mehr
Unterfutter, zu Mützen, Beuteltuch etc. -
S. Zolltarif im Anh. Nr. 11 a u. b.
Unterfutter, zu Mützen, Beuteltuch etc. -
S. Zolltarif im Anh. Nr. 11 a u. b.
ist die gebräuchlichste, passendste und auch älteste Benennung abgenutzter und für den menschlichen Gebrauch nicht mehr dienlicher, formloser Gewebestücke. Ursprünglich nannte man H. jedes Leinentuch (den Fetzhadern das Schnupftuch, den Handhadern das Handtuch, die Pranghadern den Halskragen und die Manchette) bis späterhin das nicht mehr brauchbare Zeug, gleichviel ob Leinen, Baumwollen, Wollen oder Seiden darunter verstanden wurde. Die Namen Lumpen, Lappen, Fetzen, Strazzen sind weniger zutreffend, weil darunter eigentlich nur Gewebeabfälle, unter H. aber auch die Abfälle andrer faserhaltiger Produkte, wie Gurten, Netze, selbst Taue, Stricke, Seile etc. verstanden werden. Mit Lump benannte man einst nur den Sammler weggeworfener Dinge, daher Haderlump für Hadernsammler, übertrug aber später den Namen auf die weggeworfenen Lappen der Gewebe selbst und alles Nichtsnutzige (Lumpenpack). -
Bis gegen Mitte dieses Jahrhunderts waren die H. das fast ausschließliche Rohmaterial der Papierfabrikation, da keine Rohfaserpflanze auch nicht annähernd so billige und für den Zweck der Papierbereitung so geeignete Fasern lieferte, als jene; seitdem hat jedoch die Technik verschiedenartige Ersatzmittel (s. Hadernsurrogate) aufgefunden, so daß die Alleinherrschaft der Hadern verloren gegangen ist. -
Weil aus allen möglichen unbrauchbar gewordenen Gewebeabfällen die H. gesammelt werden, so ist das Quantum derselben ein durch die Bevölkerung bedingtes und vom Süden nach dem Norden zu pro Kopf der Bevölkerung zunehmendes, so daß auf den Kopf der Bevölkerung im Süden 2 kg, auf den Kopf im Norden bis 8 kg zu rechnen sind. In runder Zahl produziert Europa jährlich 5 kg pro Kopf im Durchschnitt, was bei 320 Mill. Einwohnern 1600 Mill. kg beträgt, wovon 1000 Mill. auf vegetabilische, 600 Mill. auf animalische Gewebe zu verteilen sind, welche die Bevölkerung mit 8 Milliarden Mk. bezahlt hat, wofür sie aber nur 160 Mill. Mk. als H. wiedererhält. -
Die H. bestehen, infolge der Sammlungsweise, aus sehr verschiedenartig gemischten Stoffen vom feinsten Batistleinen und Baumwollspitzen bis zum geringsten Packleinen und allerlei groben Wollzeugen. Darum scheidet der Hadernhändler für den Großverkauf die Leinen-, Baumwollen-, Halbwollen-, Seiden- und Wollen-Hadern von einander und erhält von vegetabilischer Faser mindestens 8 Hauptsorten, die aus weißen Leinen, halbweißen, grauen, braunen, bunten Leinen, aus weißen, grauen und bunten Kattunen bestehen.
Stricke, Netze, Säcke, Gurten, Watte etc. fallen besonders aus. Die wollenen H. wurden ehedem für Löschpapier und Pappen, zumeist aber zu Dünger verbraucht und hatten daher einen sehr geringen Preis, etwa 5 Mk. pro 100 kg. Seit 1860 aber, wo die Shoddy- (Kunstwoll-) Fabrikation ins Leben trat und aus den wollenen H. neue Gespinste und daraus die sog. Doppelstoffe und andre gemacht werden, sind die Preise der alten Tuche, umgewalkten Gewebe, der gewirkten und gestrickten Wollartikel auf 25-100 Mk. pro 100 kg gestiegen. -
Die Leinen-, Baumwollen- und andern vegetabilischen H. haben einen Preis von 12-50 Mk., deren Wert aus der Sortierung der Gewebe nach Weiße, Reinheit und Feinheit der Faden sich ergibt. Der Papierfabrikant teilt diese 8 Sorten des Hadernhändlers wieder in mindestens 30 Sorten, um die für die Fabrikation erforderlichen Qualitäten getrennt verwenden zu können. Auf den Hauptstapelplätzen Europas haben die H. des Großhandels gewisse Bezeichnungen oder Nummern oder Buchstaben. Wir haben oben bereits die Bezeichnungen angeführt; die Nummern nach Qualitäten sind I-VIII oder S.P.F.E.F., S.P.F.F., S.P.F., F.E., C.S.P.E.F., C.S.P.F., C.B.F., C.F.X. u. a. Die in den Papierfabriken sortierten Arten steigen dann noch höher im Preise, sodaß die gereinigten H. 20-60 Mk. wert sind. -
Schon in älteren Zeiten reichten die gesammelten H. für die Darstellung des in den Kulturstaaten benötigten Papiers nicht aus und es wurden darum den größeren Papiermachern von den Fürsten Sammlungs-Privilegien erteilt, wonach in einem gewissen (3-5meiligen) Umkreise „von der Mühle an gerechnet“ die gesammelten H. nur dem Privilegien-Inhaber (bei hoher Strafe der Übertretung) abgeliefert werden durften. Aus diesem Grunde war zugleich in allen Kulturstaaten das Hadern-Ausfuhrverbot von selbst gegeben.
