Wissenschaft bekannt, jetzt aber bildet es einen Gegenstand massenhafter Fabrikation und des vielseitigsten Verbrauchs. Das
G. kann aus allen Fetten und
Ölen, welche sich zu
Seife verkochen lassen, gewonnen werden, ohne jedoch schon darin fertig
gebildet enthalten zu sein. Während man nämlich früher annahm,
Kali, Natron etc. trete beim Seifekochen
mit dem Fett direkt zu
Seife zusammen, hat sich später gefunden, daß der Fettstoff sich bei diesem Prozeß in zwei Bestandteile
spaltet, von denen nur der eine sich mit dem
Alkali verseift, während der andre so verdrängte sich sogleich mit Wasser chemisch
bindet und nun erst G. bildet, das sich in der Lauge auflöst.
Bei jedem Seifesud ist also die Unterlauge glycerinhaltig; der Stoff findet sich da freilich in noch sehr unreinem Zustande.
In der Stearinsäurefabrikation, wo die Herstellung einer unlöslichen Kalkseife das erste Stadium bildet (s.
Stearin) fällt eine Lauge ab, die weniger unrein ist als Seifensiederlauge, und hauptsächlich
Kalk enthält.
Sowohl diese Laugen, als auch die Unterlaugen der Seifensiedereien werden auf G. verarbeitet. Man dampft dieselben so weit
ein, daß die darin enthaltenen
Salze sich großenteils ausscheiden, und bringt das Produkt dann als Rohglycerin in den Handel.
Die Glycerinraffinerien kaufen dasselbe von den Stearinfabriken auf und reinigen es. Dieses Rohglycerin
kommt in großen Mengen aus Holland, Frankreich und Rußland. Das Rohglycerin wird dann durch Behandlung mit Knochenkohle
und Filtration gereinigt, besser aber noch mit hochgespannten Dämpfen einer Destillation unterworfen. Am direktesten geht
die Wilson'sche Methode zu Werke, indem dabei gar keine Verseifung vorgenommen, sondern dieselbe Zerlegung, die dort
das
Alkali bewirkt, durch überhitzten Wasserdampf erreicht wird.
Indem das zu zersetzende, in einer Destillierblase befindliche Fett der fortdauernden Einwirkung des nahe 300° heißen Dampfes
unterliegt, sammeln sich in der Vorlage zwei Schichten, oben die Fettsäure und darunter in Wasser gelöstes G., das noch
von unangenehm riechenden Zersetzungsprodukten zu befreien ist. Im Handel hat man das in verschiednen
Reinheitsgraden, je nach dem Zwecke, zu dem es dienen soll, ebenso auch in verschiednen Konzentrationsgraden, die man nach
dem Aräometer von Baumé bestimmt.
Ganz chemisch reines, stärkstes G. ist eine vollständig geruchlose, farblose, durchsichtige, süßschmeckende Flüssigkeit
von Sirupkonsistenz und 30° Bmé.; es fühlt sich schlüpfrig an, löst sich in jedem Verhältnisse
leicht in Wasser und in
Alkohol, aber nicht in
Äther und
Chloroform. Aus der Luft zieht es mit Begierde (nach und nach bis
zu 50%) Feuchtigkeit an und muß daher in gut verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. Unter gewissen Umständen kann
das wasserfreie G. auch zum Kristallisieren gebracht werden.
Beim Erhitzen an der Luft verflüchtigt sich ein Teil des G. unzersetzt, ein andrer Teil wird jedoch zersetzt und entwickelt
sehr scharfe, die Augen zum
Thränen reizende Dämpfe von Acrolein und Essigsäure. Im Vakuum dagegen, sowie auch mittels
hochgespannter Wasserdämpfe läßt
sich das G. unverändert überdestillieren. Bei gewöhnlicher Temperatur
ist das G. nicht brennbar, dagegen lassen sich die aus heißem G. entwickelten Dämpfe entzünden und das G. brennt dann,
wenn es genügend heiß ist, auch selbst mit.
Seiner chemischen Natur nach ist das G. ein dreiatomiger
Alkohol, dessen
Äther (Glyceryläther, Glyceryloxyd) mit
den Anhydriden der Fettsäuren die
Öle und Fette bildet. Im Handel hat man für die einzelnen Sorten folgende Bezeichnungen:
Rohglycerin, gelblich braun;
unangenehm riechend;
gelbliches G. (flavosum);
raffiniert weiß (album);
destilliert, absolut
farblos und doppelt destilliert, chemisch rein.
