bietet der Handel großen Vorteil, wenn gute Konservierung ermöglicht wird. Für Deutschland sind Österreich, Polen, Rußland
die Hauptbezugsländer, England ist das Absatzgebiet. Am großartigsten ist die Geflügelzucht in Frankreich entwickelt.
Die Hühnereier wiegen je nach Rasse 48-80, selten bis 100 g pro Stück und sollten nach Gewicht verkauft werden; Eier
von Enten und Gänsen kommen in geringerem Grade in betracht, Kibitzeier, in Städten bis zu 1 M. pro Stück bezahlt, sind
nur im ersten Frühjahr zu sammeln und werden hauptsächlich aus den Küstenländern der Nordsee bezogen; Holland hat den
Haupthandel nach England. Die Eier der Strauße wiegen bis 1,5 kg. Der europäische
Eierhandel muß durch lokalen Aufkauf bewirkt werden und wird durch Großgeschäfte weiter vermittelt. Verkauf nach Schock
in Berlin 60, in Leipzig 64 Stück. - Zoll: E. von Geflügel s. Tarif Nr. 37 b; eingesalzene Fischeier Nr. 25 n.
(Blick, Dinkelkorn, Eimen, Flicken, Feinkorn, St. Peterskorn, Schwabenzungen, Spelz- und deutscher Reis), Triticummonococcum, ein- und zweijährig, seltener und nur auf geringem Boden, in Gebirgsgegenden der Schweiz,
in Süddeutschland, in Österreich gebaute Weizenart, welche ein gelbliches Mehl liefert, zu Suppengries und Graupen sehr geeignet
ist und ein wertvolles Futter für Geflügel, Pferde und Rindvieh liefert, im Stroh aber nur Streumaterial. Das E. ist genügsam
und gibt 25-40 hl unenthülste Frucht und 10-16 hl enthülste. Deutschland baute im Jahre 1878 auf 7377.1 ha
Winter- und 1020 ha Sommerfrucht zusammen 341755 hl, über die Hälfte in Württemberg. Der Verbrauch ist meist ein lokaler.
- Zoll: s. Tarif Nr. 9 a.
(frz. glace, engl. Ice). Der Handel mit diesem Naturerzeugnis
gewinnt, dem steigenden Konsum folgend, immer mehr an Ausdehnung. Der Verbrauch von E. als Kühlungs-
und Erhaltungsmittel von Stoffen, die zu Speise und Trank dienen, in Krankenhäusern, Bierbrauereien u. s. w.
ist auch bei uns im Wachsen begriffen und nährt einen inneren Handel, sodaß wenigstens in größeren Städten überall Eishäuser
bestehen und der Artikel den Sommer über käuflich zu haben ist. Es ist dies aber inländische Ware,
so rein oder unrein, wie sie unsere Teiche und Flüsse geben können.
Ein größerer auswärtiger und internationaler Handel vertreibt dagegen schöneres und reineres E., das von besonders günstigen
Örtlichkeiten entnommen ist. Hierin machten die Amerikaner den Anfang, indem schon 1833 das erste mit
E. beladene Schiff von dort nach Kalkutta ging und seine Ware im erwünschtesten Zustande hinbrachte. Gegenwärtig gehen
Hunderttausende von Zentnern amerikanischen Eises, von mehreren Handelsgesellschaften verfrachtet, nach Westindien und dem
übrigen heißen Amerika, nach Ostindien, Afrika und Australien.
Der hauptsächliche Ausfuhrplatz ist Boston, und das Erntefeld bildet der nahebei gelegene
Wenhamsee
mit seinem schönen klaren Wasser. Die Engländer haben sich in neuerer Zeit mit dem von ihnen so sehr geschätzten klaren
Eise näher und wohlfeiler zu versorgen gewußt. Eine Handelsgesellschaft hat zwischen den Hügeln von Christiana-Fjord einen
See mit dem reinsten Quellwasser ermittelt, angekauft und daraus eine wahre Goldgrube gemacht. Jetzt
ist alles gute in England konsumierte E. norwegisches aus diesem oder anderen Bezugsorten.
Die Gewinnung geschieht hier in gleicher Weise wie in Amerika: die Eisfläche wird zunächst mit einem scharfen Pfluge schachbretartig
^[richtig: schachbrettartig] vorgerissen und hiernach in Würfel von etwa 50 kg Schwere zersägt, die
sogleich in die benachbarten Eishäuser gebracht werden, hölzerne Gebäude mit Doppelwänden, zwischen welchen eine Füllung
von Sägespänen eingebracht ist. In diesen wohlfeilen und am wirksamsten die Wärme abhaltenden Magazinen hält sich das
E. recht gut zwei Jahre und wie behauptet wird noch länger.
Sägespäne bilden auch das Zwischenmittel bei der Verladung in die Schiffe, und die Verfahrung ist auch
nach heißen Ländern ohne erheblichen Verlust ausführbar. Der heiße Sommer von 1868 hat denn auch die Pariser veranlaßt,
sich nach mehr Kühlungsmitteln umzusehen und sie haben in den Gletschern der Schweizer Alpen das Gesuchte gefunden, große
Mengen abgehauen und per Eisenbahn an sich gezogen. Freilich sind diese Vorräte ziemlich beschwerlich
zu erreichen.
Künstliches E., in Eismaschinen verschiedner Art bereitet, kommt immer mehr in Brauereien, Paraffin- und Mineralwasserfabriken
in Gebrauch und mehrere Fabriken beschäftigen sich auch in Deutschland mit dem Bau der betreffenden Maschinen, die namentlich
in den heißen Ländern eine gute Absatzquelle finden. Am gebräuchlichsten sind die, bei welchen die
Kälte durch Verdunstung von Ammoniak erzeugt wird. So hat jetzt auch die Verschiffung nordamerikanischen Eises nach Australien
bedeutend abgenommen, weil man sich dort das Maschineneis wohlfeiler erzeugen kann. - Eis, rohes, zollfrei.
(Roheisen, Fluß- und Schweißeisen), Stahl (Fluß- und Schweißstahl). Die ungeheure Bedeutung
des Eisens für unsre gesamten Zustände bedarf keiner Auseinandersetzung: sie liegt offen zu Tage. Das E. ist der Stoff,
in welchem die wichtigsten Schöpfungen unsrer Industrie sich verkörpern, ohne welchen eine Technik wie die heutige ganz
undenkbar wäre. Auch der auf tiefster Kulturstufe stehende Wilde schätzt ein Stückchen E. hoch; seinen
ganzen Wert aber entfaltet es erst unter den Händen ernst arbeitender, strebsamer Völker.
