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Heute liefern den kostbaren Stein fast ausschließlich Brasilien, wo derselbe zuerst im Jahre 1728 entdeckt wurde, und das Transvaalland, dessen Steine unter den speziellen Namen Kapdiamanten in den Handel kommen. In Brasilien finden sich die D. in verschiednen Distrikten, vorzüglich in der Nähe der Stadt Diamantina in der Provinz Matto grosso, in den Flußbetten des Rio Diamantino, Rio Ouro, Rio Paraguay, sowie in den Provinzen Minas geraes, Bahia, Goyaz und Cuyaba.
Die brasilianischen Diamantwäschereien waren früher Regierungsmonopol und wurden von Sklaven bearbeitet; jetzt ist sowohl das Waschen als der Handel mit D. an Private überlassen, die mit gemieteten Leuten arbeiten. Die D. finden sich in Brasilien in aufgeschwemmtem Lande, Sand und Gerölle, auch eingeschlossen in solchem Trümmergestein (Breccie), das sich erst durch Zusammenbacken von lockerm Material gebildet hat, also stets auf zweiter Stelle. In Brasilien allerdings finden sie sich auch eingesprengt in einem eigentümlichen biegsamen Sandstein, dem Itacolumit, in welchem man daher das eigentliche Muttergestein des D. gefunden zu haben glaubt, da es zur huronischen Schieferformation gehört.
Das Diamantenwaschen ist eine einfache Arbeit des Abschwemmens und Untersuchung des übrig bleibenden schwersten Restes. Es ist aber äußerst umständlich und kostspielig wegen der großen Massen von Erdreich, Sand und Kies, die bewegt und durchgearbeitet werden müssen. Die Ausbeute Brasiliens ist sehr gleichbleibend und beträgt seit einer Reihe von Jahren wenig mehr oder weniger als 37 k jährlich. In andern Weltgegenden finden sich auch D., doch nur vereinzelt und so wenig, daß der Handel dadurch nicht beeinflußt wird.
Man hat sie ferner angetroffen im goldführenden Sande vom Ural, an verschiednen Punkten von Nordcarolina und Georgien, in Kalifornien, südlich von Mexico bei Agapulco, in den Goldgräbereien von Viktoria in Australien. In Südafrika finden sich die D. teils im Alluvium der Thalsohlen, teils in einem durch Eisenerz verkitteten Kieselconglomerate. Der Wert aller in Südafrika von 1867 (dem Jahre der Entdeckung) bis 1875 gefundenen D. soll sich auf 240 Mill. Mk. belaufen: 1876 sollen allein für 50 Mill. Mk. D. dort gefunden worden sein. Man findet dort viele Steine ohne jenen mattglänzenden Überzug, den man sonst beobachtet: auch sind die Kristallformen einfachere, häufig reine Oktaeder. - In der Regel sind die Steine farblos und durchsichtig, und diejenigen, welche diese Eigenschaft am reinsten zeigen, sind die wertvollsten. Es kommen aber auch farbige vor, wenn auch immer nur in blassen Tinten.
Die meisten Kapdiamanten haben einen gelblichen Schein. Diese werden meist geringer geschätzt als die farblosen. Am gewöhnlichsten sind die blaßgelben, dann die grünen; blaue sind viel seltener und haben dann noch seltener die gewünschte Klarheit. Die rosa gefärbten Steine sind unter den Farbsteinen die am meisten geschätzten, und wenn sie fehlerfrei und von schöner Nüance sind, werden sie oft höher als selbst farblose bezahlt. Ein prachtvoll grüner Stein befindet sich im grünen Gewölbe zu Dresden, ein exquisit blauer beim Banquier Hope in Amsterdam.
Häufig sind die D. in Durchsichtigkeit resp. Färbung nicht gleichmäßig, sondern sie enthalten trübe oder rostfarbene Stellen, Flecke, Punkte, Adern, Wolken etc. Diese sind zu Schmucksteinen untauglich und bilden mit denen, welche hierzu zu klein sind, den Ausschuß, aus welchem die Glaserdiamanten, solche zum Gravieren in Metall und Stein, zu Zapfenlöchern in Uhren etc. ausgewählt werden, indeß das Übrige in stählernen Mörsern gepulvert als Schleifmittel für Steinschneider, Uhrmacher etc. dient.
