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werden auch am häufigsten als Schmucksteine geschliffen; doch benutzt man öfter auch andre farbige G., grüne, gelbe, braune
und schwarze als Schmucksteine, auch gibt es farblose. Die roten G. werden zuweilen auch Karfunkel genannt. In Deutschland
kennt und verwendet man vorzugsweise böhmische G., die auch Pyropen heißen; sie werden indes von den
ostindischen und grönländischen an Reinheit und schöner Färbung übertroffen. Diese Pyropen finden sich gewöhnlich auf
zweiter Lagerstätte, in Schwemm- und Schuttland, im Sande von Flüssen und Bächen. Am Fuße des böhmischen Mittelgebirges
sind bei Podsedlitz, Trziblitz, Maronitz und in der Gegend von Gitschin Fundorte, wo die Steine schon
seit alten Zeiten ausgebracht werden.
Sie liegen da in Thon- und Lehmschichten unmittelbar unter der Dammerde und zwar kleine sehr geringwertige ungemein häufig,
während das Auffinden eines ansehnlichen Steins ein seltener Glücksfall für den Arbeiter ist. Die G. werden an mehreren
Orten Böhmens in besondren Schleifereien fazettiert und gebohrt, damit sie auf Schnüre gereiht werden
können, in welcher Gestalt sie in den Handel kommen. In Böhmen werden auch auswärts gesammelte G. mit verarbeitet, namentlich
Tiroler aus dem Zillerthal.
Die Preise dieser Ware sind sehr gesunken. Das Anschleifen der Flächen an die Steine geschieht nur auf das Ungefähr hin;
große und schöne Stücke, wie sie in Böhmen und überhaupt selten sind, werden dagegen nach den Regeln
der Kunst im Brillant-, Rosetten- oder Cabochonschnitt behandelt und können bei völliger Reinheit sehr ansehnliche Edelsteinpreise
erreichen. Die böhmischen G. sind meistens dunkel- bis blutrot, ausländische, aus Kleinasien, Hinterindien, Ceylon, Grönland,
die man gewöhnlich unter dem Namen Almandin oder orientalischer Granat begreift, sind kirsch-, karmin-,
bräunlichrot, auch violett.
Rötlichgelbe Varietäten, die besonders schön und teilweis in größeren Stücken auf Ceylon, in Graubünden
und am St. Gotthardt gefunden
werden, heißen Hessonit oder Kaneelstein (Zimtstein); und unter Vermeil versteht man im Handel manchmal die hochroten bis
pomeranzengelben Steine. Ganz schwarze heißen Melanite und dienen bisweilen zu Trauerschmuck. Grüne
Varietäten heißen Grossulare (Stachelbeerstein). Der G. wird jetzt als Schmuckstein wieder häufiger verwendet, als vor
einigen Jahrzehnten, namentlich in Form von Brochen, Ketten und Armbändern. Übrigens wird derselbe durch farbige Glasflüsse
täuschend nachgeahmt. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 33 c
und Nr. 20 a bezw. 20 b. Zu vergleichen: Edelsteine.
(Reißblei, Wasserblei, lat. Plumbago, graphites, frz.
graphite, engl. Blacklead). Diese durch ihre Eigenschaften sehr ausgezeichnete, wegen
ihrer mannigfachen Verwendungen wichtige, in Form von Bleistiften in Jedermanns Händen befindliche mineralische Substanz
steht insofern mit dem Diamant in naher Verwandtschaft, als sie wie dieser aus kristallinischem Kohlenstoff besteht, allerdings
von ganz andrer Kristallform. Derselbe findet sich teils lager-, teils nesterweise als Ausfüllung von Höhlungen und Gängen
in Gneiß-, Thon- und Glimmerschiefer etc., und bei dem nicht zahlreichen Vorkommen seiner Fundorte
bildet das Mineral eine zum Teil aus weiter Ferne zu holende Ware. Dasselbe bildet teils Tafeln, aus sechsseitigen Kristallen
zusammengesetzt, meistens aber kugelförmige Massen von schuppig blätteriger, zum Teil auch mehr körniger Struktur, grauschwarz,
stark glänzend und abfärbend. Der G. enthält gewöhnlich mehr
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oder minder fremde Bestandteile, besonders Eisenoxyd, Thon und Kalk. Sehr rein erscheint der von Ceylon mit fast 99% Kohlenstoff
und dem kleinen Rest von Kalk- und Thonerde, wogegen gerade der englische, der die berühmten englischen Bleistifte gab, sich
weit unreiner zeigt, indem sein Kohlenstoffgehalt nur auf etwa 54%, neben 8% Eisen und 36% Thon und Kalk
angegeben ist. Die Fundgruben dieses englischen Graphits, durch welche die Engländer lange Zeit das Privilegium als Lieferanten
der besten Bleistifte hatten und in welchen zuweilen einzelne Nester eine Ausbeute von mehr als 3000 Pfd.