Ist doch die Hebung und Verwertung dieses Mineralschatzes selbst schon eine schwere und harte Arbeit für Hand wie Kopf,
und unausgesetzt sinnen und mühen sich die tüchtigsten Fachleute um Auffindung besserer und leichterer
Methoden zur Ausbringung des Metalles aus seinen Erzen, zu seiner Reinigung und Veredlung. Das E. findet sich gediegen (Meteoreisen)
auf der Erde nur äußerst selten; in dem platinführenden Sande Sibiriens in kleinen Körnern, als zusammenhängende größere
Masse in Kanada und endlich über die ganze Erde verstreut
mehr
in den aus dem Weltenraume stammenden Meteoriten. Dagegen kommt es in größter Menge mit Sauerstoff, nächstdem mit Schwefel
verbunden vor, in welch letzterer Gestalt es für die Metallgewinnung außer allem Betracht bleibt. Schon in den frühesten
Zeiten war das E. bekannt und benutzt, freilich noch in sehr beschränktem Maße. Die Kunst des Ausschmelzens
scheinen die europäischen Völker schon aus ihrer Urheimat Asien mitgebracht zu haben. In Indien wird seit den ältesten
Zeiten nicht nur E., sondern selbst der vorzüglichste Stahl erzeugt.
Deutsche und nördlichere Völker waren gute Schmiede, ohne bei Griechen oder Römern gelernt zu haben. Über ganz Afrika
findet sich eine ureinheimische kleine Eisenindustrie überall, wo Eisensteine vorkommen, und ihre Erzeugnisse
- hauptsächlich Feldhacken und Lanzeneisen - bilden einen der Hauptartikel des afrikanischen Binnenhandels. Dort wie auch
in Indien u. s. w. ist die Verhüttung auf erster Kindheitsstufe stehen geblieben: ein winziger
von Lehm gewölbter Ofen zur Aufnahme von Erz und Kohlen bildet mit dem kleinen durch Hand oder Fuß
getriebenen Gebläse den ganzen Apparat.
Auch in Europa blieben bis in das Mittelalter die Frischöfen noch Zwerge gegen unsre heutigen Anlagen. Solche kleine Anstalten
waren aber für kleinen Verbrauch gerade passend, denn sie lieferten sofort gutes, zum Verschmieden brauchbares E. in
Gestalt eines teigigen Klumpens; zum Schmelzen konnte das Metall bei der geringen Hitze niemals gelangen, und so hat denn
auch in früheren Zeiten bis in das Mittelalter hinein Niemand einen Begriff von flüssigem E. haben können.
Erst als man größere Massen auf einmal zu bewältigen und auch strengflüssigere Erze zu verwerten
suchte, deshalb die Öfen immer höher und weiter baute und kräftige von Wasser getriebene Gebläse anwandte, bekam man
geschmolzenes E., gewiß anfänglich zu großer Verlegenheit, da dieses erflossene Metall für die Schmiedearbeit ganz unbrauchbar
war. Indes man lernte die vermeintlichen Fehler dieses Roheisens verbessern durch Feuer und Hammer, und
hatte nun nicht nur einen Weg gefunden zur Erzeugung größerer Massen, sondern außerdem noch ein für Gießereizwecke äußerst
wertvolles Material gewonnen. Man kannte nun das E. in dreierlei wesentlich verschiednen Modifikationen, als Schmiedeeisen,
Roheisen oder Gußeisen und als Stahl. - Alle im Handel vorkommenden Eisensorten enthalten Kohlenstoff, von dessen Menge
wesentlich die Eigenschaften des Eisens abhängig sind.
Eisen mit 0,1 bis
0,4 oder selbst 0,6% Kohlenstoff wurde bis in die neueste Zeit als Schmiedeeisen (frz.
fer, engl. softiron) bezeichnet, welchem als hauptsächliche Eigenschaften folgende zugeschrieben
werden. Es mußte sich rotglühend leicht mit dem Hammer bearbeiten, weißglühend schweißen (Vereinigen zweier Stücke)
lassen. Wird es glühend in kaltes Wasser getaucht, so darf keine Veränderung der ursprünglichen Weichheit eintreten. Es
wurde in größeren Massen als unschmelzbar bezeichnet. Frischer Bruch sollte sehniges oder hakiges Gefüge zeigen. - Als
Stahl, frz. acier, engl. steel, galt alles E. mit 0,4 oder 0,6-2%
Kohlenstoff. Stahl sollte sich schmieden, schweißen und schmelzen lassen. (Die Schweißbarkeit ist um
so größer, je kleiner, die Schmelzbarkeit um so größer, je größer der Kohlenstoffgehalt.) Hauptmerkmal war und ist
die Härtbarkeit; glühender Stahl in Wasser getaucht, nimmt bedeutend an Härte zu. Der Bruch sollte immer feinkörniges
Gefüge und mögliche Gleichförmigkeit zeigen. - Als Roheisen (frz.
fer fonde; engl. pig-iron) wurden endlich alle Eisen Sorten angesehen, welche 2-5% Kohlenstoff
enthielten, sich nicht schmieden und schweißen, nur wenig härten, aber leicht schmelzen ließen. - Hiernach war nach der
älteren Auffassung das Handels-Roheisen die kohlenstoffreichste, einmal flüssig gewesene Modifikation; das Schmiedeeisen
die kohlenstoffärmster nie flüssig gewesene; Stahl endlich eine Modifikation mit mittlerem Kohlenstoffgehalt,
die bei der Herstellung flüssig oder auch nicht flüssig gewesen sein konnte. Durch die neueren und
Einteilung des Handelseisens
Roheisen
Schmiedbares Eisen
leicht schmelzbar u. nicht schmiedbar.
schmiedbar,
schwer schmelzbar.
Weißes R.: Kohlenstoff chemisch gebunden.
Graues R.: Kohlenstoff meist als Graphit ausgeschieden.
während
der Herstellung nicht flüssig
während der Herstellung flüssig
Schweißeisen: nicht härtbar, frz. fer soudé, engl. weld iron.
Diese Einteilung soll auch für die weitere Besprechung beibehalten werden.
mehr
neuesten Fortschritte im Eisenhüttenwesen sind die angegebenen Grenzen und die Merkmale zum Teil stark verwischt worden.
Schmiedeeisen z. B. wird in großen Massen in flüssigem Zustande erhalten und erscheint
dann auf dem Bruche stahlartig. Die alte Einteilung genügte nicht mehr. Bei Gelegenheit der Weltausstellung in Philadelphia 1876 ist
die umstehende Einteilung der Handelssorten des Eisens getroffen und seither allgemein angenommen worden.
- Roheisen. - Darstellung. - Das Roheisen wird durch den Hohofenprozeß aus den Eisenerzen erzeugt.
Die wichtigsten Eisenerze sind: Magneteisenstein, hauptsächlich aus Oxyd und Oxydul bestehend, liefert im reinen Zustande
72% des besten Eisens. Von ihm stammt hauptsächlich das geschätzte schwedische E. her. Verbreiteter
ist der Hämatit, Eisenoxyd, 70% Metall enthaltend, der bald als Eisenglanz, bald als Roteisenstein auftritt. Hauptfundorte
für Eisenglanz sind Schweden, Lappland und die Insel Elba. Der Roteisenstein ist am meisten in Deutschland, Frankreich und
England verbreitet; Bezeichnungen: roter Glaskopf und, bei Beimengungen von Thon, thoniger Roteisenstein.