Noch bis zum Beginn des Zollvereins (1818) waren die deutschen Länderteile gänzlich gegen einander abgeschlossen, sodaß ein sächsischer Papiermacher von Preußen, Österreich, Bayern, Reuß oder Altenburg keine H. beziehen konnte, ja sogar 3-5 Meilen von der nächsten Papier- oder richtiger Hadernmühle entfernt keine H. einkaufen durfte. Während Rußland, Skandinavien, Finnland, die Türkei, Griechenland und teilweise die Küstenländer Italiens damals keinen eigentlichen Ausgangszoll, die andern Länder dagegen Hadern-Ausfuhrverbot hatten, wurde zuerst im Deutschen Zollverein ein Ausgangszoll von 9 Mk. pro Zollztr. (50 kg) erhoben und dieser Zoll 1854 auf 5 Mk. herabgesetzt, während Österreich, Frankreich, England noch Ausfuhrverbote behielten und die andern Länder den Zoll auf 3-6 Mk. für 50 kg stellten. Jetzt ist in Deutschland, Frankreich, England, Belgien die Ausfuhr ganz frei gegeben und in den andern Ländern beträgt der Zoll dafür noch 3-10 Mk. für 100 kg. -
Außer Gewebeabfällen gehören altes Tauwerk, Stricke, Seile, Bindfaden, Fischernetze, Gurten, Jutesäcke, Bast, Watte und Flachs- und Baumwoll-Spinnerei-Abfall unter die H. - Einfuhr zollfrei.
werden diejenigen Substanzen aus dem Pflanzen- und Steinreiche genannt, welche teils als Ersatzmittel der Hadernfaser, teils zur Beschwerung des Papiers (mithin das Fasergewicht zu vermehren) in der Papierfabrikation verwendet werden. Vor Ende des 16. Jahrhunderts machte man in Italien und dann auch in Österreich (Lombardei) Versuche, die fehlenden Hadern durch die Fasern in den Halmen der Getreidegräser zum Teil zu ersetzen, doch zeigte sich diese Fabrikation nicht als lohnend, weshalb man sie wieder aufgab. In Mitte des ¶
vorigen Jahrhunderts versuchte man wiederum mit verbesserten Maschinen das Stroh zu benutzen, doch blieb das Produkt, wegen Unkenntnis der chemischen Hilfsmittel, sehr mangelhaft. In den Jahren 1765-71 war der gelehrte Superintendent Dr. Schaeffer in Regensburg bemüht, für die Papiermacherei neue Faserstoffe zu suchen und leistete darin für einen Laien alles Mögliche. Seine Versuche gab er in 3 Bändchen und in 2 Auflagen heraus, so weit seine gemachten Proben eben reichten.
Diese Muster umfassen alle in Deutschland zu findenden fasergebenden Pflanzen, auch Wespanest und Asbest. Diese mühsamen Versuche fanden jedoch keine Beachtung, sondern sogar Verhöhnung unter den Papiermachern und erst zu Anfang dieses Jahrhunderts trieb die Not wieder zu neuer Anstrengung unter Beihülfe von Aschenlauge oder Pottasche, indem man Nesseln, Stroh, Ginster, Baumblätter etc. für die Papierfabrikation geeignet machen wollte. Der erste, welcher mit Verständnis Surrogate aufsuchte, war Louis Piette in Dillingen bei Saarbrück, der die Versuche noch weiter ausdehnte und auf der Papiermaschine namentlich Strohpapiere verschiedenster Art fabrizierte. Beschreibung seiner Versuche nebst Mustern erschien 1838 im Verlage von Du Mont-Schauberg in Köln. -
Das Getreidestroh blieb das vornehmlichste Surrogat, deshalb waren auch die Versuche des Direktors der k. k. Staatsdruckerei in Wien, Hofrat Dr. v. Auer, darauf gerichtet, in der damaligen Staatspapierfabrik zu Schlöglmühl Papier aus Maisstroh, dann aber nur aus Maislischen herzustellen. Die damit hergestellten Papiere lassen nichts zu wünschen übrig, aber der Kostenpreis überstieg weit die Grenzen der nutzbaren Verwertung. Diese Versuche fallen in die Jahre 1856-63. -
Es begannen von da an wieder neue Bestrebungen, das Stroh für die Papierfabrikation nutzbar zu machen. In Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, England wurde unausgesetzt nach Auffindung zweckmäßiger Methoden geforscht, bis wirklich solche von mehreren Seiten gefunden wurden, welche seit 1865 als abschließend anerkannt sind und das Stroh zu einem notwendigen Papiermaterial gemacht haben. Die Hadernnot ließ jedoch nicht ruhen und ganz besonders traf der Mangel England. Da versuchte Routledge in London den zu Fußteppichen seit mehr als 100 Jahren in England benutzten Esparto aus Spanien und brachte die ersten Proben auf die Welt-Ausstellung in London 1862, die zwar mit Achselzucken betrachtet wurden, jetzt aber einen Konsum von 20 Mill. kg Faserstoff repräsentieren. -