St. ergaben, liegen in Cumberland bei Barrowdale, bilden aber gegenwärtig keine Besonderheit mehr, da
die gute Sorte zur Neige gegangen und England jetzt selbst den Stoff von auswärts einführen muß.
Seit den dreißiger Jahren ist der schöne ceylonische G. bekannt geworden, der aber seiner Großblätterigkeit halber den
ehemaligen englischen als Bleistiftmasse nicht ersetzen kann. Später hat sich sehr guter in Südsibirien
gefunden, dessen Ertrag übereinkünftlich an die Faber'sche Bleistiftfabrik in Nürnberg abgeliefert wird, und ein zweites
an den Ufern des Jenisei. Auch Spanien, Ostindien und Kanada liefern guten G. In Deutschland findet sich solcher besonders
in der Passauer Gegend in Bayern, am reichlichsten bei den Orten Pfaffenreuth und Leuzenberg, dann bei
Wunsiedel. Bayern produzierte 1877 circa 1 Mill. kg G.
Österreich hat in mehrern Provinzen Lager, in Niederösterreich, Böhmen, Mähren, Steiermark, Kärnten; die beste Qualität
findet sich im südlichen Böhmen im budweiser Kreis. Der jährliche Gesamtertrag Österreichs wird auf 5 Mill. kg veranschlagt,
wovon 30% naturell, in Stücken, und 70% geschlemmt in den Verkehr kommen. 1879 produzierte Österreich
schon 5745450 kg G. im Werte von 501445 fl. Die zu Bleistiften geeignete österreichische Ware geht an die wiener, nürnberger
und andre bayrische Fabriken, ferner nach dem übrigen Deutschland, England, Belgien und Frankreich. In Preußisch-Schlesien
sind zwei Gruben, eine kleine bei Sakrau und eine bei Jauer mit mächtigem Lager eines guten, besondere
zu Schmelztiegeln tauglichen Graphits. 1878 hat man auch auf Neuseeland (Provinz Wellington) große Lager von trefflichem
G. entdeckt. -
Die reichlichste Verwendung findet der G. zur Fabrikation des Allerweltsartikels Bleistifte; sodann dient er in Verbindung
mit feuerfestem Thon zu Schmelztiegeln, in Vermischung mit Fett als Schmiere für Axenlager, jetzt auch
in Form von Stiften, die nebeneinander in das Axenlagermetall eingesetzt sind (Carbonstifte), ferner zu Anstrichen, Kitten,
zum Überziehen von eisernen Öfen und in der Galvanoplastik zum Leitendmachen von nichtmetallischen Niederschlagformen.
Um von den Bleistiften noch Einiges anzuführen, so ist das Vorkommen einer Masse wie die englische bis
jetzt ein vereinzeltes geblieben, und kommt ihr nur das sibirische und das neuseeländer Produkt nahe.
Die englischen Blöcke waren so rein von fremden Einschlüssen und dabei von so dichter feiner Masse, daß man sie ohne weiteres
zu Stengelchen
zersägen und in die Holzfassung einleimen konnte. Nachdem die natürlichen Vorräte in
Abnahme gerieten, wurde auch der kleine Abfall aufgearbeitet, indem man ihn aufs Feinste gepulvert unter starkem Druck zu
dünnen Platten preßte und diese in Stengelchen zersägte. Die so erzeugten Bleistifte gingen auch noch für echte und standen
diesen wenig nach. Außerhalb England fabrizierte man inzwischen mit geringerem Material ordinäre Bleistiftsorten.
In Deutschland begann das Geschäft zuerst um 1740 und wurde zu Passau, Regensburg, Nürnberg betrieben. Die Franzosen lernten
zuerst die Qualität ihres Fabrikats verbessern; in Deutschland war Lothar Faber zu Stein bei Nürnberg der Reformator, der
seine Fabrikation so zu heben wußte, daß die Faber'schen Bleistifte, wie bekannt, ein Weltartikel geworden
sind, der den alten echt englischen an Qualität sehr nahe oder gleich kommt, die heutige englische Ware aber mit wenig Ausnahmen
in Schatten stellt. Faber'sche Bleistifte gehen ebenso gut nach England als anderswo hin. An Güte und Ruf der Ware ist
ihr jetzt die Firma L. und C. Hardtmuth in Wien, Fabrik in Budweis, wohl ziemlich ebenbürtig. Nürnberg hat gegenwärtig 20 Bleistiftfabriken
mit 5000 Arbeitern; andre bestehen in Fürth und Regensburg.
Die bequeme altenglische Methode des Zersägens von Blöcken besteht jetzt nirgends mehr; die Stengelchen werden stets aus
gepulvertem, in Teigform gebrachtem G. geformt, getrocknet und gebrannt. Hat der Rohstoff viele fremde
Bestandteile, so können solche nach einer in Passau gemachten Entdeckung großenteils entfernt werden, indem man die Graphitklumpen
in steinernen Gefäßen mit starker Schwefelsäure übergießt und mehrere Tage stehen läßt. Es lösen sich dabei Eisenoxyd,
Thon und andres.