Eine besondre Sorte ist dann noch das kalkfreie; es braucht nicht chemisch
rein zu sein, darf aber keinen
Kalk enthalten, da es als Zusatz zu Toilettenseifen verwendet wird. Hinsichtlich der Konzentrationsgrade
führt man im Handel Glycerin von 16-30° Bmé., am gangbarsten sind die Sorten von 24 und 28° Bmé., weniger gesucht sind
16-18° und 30° Bmé. - Reines G. darf nicht sauer reagieren, sondern muß ganz neutral sein. Die weniger
reinen Sorten enthalten zuweilen kleine Mengen
Schwefelsäure oder
Buttersäure. Die Gegenwart von
Kalk erkennt man leicht,
wenn man das G. mit destilliertem Wasser verdünnt und etwas oxalsaures
Ammoniak zusetzt, an der hierbei entstehenden weißen
Trübung. Reines kalkfreies G. bleibt klar. - Die Verwendung des G. ist eine sehr mannigfaltige; halbgereinigtes
G. von 16-18° Bmé. wird zum Füllen von Gasuhren benutzt, da ein solches auch in strenger Kälte nicht friert, sondern
nur das wasserfreie; es muß für diesen Zweck vollständig säurefrei sein, damit die Metallteile der Gasuhren nicht angegriffen
werden.
Ferner benutzt man die weniger reinen, aber hochgradigen Sorten zur Anfertigung der Buchdruckerwalzen,
die aus G. und
Leim bestehen; in der Gerberei dient das G. zum Geschmeidigmachen des
Leders, auch in der Musselinweberei, Zeugdruckerei
und in Appreturanstalten wird es verwendet. Sehr bedeutende Mengen von G. werden jetzt zur Fabrikation von
Nitroglycerin und
Dynamit verbraucht, wozu sich nur ein möglichst reines eignet. Dasselbe dient ferner als Zusatz zu
Weinen,
Bieren,
Likören, zur Konservierung von Früchten, zu medizinischen Zwecken, namentlich äußerlich zum Einreihen aufgesprungener
Hände, als Zusatz zu Toilettenseifen, zur Bereitung von künstlichem
Senföl und von
Ameisensäure mittels Oxalsäure. Dies
sind wenigstens die wichtigsten Verwendungen dieses interessanten Stoffs. Versendet wird das in großen
Fässern von
Holz, neuerdings auch von Eisenblech, kleinere Mengen in Glasballons. - Zoll: G. sowie die zur Bereitung dienende
Lauge, sind zollfrei.
(lat. aurum, frz. or, engl.
gold). Dieses allbekannte und allgesuchte metallische Element bildet nicht nur einen der wichtigsten
Hebel des Gewerbfleißes und Handels, sondern selbst eine starke welthistorische Triebfeder, die auf die Unternehmungen und
Schicksale ganzer Völker, auf Entdeckung, Eroberung und Besiedelung so mancher Länder entscheidenden Einfluß geübt
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hat und noch übt. Zu allen Zeiten war das Gold das höchst gewertete unter den in den Verkehr kommenden Metallen und nächst
ihm in der Wertskala stand und steht das Silber. Abgesehen von der höheren Schönheit des Goldes, seiner Widerstandsfähigkeit
gegen vielerlei Einwirkungen etc., bleibt seine Seltenheit immer der Hauptfaktor
zur Wertbestimmung. Trotz des häufigen spurenweisen Vorkommens des Metalls sind die Ertrag gebenden Goldregionen bei weitem
in der Minderzahl gegen die des Silbers; die natürlichen Vorräte beider scheinen sich auch annähernd umgekehrt zu verhalten
wie ihre Preise. Das gegenseitige Wertverhältnis von Silber und G. hat seit mehreren hundert Jahren nur
zwischen 1:14 und 1:16 geschwankt und im Durchschnitt bis vor wenig Jahren 1:15 betragen, so daß man für 1 kg reines G. 15 kg
Silber kaufen konnte. Durch Einführung der Goldwährung in einigen Ländern, namentlich in Deutschland und durch die
überreichen Silberfunde in Nevada hatte sich das Verhältnis eine Zeitlang (1876)
auf 1:17½ gestellt. - Das G. kommt infolge seiner sehr geringen Verwandtschaft zu Sauerstoff und Schwefel in der Natur auch
nur gediegen, doch aber fast nie als ganz reines Feingold, sondern gewöhnlich mit kleinen Anteilen Silber vermengt vor, wie
denn umgekehrt auch das Silber in der Regel eine Wenigkeit G. mit sich führt;
auch enthält das natürliche
G. zuweilen kleine Mengen andrer Metalle, so z. B. das G. vom Ural etwa 2%, solches aus Chile
4% fremde Metalle, nämlich Silber, Kupfer und Eisen. Das kalifornische G. ist etwas iridiumhaltig und hat dadurch einen grünlichen
Schimmer;
in andren Fällen ist es oft sehr silberhaltig;
die dortigen Felsengebirge führen auf der
Westseite G., auf der Ostseite Silber, und wo beide in einander übergehen, können natürliche Legierungen vorkommen, in denen
beide Metalle zu gleichen Teilen vertreten sind.
Enthält das G. über 20% Silber, so betrachtet man es als besondre Mineralspezies
und nennt es Electrum. Palladiumhaltiges Golderz nennen die Bergleute faules G., die Mineralogen Porpezit.