Brauneisenstein ist dasselbe Oxyd, aber als Hydrat, mit chemisch gebundenem Wasser, darum nur 50-60 Gewichtsprozente Metall
gebend. Bohnerz ist thoniger Brauneisentein ^[richtig: Brauneisenstein], der sich in Körnern von Erbsen- bis Bohnengröße
in Süddeutschland, am Harz, der Schweiz, Südfrankreich abgelagert findet. Zu den Oxyden tritt auch ein Salz des Eisens, das
kohlensaure Oxydul, das zwar nur bis 48% Metall ergibt, aber wegen seiner leichten Verhüttung doch gern verwendet wird.
Es erscheint als Spateisenstein und in Form von Kugeln und Nieren als Sphärosiderit.
Hierher gehören in erster Linie der thonige Eisenstein und der Kohleneisenstein, welche für England die wichtigsten Erze
bilden und fast 90% der ganzen Eisenproduktion ergeben. Der Letztere, bekannt unter dem Namen Blackband,
läßt sich des bedeutenden Kohlengehaltes wegen leicht verhütten. Er enthält zwar nur 35-40% Eisen.
Da aber beim Rösten des Erzes gewöhnlich das Gewicht auf die Hälfte herabsinkt, so entsteht doch ein sehr eisenreiches
Erz. Ein andres aus Oxydhydrat bestehendes Erz ist das Sumpferz oder der Raseneisenstein, dasjenige Eisen,
welches die Natur nicht nur wachsen ließ, sondern fortgehend noch läßt.
Wenn Quellen sich auf ihrem unterirdischen Laufe mit Kohlensäure sättigen oder durch Verwesung organischer Substanzen entstandene
Säuren aufnehmen, so sind sie dadurch befähigt, von den kleinen Eisenerzpartikeln, welche überall
im Boden verbreitet sind, etwas aufzulösen. Zu Tage getreten, lassen diese schwachen Eisenwässer das Lösungsmittel verdampfen
und demzufolge das Eisen als roten Oxydschlamm ausfallen, der allmälig Steinhärte annimmt. Hauptvorkommen des Raseneisensteins:
beinahe auf der ganzen norddeutschen Tiefebene, in der Lausitz, Schlesien, Bruchberg im Harz, in Holland, Dänemark, Rußland.
Die Eisenerze sind niemals rein, d. h. nur allein Verbindungen von Eisen
mit Sauerstoff etc. Ganz abgesehen von den fast immer vorhandenen verschiednen Gesteinsarten,
die durch die Verhüttung entfernt werden, finden sich meist noch Beimengungen von andern Metallverbindungen (von Mangan,
Kupfer, Nickel etc.) oder von Silicium- oder Phosphorverbindungen, welche in einzelnen Fällen
dazu dienen können, ein bestimmtes Produkt, ein Eisen von bestimmter Beschaffenheit, entstehen zu lassen, welche aber auch,
wenn sie in das Eisen übergehen, eine Verminderung der Qualität bis zur völligen Unbrauchbarkeit herbeiführen können.
Das Ausbringen des in den Erzen verlarvten Eisens im Hochofen geschieht, nachdem die Erze zuvor möglichst vom
tauben Gestein geschieden, geröstet oder gewaschen worden, zwar im ganzen in einerlei Weise, doch modifiziert durch Beschaffenheit
der zu verarbeitenden Erze und verschiedne andre Umstände. Nach dem Gehalt der Erze an fremden Stoffen bestimmen und bemessen
sich die fast immer nötigen Zuschläge an Kalk, Flußspat etc., welche als Flußmittel dienen, nicht
für das Metall selbst, sondern für die Schlacken, die immer aus den fremden Stoffen der Erze, aus der Asche des Brennmateriales
und allerdings auch aus nicht geringen Mengen Eisenoxyden sich nebenbei als eine Art unreiner Glasflüsse bilden.
Eine angemessene Schlackenbildung gehört aber zur Sache; bildet das erste Reinigungsbad des Metalles.
Das Ausbringen geschieht heutzutage mit wenig Ausnahmen in Hochöfen durch Kohks, Steinkohlen und Anthracit, selten Torf, denn
die seit Anbeginn verwendete Holzkohle, welche das reinste E. ergibt, ist nachgerade selten geworden und nur noch in waldreichen
Ländern wie Schweden und Norwegen in vollem Gebrauch. Die Benennung Holzkohleneisen dient daher einer
Ware als sehr gute Empfehlung.
Das nächstgute Brennmaterial ist Kohks, durch Feuer bereits gereinigte Steinkohle, dann Steinkohlen. Der Hochofen ist ein
dicker runder Turm, dessen Hohlraum etwas unter der Mitte am weitesten ist; er wird oben durch einen eisernen mit Abführung
für die Verbrennungsgase versehenen Hut geschlossen. Erze mit ihren Zuschlägen und Brennmaterial in
abwechselnden Schichten füllen den Ofen bis nahe zur oberen Mündung (Gicht) und werden durch Nachschütten beständig ergänzt,
sowie der Satz zusammensinkt.
Beständig arbeitende Gebläse führen erhitzte Luft ein, welche an der engsten Stelle nahe über dem tiefsten Punkt des
Innern eintritt. Dort findet die größte Wärmeentwicklung statt. Die Umsetzungen, die durch die gewaltige
Hitze erregt und unterhalten werden, laufen in der Hauptsache darauf hinaus, daß die Kohle des Brennstoffes dem Eisenerz
den Sauerstoff entreißt, während das nunmehr gediegene Metall seinerseits Kohlenstoff aufnimmt und dadurch zu flüssigem
Roheisen wird, das aber aus den Erzen, den Zuschlägen, den Steinkohlen immer noch andre Elemente, Schwefel,
Phosphor, Silicium, Mangan etc. aufnimmt. Die Arbeit eines Hochofens dauert, wenn nicht politische oder geschäftliche
Konjunkturen ihn zum Erlöschen bringen, ununterbrochen fort, bis eine Hauptreparatur sich nötig macht, was nach einem Jahre,
oder auch erst nach einer längeren Reihe
mehr
von Jahren eintreten kann. Während dem gibt der Ofen beständig Eisen, welches zu kleinem Teile gleich in Formen gegossen
wird; es geschieht dies für große Maschinenteile und andre Stücke, die aus gröberer Masse bestehen können (Hochofenguß).
Abgesehen hiervon erzeugen die Hochöfen verkäufliches Roheisen. Das im Eisenkasten des Hochofens sich sammelnde
flüssige E. wird 2-3 mal des Tages abgestochen, d. h. durch das an tiefster Stelle befindliche
Stichloch abgezogen, und fließt in flache eiserne oder in Sand hergestellte Formen.
Die erstarrten Blöcke führen die Bezeichnung Flossen und Gänze; die erstem sind muldenförmig, die andern 1-1,3 m lange,
armstarke Barren. Das Roheisen selbst fällt je nach Umständen verschieden aus und bildet zwei Hauptkategorien,
weißes und graues. Das erstere entsteht bei mäßiger Hitze und kommt dickflüssig aus dem Ofen. Seine weiße Farbe zeigt
an, daß aller aufgenommene Kohlenstoff in der Masse chemisch gebunden ist. Graues dünnflüssiges Roheisen bildet sich stets
bei großer Ofenhitze. Es ist bedeutend weicher als das weiße Roheisen.