Die Masse verwandelt sich unter Selbsterhitzung in einen klaren quellenden Brei, welcher mit Wasser ausgesüßt
und so der G. zugleich gereinigt und fein gepulvert erhalten wird. Wo dieser Prozeß unnötig ist, wird der G. gepulvert,
mehrmals geschlemmt, mit den noch zu erwähnenden Zuthaten gemischt und auf Glasurmühlen mit Wasser aufs Feinste gemahlen,
wobei er je nach dem Feinheitsgrade der Stifte 10-24 mal durch die Steine geht. Nachdem dann die Masse bis zur Konsistenz
eines steifen Thons eingetrocknet ist, passiert sie einen Metallcylinder mit durchlöchertem Boden, in welchem ein Kolben hinabgeht
und die Masse gleich Fadennudeln in dünnen Stengelchen durch die Löcher treibt.
Letztere werden auf Bretchen aufgefangen, gerade gerichtet, in Bleistiftlängen zerschnitten, getrocknet und dann in geschlossenen
Thonkapseln geglüht. Als Zusatz, um die Masse plastisch zu machen, hat sich am besten reiner Pfeifenthon bewährt; andre
Zusätze, wie z. B. etwas Ruß zur Erzielung eines tieferen Schwarz, mögen mit vorkommen. Von der Menge des
Thonzusatzes einerseits und der Dauer des Brandes andrerseits hängt die Härte der Stifte ab; man hat es also hiermit in
der Gewalt, beliebige Sortimente von verschiednen Härtegraden zu erzeugen, die bis 6 oder 8, in der Faber'schen Fabrik bis 12 Nummern
oder Sorten gehen.
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Das Fassen der Graphitstengel in Holz geschieht jetzt wohl allgemein nach der neuern Art, wobei die Hülse nicht mehr aus
zwei Stücken, sondern aus einem ganzen, längs durchbohrten Stäbchen besteht, in welches der mit Leim bestrichene Graphitstengel
eingeschoben wird. Da man jetzt überdies zur Anfertigung der Hülsen Maschinen hat, so geht dieser zweite
Teil der Fabrikation äußerst rasch. Zum Fassen der besten Sorten dient das sog. Zedernholz (s. d.). Mittelfeine Sorten erhalten
eine Hülse von sog. westindischen Zedern- oder Zuckerkistenholz, von Cedrella odorata. Für
geringere Sorten kommen einheimische Hölzer, Weißbuchen, Weißerlen, Pappeln, Ahorn zur Verwendung. Färben, Beizen, Polieren
der Stifte kommt jetzt häufiger als früher vor. - Der G. ist unschmelzbar und trotz seiner Kohlenstoffnatur
auch sehr schwer verbrennlich.
Ein Gemisch von G. und feuerfestem Thon gibt eine Schmelztiegelmasse, welche besser ist als der Thon allein oder vermischt
mit Sand, weil der G. dem Schwinden und Reißen im Feuer entgegenwirkt und der Masse nicht nur Beständigkeit
in sehr hohen Temperaturen, sondern auch gegen raschen Temperaturwechsel verleiht. Schmelztiegel dieser Art (Graphittiegel)
sind daher bei Gold- und Silberarbeitern, in Münzwerkstätten und sonst ein viel gebrauchter Artikel. Sie dienen besonders
auch zum Schmelzen des Gußstahls und durch die heutige Ausdehnung dieser Stahlindustrie ist die Bedeutung
des Tiegelgraphits sehr gestiegen.
Die Tiegel haben noch das Angenehme, daß sie sich ihrer Glätte wegen rein ausgießen lassen. Die Passauer Tiegel werden
schon seit länger als hundert Jahren zu Hafnerzell bei Passau aus dem dortigen unreinen, stark kiesel-, thon- und eisenhaltigen
G. unter Zußatz ^[richtig: Zusatz] von etwa der Hälfte feinem Thon gefertigt. In neurer Zeit wird auch
ceyloner G. mit verwendet. Die Gefäße werden aus dem steifen Teig gepreßt und nicht gebrannt, sondern nur lufttrocken
gemacht. Sie sind teils konisch, teils dreieckig geformt, in sehr verschiednen Größen und Raumgehalten. Die passauer Ware
soll übrigens die alte gute Qualität nicht mehr haben. Sie hat Konkurrenz in Österreich teils schon
von früher, namentlich die Tiegel von Ips an der Donau, teils in neurer Zeit an mehrern Örtlichkeiten Böhmens entstandene.
- G. ist zollfrei. Bleistifte werden gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a,
Schmelztiegel gemäß Nr. 38 b verzollt. (Carbonstifte für Wellenlager
von Maschinen Nr. 5 a.)