den Leguminosen gehörigen, der Gattung Copaifera nahestehenden Hardwickia pinnata abstammt. In Ostindien wird dieser
Balsam
anstatt des
Kopaivabalsams häufig verwendet; vom G. unterscheidet er sich dadurch, daß er nicht fluoresziert; weiter ist
er in dicken Schichten gelblichgrün, in dünnen weinrot. Um Gurjunbalsam, Hardwickiabalsam und
Kopaivabalsam von einander
zu unterscheiden, soll man nach Flückiger und Hanbury folgendermaßen verfahren: Ein Tropfen des zu
untersuchenden
Balsams wird mit 19 Tropfen
Schwefelkohlenstoff gemischt und hierzu ein Tropfen einer Mischung aus gleichen
Teilen konzentrierter
Schwefelsäure und
Salpetersäure hinzugefügt. Hierdurch wird
Kopaivabalsam leicht rotbraun und setzt
an den Seiten des Probegläschens einen kristallinischen Niederschlag ab; Gurjunbalsam färbt sich dagegen
intensiv purpurrot und nach einigen Minuten violett; Hardwickiabalsam endlich bleibt unverändert und behält seine blaßgrünlichgelbe
Färbung der Lösung in
Schwefelkohlenstoff. - Zollfrei.
Dieser durch seine besondern Eigenschaften höchst nützliche und zu den verschiedensten Zwecken verwendbare
Stoff war vor 1844 noch nicht einmal dem Namen nach bekannt; seine Einfuhr aus dem Erzeugungslande
Ostindien stieg aber von diesem Zeitpunkte an in wenig Jahren ins Großartige, und jetzt ist der Stoff längst ein unentbehrliches
Material für eine Menge technischer Erzeugnisse geworden. Die G. ist wie das
Kautschuk der koagulierte Milchsaft eines Baumes,
und beide Stoffe sind ihrer chemischen Natur nach nahe verwandt, in ihren hauptsächlichen physikalischen
Eigenschaften jedoch verschieden: denn während das
Kautschuk sich durch seine vorzügliche Elastizität auszeichnet, die
der G. abgeht, besitzt diese die Eigenschaft, durch bloße Wärme so bildsam zu werden, daß sie sich leicht in jedwede Form
bringen läßt, und nach dem Erkalten sogleich wieder ihre frühere Konsistenz und Zähigkeit anzunehmen,
in welcher sie mit
Holz,
Horn,
Leder und andern derartigen Stoffen sich in Vergleich stellt.
Der Guttaperchabaum (Isonandra gutta) hat in Ostindien auf Festland und Inseln ein ziemlich großes Verbreitungsgebiet; von
Singapore aus, in dessen Sumpfwaldung die Ausnutzung begonnen, findet er sich in nördlicher Richtung
bis Pinang, südlich bis auf die Ostküste von Sumatra und Java, östlich bis Borneo. Den Bewohnern dieser Gegenden war die
G. nicht ganz unbekannt geblieben und es wurden gelegentlich einfache Gegenstände, wie Peitschen, Stiele zu Äxten etc.
daraus gebildet.
Der Stoff bleibt indes in dem heißen Klima zu weich, um vielseitige Benutzung zuzulassen. Als aber der
starke Begehr von Europa dem Gegenstande einen ganz andern Wert verlieh, begann die Durchsuchung und Ausbeutung der Wälder
durch Scharen von Indiern, Malaien und Chinesen. In dieser ersten verhängnisvollen Zeit sind Hunderttausende von Bäumen
umgeschlagen worden um schneller in Besitz des Saftes zu kommen; man hat aber das unwirtschaftliche Verfahren
einsehen lernen und zapft jetzt die Bäume nur durch Einschnitte und Wegnahme eines Stücks Rinde
an. Der ausfließende und
in Gefäßen aufgefangene Saft hat die täuschendste Ähnlichkeit mit Kuhmilch, gerinnt aber an der Luft bald, indem sich
die eigentliche G. gleich dem Käsestoff aus der
Milch klumpig abscheidet.
Dieselbe wird mit den Händen zusammengeknetet und dem Trocknen überlassen, worauf sie als Rohware fertig ist. Sie kommt
in den Handel in viereckigen, 10-20 kg schweren, im Innern sehr porösen Blöcken, die sehr schwierig zu zerteilen sind,
am besten noch durch Sägen, und in bequemerer Form in kurzen Spänen, in welche die Blöcke auf
Maschinen
zerrissen worden sind. Die Blockware hat noch die sämtlichen Unreinigkeiten, Rindenstückchen, Holzspitter ^[richtig: Holzsplitter],
Fasern,
Erde, Steinchen, welche in der Masse nie fehlen.