Überhaupt ist die technische Benutzung des D. als schneidendes, bohrendes, schleifendes Mittel im Zunehmen. Man benutzt gefaßte Steine gleich Drehstählen zum Bearbeiten von Granit, Porphyr, Glas, harten Stahles und Gußeisens, besonders in Form von Walzen; auch die merkwürdigen Preßwalzen aus Papierscheiben lassen sich nur mit D. abdrehen. Man hat Felsbohrer, die mit einem Kranze von D. besetzt sind, neuerdings auch Schrämmaschinen zum Schärfen der härtesten, aus Süßwasserquarz bestehenden Mühlsteine aus Frankreich und Ungarn. Zu den seit langer Zeit in Gebrauch stehenden Glaserdiamanten sind nur solche Steine geeignet, welche die schon erwähnte Wölbung der Kristallflächen und demzufolge auch gekrümmte Kanten haben.
Eine solche Kante bildet für Glas eine unverwüstliche Schneide. Mit einem geschliffenen D. kann Glas wohl geritzt, aber nicht geschnitten werden, nur die Naturkante des D. dient zum schneiden. Es gibt ferner häufig viel wohlfeilere derartige Werkzeuge, in welche nur ein Splitter eines D. gefaßt ist. Solche Stückchen werden aus dem abgespaltenen Abfall bei Verarbeitung größerer Schmucksteine in passender Form ausgesucht; man kann mit solchen Griffeln keinen so guten egalen Schnitt ausführen als mit ganzen Steinen.
Diese ganzen Steine gehen im Handel unter den Namen Kugelport. D. zum Gravieren, die ebenfalls für verschiedne Bestimmungen käuflich sind, müssen eine andre Form haben als die Glasersteine, nämlich eine dreiflächig zugespitzte. Die so gestalteten Splitter werden in Griffel gefaßt und entweder aus freier Hand oder in Maschinen (Guillochier-, Reliefcopier- etc.) eingesetzt zum Gravieren auf Glas, Metalle, lithographischen Stein benutzt. Alle solche technische Anwendungen sind erleichtert worden durch die schwarzen Diamanten, welche seit etwa 30 Jahren bekannt sind und in der brasilianischen Provinz Bahia gefunden werden.
Man nennt sie auch Karbonate und betrachtet sie als D., die kleine Mengen fein verteilten amorphen Kohlenstoff enthalten. Sie haben die ganze Härte des D. und vertreten ihn überall, wo nur diese in Anspruch genommen wird, also zu Zwecken des Schneidens, Bohrens und Schleifens. Ihre Masse ist in der Regel dicht, fettglänzend, undurchsichtig, doch gibt es auch welche, bei denen die Edelsteinnatur vorherrscht und die nach dem Schleifen Diamantglanz und Farbenspiel zeigen. - Die rohen D. tragen in der Regel eine rauhe wenig durchsichtige Rinde von bleigrauer oder grünlicher Farbe. Die letztere ¶
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wird am liebsten gesehen, weil sich unter ihr gewöhnlich die reinste Masse findet. Die Beurteilung roher Steine ist, weil eben nicht alles klar vorliegt, eine schwierige, große Übung erfordernde Sache. Es kommt außer dem Grade der Reinheit auch die Form eines rohen Steines sehr in Betracht, die manchmal so unvorteilhaft ist, daß, um eine gefällige Schnittform herauszubringen, ungewöhnlich viel Abfall weggeschlagen werden muß. Die meisten Steine verlieren gewöhnlich durch die Bearbeitung schon ⅓-½ ihrer Masse.
Manche vorher farblos erscheinende Stücke zeigen nach dem Schleifen dennoch eine gelbliche, ihren Wert vermindernde Färbung. Bedeutend entwertet werden sie natürlich durch Unreinheiten aller Art, für deren nähere Bezeichnung die Juweliere eine ganze Reihe von Ausdrücken haben; die Fehler sind Federn, Sprisselchen, schwarze und braune Flecke, matte weiße Tupfen und regenartige Streifen. Man unterscheidet hinsichtlich der Reinheit drei Klassen:
1) Diamanten vom reinsten Wasser, vollkommen klar, farb- und fehlerlos; sie sind in der Regel die kleinsten;
2) vom zweiten Wasser, klar aber mit kleinen Fehlern;
3) vom dritten Wasser, mit größern Fehlern oder irgendwie gefärbt. Steine von ungewöhnlicher Größe und Schönheit heißen Solitairs, Paragons oder Nonpareils. Die Preise der D. richten sich natürlich nach der Größe, Form, Reinheit und sind daher höchst verschieden. - Das kunstgerechte Schleifen der Diamanten datiert erst seit dem Jahre 1460. Durch die Herstellung regelmäßiger Kristallflächen wird das am D. Geschätzte, Klarheit, Glanz und Farbenspiel, erst so völlig zum Vorschein gebracht, wie es früher, wo man sich mit dem Polieren der natürlichen Flächen begnügte, nicht der Fall sein konnte.
