(Pfeilgift), von Eingebornen Südamerikas nach unbekannten Rezepten bereitet, sonst nur als Seltenheit nach
Europa kommend, bildet jetzt einen regelmäßigen Artikel des Droguenhandels und hat in der Medizin als
ein Mittel gegen Starrkrampf Eingang gefunden. Dasselbe bildet, als aus Pflanzenextrakten bestehend, eine extraktartige,
schwarze, bröcklige, sehr bittere Masse, die in irdenen Töpfen eingebracht wird und sowohl aus Brasilien als auch aus Peru
kommt. Der Stoff kann als ein heftiges Gift natürlich nur in sehr kleinen Gaben zu Heilzwecken verwendet
werden. Er ist außerdem noch von besonderm Interesse für physiologische Untersuchungen an lebenden
Tieren, da seine Erstwirkung
nur in Lähmung der Glieder besteht, während die übrigen Lebensfunktionen ihren Fortgang haben, also ungestört von Bewegungen
beobachtet werden können. Der wirksame Bestandteil des C. ist ein
Alkaloid, Curarin genannt. -Zollfrei.
(Gelbwurz, rhizoma Curcumae,radix Curcumae) ist die Wurzel, richtiger der Wurzelstock (Rhizom), der zu den
Scitamineen (Gewürzlilien) gehörenden Pflanze Curcuma longa, die im östlichen Asien einheimisch ist und in Ostindien,
China, Japan, wahrscheinlich nebst einigen verwandten Arten kultiviert wird und auch nach Réunion und Westindien verpflanzt
wurde. Die sog. runde und lange C. kommen von derselben Pflanze, indem erstere
die rundliche nußgroße Hauptknolle, letztere die abgeschnittnen bis fingerdicken Nebenknollen bildet.
Verschiedenheiten in den Eigenschaften bestehen zwischen beiden nicht. Man unterscheidet im Handel die Ware nach ihren Erzeugungsländern,
und hiernach zeigt sie allerdings wesentliche Verschiedenheiten. Die beste und teuerste Sorte ist die
chinesische, meist in Stücken wie ein kleiner Finger, äußerlich goldgelb, innen orange oder rotgelb wie
Gummigutt. Gepulvert
erscheint sie feurig hochgelb. Die gangbarsten, unter sich weniger verschiednen Sorten sind Bengalische, Java, Madras; öfter
kurze und lange gemischt, außen graugelb oder schmutzig weißstaubig, innen blaßgelb bis bräunlich (verdorbene fast
schwarz), durchschnitten wachsglänzend, gepulvert nicht so schönfarbig wie die chinesische, die deshalb vorzugsweise als
Farbstoff benutzt wird.
Der Geruch der C. ist dem des
Ingwers ähnlich, aber schwächer, der Geschmack bitter gewürzhaft. Beim Kauen färbt sie den
Speichel stark gelb. Als charakteristischen Bestandteil enthält die Wurzel neben einem ätherischenÖle
einen gelben Farbstoff, das Curcumin, der bei seiner harzigen Beschaffenheit
vom Wasser nicht, aber leicht von Weingeist,
ätherischen
Ölen und
Alkalien gelöst, von letztern aber dabei in Braunrot umgewandelt wird. Medizinisch wird die C. jetzt
nicht mehr verwendet und auch in der Färberei nur noch wenig; zum Färben von Buntpapier, Kuchen und
anderm Gebäck, von
Butter,
Käse,
Ölen, Firnissen, Salben etc. wird sie noch benutzt. Mit C. gelb gefärbtes
Papier dient in
der Chemie als Reagens auf
Alkalien und sich wie diese verhaltende Stoffe, indem es von solchen in Rotbraun umgefärbt wird.
Als neue Ware erscheint afrikanische C., die von der in Westafrika häufig wachsenden prächtigen Canna
speciosa kommt und lange bandförmige Knollen bildet. Geruch und Geschmack wie sonstiges Verhalten stimmt mit der indischen
C. überein. - Die C. kommt meist gepulvert zum Verkauf und ist nicht selten der Vermischung mit fremden Substanzen unterworfen,
die am besten durch das Mikroskop gefunden werden. Der Wert der Einfuhr von C. in das Deutsche
Reich belief sich 1880 auf 239000 Mk. Bengal C. kostet 30 Mk. pr. 100 kg,
Madras 50 Mk. -
powder (Ragoutpulver), ist eine pikant schmeckende Mischung von
Gewürzen, die in Indien als Zuthat zu Speisen
(Curry heißt gepfefferter Reisbrei) allgemein gebraucht wird und deren Verwendung sich von dort über
England nach dem Kontinent verbreitet hat. Die Rezepte zu echtem Ragoutpulver sind sehr verschieden, doch mehr hinsichtlich
der Menge als der Art der Zuthaten, die in allen Vorschriften ziemlich dieselben sind, nämlich
Curcuma und
Koriander, schwarzer
Pfeffer,
Ingwer, Zimt, Muskatblüten, Würznelken, Cardamom,
Kümmel,
Cayennepfeffer. - Einfuhrzoll gem. Tarif
im Anh. Nr. 25 i.