Durch Kneten in heißem Wasser lassen sich diese fremden Stoffe größtenteils beseitigen. Bei der im Handel befindlichen
gereinigten G. geschieht die Reinigung maschinenmäßig, und zwar in mannigfach abweichender Weise. Man läßt z. B.
durch Schneid- oder Reißwalzen den Stoff in dünne Späne zerteilen, während beständig Wasser darauf fließt, rührt die
Späne in vieles Wasser ein, wobei schwerere Unreinigkeiten untersinken, während erstere schwimmen.
Nach dieser kalten Reinigung oder auch ohne dieselbe wird der Stoff in irgend einer Weise heiß behandelt,
von Walzwerken geknetet, in Blätter oder Fäden ausgezogen, gewaschen, in Knetmaschinen wieder verdichtet etc.
und dann zu verkäuflichen Platten, Blättern,
Röhren, Schnüren u. dgl. ausgewalzt oder
gepreßt. Das Reinigen ist bei diesem Stoff die Hauptsache, aber auch das Schwierigste und ist an der
Kaufware in sehr verschiedenem Grade gut oder schlecht ausgeführt; selbst die bestgereinigte G. hinterläßt aber, wenn
sie aufgelöst wird, eine ansehnliche Menge fein zerteilter Unreinheiten. Durch langes fortgesetztes Kneten kann die Masse
so verfeinert oder verdichtet werden, daß sie sich nachgehends recht gut auf der Drehbank bearbeiten
läßt. Durch starke Pressung wird die Masse in ihrer Haltbarkeit ganz beträchtlich verbessert und wird erst dadurch zu
Maschinenriemen, Sohlen auf Schuhwerk u. dgl. völlig
geeignet. - Die rohe in Blöcken zeigt eine gelbrötliche oder gelblichweiße Färbung und eine holzähnlich faserige, schichtenweise
Struktur.
Durch fortgesetzte Bearbeitung im weichen Zustande mittels Kneten oder Walzen verliert sich das faserige
Gefüge und die Masse wird ganz homogen und mehr oder weniger dunkelbraun. Diese Umwandlung erfolgt rascher und vollständiger
in trockner Wärme, wie sie bei der Knetung mittels
Maschinen angewandt wird. Auch die Formierung der Masse zu Platten, Blättern
erfolgt immer nur auf trocknem Wege. Bis auf 60 Grad C. erwärmt, wird die Masse schon so weich, daß
sie sich wie
Wachs kneten und leicht in jede Form bringen läßt. Auf kochendem Wasser wird sie noch weicher und fadenziehend,
nimmt aber auch dann noch beim Erkalten ihre vorige Beschaffenheit wieder an. Trocken bis zum völligen
Schmelzen erhitzt, erleidet sie eine teilweise Zersetzung und kehrt eben so wenig wie
Kautschuk in den normalen Zustand zurück.
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mehr
Der förmlichen trocknen Destillation unterworfen gibt sie ein flüchtiges Öl, welches ein gutes Lösungsmittel für die
G. selbst ist. Eben so gut löst sich dieselbe in Chloroform, Schwefelkohlenstoff und Benzin. Weingeist löst sie nicht, sondern
zieht nur etwas wachsartigen Stoff heraus und dient bei der Darstellung vollkommen gereinigter G. selbst
als Fällungsmittel derselben. Zur Ausfüllung hohler Zähne und Anfertigung künstlicher Gebisse wird nämlich der Stoff
in völliger Weiße und Reinheit hergestellt, indem man ihn in einem der genannten Mittel löst, die Lösung mit etwas Pulver
von feinem gebrannten Gyps schüttelt und in der Wärme stehen läßt, bis sie sich vollkommen geklärt
hat.
Man gießt dann die Lösung in die doppelte Menge 90grädigem Weingeist, wobei die G. als blendend weiße zähe Masse sich
abscheidet. Dieselbe wird geknetet, in Stengelchen geformt und getrocknet. Eine Lösung von weißer in Chloroform, das sog.
Traumaticin, wird übrigens gleich dem Kollodium als Schieß- und Schutzmittel für Verwundungen gebraucht.
Die aufgestrichene Flüssigkeit hinterläßt beim Verdunsten die G. als fest anhaftendes, dem Wasser widerstehendes Häutchen.
- Gegen Schwefel verhält sich die G. ganz wie Kautschuk, indem sie sich vulkanisieren, d. h. in der Hitze mit demselben verbinden
läßt.
Sie verliert dadurch die Eigenschaft in der Wärme wieder zu erweichen, widersteht allen vorgenannten
Auflösungsmitteln und wird überhaupt bei starkem Schwefelzusatz dem gehärteten (hornisierten) Kautschuk durchaus ähnlich,
sodaß für dergleichen Waren wohl meist dieser letztere Stoff als der wohlfeilere in Anwendung kommt. Durch Zusammenkneten
lassen sich der G. natürlich eine ganze Menge Stoffe einverleiben, sei es um sie zu färben, in ihren
Eigenschaften zu verändern oder nur ihr Volumen zu vergrößern.
