mehr auftreten, wird dann die Säure aus der Lösung entfernt, diese geklärt und durch eine Schicht frisch gefällten Thonerdehydrats
filtriert. Wenig gefärbte Sorten können schon durch dies letzte Mittel allein völlig gebleicht werden. -
Die Verwendung des Gummi ist bedeutend und ungemein vielseitig. In Zeugdruckereien dient es, so weit es
nicht durch das
Dextrin ersetzt ist, zur Verdickung der Farben, in
Kattun- und Seidenfabriken zum Appretieren; als Zusatz zu
Schreibtinten; als Kleb- und Bindemittel in zahlreichen Fällen, so zu Postmarken, Etiketten,
Tusch- und Wasserfarben, Zündholzmasse
etc. Dicke Gummilösung gibt ohne Zusatz einen sehr haltbaren Kitt für
Porzellan- und andre Sachen, sofern
sie nicht Nässe und Hitze auszuhalten haben. Im Steindruck ist der Stoff so unentbehrlich, daß ohne ihn diese Druckart
gar nicht existieren würde. In den Apotheken dient er zur Darstellung von Hustenzucker, Gummischleim und -Syrup, Bindemittel
für Pillen. Auch in Conditoreien findet das Gummi Verwendung. Gutes G. arabicum ist im Handel stets
gesucht besonders des Apothekenbedarfs halber und hält gute Preise; die Senegalware ist im allgemeinen wohlfeiler. - Zollfrei.
(Gutti, lat. gummiresina guttae, frz. gomme
gutte, engl. gamboge). Dieser zu den Gummiharzen gehörige Stoff ist ein eingetrockneter Baumsaft
von verschiednen, nicht sicher bekannten Arten der Gattung Garcinia, die in Hinterindien, Mysore, auf
Ceylon und Borneo wachsen. Das G. enthält neben 70 bis 80% gelben
Harzes nur 25-30%
Gummi. Die in Europa vorfindliche Handelsware
kommt aus Siam, meist über Singapore und Kanton nach London in jährlich etwa 2-400 Kisten.
Von Ceylon und andern Lokalitäten ist nichts im Handel. Man hat zwei Sorten, Röhrengutti als Primaware
und solches in Kuchen oder formlosen Klumpen (Kuchengutti). Das erstere bildet 2½-4½ cm dicke und bis 4½ dm lange volle
oder auch hohle Cylinder und hat seine Form von
Bambusrohren, in welchen der vom Baume abgezapfte Saft aufgefangen oder in
welche er geschüttet wird. Diese Stücke sind auf der Oberfläche gewöhnlich striemig, da sich die
Innenseite des Bambus an ihnen abgeformt hat, und mit einem grünlichgelben Staube bedeckt.
Öfter sind mehrere solche Stücke zusammengeklebt oder geflossen. Auf dem Bruch erscheint diese Sorte orangegelb, ohne Poren,
großmuschelig und matt glänzend; gepulvert oder mit Wasser verrieben ist die Masse rein gelb. Die Ware
in Kuchen oder Klumpen, oft über 1 kg schwer, ist geringerer Qualität, äußerlich meist ziemlich dunkelbraungelb, hat
einen rauhen, nicht glänzenden Bruch mit vielen Poren, das Gelb des Pulvers ist nicht so rein, mehr ins Bräunliche ziehend;
die Masse ist durch Sand, Holzstückchen u. dgl.
verunreinigt und enthält öfter als Verfälschung Stärkemehl.
Die Ware wird als gelber Farbstoff technisch, in geringerem Maße auch medizinisch als stark abführendes Mittel gebraucht,
bildet auch einen gewöhnlichen Zusatz von Pillen, die als käufliche Ware ausgeboten werden. Der Stoff schmeckt anfänglich
schwach süßlich, hernach kratzend und brennend und ist in
größern als medizinischen Gaben entschieden
giftig. Infolge der verschiednen Natur seiner beiden Bestandteile ist das G. weder in Weingeist noch in Wasser allein völlig
löslich; der erstere löst nur das harzige Gelb und hinterläßt das
Gummi.
Wasser wirkt umgekehrt und es gibt daher keine wirkliche Lösung dieses Stoffs in Wasser, sondern nur,
wenn beide miteinander verrieben werden, ein Gemisch von Gummilösung mit fein verteiltem Gelbharz, das indes ohne weiteres
als Aquarellfarbe, in der Fabrikation bunter
Papiere etc. gebraucht werden kann, wo dann das
Gummi das Bindemittel abgibt.
Die weingeistige Lösung dient zum Gelbfärben von
Lacken
(Goldfirniß); mit viel Wasser vermischt läßt
sie den Farbstoff als feines schön gelbes Pulver wieder fallen. - G. ist zollfrei.
