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für diesen Artikel. - Zoll gem. Tarif im Anh.
Nr. 9 e.
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Nr. 9 e.
(frz. guingan, engl. gingham) sind eine Gattung gestreifter oder gewürfelter Gewebe, die ursprünglich nebst ihrem Namen aus Ostindien kamen (Bengal stripes) und meist aus Baumwolle mit einigen Fäden Basteinschuß bestanden. Sie wurden dann in England, Frankreich und Deutschland in verschiednen Sorten nachgemacht, aus Seide und Bast, Baumwolle und Bast, Baumwolle und Leinen, ganz Leinen oder ganz Baumwolle. Gegenwärtig beschränkt sich der Name nur auf diese letztere Sorte, leinwandartig gewebte, buntgestreifte oder gewürfelte Zeuge von verschiednen Feinheitsgraden, 0,7 bis 1,0 m breit. Man nennt den Artikel auch englische oder schottische Leinwand, besonders die fest geschlagenen und geglätteten Sorten. Mit Seidenfäden durchschossene nennt man Indiennes. G. werden in den meisten Webereidistrikten Deutschlands viel gefertigt, teils für den innern Konsum, mehr noch zur Ausfuhr über See. - Verzollung: Gem. Tarif im Anh. Nr. 2 d 3 - Indiennes Nr. 30 f.
(Kraftwurzel, Radix ninsi oder ginseng). Die Chinesen legen bekanntlich einen hohen Wert auf eine gewisse Wurzel, die ihnen als ein Stärkungs- oder Reizmittel dient, und die sie nicht allein aus dem Norden ihres eigenen Landes, sondern auch von auswärts, aus Japan, Nepaul und neuerdings auch aus Nordamerika beziehen. Die Pflanzen, von welchen diese Wurzeln kommen, gehören dem Geschlecht Panax an; in Amerika ist es P. quinquefolia, ein Gewächs, das bei uns in Gärten und Anlagen als Blattpflanze nicht selten vorkommt. Die Amerikaner setzen nach ihren Handelsberichten jährlich für ½ Mill. Doll. dieser Wurzeln nach China ab; in unserm Arzneischatz dagegen hat sich die Drogue keine Stelle erringen können. Sie erscheint bei uns vielmehr nur als Verfälschung, da sie nicht selten der Senegawurzel beigemischt ist und aus dieser sorgfältig ausgelesen werden muß. - Zollfrei.
(Sparkalk, lat. Gysum oder Calcaria sulfurica, frz. gypse oder plâtre, engl. gypsum); ein aus wasserhaltigem, schwefelsaurem Kalk (Calciumsulfat) bestehendes Mineral, findet sich in verschiednen Varietäten, teils dicht und derb als festanstehendes Gestein, teils in faserigen Aggregaten (Fasergips) oder als lockere schuppige Masse (Schaumgips) oder endlich in mehr oder weniger großen Kristallen als Gipsspat, Fraueneis oder Marienglas (glacies Mariae), s. Fraueneis.
Auch der Alabaster ist seiner chemischen Zusammensetzung nach G., also wasserhaltiges Kalksulfat. Der G. ist weicher als der Kalkstein, läßt sich daher leicht gewinnen, er ist meist weiß, seltener farbig; er löst sich in ungefähr 400 Teilen Wasser auf, diese Lösung wird Gipswasser genannt. Beim Erwähnen ^[richtig: Erwärmen] über 100° C. verliert der G. Wasser und ist bei 170° C. vollkommen wasserfrei; solcher G. wird gebrannter G. genannt und bekanntlich in großen Mengen hergestellt.
Derselbe hat die Eigenschaft, beim Anrühren mit einer passenden Menge von Wasser (beim Brennen verliert er 21% Wasser) wieder zu erhärten, indem er das Wasser chemisch bindet. Auf dieser Eigenschaft beruht seine Anwendung zur Herstellung vielerlei Gipsguß-Gegenstände. Der gebrannte G. wird im feingemahlenen Zustande verkauft. Wird der G. zu stark gebrannt, d. h. bis auf 220° C. erhitzt, so verliert er die Eigenschaft, Wasser zu binden und damit zu erhärten, man nennt ihn dann totgebrannt.
Wasserfreier G. findet sich auch schon in der Natur als fest anstehendes Gestein und heißt mineralogisch Anhydrit. Der gemahlene natürliche G. wird zuweilen unter dem Namen Annalith als Füllmasse für Papier oder zur Herstellung weißer Glanzpapiere verwendet. Den gebrannten G. benutzt man wie schon erwähnt, zur Herstellung von Gipsgußarbeiten, namentlich: Gipsfiguren, Stukkaturarbeiten, Gipshohlformen, ferner zu chirurgischen Zwecken (Gipsverband), zu Estrich, zum Stereotypieren etc.;
den totgebrannten zu gewissen Glasurmassen. - G. ist zollfrei, ebenso Gipsabgüsse von Statuen, Münzen etc. Gipswaren, einschließlich der Formen zur Herstellung plastischer Gegenstände sind gem. Tarif im Anh.