Die Anwendungen der G. sind außerordentlich mannigfaltig; einige der wichtigeren sind folgende: Umkleidung von unterseeischen
Telegraphenleitungen. Wegen der gänzlichen Undurchdringlichkeit der gut verdichteten Masse gegen Wasser und Elektrizität
gibt es keinen andern isolirenden Stoff von gleicher Brauchbarkeit, und die Leitungen durch Meere hindurch
wären ohne denselben wahrscheinlich nicht möglich geworden. Röhren zur Leitung und Gefäße zum Fassen oder Auffangen stark
ätzender Flüssigkeiten.
Die G. widersteht den Einwirkungen von alkalischen und sauern Stoffen mit Ausnahme starker Schwefel- und Salpetersäure, von
denen sie zerstört wird. Gefäße für Flüssigkeiten überhaupt, um die zerbrechlichen gläsernen oder
porzellanenen zu umgehen. In Laboratorien, bei Photographen etc. sind solche Wannen und Cuvetten
häufig in Gebrauch. Treibriemen statt der ledernen, Laufschnüre an Drehbänken etc. haben
sich nicht bewährt und sind daher wieder außer Gebrauch gekommen.
Sohlen für Schuhwerk, die mit einer dicken Guttaperchalösung aufgeklebt
werden. Dünne Blätter zu
luftabhaltenden Verschlüssen und zum Einpacken von allerhand Waren, die vor Feuchtigkeit zu schützen sind. Formen für
galvanoplastische Niederschlage; die G. nimmt, im gewärmten Zustande auf einen Gegenstand gepreßt, die feinsten Eindrücke
auf und hält sie fest. Schienen für chirurgische Zwecke, bei Arm- und Beinbrüchen. Lösungen von G. dienen zur
Wasserdichtmachung von Leder u. dgl. An den Verkaufsstellen finden
sich gewöhnlich außer Blöcken und Spänen auch Platten und Blätter verschiedner Stärke, letztere bis zur Dünne des feinsten
Papiers und dabei so breit und lang wie nur irgend ein Webstoff, zum Ausschnitt nach dem Meter. Nach verschiednen Angaben
soll nicht blos die eine oben angegebene Baumart, sondern mehrere derselben Familie angehörige Bäume
Guttapercha liefern oder doch ähnliche Produkte, die zum Teil nur dazu benutzt werden sollen, der echten zum Nachteil ihrer
Güte untergeknetet zu werden. Genaueres über diese Verhältnisse wird schwer zu erfahren sein. Ein ähnliches neu bekannt
gewordenes Baumprodukt, die G. von Cayenne, s. u. Ballata. - Die gewöhnliche
G., als der beste Nichtleiter der Elektrizität, ist ebenso sehr befähigt, durch Reibung selbst stark elektrisch zu werden,
findet auch in diesem Sinne Anwendung, z. B. anstatt der Harzkuchen an Elektrophoren.
Laufende Maschinenriemen entwickeln manchmal, und hier zur Unbequemlichkeit, Mengen von Elektrizität. Die
G. hat auch den Naturfehler, vom Sauerstoff angegriffen und so verändert zu werden, daß sie bröckelt und in Staub zerfällt.
Bei kompakten Stücken hat dies, weil diese Verwandlung immer nur eine sehr dünne Oberflächenschicht betrifft, wenig zu
bedeuten, wogegen die dünnsten Blätter manchmal schon in wenigen Monaten zerfallen, sodaß also auf
solche wenn z. B. Töpfe auf längere Zeit damit, wie mit Blase verbunden werden sollen,
kein rechter Verlaß ist.
Ihrer chemischen Zusammensetzung nach ist die G. des Handels ein Gemenge verschiedner Stoffe, von denen die sog.
Gutta, die eigentliche oder reine G., die Hauptmasse bildet (75-82%); es ist dies ein Kohlenwasserstoff,
der zurückbleibt, wenn man die käufliche Ware erst mit kaltem Äther und dann mit heißem absoluten Alkohol behandelt. Aus
letzterem scheiden sich beim Erkalten weiße Kristalle ab, die man Alban genannt hat, während ein andrer Stoff, das Fluavil,
gelöst bleibt. Beide Stoffe sind sauerstoffhaltig und harzartiger Natur. Außerdem enthält die G. noch
kleine Mengen von flüchtigem Öl, Fett, Farbstoff und Salzen. - Der Preis der in Hamburg schwankt jetzt zwischen 5 und 9 Mk.
per kg je nach Qualität. Fabriken von Guttaperchawaren sind jetzt außer London in Hamburg, Berlin, Augsburg, Wien, Leipzig
etc. -
G. ist zollfrei. Die Verzollung der Waren daraus geschieht gem. Tarif im Anh.
Nr. 17 b-17 e.
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