44 geschieht nicht nur durch Anwendung von Garnen verschiedener Natur und Herkunft, sondern auch so, daß gleich zwei verschiedene
Spinnstoffe zu einem Faden versponnen werden. Gegen Gemische, die sich für das geben, was sie sind, ist nichts einzuwenden;
schlimm aber ist es, wenn die Zumischung zugleich eine Fälschung ist, wenn z. B.
Baumwolle sich in
Leinengewebe einschleicht und für solches gelten will, während sie in Wirklichkeit die Ware so verschlechtert,
daß sie nicht einmal so viel wert ist als ein reines Baumwollgewebe.
Die wichtigsten und konstanten Baumwollstoffe, sowohl reine als gemischte, sind in unserm Buche an ihrer betreffenden Stelle
einzeln aufgeführt. Baumwollene Waren werden jetzt in allen europäischen Ländern mehr oder weniger
fabriziert, und selbst Länder wie Rußland machen Fortschritte nach dem Ziele, ihren innern Bedarf selbst zu decken. Am
ehesten wird dies wohl Nordamerika gelingen, womit dann die fremde Einfuhr dort ihr natürliches Ende erreicht haben
wird.
Hinsichtlich der Massenhaftigkeit der Erzeugung steht noch immer England mit seinen guten Absatzmärkten
in Ostindien und anderwärts obenan; im Verhältnis zur Größe der Länder zeigt sich ferner am produktivsten die Schweiz,
dann Frankreich, Deutschland, Belgien, Österreich. Die englischen Fabrikate waren lange Zeit nicht nur die vollkommensten
und schönsten, sondern auch die wohlfeilsten; sie stehen auch jetzt noch in letzterer Hinsicht etwas
im Vorteil; aber in betreff der Schönheit der Muster und Farben können jetzt die Schweiz, Frankreich und auch Deutschland
schon ganz wohl mit ihnen konkurrieren.
Für Deutschland namentlich, das nur hinter Frankreich noch etwas zurücksteht, fehlt es nur an größerem auswärtigen Absatz,
um auch niedrigere Preise stellen zu können, und sähen die heimischen Abnehmer nicht so sehr auf niedere Preise, so würde
sich die Fabrikation in Rücksicht auf Schönheit und Geschmack wohl auf den französischen Standpunkt stellen können. Im
deutschen Zollgebiet belief sich 1878 die Einfuhr von B. auf mehr als 53000 k, die Ausfuhr
auf mehr als 16000000 k. - Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 2 d 1-6, sowie die Anm.
zu 2 d.
(lat.
OleumGossypii, engl. cotton-oil); das fette
Öl der Baumwollensamen; es wird teils in den
Produktionsländern der
Baumwolle selbt (Anmerkung des Editors: richtig: selbst) erzeugt, teils wird es
hier aus importierten Samen gewonnen, der namentlich aus Nordamerika und Ägypten kommt. Auch Algier versendet B. und Samen.
Das rohe B. ist trübe und dunkelbraun und kann nur als Schmieröl verwendet werden, das raffinierte hat eine gelbe Farbe
und wird teils als Brennöl, teils in der Seifenfabrikation verwendet. Häufig mag es wohl auch zur Verfälschung
anderer fetter
Öle dienen. Man kann annehmen, daß jährlich ungefähr 1000 Millionen k Baumwollensamen gewonnen werden,
welche früher weggeworfen wurden; rechnet man nur 150 Millionen k Ausbeute an
Öl (die Samen enthalten aber 30 bis 45%
Öl),
so repräsentiert dies einen Wert von 108 Millionen Mark. -
(Beauxit); ein Mineral, welches seinen Namen
von der Gemeinde les Baux (östlich von Arles) im südlichen Frankreich
erhalten hat, wo es zuerst gefunden wurde; später fand man es in großen Mengen auch noch in den Departements
Var, Gard und Hérault, ferner in der Grafschaft Antrim in Irland und bei Pitter in der Nähe von Wiener-Neustadt. Einer
besonderen Art aus der Gegend von Feistritz in der Wochein (Ober-Krain) hat man den Namen Wocheinit gegeben. Der B. ist in
seinem Aussehen dem
Bolus sehr ähnlich und dadurch charakterisiert, daß er freie, nicht an Kieselsäure
gebundene
Thonerde (Aluminiumoxyd) enthält, wodurch er eine große technische Wichtigkeit erlangt.