Der Kohlenstoff scheidet sich beim Erstarren zum Teil in Form feiner Graphitschüppchen aus, wodurch die graue Färbung entsteht.
Durch rasches Abkühlen des Gusses wird die Gelegenheit zu dieser Ausscheidung abgeschnitten und das graue E. erscheint dann
mit weißer Kruste und ist äußerlich so hart wie jenes. Man benutzt dies Verhalten bei dem sog.
Hart- oder Schalengusse zur Erzeugung harter Blechwalzen, Reifen für Eisenbahnräder, Schienenkreuzungen, Geschosse für
Artillerie etc. Solche Güsse werden in metallenen Formen ausgeführt, welche das Eisen außen
rasch erstarren lassen. - Schweiß- und Flußeisen. - Herstellung. - Dies E. wird entweder direkt aus
den Erzen oder aus dem Roheisen durch Entziehung von Kohlenstoff hergestellt.
Die direkte Verarbeitung der Erze auf Schmiedeisen ist vielfach versucht, aber wenig in dauernde Anwendung genommen worden,
weil nur reine, reiche und leichtflüssige Erze brauchbar sind, weil der Brennmaterialaufwand und der Verlust an E. durch
Verschlackung ein sehr großer war. Dennoch liefert dieser Weg ein vorzügliches, zähes E. In neurer
Zeit hat Siemens ein Verfahren angegeben, welches günstigere Betriebsresultate aufweist. Das Eisenerz wird in einem rotierenden,
einem liegenden Faß ähnlichen Ofen eingeschmolzen; die Zuschläge sind so gewählt, daß eine basische Schlacke entsteht.
Die Reduktion der Erze - d. h. die Verbrennung des Sauerstoffes derselben,
erfolgt durch Zufügung von Steinkohle. Das gebildete E. ist sehr rein, da die Verunreinigungen in die Schlacke gehen. - Die
Umwandlung des Roheisens in Schmiedeisen (das Frischen) erfolgt entweder im Herd oder im Puddelofen (Herdfrischen und Puddelfrischen
oder Puddeln).
Weiße Roheisensorten stehen hierzu fast ausschließlich in Verwendung. Bei dem Herdfrischen wird das
Roheisen mittels Holzkohlen- oder Holzfeuer unter scharfem Gebläsewind niedergeschmolzen, wobei ein Teil des Eisens oxydiert
und der Kohlenstoff nach und nach verbrennt. Dadurch,
daß man das E. wiederholt der höchsten Glut und dem Winde aussetzt,
entsteht ein Klumpen (Luppe) Schmiedeeisen von teigartiger Beschaffenheit, den man sofort unter Hämmern
behufs Verdichtung und Entfernung der Schlacke zu Stangen oder Schienen ausschmiedet.
Das durch Herdfrischen erzeugte E. ist hart, körnig, zähe und dicht; letzteres namentlich, weil es mit wenig Schlacke in
Berührung kam. Zur Herstellung muß ein sehr reines Roheisen verwendet werden, weil bei dem Prozeß
namentlich Phosphor und Schwefel nur zu ganz geringen Teilen ausscheiden. Durch Herdfrischen kann man nur kleine Eisenmengen
gewinnen; die Herstellungskosten fallen des teuren Brennmaterials wegen ebenfalls hoch aus. Aus diesen Gründen ist von den
meisten Orten seit langer Zeit schon das Puddeln betrieben worden, wobei die Verwendung geringerwertiger Brennmaterialien
und die Erzeugung größerer Massen E., allerdings nicht von gleicher Güte, möglich ist.
Das Roheisen wird durch glühende Gase und darüber streichende Flammen in einem mit flacher muldenförmiger Vertiefung versehenen
Ofen eingeschmolzen und mit viel Schlacke, welche reich mit Eisenoxydoxydul durchsetzt ist, bedeckt. Der Sauerstoff des Letzteren
verbrennt den Kohlenstoff des Roheisens. Beständiges Umrühren der geschmolzenen Masse ist notwendig,
um die Entkohlung gleichmäßig zu machen. Das E. ballt sich allmählich zu kleinen Brocken und Körnern zusammen, die man
durch Rollen und Walzen zu größeren Luppen, welche ein schwammartiges Aussehen zeigen, vereinigt.
Diese werden sofort unter besondren Maschinen oder unter Dampfhämmern verdichtet, wodurch die in großen
Mengen vorhandene Schlacke ausgepreßt wird, und unter Walzen zu Rohschienen ausgereckt. Die erpuddelten Rohschienen sind
nie so dicht und ganz als die durch Herdfrischen gewonnenen. Die große Menge Schlacke läßt sich nicht mit einem Male so
vollkommen entfernen. Erst durch wiederholtes Zusammenschweißen, Überschmieden oder Auswalzen der Rohschienen
entsteht ein brauchbares Schmiedeisen. - Das Puddeln (Durchrühren) ist eine sehr schwere Arbeit; viele Versuche sind gemacht
worden, dieselbe auf mechanischem Wege zu verrichten (Rührvorrichtungen, rotierende Puddelöfen). - Das Puddeln hat gegenwärtig
lange nicht mehr die Bedeutung, wie noch vor 10 und 20 Jahren.
Seitdem Bessemer gezeigt hat, wie Stahl und nach den neuesten Erfahrungen auch Flußeisen in großen
Massen billig hergestellt werden kann, sind tausende der Puddelöfen zum Stillstand gekommen. An dieser Stelle muß auch
das schmiedbare (getemperte, adouzierte) Gußeisen einen Platz finden. Wenn man Gegenstände, die aus halbiertem Gußeisen
mit Schmiedeisenzusatz gegossen sind, mit Sauerstoff abgebenden Substanzen (Hammerschlag, gepulverter
Roteisenstein) andauernd glüht, so wird dem Gußeisen allmälig der Kohlenstoff entzogen. Es geht durch Stahl über in weiches,
nicht härtbares Schmiedeisen, welches zähe und biegsam ist, sich sehr leicht bearbeiten, bei bester Qualität auch schweißen
läßt. Das Tempern eignet
mehr
sich nur für kleinere Stücke von geringer Dicke; bei größerer Stärke fällt das Eisen sehr ungleichmäßig aus und ist
unbrauchbar. Aus schmiedbarem Gußeisen werden Schloßteile, Schlüssel, Gewehr- und Nähmaschinenteile, Kettenglieder, wie
aus dieser Aufzählung ersichtlich, lauter Massenartikel, hergestellt. Manche derselben erfahren gar keine weitere Bearbeitung,
viele nur durch Schleifen und Polieren. Das schmiedbare Gußeisen nimmt infolge seiner feinkörnigen Struktur
eine bessere Politur an als das Schmiedeisen. - Schweiß- und Flußstahl. - Darstellung. - Man gewinnt Stahl 1) direkt
aus den Erzen durch Reduktion und Kohlung, 2) aus dem Roheisen durch Entkohlung, 3) aus Schmiedeisen durch
Kohlung.
