Walachei, die dort gefangenen
Störe in der Art aus, daß man nicht nur die Blase, sondern auch die Haut, den Magen und die
Därme klein schneidet, wäscht und so lange mit Wasser siedet, bis das meiste in Auflösung gegangen ist. Der Absud, geklärt
und erkaltet, bildet eine konsistente Gallert, die in dünne Blätter geschnitten und so getrocknet,
auch wohl in Lyraform gebracht wird. Fabrikate dieser Art, die leicht von der echten Ware zu unterscheiden und von viel geringerer
Qualität sind, auch noch anderwärts erzeugt werden, pflegt man künstliche H. zu nennen. Die H. ist in kaltem Wasser nicht
löslich, sondern quillt nur stark darin auf. Durch Erhitzen löst sich der gequellte Stoff in Wasser
wie auch in verdünntem
Spiritus leicht, und gute Ware hinterläßt dabei nur eine ganz geringe Menge faseriger Reste. Beim
Erkalten gesteht die Lösung zu einer Gallerte, die schon bei 4 Tln. Masse auf 100 Tle.
Wasser eine solche Konsistenz hat, wie sie zum Küchengebrauch passend ist.
Die Verwendung der H. ist sehr mannigfaltig. Man benutzt sie in Küche und Konditorei als Grundmasse feiner Gelées, welche
Obstsäfte,
Milch,
Zucker,
Wein,
Gewürze etc. als Zusatz erhalten. Als Klebstoff dient sie in Form von Mundleim und durchsichtigen
farbigenOblaten; auf Tafft gestrichen als englisches Pflaster, ferner zu Kitten, besonders in weingeistiger
Lösung und mit
Harzen verbunden als sog. Diamantkitt, als Bindemittel für Farben und bei Anfertigung der
künstlichen
Perlen aus
Glas und Fischschuppen.
Als durchsichtiger Körper gibt sie Leimfolie oder Glaspapier, das zu Durchzeichnungen und zum Bedrucken mit Bildern
gebraucht wird, ferner Tafeln für Schiffsfenster, die aber mit einem wasserdichten
Lack zu überziehen sind. Als Glanzstoff
wird sie zum Appretieren von seidnen und andern feinen Zeugen und
Bändern benutzt. Den stärksten Verbrauch aber macht man
von ihr als Klärmittel für trübe
Biere und
Weine, denen sie im aufgequellten Zustande beigemischt wird.
- Die russische Ware gelangt in den Handel entweder in Ballen von 10 Pud (1 Pud = 16,38 kg) oder in Fässern von 12-14 Pud,
in welchen sie in grobe Säcke verpackt enthalten ist. - Zoll: Echte und unechte getrocknete zollfrei, ebenso englisches
Pflaster. Aufgelöste H., Mundleim, Kitt etc. gem.
Tarif im Anh. Nr. 5 e.
(frz. peaux brutes, auch cuirs en poil, engl. hides)
sind die äußeren Überkleidungen tierischer Körper, im Handel diejenigen aller größern
Tiere, während die kleinern
TiereFelle genannt werden. So sagt man Rindhaut, Roßhaut, Eselshaut; dagegen Kalbfell,
Hasenfell,
Ziegenfell und sämtlicheRauchwaren
sind
Felle. Man versteht unter Häuten auch nur rohe, unbearbeitete, und sie sind fast ausschließlich zum Gerben bestimmt.
Gegerbt heißen sie
Leder.
Die im Handel hauptsächlich vorkommenden Häute sind Rind-, Roß- und Büffelhäute. Mit Ausnahme der kleineren und schwächeren
ostindischen und ähnlicher Sorten werden Ochsen- und Kuhhäute überseeischer Abkunft, welche von Heerden
stammen und großenteils mit Brandzeichen versehen sind, bei weitem zumeist
zu Sohlenleder gegerbt; die von europäischem
im Stall aufgewachsenem Vieh aber auch zu Riemen- und Sattlerleder. Während die Häute von europäischem Vieh nur zu einem
kleineren Teile in den Handel kommen und vielmehr von den Schlächtern direkt in die Hände der Gerber
übergehen, bilden die überseeischen Häute (Wildhäute) einen bedeutenden Handelsartikel und zwar der Ausfuhr von
allen Weltteilen nach Europa und den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die Wildhäute kommen auf dreierlei Art zum Versand:
1. troken ^[richtig: trocken]. Die Trocknung gelingt gut bei scharfer Luft; bei abwechselndem Tau, Regen
und Sonnenschein geht es dagegen nicht ohne Beschädigungen, namentlich durch Sonnenbrand, ab. Es wird indes fast allerwärts
eine gute Sorgfalt aufgewendet, um solche Beschädigungen zu verhüten. Bei langem Transport sind solche Häute außerdem
einigermaßen durch Wurmfraß gefährdet, zumal die aus den heißesten Gegenden. In getrocknetem Zustande wiegen dieHäute
aus den La Plata-Staaten, welche die Hauptgattung bilden, im Mittel:
12-18 kg die der Ochsen,
8-12 kg die der Kühe
die von Mittelamerika:
7-11 Kilo durchschnittlich.