(Kaliumcyanid, blausaures
Kali,
Kaliumcyanatum). Eine technisch wichtige und fabrikmäßig dargestellte
Verbindung von
Kalium mit Cyan, dem merkwürdigen gasförmigen, höchst giftigen Kunstprodukt, das, obschon aus zwei Elementen
(Kohlenstoff und Stickstoff) bestehend, sich doch ganz wie ein einfaches Element verhält und zufolge
seiner Eigenschaften sich dem Chlor,
Brom,
Jod, Fluor anreiht, sodaß für alle Chlor- etc. Verbindungen auch die analogen
Cyanverbindungen bestehen.
Soweit das C. zum medizinischen Gebrauch statt der
Blausäure dienen soll und also chemisch rein sein muß, stellt man es
dar durch direktes Zusammenbringen von reinem Ätzkali und
Blausäure. Für die Technik wird dasselbe
aus
Blutlaugensalz (s. d.) erzeugt, und enthält dann stets wechselnde Mengen
von kohlensaurem und cyansaurem
Kali, auch unzersetztes
Blutlaugensalz, welche aber in den meisten Verwendungen nicht störend
sind. Die Lauge, welche zur Bereitung des
Blutlaugensalzes dient, enthält zwar schon unreines C., ist
aber zur direkten Reindarstellung desselben ungeeignet; es wird daher erst jenes
Salz fertig gestellt, dann in gelinder Hitze
entwässert und unter Zusatz von
Pottasche gelinde geglüht und so lange in Fluß erhalten, bis die Umwandlung erfolgt ist,
und eine herausgenommene Probe nicht mehr gelb, sondern weiß erscheint.
¶
mehr
Das Eisen des Blutlaugensalzes hat sich dabei in fein verteiltem Zustande als Bodensatz abgeschieden. Die erkaltete Masse,
die entweder in Platten oder Tafeln gegossen oder in Stücke zerschlagen wird, ist hart, weiß, von porzellanartigem Ansehen,
nach Blausäure riechend, denn obwohl das Salz an sich geruchlos ist, so treibt doch schon die Kohlensäure
der Luft Blausäure aus; Feuchtigkeit beschleunigt die Zersetzung noch bedeutend, daher sich der Stoff nur unter sehr gutem
Verschluß aufbewahren läßt.
Das C. ist nicht minder giftig als die ihm verwandte Blausäure; sowohl innerlich genommen als mit einer wunden Hautstelle
in Berührung gebracht, können ganz kleine Mengen den Tod herbeiführen. Dennoch ist der Stoff so brauchbar,
daß er sich in den Händen einer ziemlichen Anzahl von Arbeitern immerfort befindet. Seine ausgedehnteste gewerbliche Anwendung
findet er zur Darstellung von Metalllösungen zu galvanischen Niederschlägen von Gold, Silber, Platin, Kupfer etc. Wird zu der
Salzlösung eines solchen Metalls wässerige Cyankaliumlösung nach und nach gemischt, so entsteht anfangs
ein Niederschlag, der auf fernem Zusatz wieder aufgelöst wird.
Die klare Lösung enthält nun ein Doppelcyanid, bei Gold Cyangold-Cyankalium etc., und dient als ein Bad zu galvanischen Niederschlägen,
das in immer gleichbleibender Stärke erhalten werden kann, wenn am positiven Pol der Batterie Platten von
demselben Metall eingehangen werden, welches am negativen Pol niedergeschlagen wird. Wie viel einerseits dieser Niederschlag
beträgt, soviel löst sich andrerseits wieder auf. Das C. dient ferner bei Gold- und Silberarbeitern, Gürtlern etc. zum
Löten, auch zum Härten von Stahl, bei Photographen zum Fixieren der direkten Glaspositivs, zum Ausmachen von Silberflecken
etc.; seine Verwendungen in der Chemie, besonders als kräftiges Reduktionsmittel sind vielfältig,
auch gewährt es das bequemste Mittel zur Darstellung der Blausäure, die von jeder andern Säure daraus entwickelt wird.
- Gemäß Zolltarif im Anh. Nr. 5 c.