Das Fassen der Graphitstengel in Holz geschieht jetzt wohl allgemein nach der neuern Art, wobei die Hülse nicht mehr aus
zwei Stücken, sondern aus einem ganzen, längs durchbohrten Stäbchen besteht, in welches der mit Leim bestrichene Graphitstengel
eingeschoben wird. Da man jetzt überdies zur Anfertigung der Hülsen Maschinen hat, so geht dieser zweite
Teil der Fabrikation äußerst rasch. Zum Fassen der besten Sorten dient das sog. Zedernholz (s. d.). Mittelfeine Sorten erhalten
eine Hülse von sog. westindischen Zedern- oder Zuckerkistenholz, von Cedrella odorata. Für
geringere Sorten kommen einheimische Hölzer, Weißbuchen, Weißerlen, Pappeln, Ahorn zur Verwendung. Färben, Beizen, Polieren
der Stifte kommt jetzt häufiger als früher vor. - Der G. ist unschmelzbar und trotz seiner Kohlenstoffnatur
auch sehr schwer verbrennlich.
Ein Gemisch von G. und feuerfestem Thon gibt eine Schmelztiegelmasse, welche besser ist als der Thon allein oder vermischt
mit Sand, weil der G. dem Schwinden und Reißen im Feuer entgegenwirkt und der Masse nicht nur Beständigkeit
in sehr hohen Temperaturen, sondern auch gegen raschen Temperaturwechsel verleiht. Schmelztiegel dieser Art (Graphittiegel)
sind daher bei Gold- und Silberarbeitern, in Münzwerkstätten und sonst ein viel gebrauchter Artikel. Sie dienen besonders
auch zum Schmelzen des Gußstahls und durch die heutige Ausdehnung dieser Stahlindustrie ist die Bedeutung
des Tiegelgraphits sehr gestiegen.
Die Tiegel haben noch das Angenehme, daß sie sich ihrer Glätte wegen rein ausgießen lassen. Die Passauer Tiegel werden
schon seit länger als hundert Jahren zu Hafnerzell bei Passau aus dem dortigen unreinen, stark kiesel-, thon- und eisenhaltigen
G. unter Zußatz ^[richtig: Zusatz] von etwa der Hälfte feinem Thon gefertigt. In neurer Zeit wird auch
ceyloner G. mit verwendet. Die Gefäße werden aus dem steifen Teig gepreßt und nicht gebrannt, sondern nur lufttrocken
gemacht. Sie sind teils konisch, teils dreieckig geformt, in sehr verschiednen Größen und Raumgehalten. Die passauer Ware
soll übrigens die alte gute Qualität nicht mehr haben. Sie hat Konkurrenz in Österreich teils schon
von früher, namentlich die Tiegel von Ips an der Donau, teils in neurer Zeit an mehrern Örtlichkeiten Böhmens entstandene.
- G. ist zollfrei. Bleistifte werden gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a,
Schmelztiegel gemäß Nr. 38 b verzollt. (Carbonstifte für Wellenlager
von Maschinen Nr. 5 a.)
bedeutender Handelsartikel. Die rationelle Landwirtschaft begnügt sich nicht mit dem Ertrag der natürlichen
Wiesen und Weiden, sondern sucht diesen zu steigern durch gelegentliche Einsaat oder durch zeitweisen Umbruch und Einsaat,
besonders beim sog. Kunstwiesenbau. Da, wo das System der Feldgraswirtschaften üblich ist,
im Norden an den Seeküsten und im Gebirge werden die Felder abwechselnd mit Gemengen von Klee- und Grassamen bestellt und
auch anderwärts hat sich neuerdings immer mehr der Gebrauch der Kleegemengssaaten an Stelle der reinen Kleesaaten eingebürgert.
Die Landschaftsgärtnerei bedarf zu der Herstellung von Zierrasen ebenfalls
alljährlich in großen Mengen
des G., so daß für diesen ein sehr beträchtliches Absatzgebiet gesichert ist und Hunderte von Zentnern alljährlich gebraucht
werden. Die Zucht von G. geschieht in besondren Handelsgärtnereien, z. B. Quedlinburg, Erfurt
und anderwärts, ein sehr bedeutender Betrag der in den Handel kommenden G. wird aber durch Lokalhandel geliefert und dieser
bezieht die Ware vom Sammlern, welche in den Wäldern den G. gewinnen, zum Teil auch auf Wiesen mit und
ohne Erlaubnis der Besitzer. Am schwunghaftesten wird das Sammeln von in Hessen betrieben; bei Darmstadt gibt es ganze Gemeinden,
welche sich vorzugsweise damit beschäftigen, aber auch in Oberhessen findet man fleißige Sammler und
kleinere Händler, welche alle meist das Produkt nach Frankfurt a. M. an Großhändler abgeben.
In den Waldungen wachsen die Gräser meistens vereinzelt und kann man leicht einzelne Sorten in ziemlicher Reinheit erhalten.