2. trocken gesalzen. Solche werden nach dem Schlachten auf der Fleischseite mit einem Salzanstrich (teilweise auch
Salpeter)
versehen und dann an der Luft getrocknet. Diese Behandlungsweise findet sich hauptsächlich in Brasilien,
Madagaskar, Mauritius. Das Gewicht erhöht sich dadurch nahezu um die Hälfte, aber die Ware erhält sich gut und nur etwa
vorherrschender
Salpeter setzt die Häute bisweilen der Erhitzung oder Fäulnis aus.
3. grün gesalzen, oder naß gesalzen, oder in Kissen gesalzen. Solche Häute werden zwischen Salzschichten
einige Tage aufgestapelt, bis das Blut und Wasser abgelaufen ist, dann mit einigen kg
Salz, das auf beiden Seiten anhängen
bleibt, je in ein Bündel zusammengefaltet und umgeschnürt. Diese Behandlungsart beläßt den Häuten ihre Frische bis nach
Jahr und Tag und macht sie zu ihrer Verwendung für Sohlleder ganz besonders geeignet. Das Gewicht einer
grüngesalzenen Haut ist nahe das Doppelte einer trocknen, der Wert jedoch ein relativ höherer wegen ihrer Frische und der
Gewißheit, daß sie gut erhalten ist. Die dennoch darin vorkommenden Beschädigungen, als Schnitte, Löcher, wunde Haarseite
und dergl. bieten sich sogleich dem Auge dar. Vorzugsweise bedient man
sich des Salzens in den La Plata-Staaten, in Rio Janeiro und verschiednen andern Plätzen von Südamerika, aber auch in Australien
und am Kap der guten Hoffnung. -
Von den Exportplätzen roher Wildhäute nimmt Buenos-Ayres den ersten Rang ein. Dann folgen Montevideo und Rio Grande, die
mit ihren Produkten nahezu gleiche Qualitäten liefern. Nächstdem mögen einige Hauptprovenienzen regelmäßiger
Einfuhr in Europa genannt werden: Rio Janeiro, Bahia, Pernambuko, Ceara, Valparaiso, Sima, Para, Callao, Maracaibo,
Kap der guten Hoffnung, Sidney, Melbourne etc. Bisweilen werden aber auch Massenschlachtungen,
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mehr
meist durch Futtermangel oder Epidemien veranlaßt, in solchen Ländern vorgenommen, deren Ausfuhr sonst nicht belangreich
ist, so z. B. in den 60er Jahren in Marokko, später in Tunis und Algier, neuerdings in China und Arabien. Nordamerika dagegen
hat stetig nachgelassen, Exporteur roher Häute zu sein und sich vermöge seiner außerordentlich rasch
und bedeutend entwickelten Lederindustrie zum Käufer erhoben, dergestalt, daß dieses Land auf die Preise in Europa einen
maßgebenden Einfluß übt.
Roßhäute finden nur zu Schuh- und Stiefeloberleder Verwendung. Nächst den bedeutenden Mengen, welche in Europa den Gerbereien
von den Abdeckereien und Roßschlächtern zufließen, werden deren hauptsächlich aus den La Plata-Staaten
eingeführt; etwas Weniges von Australien, auch von Rußland und Nordamerika. Büffelhäute werden in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika, wo die Büffel besonders heimisch sind, aber auch reichlich von den holländischen Kolonien und engl.
Ostindien zugeführt werden, besonders viel verarbeitet, weniger in England, noch weniger in Deutschland. Diese werden, wie
die Ochs- und Kuhhäute, gleichfalls zu Sohlenleder gegerbt, sind billiger, dicker und schwerer, von
lockerer Textur, und überhaupt geringerer Güte und Nutzbarkeit als die Rindhäute, erfordern auch mehr Material und Zeit
zu einer perfekten Gerbung. -
Ostindische Häute (Kips - von Kip, eine kleine Rindhaut) sind von den besprochnen Wildhäuten wesentlich
verschieden. Dieselben werden, weil schwächer und geschmeidiger, fast nur zu Oberleder gegerbt und ersetzen sowohl das schwache
Kuhleder wie das starke Kalbleder, sind auch bei guter Gerbung von eher noch größerer Dauerhaftigkeit. Marktstiefeln und
Schuhe sind allermeist aus Kips gefertigt. Diese Häute sind mit wenigen Ausnahmen von gefallenem Vieh. Bekanntlich
tödet der Hinduh kein Vieh, noch ißt er Fleisch.