Nr. 33 d 1 bezw. Nr. 33 d 2 zollpflichtig.
(Glanzschetter, frz. treillis, engl. trellis) ist locker gewebtes, teils roh, teils gebleicht, teils im Stück gefärbt vorkommendes Leinenzeug, das zur Appretur mit Stärke und Gummi überstrichen und mit einem Glättstein glänzend gemacht worden ist. Es dient als steifes Futterzeug zu Kleidern und Hüten, zu Tuchkappen etc. Es werden jetzt derartige Zeuge größtenteils aus Baumwolle gewebt und wohl auch noch G., richtiger Futterkattun genannt. - Verzollung: leinene s. Tarif im Anh. Nr. 22 e u. f; baumwollene Nr. 2 d 1-3.
(lat. vitrum, frz. verre, engl. glass); dasselbe ist wie allbekannt ein künstlich erzeugtes Material zu einer erstaunlichen Menge von Waren für den verschiedenartigsten Bedarf, ein Produkt der Zusammenschmelzung von Kieselsäure mit verschiednen Basen, ein Stoff, der mit unserm ganzen bürgerlichen, technischen und wissenschaftlichen Leben so innig verwachsen ist, daß er gar nicht daraus hinweggedacht werden kann, um so weniger als alle Ersatzmittel unzureichend wären die Lücke auszufüllen.
Die Erfindung des G. ist eine sehr alte und ihre Geschichte dunkel; schon im Altertum war die Glastechnik zu beträchtlicher Höhe gediehen, wenn auch nur in der Richtung auf Schmuck- und Luxuswaren. Die Grundlage aller Gläser ist immer der Kiesel, vom Chemiker Kieselsäure genannt, weil der Stoff sich in der That wie eine Säure verhält, also mit basischen Körpern Verbindungen eingehen kann, die dann theoretisch als Salze zu betrachten sind. In diesem Sinne ist denn auch das G. ein amorphes Gemenge verschiedner kieselsaurer Salze oder Silicate. Der Kiesel kommt in seiner reinsten Form als Bergkristall vor, der aber kein Material der gewöhnlichen Glashütten ist, sondern nur zu feinen Glasflüssen, besonders zu den künstlichen Edelsteinen und optischen Gläsern dient. Für gewöhnliches G. verwendet man eine andre Form des Kiesels, den Quarz oder auch den ¶
Feuerstein, welche Materiale dann erst durch Glühen und Ablöschen in kaltem Wasser mürbe und pulverisierbar gemacht werden; am häufigsten jedoch weißer Sand, welcher von der Natur gepulverter Quarz ist. Als die zweite hauptsächliche Basis des G. dient entweder Kali oder Natron, die jedoch nicht im reinen, ätzenden Zustande, sondern als Salze angewandt werden, nämlich als Pottasche (kohlensaures Kali), Soda (kohlensaures Natron) oder Glaubersalz (schwefelsaures Natron), seltener als Koch- und Steinsalz (Chlornatrium), und es hat daher die Kieselsäure in der Glühhitze diese Säuren erst auszutreiben.
Bringt man Pottasche oder Soda mit Kieselsäure in feurigen Fluß, so entsteht ein Aufbrausen, da die Kohlensäure von der Kieselsäure ausgetrieben wird und kieselsaures Kali oder Natron entsteht. Ebenso muß die starke Schwefelsäure und das Chlor dem Kiesel unter diesen Umständen weichen, besonders wenn durch einen Zusatz von Kohle die Zersetzung befördert wird. Nun gibt aber die einfache Paarung von Kiesel und Kali wohl G., aber noch kein haltbares, sondern nur solches, welches in Wasser auflöslich ist (Wasserglas); es muß vielmehr, um das zu erreichen, wenigstens noch ein basischer Körper hinzukommen, der schon für sich mit dem Kiesel verbindbar ist, oder chemisch gesprochen das G. muß wenigstens ein Doppelsilicat sein; es ist aber wegen anderweitiger Zusätze gewöhnlich ein mehrfaches oder genauer genommen ein Gemisch von Silicaten, bei welchen die verschiedensten Mengenverhältnisse Platz greifen können und das chemische Gesetz der Äquivalente so gut wie aufgehoben scheint, auch in der Praxis unmöglich eingehalten werden könnte.
Als gewöhnlicher Zusatz, um obiger Bedingung zu genügen, dient gebrannter Kalk oder auch Kreide. Mit Kiesel, Kali oder Natron und Kalk lassen sich gute harte Gläser erzeugen. Baryt kann den Kalk vollständig und vorteilhaft ersetzen. Andre gelegentliche Zusätze sind: Borax, wo es sich um Leichtflüssigkeit handelt, Magnesia, Thon. Der weiße Thon besteht aus kieselsaurer Thonerde, bringt also zwei G. bildende Stoffe mit, macht aber die Masse sehr strengflüssig.