Seitens der großen Handelsgärtner geschieht die Zucht der Gräser behufs Samengewinn mit besondrer Sorgfalt im Einzelbau
auf oft großen Flächen; von da aus ist der Bezug reiner, unverfälschter Waren und bestimmter Sorten
sicher. Die G. sind nicht leicht zu unterscheiden, da viele Sorten in ihrem Samen ziemlich ähnlich sind und von den zur
Aussaat beliebten Saaten verwandte Abarten von geringerem Werte vorkommen. Man hat deshalb neuerdings besondre
Samenkontrolstationen eingerichtet; der Kaufmann wird gut thun, sich deren Hilfe zu bedienen, wenn er G. von kleinen Händlern
oder Privatsammlern eintauscht.
Für den Handel mit von Handelsgärtnern gekauften Samen ist zu merken, daß die Gemische nach Boden und Meereshöhe verschieden
sein müssen, da einzelne G. besser in der Ebene, andre in der Höhe, die einen auf bündigen, die andern
auf leichten Böden etc. gedeihen. Sehr oft findet mit sehr gutem Samen der erwünschte Erfolg
nicht statt und wird über den Händler geklagt, während der Mißerfolg nur in der schlechten Mischung lag. Der Händler
muß sich von dem Abnehmer Boden, Lage etc. beschreiben und die Zusammenstellung von kundiger Hand
besorgen lassen; noch besser wird man thun, wenn man Gebrauchsanweisungen nach bewährtem Rate Sachverständiger mit gibt.
Deutschland hatte im Jahre 1878 an Wiesen und Weiden 10,5 Mill. ha und 2,4 Mill. ha Klee und Gräser ohne die Gärten, Parks
etc. Der Bedarf an G. ist dafür wenigstens (Wiesen und Weiden zu nur 1/10 zur Aussaat gerechnet) 100 bis 150 M.
kg. 1 m. Ztr. der besten Gräser kostet
von 45 (Goldhafer) bis 200 M. (Wiesenfuchsschwanz, Gemische zu Wiesen 70, zu Rasenplätzen 80 bis 90 M.). Die Landwirte ziehen
sich zum Teil den G. selbst und sehr viele ergänzen den Wiesenbestand durch natürlichen Samenausfall.
Der Handel mit G., verständig betrieben, bietet noch die Aussicht guter Zukunft, da überall noch mehr Verwendung sich finden
kann. - Zollfrei.
(franz. froment mondé, engl. Pearl-barley); dieselben
bestehen bekanntlich aus dem von der Schale und den Spitzen befreiten Inhalte von Getreidekörnern und
zwar so, daß entweder
mehr
ein einzelnes Korn nur eine Graupe geliefert hat, oder daß der Kern erst in mehrere Stückchen zerbrochen und diese zu feineren
G. gerundet worden sind. Am gewöhnlichsten sind die Gerstengraupen, die in einigen Gegenden auch Koch- oder Rollgerste genannt
werden; in geringerm Maße werden auch Weizenarten auf G. verarbeitet. Das Graupenmachen ist eine deutsche
Erfindung des 17. Jahrhunderts und wird sich zuerst auf die gröbste Sorte, enthülste ganze Gerstenkörner beschränkt haben.
Dies geschieht auf einem besondern Mühlwerk, dem Graupengange, der nur einen einzelnen Stein in seiner Ummantelung (der
Zarge) laufen hat, welcher nicht mit einer breiten Fläche, sondern mit seiner runden Bahn arbeitet und
hier gerauht ist. Die den Stein in nahem Abstande umgebene Zarge ist an ihrer Innenseite mit Blech belegt, das ganz wie ein
Reibeisen scharf durchlöchert ist. Es ist sonach ein von zwei rauhen Flächen begrenzter ringförmiger Spalt vorhanden,
in welchen das einfließende, auf die Mitte des etwas gewölbten Steins fallende Getreide sogleich gerät
und durch den heftigen Lauf des Steins so herumgerissen und gescheuert wird, daß es bald seine Spitzen und Schalen verliert.
Das Mahlgut fließt durch ein Loch in der Zarge ab und wird durch Sieben in Graupen, Mehl und Kleie geschieden. Für die feinern
und kleinern Nummern, die bei einem gewissen kleinen Kaliber Gräupchen oder Perlgraupen heißen, wird das Getreide vorher
gebrochen, was jetzt meistens zwischen scharf geriffelten Metallwalzen geschieht, worauf die hier sich ergebenden, zum Teil
schon enthülsten Stückchen auf entsprechend feinern Graupengängen gerundet und geschliffen werden. Die verschiedenen sich
hierbei ergebenden Größen werden auf Siebwerken in verschiedne Nummern sortiert. Graupen bilden einen
starken Handelsartikel und werden in Ulm, Wien, Nürnberg, Frankfurt a. M., namentlich auch in
Thüringen häufig fabriziert, und bildet für letztere Ware Erfurt den hauptsächlichsten Versandplatz. - Zoll s.
Tarif im Anh. Nr. 25 q 2.