Das Schlachten beschränkt sich daher auf den Fleischbedarf der Fremden, der Muhamedaner und Engländer. Aber die wertvolle
Haut wird auch dem umgestandnen, ja dem von Aasgeiern schon halb aufgefressenen Vieh noch abgezogen, nach landesüblicher
Art mit Salz, Kalk oder einfach Kot präpariert und zu Markt gebracht. Kalkutta ist der Hauptsammelplatz
und die Ausfuhr von Häuten daselbst ist enorm, wie nachstehende Zahlen zeigen. Im Jahre 1881 wurden von Kalkutta
im ganzen exportiert: 4471370 Stück rohe Kuhhäute; hiervon ging die Hauptmenge, nämlich 3131221 Stück nach England, nächstdem
gingen 242236 Stück nach Triest, die übrigen nach Marseille, Genua, Livorno, Venedig, den Vereinigten
Staaten etc. 1880 belief sich diese Ausfuhr aus Kalkutta 6380497 Stück (die größte
in den letzten 10 Jahren).
Nächst Kalkutta ist auch Bombay bedeutend, ferner Madras, Kurrachee, Cochin. Die hauptsächlichsten Provenienzen, welche
in Kalkutta zur Verschiffung kommen, sind: Northwestern, Dacca, Hoogly, Kalkutta, Durbangah, Patna, Burdwan,
Cuttae, Ganjam, Gopaulpore, Bimlipatam. Neuerdings werden viele Häute der besten Sorten besonders Delhi und Lucknow und
andrer Northwestern-Provenienzen mit Arseniklösung präpariert,
um sie vor Wurmbeschädigung zu bewahren.
Dieses Verfahren ist jedoch von zweifelhafter Zukunft, da es ziemlich kostspielig ist, ohne die Würmer ganz von den Häuten
abzuhalten. Die ostindischen Kips wiegen im Mittel 3-4½ kg, doch kommen viele bis 1 kg, mehr noch bis 6 ja
bis 10 kg vor. Die Versendung geschieht in Ballen von meist 150 Stück. Sonst kommen noch Kamel-, Gnu-, Wallroß-, Quagga-,
Aligatorhäute und sonstige Kuriositäten im Handel vor, doch selten in größern Mengen. Während für
La Platahäute die Hauptmärkte in Antwerpen, Hâvre, Liverpool, Hamburg sind, hat für ostindische Kips London bei weitem
den größten Markt.
Von andern europäischen Häfen wären noch zu erwähnen als bedeutend für den Häutehandel: Marseille, Bordeaux, Genua,
Triest, Amsterdam, Bremen. Im deutschen Binnenlande ist der Hauptverkehr besonders in Köln, Leipzig,
Berlin, Frankfurt a. M. Alle Häute werden pro Pfund gehandelt, nur trockne Roßhäute pro Stück.
Der Pfundwert der gesalznen und sonst präparierten Häute ist selbstverständlich ein niedrigerer als der trockner Häute,
aber man kann den Wert einer Buenos Ayres-Haut mit etwa 25-40 Mk., den einer ostindischen Kipshaut
mit 5-8 Mk. beziffern. - Die Einfuhr von Häuten und Kips aller Art belief sich für Großbritannien im
Jahre 1880 auf 7821462 Stück, 1881 auf 5804151 Stück, hiervon waren gesalzne La Plata- und Rio Grande-Häute 1880: 498919
Stück, 1881: 343446 Stück. In Antwerpen war 1880 die Gesamteinfuhr von Häuten 1084533 Stück, 1881 dagegen 792324
Stück;
in Hâvre 1880: 675212, 1881: 715973 Stück. In Hamburg wurden im Jahre 1881 eingeführt: von außereuropäischen
Häfen 832000 Stück Häute und 12600 Ballen Kipse und von europäischen Häfen 44000 Bunde.
Zollfrei sind: Rohe (grüne,
gesalzne, gekalkte und trockne) Häute und Felle. Vergl. ferner Zolltarif im Anh. Anm. zu Nr. 21 b.