Thonhaltiger Sandkalkstein liefert zugleich drei Ingredienzen, taugt aber nur zu dunklen Gläsern, sog. Bouteillenglas, da er gewöhnlich stark eisenhaltig ist. Metalloxyde gehen ebenso willig in die Glasmasse ein wie die erdigen Basen und geben derselben meist eine bestimmte Färbung; nur das Bleioxyd läßt die Masse weiß, verändert aber ihre optischen Eigenschaften, worüber unten beim Flintglas Näheres. Die färbende Eigenschaft verschiedner Metalloxyde wird bei der Erzeugung farbiger Gläser verwertet; wo sie aber als Verunreinigung der zu weißem G. bestimmten Materialien auftreten, sind sie natürlich von Übel.
Namentlich aber ist es das Eisen, das sich den gewöhnlichen Materialien, Sand, Kalk, Thon, Glaubersalz fast immer im oxydierten Zustande anhängt und als Oxydul das G. grün, als Oxyd gelblich färbt. Außerdem gibt Kohle, die als Rauch oder sonst wie zur Glasmasse kommt, derselben eine bräunliche Färbung. Es sind daher zur Herstellung von weißen G. gewöhnlich auch noch Zusätze erforderlich, die entfärbend wirken. Es werden dazu verschiedne Stoffe angewandt, in der Regel solche, die Sauerstoff abgeben können, wie eisenfreier Braunstein, Mennige, Salpeter, arsenige Säure.
Durch den Sauerstoff dieser Substanzen wird vorhandene Kohle zu Kohlensäure verbrannt und Eisenoxydul in Oxyd verwandelt, das nur wenig gelblich färbt. Der Braunstein (von Alters her Glasmacherseife genannt) liefert außer Sauerstoff noch Manganoxyd, das für sich in größeren Mengen das G. violet färbt, bei mäßiger Anwendung natürlich nur mit einem schwachen Ton, der eben hinreicht den von Eisen stammenden gelblichen gerade zu neutralisieren, sodaß das G. dann farblos erhalten wird.
Einen nicht unwichtigen Beitrag zur Glasmasse, welcher zum Teil die Wohlfeilheit der geringen Glaswaren mit ermöglicht, sind die Glasscherben verschiedner Herkunft, das Bruchglas. Schon in der Glashütte selbst fallen beträchtliche Mengen solcher Abgänge; größere Quantitäten noch liefern die Sammlungen im großen Publikum und die mit Glasgeschirren arbeitenden Fabriken, die manchmal die Gefäße gleich nach einmaligem Gebrauch zerschlagen müssen. Natürlich kann so gemischtes und zum Teil verunreinigtes Material nicht zu guten reinen Gläsern benutzt werden, sondern dient nur zum Teil zu gewöhnlichem Fenster- und Hohlglas, sonst zu Bouteillenglas. Bei letzterm, wo auf die Färbung nichts ankommt, benutzt man endlich auch, wo Gelegenheit ist, verschiedne vulkanische leicht schmelzbare Gesteine, wie Basalt, Lava, Bimsstein, Phonolith, Obsidian etc. -
Die weißen Gläser unterscheiden sich nach dem Angeführten hauptsächlich als Kali- und Natronglas, doch ohne daß die Trennung immer eine scharfe wäre, da man auch dem Kaliglas, der leichtern Schmelzbarkeit halber, einen Anteil Natron gibt, z. B. zu Spiegeln. Das Kalikalkglas bildet die edelste, härteste und schwer schmelzbarste Glasmasse; dieserhalb und weil sie so gut wie farblos ist, dient sie zu Spiegeln, chemischen Gerätschaften, zu vielen feinen und Luxuswaren, die geschliffen, gefärbt und sonst verziert werden. Es bildet diese Sorte das altberühmte böhmische Kristallglas. Das nach englischem Vorgange sog. Kronglas für optische Waren ist auch nichts andres als gutes Kalikalkglas, in welchem auch öfter ein Teil des Kali durch Natron ersetzt ist. -
Zu allen im gewöhnlichen Gebrauch stehenden Glaswaren sowie zu Fensterglas wird nicht Kali, sondern das viel wohlfeilere Natron verwendet, und zwar teils als calcinierte Soda, teils auch in Form von Glaubersalz, in welchem das Natron noch wohlfeiler ist. Natrongläser sind weicher, leichter schmelzbar und darum auch nicht so dauerhaft als Kaligläser; auch zeigt die übrigens reine Glasmasse in dickerer Schicht immer einen deutlichen Stich ins Grüne, der selbst dem eisenfreien Natronglase natureigen ist. Eine dritte Gruppe bilden die Bleigläser, die außer Kali auch noch Bleioxyd enthalten und auch einigermaßen in die vorigen hinübergreift, denn wenn zur Entfärbung einer Spiegelglasmasse etwas Mennige verwendet wird, so wird das G. natürlich ¶