Dafür schrieb man aber im Altertum dem Stein geheime Wunderkräfte zu und schätzte ihn dieserhalb. Das Schleifen der rohen D. wird fast ausschließlich in Amsterdam und in Antwerpen ausgeführt, welcher Ort nebst Paris und London auch der eigentliche Sitz des Diamantenhandels ist; neuerdings schleift man auch in Hanau und Hamburg D. Es wiegt aber diese Edelsteinart gegen alle übrigen Artikel des Juwelenfaches so eminent vor, daß auf sie volle 9/10 des überhaupt hierin umlaufenden Kapitals fallen.
Der ganze Juwelenhandel befindet sich seit jeher fast ausschließlich in den Händen der Juden; auch sämtliche Arbeiter der holländischen Schleifereien gehören dieser Nation an. In Amsterdam, wo mehre hundert Schleifmühlen thätig sind, befinden sich außer einem großen Kompaniegeschäft mit etwa 1000 Arbeitern noch mehre ansehnliche Privatschleifereien. Das Bearbeiten der Steine ist ein Geschäft, das so viel Aufmerksamkeit und Ausdauer wie kaum ein andres erfordert.
Dem eigentlichen Schleifen geht nach Umständen das Klieven und Beschneiden vorher. Das erstere besteht eben in dem Abspalten größerer Stücke mit Hammer und feinen Meiseln nach vorher mit D. gemachter Vorzeichnung und ist der schwierigste Teil der Steinbearbeitung. Der Stein liegt dabei in einer Kittlage fest. Das Beschneiden ist ein Abreiben zweier Steine aus freier Hand, sodaß sie sich gegenseitig schleifen. Sie sind hierbei in eine Fassung (den Kittstock) eingesetzt und zwar so, daß die zu entfernenden Teile über die Oberfläche herausstehen.
Das Schleifen selbst geschieht auf einfachen Maschinen, an welchen kupferne Scheiben, die mit Öl und Diamantstaub bestrichen sind, rasch umlaufen. Die Steine befinden sich dabei wieder in einem Halter befestigt, und müssen natürlich, sowie eine Fläche angeschliffen und zu einer folgenden überzugehen ist, entsprechend umgelegt werden. Welche Kleinarbeit dies Schleifen unter Umständen sein kann, geht schon daraus hervor, daß es Rosettensteinchen gibt, deren 1000 auf 1 Karat gehen und deren jedes seine 16 Facetten enthält.
Die gangbaren Formen des Schliffes für den D. sind die Brillant- und die Rosettenform. Die erstere Form, welche das Licht- und Farbenspiel des D. am vollkommensten entwickelt, ist eine niedere beiderseits abgestumpfte Doppelpyramide, enthält also jederseits ein Mittelfeld, umgeben von 2 resp. 3 Reihen 3-, 4-, 5eckiger Facetten, wie sie die speziellere Anordnung ergibt. Hat ein Stein nicht die für ein Brillanten erforderliche Dicke, so gibt er vielleicht einen Halbbrillanten, dem also die untere Hälfte fehlt. Die Rosettenform (Rautenstein) wird angewandt, wenn die Brillantform einen zu großen Materialverlust mit sich bringen würde. Sie besteht aus einer einfachen Pyramide mit runder oder ovaler flacher Basis. Die Spitze bilden eine Anzahl dreieckiger Facetten; andere Felder in verschiedener Anordnung bilden den Sockel hierzu. - Falsche Diamanten. Es gibt keinen andern Stein, der nicht unter D. gemengt von Kennern sofort durch eine einfache Härteprobe herausgefunden würde. Es gibt also im Handel mit Rohsteinen wohl Gutes und Geringes, aber nichts eigentlich Falsches.
Was die Industrie an nachgeahmten Brillanten herstellt, kann den Kenner ebenso wenig täuschen, wird auch im öffentlichen Handelsverkehr nie für echt ausgegeben. Früher wurde solcher unechte Schmuck durch Schleifen sehr reinen Bergkristalls hergestellt, jetzt viel effektvoller und dem echten Stein an Glanz und Farbenspiel wirklich, wenigstens bei Lampenlicht nahekommend aus Glasfluß, in dem das Bleioxyd seine Rolle spielt und die starke Lichtbrechung bewirkt. Solche Bleigläser sind immer sehr weich und hierin dem echten Stein so unähnlich wie nur möglich. - Rohe D. sind zollfrei, bearbeitete s. Tarif im Anh. Nr. 33 c und gefaßte Nr. 20 a; Glaserdiamanten mit Stielen Nr. 33 c.