Der erste Weg liefert den Erz- oder Rennstahl. Von dieser Fabrikationsmethode gilt das bereits bei Besprechung
der Schweißeisendarstellung aus Erzen Gesagte. Auch das dort erwähnte Verfahren von Siemens ist zur Anwendung gekommen.
Die Erzeugung von Stahl aus Roheisen erfolgt entweder durch Frischen auf dem Herde oder im Puddelofen, wie bei Schweißeisen
beschrieben; - der Entkohlungsprozeß wird nur früher unterbrochen als bei der Schmiedeisendarstellung
- oder dadurch, daß atmosphärische Luft in zahlreichen Strahlen durch geschmolznes E. hindurchgetrieben wird (Bessemern)
oder endlich dadurch, daß man in flüssiges Roheisen Bestandteile einträgt, welche eine Entkohlung herbeiführen. - Das
Herdfrischen des Stahles ist namentlich noch in Steiermark, Kärnten, Siegen und in Schweden in Gebrauch.
Die Anwendbarkeit dieses Verfahrens ist bedingt durch das Vorhandensein guten reinen Roheisens und billiger Holzkohlen. Es
liefert einen ganz vorzüglichen Stahl, welcher auf die weiter unten anzugebenden Methoden raffiniert werden muß, um ein
möglich gleichförmiges Gefüge zu erhalten. Für die Herstellung großer Massen Stahl geringerer Qualität
hat in Gegenwart und Zukunft das Bessemern die größte Bedeutung. Hoch mangan- und siliciumhaltiges Roheisen wird in einem
Kupolofen hitzig niedergeschmolzen, wobei es bereits eine Raffinierung erfährt, und dann in ein birnenförmiges Gefäß
(Konverter) eingelassen, dessen Boden mit zahlreichen feinen Windkanälen versehen ist.
Ein kräftiges Gebläse treibt Luft durch die flüssige Masse, wobei durch Verbrennen des Silicium etc.
eine so hohe Temperatur entsteht, daß selbst E. von ganz geringem Kohlenstoffgehalt noch flüssig bleibt. Bei der englischen
Bessemermethode wird das Roheisen beinahe ganz entkohlt und durch Zusatz von flüssigem weißen Roheisen (Spiegeleisen) nach
Beendigung des Blasens in Stahl verwandelt. Bei der schwedischen Methode treibt man die Entkohlung nur
soweit, daß direkt Stahl entsteht.
Das englische Verfahren wird jetzt fast allgemein angewendet, obgleich es meist etwas teurer ist. Aber es gewährt einen
weit sicherern Erfolg. Über die Leistungsfähigkeit der Bessemermethode mögen einige Zahlen berichten. Die Größe einer
Schmelzung (Charge) beträgt gewöhnlich 5000-8000 kg. Diese werden durch
15-20 minutliches Blasen in
Stahl verwandelt. Der ganze Prozeß erfordert mit allen Nebenarbeiten etwa 1¾-2 Stunden, so
daß im Tage 12-14 Chargen, jede von 5000-8000 kg, bewältigt werden können.
Ein bedeutender Fortschritt im Bessemern ist in den letzten Jahren durch das von Thomas und Gilchrist
angegebene Entphosphorungsverfahren gemacht worden. Bis dahin gelang es nicht, den im Roheisen vorhandenen Phosphor, den ärgsten
Feind des Stahles, welcher denselben spröde und schwer schweißbar macht, zu entfernen. Er verblieb bei der hohen Temperatur
und bei dem Vorhandensein einer sauren Schlacke in der Bessemerbirne bei dem Eisen. Thomas und
Gilchrist erzielen durch Auskleidung des Konverters mit basischem Material und durch Zuschläge von Kalk
oder Magnesia eine basische Schlacke, welche den Phosphor aufnimmt.
Dieses Entphosphorungsverfahren ist für die deutsche Eisenindustrie von größter Bedeutung, da viele deutsche Roheisen
Phosphor führen und nach der alten Weise gebessemert immer einen Stahl von geringerer Qualität
ergeben mußten. Namhafte Hüttenwerke, voran der Hörder Bergwerks- und Hüttenverein, wenden die Entphosphorung in der
Bessemerbirne an und erzeugen ein weit besseres Produkt - Thomasflußstahl und Thomasflußeisen - als früher. - Die Bildung
von Stahl durch Zusammenschmelzen von Roheisen mit Sauerstoff abgebenden Körpern (namentlich Eisenoxyden) ist namentlich
von Uchatius, Obuchow, Martin und Siemens angestrebt worden und haben die Genannten recht gute Erfolge
zu verzeichnen.
Uchatius schmilzt granuliertes weißes Roheisen zusammen mit gepulvertem Spateisenstein und Braunstein in Tiegeln von 15 kg
Gehalt. Der Stahl ist fest und hart (Verwendung zu Hämmern und ähnlichen Sachen). Soll derselbe größere Weichheit erlangen,
so gibt man einen Zusatz von Schweißeisenabfällen. Obuchow bringt Stahl- und Schmiedeisen-Abfälle zusammen
mit Magnet- und Titaneisenstein und Thon zum Schmelzen, setzt dann etwas arsenige Säure und Salpeter zu und erhält einen
für Geschützrohre geeigneten Stahl. Martin trägt in reines geschmolzenes Roheisen Schmiedeisen ein. Siemens schmilzt Roheisen
in einem Flammofen und rührt Kohlen- und Erzpulver ein. Alle diese Verfahren sind nur anwendbar, wenn
ein reines Roheisen und reine Zusatzmateriale vorhanden sind. Andrenfalls würde ein sehr geringwertiger Stahl entstehen.
Stahldarstellung aus Schweißeisen. - Dieses Verfahren liefert den besten Stahl, weil das beste Schweißeisen verwendet wird
und dieses während des ganzen Prozesses bei gehöriger Vorsicht keine Gelegenheit findet, Verunreinigungen
aufzunehmen. Schweißeisenstäbe werden in feuerfeste Kästen mit Buchenholzkohle verpackt und unter Luftabschluß einer
starken (zuweilen bis 14 Tage) andauernden Glühung unterworfen. Der Kohlenstoff aus der Verpackung dringt allmählich in
das Schmiedeisen ein und es entsteht der Brenn- oder Zementstahl. Die rohen Zementstahlstangen sind nicht verwendbar.
Sie sind bedeckt mit zahlreichen Rissen und Blasen; der Stahl zeigt außen und innen verschiednen
mehr
Kohlenstoffgehalt, was sich aus der Herstellung leicht erklärt. Der Rohstahl erfährt erst noch eine Raffinierung behufs
Verdichtung und gleichmäßiger Verteilung des Kohlenstoffes. Die Raffinierung geschieht wie bei allen in ungeschmolzenem
Zustande erhaltenen Stahlsorten (auch dem Herd- und Puddelstahle) entweder durch das Gärben oder durch Einschmelzen. Zum
Gärben schweißt man eine Anzahl von zu einem Bündel (Garbe) vereinigten Rohstahlstangen unter dem
Hammer zusammen, streckt sie zu Stäben aus und schneidet diese in Stücke von gleicher Länge, mit welchen der Prozeß wiederholt
wird.
