nr. 21 b.