Als das Esparto (Hipa oder Macrochloa tenacissima), das in den verwüsteten Gegenden Almerias und Murcias wachsende Pfriemengras, durch den massenhaften Verbrauch ziemlich ausgerodet war, wandte man sich nach Algier und endlich nach Tunis, wo eine ähnliche Binse, das Halfa oder Diss (Lygeum spartum), auf den ungeheuern wüsten Steppen in wasserloser Öde wuchert (vgl. Alfa). -
Ein Fasernsurrogat der Hadern, welches, wie kein andres, seit 1865 in kolossalen Massen für die mittleren und geringen, namentlich für die Zeitungsdruckpapiere (bis 85%), Verwendung findet, ist der von Gottfried Keller erdachte, von H. Voelter 1850 und später von Rudel und Siebrecht 1861 durch Konstruktion geeigneter Schleifmaschinen zu großartiger Fabrikation gebrachte Holzstoff. Die direkte Umwandlung des Holzes durch Schleifen quer seines Wuchses auf einem großen, mit Zuführung unter Druck schnell laufender Sandsteine ist eine so einfache, daher so wenig kostende, daß kein Material, auch nicht die geringste Hader, so billig hergestellt werden kann. Die Klagen, welche über die Holzstoffpapiere geführt werden, gehen nur die gedrückten Papierpreise an, denn man kann Holzstoff bei richtigem Verständnis der Anfertigung so schön darstellen, daß er allen Anforderungen einer Papierfaser entspricht. Die vornehmlich in Gebrauch kommenden Hölzer sind Pappel, Fichte, Kiefer, Tanne, Birke, Ulme, Weide, Linde, Lärche, je nach dem vorwiegenden Vorhandensein der einen oder andern Holzart. -
Die mechanische Bereitung des Holzstoffs und die Unmöglichkeit seines Bleichens riefen die Versuche Payen's aus den dreißiger Jahren wieder in Erinnerung und es wurde eine Zeit lang, etwa von 1862-1868, aus dem Holze durch Behandlung mit Salpetersäure Lignose (Holzzellulose) gewonnen. Diese Zellulose war jedoch zu teuer und es stellten daher Jessap und Moore in Amerika die Holzzellulose durch Kochen mit Ätznatron bei hochgespannten Dämpfen dar, also geradezu auf entgegengesetzte Art. Dieses Verfahren fand seit 1865 immer mehr Verbreitung, nur Tessié du Motthay tauchte auf kurze Zeit mit der Empfehlung des längst bekannt gewesenen schwefelsaurem Kupferoxyd-Ammoniak auf, ging aber bald wieder unter. In den letzten Jahren haben die Gebrüder Mitscherlich ein neues Verfahren aufgebracht, d. i. mittels zweifach schwefligsaurem Kalk die inkrustierende Materie des Holzes zu zersetzen und dadurch die reine Zellulose zu gewinnen. Diese Methode hat viel Versprechendes, doch ist sie noch nicht zur vollen Vollendung gediehen. -
Als H. dienen auch mineralische Zusätze zu dem Papierstoffe. Dieselben sollen entweder das Gewicht des Papieres vermehren helfen (im Großhandel wird das Papier nur nach Gewicht verkauft) oder dem Papiere die Durchsichtigkeit nehmen und die Farbe verbessern. Als vornehmste Materialien sind nach historischer Reihenfolge zu nennen: Das Perlweiß (künstlich bereiteter schwefelsaurer Kalk), Permanentweiß oder Blanc fix (künstlich bereiteter schwefelsaurer Baryt), Mineralweiß (gemahlener Schwerspat), China-Clay (Pfeifenerde, kieselsaure Thonerde), Annaline (gemahlener Gips vom Harz). Außerdem finden die gewöhnlichen Thonerden und die Erdfarben in ähnlicher Weise in der Papierfabrikation Verwendung. - Zoll: Getreide- und Maisstroh, Espartogras auch gemahlen, sind zollfrei. Halbzeug aus Holz, Stroh, Esparto und andren Fasern sowie Cellulose gem. Tarif im Anh. Nr. 27 b. Perlweiß, Permanentweiß sowie die übrigen vorgenannten mineralischen Zusätze sind zollfrei.