Das Gärben ist also ein intensives Durchkneten des Stahles, wodurch die Teile mit verschiednem Kohlenstoffgehalt miteinander
in Berührung kommen und ausgleichend auf einander wirken. Weit vollkommener wird dieses Ziel erreicht,
wenn man die Rohstahlstangen in Tiegeln unter Luftabschluß einschmilzt. Dies liefert den eigentlichen Gußstahl, welcher
nach der neueren Klassifikation als Zementflußstahl bezeichnet werden muß, während der durch Garben raffinierte Zementstahl
als Zement-Schweißstahl läuft.
Der Gußstahl bildet die geschätzteste Stahlsorte, welche überall da verwendet wird, wo ganz besondre
Zähigkeit und Festigkeit oder scharfe lang stehende Schneide, oder endlich größte Politur wünschenswert ist. Leider gestaltet
sich die Herstellung größerer Stücke aus Gußstahl ziemlich schwierig und teuer. Man kann bislang den Gußstahl nur in
kleinen Mengen einschmelzen; die Tiegel fassen, da sie von zwei Mann tragbar sein müssen, nur etwa 25-30
kg Stahl.
Hiernach ergibt sich ohne weiteres, welche Schwierigkeiten erwachsen müssen, wenn es sich um den Guß von Blöcken zu Geschützen,
Walzen etc., die oft viele tausend kg wiegen, handelt. Hunderte, ja zuweilen mehr als tausend
Tiegel sind in einer Folge bis zur Vollendung des Gußes dann zu leeren. Dies ohne Störung zu bewerkstelligen,
ist eine der staunenswertesten und unübertroffenen Leistungen unserer bedeutendsten deutschen Stahlwerke (Krupp, Bochum
etc.). Handelssorten und Eigenschaften derselben. - Roheisen. Es können und sollen selbstverständlich
hier nicht alle die einzelnen im Handel vorkommenden Roheisensorten, welche je nach Herkommen oder Verwendung
verschiedne Namen führen, verzeichnet werden. Eine Charakteristik der Hauptsorten zu geben ist die Aufgabe. - Graues Roheisen.
Auf dem Bruche erscheint dasselbe von hellgrauer bis dunkelgrauer und schwarzer Farbe; es ist stets mehr oder weniger grobkörnig
oder auch bei den dunkeln Sorten kleinblätterig oder schuppig, aber nie faserig oder strahlig. Dasselbe
findet fast ausschließlich Verwendung in der Gießerei, da es leicht fließt und die Formen gut ausfüllt. Es ist weich
und läßt sich mit den gewöhnlichen Schneidwerkzeugen leicht bearbeiten. - Weißes Roheisen.
Der Bruch zeigt feinkörniges, strahliges oder großblätteriges Gefüge. Letzteres bei dem Spiegeleisen, welches den Namen
von den großen spiegelnden Flächen erhalten hat. Das weiße Roheisen ist, weil es dick fließt, zu Gießereizwecken nur
ausnahmsweise in Verwendung; es wird hauptsächlich auf Schmiedeisen und Stahl verarbeitet. Es ist in jedem Falle bedeutend
härter als graues Roheisen; einzelne Sorten lassen sich mit der Feile gar nicht mehr bearbeiten. Hauptarten
des weißen Roheisen sind: das schon genannte Spiegeleisen, welches immer viel Mangan und zuweilen auch viel Silicium enthält,
Spiegelfloß, Rohstahleisen, Hartfloß, weißgares und dünngrelles Roheisen. Das graue Roheisen kommt immer in Form von
Gänzen, das weiße auch als Flossen oder Masseln in den Handel. - Halbiertes Roheisen. Darunter versteht
man ein Gemenge von grauem und weißem Roheisen. Man bezeichnet dasselbe als schwach halbiert, wenn das graue, als stark
halbiert wenn das weiße vorwaltet. - Das Roheisen besitzt die Eigenschaft, bei wiederholter Glühung zu Quellen d. h.
ein größeres Volumen einzunehmen als vorher; eine Eigenschaft, die bei der Verwendung zu Roststäben,
Plättbolzen, Feuertöpfen, Retorten, Erhitzungsröhren Berücksichtigung finden muß, wenn Gestaltänderungen vermieden
werden sollen. - Schweißeisen, im gewöhnlichen Verkehr heute noch meist Stabeisen oder Schmiedeisen genannt, ist das Produkt
des Frisch- und Puddelprozesses.
Die gewonnenen Luppen erhalten unter dem Hammer oder Walzen Stabform und führen nun die Bezeichnung Rohschienen. Diese bilden
ein Halbfabrikat, welches auch im Handel vorkommt. Die Rohschienen werden durch ein- oder mehrmaliges
Umschweißen und Ausrecken unter dem Hammer oder Walzen raffiniert und liefern das Stabeisen. Gutes Schweißeisen soll auf
dem frischen Bruche bei weißer Farbe schwachen und bei lichtgrauer Farbe starken Glanz und ferner hakiges oder sehniges
Gefüge zeigen.
Einzige Ausnahme von Letzterem macht das Feinkorneisen, ein hochkohliges stahlartiges Schweißeisen mit feinkörnigem, nie
sehnigem Bruch und größerer Härte als gewöhnliches Schweißeisen, welches sich auch schwach härten läßt. Das Feinkorneisen
ist seiner großen Widerstandsfähigkeit wegen sehr geschätzt und viel verwendet (Köpfe von Eisenbahnschienen etc.).
Namentlich dient es auch zur Herstellung des Zementstahles in Steyermark und England; Letzteres bezieht
aus Schweden das Danemoraeisen in großen Massen.
Das gewöhnliche Schweißeisen ist weich und besitzt einen ziemlichen Grad von Dehnbarkeit, so daß man es kalt überschmieden
und zu Draht ziehen kann. Dabei nimmt es allerdings an Härte und Dichtigkeit zu, an Dehnbarkeit ab; ja
es wird bei fortgesetzter Bearbeitung brüchig, kann aber durch Ausglühen sofort wieder in den natürlichen Zustand übergeführt
werden. In rotglühendem Zustande läßt sich Schweißeisen vorzüglich schmieden, im weißglühenden schweißen und in Folge
des teigartigen Zustandes selbst in komplizierte Formen pressen. (Herstellung von Eisenbahnwagenrädern, Kolben, Kurbeln,
Schraubenschlüssel etc. durch Preßschmieden.) Die guten Eigenschaften
des Schweißeisens werden häufig durch fremde Beimengungen stark beeinträchtigt. Ein ganz geringer Schwefelgehalt (0,04%)
oder Kupfergehalt (0,5%) machen das E.
mehr
rotbrüchig (bricht in Rotglut leicht); durch Phosphor wird es kaltbrüchig; durch Silicium faulbrüchig, durch noch vorhandne
kohlenstoffreiche Teile oder eingesprengte Schlacke wird es rohbrüchig. Unganze Stellen, Schiefer, Asche- oder Schlackenlöcher
deuten auf Mängel bei der Fabrikation. Verbrannt oder überhitzt ist durch wiederholtes starkes Glühen mürbe gewordenes
E.; es läßt sich durch Glühen unter Luftabschluß wieder gebrauchsfähig machen. Das verbrannte E. zeigt
blätteriges, schuppiges Gefüge und starken Glanz. - Qualitätsprüfung des Stabeisens: Einen recht guten, wenn auch nicht
untrüglichen Anhalt gibt, wie oben ausgeführt, das Aussehen des Bruches.