(Lackharz, lat. gummi lacca, frz. gomme laque,
engl. gumlac); ein Artikel des Drogenhandels, ist das Erzeugniß einer kleinen roten Schildlaus
(Coccus lacca), welche in Ostindien auf vielerlei Bäumen und Sträuchern lebt, so z. B.
auf Ficus indica und religiosa, Butea frondosa, Anona squamosa u. a. Dieser eigentümliche
harzartige Stoff entsteht infolge des Brutgeschäfts der weiblichen
Tiere und man glaubt, daß derselbe nicht direkt als Folge
des Anstechens aus den jungen saftigen Zweigen austrete, die ihre Wohnsitze bilden, sondern daß er vom
Tiere selbst innerlich
bereitet und ausgeschwitzt werde.
Die
Tiere, die an den von ihnen befallenen Stellen dicht gedrängt rund um den Zweig sitzen, schwellen nach der Befruchtung
blasenförmig zu Erbsengröße auf, indem sie sich mit
Eiern und einer lebhaft roten Flüssigkeit füllen, und umgeben sich
mit der harzigen, allmählich erhärtenden Masse, die das
Tier wie eine Kapsel völlig einschließt, jedoch
porös ist, sodaß Luft zum Athmen zutreten kann. Hiermit ist der Lebenslauf desselben abgeschlossen; die junge Brut aber,
die aus den
Eiern hervorgeht, nährt sich von dem roten Safte und bahnt sich nach ihrer völligen Entwickelung einen Weg ins
Freie.
Die verlassenen Wohnungen, die in ihrer Gesamtheit dicht geschlossene rauhe Borken bilden, werden mit
samt den Zweigen abgebrochen und bilden den Stocklack (Stangenlack, Stablack, lat. Lacca in
ramulis oder baculis, frz. laque en bàtons, engl. stick-lac),
mit dessen Einsammlung sich die Bewohner verschiedner Gegenden Ostindiens, besonders am Ganges beschäftigen. Sämtlicher
Stocklack sowie die daraus bereiteten Produkte nehmen meistens den Weg über Kalkutta nach England.
Die Masse des Stocklacks bildet rauhe, außen braunrötliche
Röhren oder durch Abbröckeln Bruchstücke von solchen, oft
mit noch ansitzendem Zweigstücke, ist leicht zerbrechlich, auf dem Bruch glänzend und enthält inwendig die zahlreichen
Brutzellen, die teils leer sind, teils noch roten Farbstoff enthalten. Es fällt diese Rohware je nach
Herkunft in mehrere Sorten, unter denen die von Siam, sehr dunkelfarbig, braun oder schwärzlich und reich an Farbstoff,
die meist geschätzte, die geringste die bengalische, farbstoffarme, daher gelbe oder gelbrötliche ist. Die mit rotem Farbstoff
gefüllten
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mehr
Zellen enthalten auch noch Insekten, die also zur Zeit der Ernte ihre Entwicklung noch nicht erreicht hatten, während aus
den bereits verlassenen Kolonien die färbende Materie fast verschwunden ist. Da von den beiden Produkten, in welche der
Stocklack zerlegt wird, nämlich Farbstoff und Harz (Schellack, Tafellack, Scheibenlack, lat. lacca in
tabulis, frz. lacque plate, lacque en feuilles, engl. shellac),
das letztere das wichtigste ist und man diesen möglichst hellfarbig wünscht, so wird jedenfalls das meiste im Herbst gesammelt;
die früher, im August, gebrochene, noch lebendige Ware gibt zwar den sämtlichen Rohstoff, aber auch ein dunkles Harz.
Der naturelle Stocklack kommt jetzt nur noch in geringem Maße im Handel vor, da er wenig Verwendung,
etwa zu Zahntinkturen, hat. Das meiste davon wird gleich in Ostindien auf die beiden genannten Stoffe verarbeitet, indem
man das Rot aus der Masse zieht, so weit es vorhanden ist, und das übrig bleibende Harz in irgend eine
Form, am meisten in die von Schellack bringt. Die Trennung von Harz und Farbstoff soll in der Weise geschehen, daß man den
Stocklack zwischen Steinen zu Pulver vermahlt, dieses in Trögen mit Wasser übergießt, etwa 20 Minuten stehen läßt und
dann mehrere Stunden lang durch Treten mit den Füßen bearbeitet.
Die Masse wird dann auf Seiher gebracht, wo das mit dem Rot gesättigte Wasser abläuft, und mit heißer Alaunlösung nachgespült.