Seine Zusammensetzung ist jedoch selbst an ein und demselben Fundorte sehr schwankend, so daß der B. eigentlich kaum als
selbständige Mineralspezies angesehen werden kann. Die meisten B. sind Gemenge von Thonerdehydrat mit
Eisenoxydhydrat, Wocheinit enthält außerdem noch etwas Kieselsäure. Der Thonerdegehalt der B. steigt bloß zu 65%, der
Gehalt an chemisch gebundene Wasser schwankt zwischen 9 und 22%. Die Farbe ist meist rotbraun bis dunkelrot, doch gibt es
auch solchen, der nur sehr wenig gefärbt ist. Der aus der Gegend von Arles soll der beste sein. Der
jährliche Export von B. aus der Wochein wird auf 150000 k angegeben. Verwendung findet derselbe zur Bereitung von
Alaun,
schwefelsaurer
Thonerde, Thonerdenatron und Aluminiummetall, ferner auch zur Ausfütterung der Siemens'schen rotierenden Öfen
für Stahl- und Eisenbereitung. - Zollfrei.
(GummiresinaBdellium), ein balsamisch riechendes Gummiharz aus Senegambien und der afrikanischen Ostküste,
stammt von Balsamodendron africanum.
Das B. wurde früher in Apotheken verwendet, jetzt hat es nur noch
insofern Interesse, als es häufig in der käuflichen
Myrrhe gefunden wird, unter welche man es schon in den Produktionsländern
mischt;
auch unter dem Senegalgummi will man es gefunden haben. - Zollfrei.
Beaverteen. Ursprünglich englische, baumwollene, tuchartig gewebte und gerauhte langhaarige Winterstoffe, welche den
Kalmuck
nachahmen sollen und die billigsten, auch dauerhaften Stoffe zu Winterkleidung für die arbeitenden Klassen
abgeben. Die Beaverteens sind die haltbarsten unter beiden. Die Stoffe werden nicht nur in England, wo
Manchester und Norwich
die Hauptfabrikationsorte sind, sondern auch im Zollverein und Österreich gut und als eine gut gehende Ware gefertigt. Gladbach
am Rhein zeichnet sich namentlich durch Güte und Mannigfaltigkeit und Billigkeit dieser Stoffe aus;
sonst fabriziert man noch gute Ware zu Ettlingen in Baden, in Hannover, Sachsen, Böhmen (hier zu Niedergrund namentlich
die zu Uniformröcken dienenden, schön weiß gebleichten Biber). Es werden diese Stoffe aus
Wolle, neuerdings meistens aus
Baumwolle gewebt, stark mit dem Striche der Länge nach aufgerauht, gewöhnlich
¶
mehr
grün, braun, blau oder schwarz gefärbt und appretiert. Aus superfeiner Wolle in derselben Weise hergestellte Stoffe heißen
Castorins. Andere unter dem Namen B. noch vorkommende feinere Stoffe gehören zur Gattung Velpel. Für die deutsche Fabrikation
ist der Artikel überhaupt von ziemlicher Wichtigkeit geworden, da er ein ebenso guter Ausfuhr- wie
Inlandartikel ist. - Zoll: Gemäß Tarif im Anh. Nr. 41 d 5 α, wenn der Flor durch Rauhen hergestellt ist. Bei den feineren
Sorten wird der Flor durch besondere Fäden gebildet. Tarif Nr. 41 d 6 α. Baumwollener B. Nr. 2 d 3.