Aber schon das äußere Aussehen läßt einen Schluß zu. Gutes Stabeisen muß reine glatte Oberfläche
und scharfe Kanten zeigen und darf weder Kanten-, Quer- noch Längsrisse besitzen. Große Glätte, Glanz und blauschwarze
Farbe der Oberfläche zeigen auf nassem Ambos überschmiedete Stäbe, welche infolge dieser Bearbeitung etwas spröde sind.
Leicht auszuführende Proben sind: Man wirft den Stab aus großer Höhe auf harte Unterlage (Wurfprobe)
oder läßt auf den frei an den Enden aufliegenden Stab ein Gewicht fallen (Schlagprobe).
Bricht der Stab hierbei nicht, so ist das Eisen nicht kaltbrüchig. Man spannt den Stab in einen kräftigen Schraubstock
ein, faßt das herausragende Ende mit einem langen Hebel, so daß zwischen diesem und dem Ambosmaul etwa 10 cm
Stab frei bleiben und biegt dieses Stück zunächst um 90° nach der einen, dann um 180° nach der andern Seite und nun so
fort bis zum Bruch. Hartes E. knistert und zittert dabei und bricht bald; weiches läßt sich geräuschlos der Biegprobe
unterwerfen und hält bei gutem Materiale wohl 12-15, ja zuweilen noch mehr Biegungen aus.
Bricht der Stab bei dem ersten Zurückbiegen, so ist das Material ganz schlecht. Dicke Stäbe brechen früher als dünne
aus gleichem Material. Der Bruch erscheint nach der Biegprobe in der Regel sehnig und mehr oder weniger verquetscht und verrieben.
Einen reinen Bruch kann man nur dadurch erhalten, daß man die Stange vorher einbaut oder einfeilt und
dann kurz abbiegt. Endlich noch die Schmiede- oder heiße Probe, wodurch man Aufschluß darüber erhält, ob das E. rotbrüchig.
Der Stab wird rotglühend flach ausgeschmiedet, scharf umgebogen, gedreht oder besser gelocht und darf dabei keine Risse
erhalten. - Handelssorten des Schweißeisens.
Unter Stabeisen versteht man in der Regel nur die Sorten mit flach rechteckigem Querschnitt (Flacheisen), mit quadratischem
Querschnitt (Quadrat- oder Vierkanteisen) und kreisrundem Querschnitt (Rundeisen). Bandeisen ist Flacheisen mit im Verhältnis
zur Dicke großer Breite;
Knoppereisen, geschmiedetes Vierkanteisen,
welches deutlich die Eindrücke der Hammer- und Ambosbahn zeigt;
Muttereisen mit sechs- oder achteckigem
Querschnitt.
Alle andern Eisensorten werden als Façoneisen bezeichnet. Hierher gehören: Winkeleisen ∟, T-Eisen ⊤, Doppel-T-Eisen
I,
C-Eisen [, L-Eisen ∟, Kreuzeisen +, Fenster-, Geländereisen etc.;
dann die Eisenbahnschienen in den verschiedensten
Profilen.
Die erstgenannten Façoneisen finden ausgedehnte Verwendung im Maschinen-, Schiff- und Brückenbau;
neuerdings auch das I-Eisen mehr beim Hochbau zu Trägern an Stelle hölzerner Unterzüge und steinerner Wölbungen. Das
Façoneisen wird ausschließlich, das Stabeisen zum weitaus größten Teile durch Walzen hergestellt; die schweren Sorten
im Grobwalzwerk, die feineren im Feineisen- und Schnellwalzwerk. - Im Kleinhandel wird das Stab- und
Façoneisen in Stangen oder Bunden nach Gewicht verkauft; im Großhandel per 100 kg oder per Tonne zu 1000 kg. -
Bezüglich der Herstellung von Blech, Draht und Röhren sei auf die betr. Artikel verwiesen. - Schweißstahl ist das Produkt
des Frisch- und Puddelprozesses und der durch Garben raffinierte Zementstahl. Guter Frisch- und Puddelstahl
muß auf dem Bruche feinkörnig und matt erscheinen. Das Korn wird bei dem Härten auffallend feiner. Beide Stahlsorten sind
immer gut schweißbar und nehmen beim Härten große Härte und Sprödigkeit an. Der rohe Stahl kommt in geschmiedeten quadratischen
Stangen unter dem Namen Rohstahl oder Mock in den Handel.
Die Stangen werden nach dem Aussehen des Bruches sortiert. Um das Brechen leichter zu haben, wirft man die Stäbe noch glühend
in's Wasser, wodurch der Stahl glashart wird. Dabei entstehen Querrisse, welche Wasser eindringen lassen. Die Bruchfläche
überzieht sich infolge dessen mit farbigen, konzentrischen Ringen (Rosen und Rosenstahl). Die Rosen
sind Merkmal für harten, gefrischten und noch nicht raffinierten Stahl. Auch bei Puddel- und Frischstahl treten Faulbruch,
Kaltbruch etc. auf, doch mit Ausnahme des Rohbruches recht selten.
Rohbruch ist häufig zu beobachten. Dies ist begründet durch die Herstellung im Herd- und Puddelofen, wobei die Entkohlung
nur schwer völlig gleichmäßig bewirkt werden kann und der Stahl leicht noch sehr hochkohlige, dem
Roheisen nahe stehende Teile enthält. Die Qualitätsbestimmung ist bei Stahl überhaupt viel schwieriger als bei Schmiedeisen.
Schlag- und Biegprobe sind nur bei den weichsten Marken anwendbar; der Bruch läßt keinen sicheren Schluß auf die natürliche
Härte, die Härtefähigkeit und das Verhalten im Feuer zu (leichtes oder schweres Verbrennen).
Nur ausgedehntere Versuche über Verarbeitungsfähigkeit, Härtefähigkeit und Fertigkeitsversuche können bei Stahl eine
sichere Qualitätsbestimmung herbeiführen. Der gegärbte Zementstahl eignet sich seiner verhältnismäßig großen Weichheit
und Geschmeidigkeit wegen vorzüglich zu Sensen, Sicheln, Säbel- und Degenklingen etc. (Steyermärker
Sensen etc.). Ungegärbter Stahl kann nur zu ganz ordinären Gegenständen
verwendet werden, da derselbe zu porös ist (Blasenstahl). - Flußeisen, durch den Bessemerprozeß ohne oder mit Zuhilfenahme
des Thomas-Gilchrist'schen Entphosphorungsverfahren entstanden. Dasselbe kommt in den Handel als rohe gegossene, stumpf pyramidale
Blöcke
mehr
(Ingots) und als Stab- oder Façoneisen, als Blech. Die Ingots zeigen blätterigen oder stark grobkörnigen Bruch; die daraus
durch Schmieden oder Walzen erzeugten Sorten ein sehr gleichmäßiges feinkörniges Gefüge mit mattem Glanz und etwas lichterer
Farbe als Stahl. Gutes Flußeisen ist sehr zähe und fest; die Zerreißfestigkeit liegt um 25-50% höher
als bei gutem Schweißeisen; es läßt sich sehr gut schmieden und schweißen, aber nicht härten. Die Bezeichnung Flußeisen
ist neu. Früher lief dasselbe unter dem Namen Bessemerstahl und nur die angefügte Nummer ließ erkennen, daß man es mit
einem weit entkohlten und deshalb nicht mehr härtbaren Produkte des Bessemerprozesses zu thun hatte.