Bei ruhigem Stehen setzt sich nun der Farbstoff in der Flüssigkeit zu Boden, wird nach Abziehen des überstehenden Wassers
durch Abtropfenlassen und schließliches Pressen in Säcken weiter entwässert und in Täfelchen geformt,
die matt blauschwarz, zerrieben dunkelrot aussehen und im Handel unter dem Namen Lacklack bekannt sind. Sie enthalten nur
etwa die Hälfte ihres Gewichts an Farbstoff, der Rest ist Harz und Thonerde. Ein reineres Präparat ist das Lac dye, welches
dadurch erhalten werden soll, daß der gepulverte Stocklack mit Sodalösung ausgezogen und mit Alaun gefällt
wird. Der so erhaltene, fast reine Farbstoff erscheint als ein hellrotes Pulver, das in der Färberei die Cochenille vertreten
kann und gewöhnlich mit Zinnsalz zum Scharlachfärben besonders auf Wolle benutzt wird, jedoch früher mehr als jetzt. -
Der erschöpfte harzige Rückstand wird in lange enge Säcke von locker gewebtem Zeuge gefüllt, diese
vor einem Feuer aufgehangen und die durch die Hitze flüssig werdende Masse in dem Maße wie sie austritt und durch Ringen
des Schlauches herausgepreßt wird, abgeschabt. Um ihr die Form von Schellack zu geben, streicht man sie mittels eines Palmblattes
auf glatte, irdene, mit heißem Wasser gefüllte Cylinder und nimmt sie nach dem Erkalten in Form dünner
Platten ab, welche, indem sie auf dem Transport in den Kisten in kleine Stücke zerbrechen, die bekannte Form des Schellacks
bilden. In andrer Weise schmilzt man die Masse auch auf heißem Wasser, drückt sie durch Tücher und
formt sie auf einer steinernen Platte zu dickern Kuchen oder Blöcken.
Die Masse heißt dann Block- oder Kuchenlack (lacca in massis, frz. lacque en pains). Neuerdings
kommt auch sog. gesponnener, d. h. in Form dünner Fäden gebrachter
Schellack vor, wahrscheinlich nach Art der Fadennudeln durch kleine Löcher gepreßt. Als eine andre
Sorte ist noch der Körnerlack (lacca in granis, frz. lacque en grains, engl.
seed lac) zu erwähnen, der einfach durch gröbliches Zerstoßen von Stocklack hergestellt werden soll, dem man nachgehends
noch durch eine leichte alkalische Lauge den etwaigen Farbstoff größtenteils auszieht.
Der Körnerlack bildet kleine unregelmäßige hellbraune Stückchen und dient wie geringere Sorten Schellack.
Endlich kommt seit einigen Jahren eine neue Sorte an den Markt, die Blut- oder Knopfschellack genannt wird. Es sind kleine,
meist runde, wenig durchscheinende, braunrote Tafeln, sehr glatt und von reiner Masse. Er ist besonders zur Siegellackbereitung
gesucht und wird den bessern andren Sorten gleich bezahlt. Je nach der naturellen Färbung des Stocklacks
und wahrscheinlich auch der beim Schmelzen angewandten Hitzegrade erscheint der Schellack (Lacca in tabulis) in verschiednen
Farbennüancen, die für die Preise mit maßgebend sind.
Gewöhnlich unterscheidet man blond, orange, leberorange, leberfarben, kirschrot, braun. Fein orange ist die teuerste Sorte,
dann die blonde. Der jährliche Export Kalkuttas an Schellack und Stocklack wird auf ca. 4 Mill.
engl. Pfd. angegeben. Die Verwendungen des Stoffs sind sehr mannigfaltig
und daher auch die Preise immer ziemlich hoch. An den gesuchtesten ist zuweilen Mangel. Im Schellack finden sich verschiedne
Harze gemengt vor, außerdem noch mehr oder weniger Farbstoff und etwas Wachs.
Weingeist löst in der Kälte den Schellack mit Hinterlassung des Wachses; heißer Weingeist nimmt auch von diesem etwas auf,
das sich aber beim Erkalten wieder ausscheidet und die Lösung trübt. Durch Filtrieren kann sie geklärt werden. Als Material
zu Lacken ist der Schellack in weingeistiger Lösung bekanntlich in häufigem Gebrauch, sowohl für
sich als in Verbindung mit andren Harzen. Diese Lacke zeichnen sich durch rasches Trocknen aus. Der bekannte Fußbodenglanzlack
ist ein starker Schellackfirniß.
Verdünntere Lösungen sind die Tischlerpolitur, der Buchbinderlack, die Hutmachersteife. Der Schellack löst sich beim Kochen
auch leicht in alkalischen Mitteln, daher auch in wässeriger Boraxlösung, da dieses Salz eine alkalische
Reaktion hat. Diese Lösung bildet eine leimartige Masse, die nach dem Trocknen wasserdicht und zu vielen Klebarbeiten tauglich
ist. Als Steife für Hutmacher hat sie den Namen Wasserfirniß. Auch der hellste Schellack gibt keinen ganz farblosen Weingeistfirniß;
es läßt sich aber ein solcher durch Zusatz von Tierkohle und Aussetzen an die Sonne ziemlich gut bleichen.
Man kommt aber den Verbrauchern wasserheller Firnisse dadurch entgegen, daß man den Schellack mit Chlor weißbleicht. Derselbe
wird hierdurch vollkommen weiß und seidenartig glänzend. Man erhält diesen gebleichten Schellack in schraubenförmig gedrehten,
zopfähnlichen Stangen. Wegen öfter vorkommenden Chlorgehalts ist die Masse nicht überall brauchbar.
Der gebleichte
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