Das australische Metall, namentlich das in größeren Stücken gefundene, ist im allgemeinen sehr rein und ergibt zuweilen
99½% Feingehalt. Die Weichheit des Metalls und daherrührende leichte Teilbarkeit hat auf das Vorkommen desselben den größten
Einfluß. So findet es sich in manchen Gebirgsarten und Erzen so fein eingesprengt, daß es mit freiem
Auge nicht zu erkennen ist.
Schwefelkiese (Schwefeleisen) enthalten häufig etwas G. und heißen dann Goldkiese, ebenso kommt es im Kupfer- und Arsenikkies,
in der Zinkblende, im Grauspießglanzerz, in Bleierzen vor. In früheren Zeiten waren die russischen Kupfermünzen so
goldhaltig, daß es sich der Mühe lohnte sie außer Landes zu führen und das Gold herauszuziehen. Ältere Silbermünzen
werden noch fortwährend massenhaft aufgelöst um ihres Goldgehaltes willen. In Siebenbürgen und in Südamerika finden sich
auch goldreiche Tellursilbererze. In Felsarten wie Quarz, Gneiß, Glimmer- und Talkschiefer, Grünstein, zuweilen auch in
Serpentinen und Graniten steckt es entweder ebenso
mikroskopisch verlarvt oder es erscheint als „Freigold“
sicht- und greifbar als Schüppchen, Blätter, Bleche, haar- oder moosartig, ferner kristallisiert als Würfel, Oktaeder etc.,
oft schlackenförmig, wie geflossen oder getropft, in seltneren Fällen in größeren Massen als Ausfüllung von Klüften
und Rissen.
Die größte Verbreitung hat aber das in seiner Versetzung auf die zweite Stelle, im Schwemmland, wo
mächtige Naturgewalten die ehemaligen goldführenden Gebirge zertrümmert, pulverisiert, in Sand und Geröll verwandelt
haben oder wo eine langsame Zersetzung im Laufe der Zeiten dieselbe Wirkung hervorbrachte. Hier also hat die Natur dem Menschen
schon bedeutend vorgearbeitet, denn die Gewinnung dieses sog. Waschgoldes
durch Schlämmarbeit und allenfalls Amalgamation ist mit viel weniger Schwierigkeiten verbunden als das Ausbringen von Berggold
unter Brechen und Zermahlen der ganzen Felsmassen.
Gleichwohl hat man sich selbst in dem reichen Kalifornien schon länger zu dieser letzteren Art des Betriebes entschließen
müssen, da das oberflächliche Waschen zu wenig ergiebig geworden. Angeschwemmte Schichten und Lager
von Bergabfällen erschöpfen sich natürlich bald, und das Tiefergraben ist vergebens. Auch in Australien wird schon viel
bergmännisch gearbeitet. Bei dem oberflächlichen Abbau hat sich gefunden, daß das Einschlagen nur dann von gutem Erfolg
ist, wenn in der Tiefe ein ehemaliger Wasserlauf getroffen wird. In der mutmaßlichen Verlängerung solcher
alter Rinnsale etablieren sich dann bald viele Goldgräber.
Kalifornien und Australien sind bekanntlich jetzt die beiden hauptsächlichsten Goldquellen. Zunächst jenen beiden Ländern
stehen die russischen Goldwäschereien am Ural und im östlichen Sibirien, wo sich das Metall in Begleitung von Platin, Iridium,
Palladium etc. im Sande findet. Die letztere Gegend ist die neuere und ertragreichere; die
uralischen Wäschereien werfen nicht viel mehr ab. Der gesamte russische Jahresertrag wird auf circa 25000 kg angeschlagen;
die Gewinnung ist ein mühsames Auswaschen aus kolossalen Sandmassen. Im höheren Norden der amerikanischen Westküste (Fraserfluß),
dann auch diesseits, in Neuschottland, Kanada, hat man je nach Laune des Glücks viel oder wenig oder
gar kein G. gefunden.
Später wurde Neuseeland heimgesucht, und die unwirtliche kaum bewohnte südliche Hauptinsel dieser Gruppe wird jetzt von
Goldgräbern durchwühlt und durchzogen. Hier ist besonders das Wasser deren Widersacher; die häufigen Regen machen durch
Anschwellen der Bergwässer die besten Waschplätze wochen- und monatelang unzugänglich. Unter den länger bekannten Goldländern
war einmal Brasilien das ertragreichste; gegenwärtig hat sich die Ausbeute durch politische und soziale Verhältnisse sehr
abgemindert und dürfte von Chile übertroffen werden, wo die Wäscherei fleißig betrieben wird. Der chilesische Sand ist
doppelt so reich an G. als der sibirische. Afrika ist von Alters her als Goldland bekannt und liefert
auch jetzt noch einen nicht zu verachtenden Beitrag. Es gibt dort keine von
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