- Flußstahl.
Hierher gehören der Bessemerstahl, der Martinstahl und der Gußstahl oder Tiegelgußstahl. Roher Flußstahl in Form von
Ingots ist selten Handelsartikel. Er wird durch Schmieden oder Walzen verdichtet und in die Handelsformen gebracht. Der in
großen Massen zu erzielende Bessemerstahl, worunter alle härtbaren Produkte des Bessemerprozesses zu
verstehen sind, und Martinstahl werden hauptsächlich zu Eisenbahnschienen, Trägern, Achsen, zu Blech und Panzerplatten,
in den härteren Marken auch zu ordinären Werkzeugen, der Martin stahl auch vorwiegend zu Façonguß verwendet.
Bessemerstahl ist schwerer schweißbar als andre Stahlsorten mit gleichem Kohlenstoffgehalt, was wohl in dem Vorhandensein
eines größeren Prozentsatzes an Verunreinigungen begründet sein mag. Der Tiegelguß stahl steht in
der Qualität bedeutend höher als die genannten Sorten. Der Bruch ist weit feinkörniger von dunklerer Farbe und mattem
sammetartigen Glanz. Durch mehrmaliges Umschmelzen erhält der Gußstahl größere Güte. Auch hat man versucht, durch besondre
Zusätze von Mangan, Wolfram, Nickel, Silber, Platin die Qualität zu erhöhen oder für besondre Zwecke bestimmte
Eigenschaften zu erzielen. - Mushet- oder Wolframstahl ist sehr dicht und gleichförmig und besitzt eine so große natürliche
Härte, daß ein Härten nicht nötig ist.
Werkzeuge daraus haben sich aber nicht bewährt, da die Schneide doch nicht so lange steht, wie bei gut
gehärtetem Gußstahl. Silberstahl enthält nach den Untersuchungsresultaten kein Silber; es bezeichnet nur eine Gußstahlsorte
vorzüglicher Qualität. Der Gußstahl findet Verwendung zu allen besseren und den feinsten Werkzeugen, chirurgischen Instrumenten
etc., zu Geschützen, Walzen. Zur Qualitätsbestimmung dient bei Gußstahl das Aussehen des
Bruches in Verbindung mit Schmiede- und Härteproben. Gußstahl läßt sich mit Schweißeisen zusammenschweißen;
doch wachsen die Schwierigkeiten mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt. Hochkohliger Gußstahl wird häufig als unschweißbar
bezeichnet. - Einige besondere Stahlsorten verdienen noch kurzer Erwähnung.
Wootz, eine aus Indien stammende, angeblich durch Zusammenschmelzen von Schmiedeisen und Kohlen entstandene Sorte, welche
große Härte annimmt und vorzüglich zu feinen Schneidwaren geeignet ist. (Kommt in größeren Mengen
gar nicht, überhaupt nur selten in
den europäischen Handel.) Damast-Stahl, Damaszener-Stahl. Der Name rührt von der Stadt
Damask in Syrien her und bedeutet entweder einen dem Wootz ähnlichen Stahl oder, und das gilt für die Gegenwart als Regel,
eine durch Zusammenschweißen von Schmiedeisen und Stahl entstandene Stahlsorte, welche sich durch ungemeine
Zähigkeit auszeichnet und auf geätzten Flächen die neben einander liegenden Stahl- und Schmiedeisenteile deutlich in bestimmten
Zeichnungen hervortreten läßt.
Die Zeichnung entsteht auf folgende Weise: Eine Anzahl dünner Stahl- und Schmiedeisenstäbe werden zu einem Bündel vereinigt,
zusammengeschweißt und zu einem längeren Stabe ausgereckt, den man in 3 oder 4 gleich lange Teile zerhaut.
Diese verarbeitet man in derselben Weise. Nach ein- oder mehrmaliger Wiederholung ist ein Stab entstanden, welcher aus lauter
feinen Stahl- und Eisensehnen zusammengesetzt erscheint. Macht man diesen rotwarm, dreht ihn korkzieherartig zusammen und
schmiedet ihn dann flach aus, so entsteht der beim Ätzen sichtbar werdende krummlinige Verlauf der einzelnen
Sehnen. Auf ähnlichen Wegen lassen sich leicht veränderte Zeichnungen hervorbringen. Der Damaszener Stahl findet Verwendung
zu Degen-, Säbel-, Dolchklingen und Gewehrläufen. Vielfach wird die Zeichnung lediglich durch Ätzen von Stahl hervorgebracht.
Wird für diese Fabrikate die Bezeichnung damaszierter Stahl verwendet, so beruht dies auf Unkenntnis
oder bezweckt eine Täuschung. - Das metallische E. wird auch medizinisch verwendet und hat man für diesen Zweck zwei Sorten
im Droguen- und Chemikalienhandel, nämlich:
1) Feingepulvertes Schmiedeisen (Ferrum pulveratum, F. limatum, limatura ferri); ein äußerst feines, graues Pulver, welches
in gut verschlossenen Flaschen aufzubewahren ist; es muß frei von Rost sein und sich in verdünnter
Salzsäure vollständig lösen, hierbei darf sich nur Wasserstoffgas, aber kein Schwefelwasserstoffgas entwickeln; kleine
Spuren des letzteren sind jedoch nicht ganz zu vermeiden. Das Präparat kommt meist aus Tirol.
2) Durch Wasserstoffgas reduziertes Eisen (ferrum hydrogenio reductum, ferrum reductum). Dasselbe
wird aus reinem Eisenoxyd mittels Reduktion von Wasserstoffgas in der Glühhitze gewonnen, enthält aber häufig infolge ungenügender
Reduktion noch viel Eisenoxyduloxyd beigemengt und sieht dann schwarz, anstatt grau aus. Die ganz reine Sorte, welche bedeutend
teurer ist, erscheint als äußerst feines, graues, glanzloses Pulver, das sich durch ein brennendes Hölzchen
entzünden läßt und dabei zu Eisenoxyd verbrennt. Es muß sich in Bromwasser vollständig auflösen. Vollkommen schwefelfrei
läßt sich dieses Präparat nur darstellen, wenn das Eisenoxyd nicht aus Eisensulfat, sondern aus reinem Eisenchlorid gewonnen
und die Reduktion nicht in eisernen, sondern in Chamotteröhren vorgenommen wurde. Es ist der am leichtesten verdauliche
Eisenpräparat. - Verzollung: S. Zolltarif im Anh. Nr. 6. Die genannten, zu medizinischen
Zwecken präparierten Eisenarten sind zollfrei.