Bündel zusammengedreht; auf dem Querschnitt erkennt man in der weißlichen Rinde zahlreiche, mit einem rötlichgelben
Balsam
gefüllte kleine Behälter. Die Wurzel von kultivierten Pflanzen wird vorgezogen, man sammelt sie im Frühjahr oder im Herbste.
Als beste Sorte gilt die sächsische A. aus der Gegend von Bockau bei Schwarzenberg; die jährliche Produktion
soll sich dort auf 50000 kg belaufen. Auch in Thüringen und am
Harz wird viel A. angebaut, so namentlich in der Gegend von
Cölleda, Jena, Gebsen, Quedlinburg, Gernrode u. s. w. Verwechslungen mit den Wurzeln der
Angelica silvestris kommen wohl kaum noch vor, da man fast ausschließlich nur kultivierte Ware kauft.
Der Geruch jener Wurzel ist von dem der echten ganz verschieden und die Farbe ist mehr grau als braun. Die A. wird teils
in Apotheken, teils zur Fabrikation von
Likören und
Angelikaöl verbraucht. Außer dem ätherischen
Öle enthält die A. noch
eine besondere Säure, die Angelikasäure, und einen kristallisierbaren Stoff, das Angelicin, als charakteristische
Bestandteile. - Zollfrei. Angelikalikör Nr. 25 b des Tarifs im Anhang.
(afrikanisches
Sandelholz, franz. bois dé Cam, engl. Camwood).
Eine Art
Rotholz aus Angola und andern Gegenden
der afrikanischen Westküste, von Baphia nitida, einer Leguminose, stammend. Es ist dem Fernambuk ähnlich und sowohl als
Farb- wie als Tischlerholz dienlich.
Falls als Tischlerholz brauchbare Stücke eingehen, gemäß Tarif
im Anhang Nr. 13 c;
(Angorahaar,Kämelhaar, unrichtig Kamelhaar). Das Kämelhaar kommt von der Kämelziege, einem in der
Gegend von Angora in Kleinasien gezüchteten kleinen Schlag von Ziegen mit gewundenen Hörnern und Hängeohren,
deren Name durch das arabische chamal = zart, fein, erklärt wird. Die ihr ähnliche persische Ziege, mit demselben Haarwuchs,
liefert ihr
Haar unter derselben Bezeichnung. Andre Ziegenhaare aus der Levante sind weniger geschätzt und wohlfeiler.
Das Kämelhaar ist lang (das beste hat 30 cm), fein, weich, seidenartig glänzend und krauslockig, meistens
ganz weiß, zuweilen grau und am seltensten schwarz. Die schwarze und die weiße Sorte sind am meisten geschätzt. Eine geringere
Sorte ist die sogenannte Wickelwolle (Pelotage). Die Stadt Angora und ihre Umgegend ist seit langer Zeit berühmt wegen des
feinen Garnes, das die Weiber dort aus dem Ziegenhaar zu spinnen verstehen, und der daraus gewebten vorzüglichen
Zeuge, die unter dem Namen
Kamelotte,
Serge und
Shawls von Angora bekannt sind, in größter Menge in der Levante selbst verbraucht
werden, früher auch nach Europa
kamen. In großen Mengen aber wurden die im Orient gesponnenen Garne
in verschiedenen Feinheitsgraden in Europa eingeführt, während man hier seit einigen zwanzig Jahren immer mehr nur den
Rohstoff von dorther bezieht und die Spinnerei selbst besorgt.
Die Einfuhr des Kämelhaars in Europa ist im Abnehmen; sie soll in England jährlich etwa 100000 kg betragen. Die
Ausbildung der Kammgarnspinnerei mit ihren jetzt so schönen Erzeugnissen hat dem Artikel Abbruch gethan,
wenn schon die Kammgarne an Glanz nicht den Kämelgarnen gleichkommen. Die Ziegenwolle heißt bei den Franzosen Poil de chevre,
bei den Engländern
Mohair, und unter dieser Bezeichnung gehen denn auch die verschiedenen Webwaren, in welche der Stoff ganz
oder teilweise eingeht (s. d. Artikel). - Das eigentlicheKamelhaar und das vom
Trampeltier ist ebenfalls ein Spinnstoff, den man aber in den Ländern, wo das
Tier gehalten wird, meistens selbst verarbeitet
und von dem wenig nach Europa kommt. Es ist auch nicht so beschaffen, daß es mit dem Kämelhaar verwechselt
werden könnte.
Das
Haar wird vom Rücken, Hals und Bauch genommen; das vom Rücken ist das beste und in der Qualität überhaupt steht das
persische obenan. Es kommt in den Farben schwarz, rot und grau vor, und in dieser Reihenfolge gehen auch die Preise abwärts.
Das feinste
Haar gibt ziemlich gute, doch glanzlose
Kamelotte, die geringere Sorte gröbere Zeuge, Filzdecken
u. s. w. Das nach Frankreich und England gehende
Haar wird teils zur Hutmacherei, teils zu feinen Pinseln benutzt. - Zoll:
Gemäß Tarif im Anh. Nr. 41 a bis d.
(Phenylamin,Amidobenzol,Kyanol, Benzidam; lat. Anilinum; franz.
Aniline); eine stickstoffhaltige organische Basis, die schon in geringer Menge im Steinkohlenteer enthalten ist, gewöhnlich
aber aus dem Benzol des Steinkohlenteers fabrikmäßig dargestellt wird, da dieses in größerer Menge im
Teer enthalten ist
als das A. Im Handel hat man reines A. undRohanilin zu unterscheiden, welches letztere gewöhnlich Anilinöl
genannt wird. Dieses ist ein Gemenge verschiedener, aber ähnlicher Basen, von denen Anilin,Paratoluidin und Orthotoluidin
die Hauptmenge bilden. Man stellt das Rohanilin aus dem Rohbenzol dar, welches aus Benzol und
Toluol, nebst sehr kleinen Mengen
Xylol u. s. w. besteht. Diese Kohlenwasserstoffe werden zunächst nitriert,
d. h. durch Behandlung mit einer Mischung von
Salpetersäure und
Schwefelsäure in Nitrobenzol und Nitrotoluol verwandelt.
Das Gemenge dieser beiden Stoffe wird hierauf durch Behandlung mit
¶
mehr
Eisen und verdünnter Salzsäure in Anilin und Toluidin übergeführt, von welchem letzteren man zwei Modifikationen hat. Das
Rohanilin ist eine rötlichbraune Flüssigkeit von unangenehmem Geruch und öliger Beschaffenheit; es mischt sich nicht mit
Wasser, nimmt aber etwas von diesem auf; ebenso löst das Wasser eine kleine Menge von A. In verdünnter
Salzsäure muß sich das Rohanilin klar lösen; enthält es mehr als ½% Verunreinigungen, mit Ausnahme des Wassergehaltes,
der bis zu 1½% betragen kann, so löst es sich nicht mehr klar auf.
Das gegenseitige Mengenverhältnis des A. und der beiden Toluidine im Anilinöl ist ein schwankendes und hat man hiernach
verschiedene Sorten davon im Handel. Für die Herstellung des gewöhnlichen Anilinrots ist jener Toluidingehalt sogar notwendig;
nur für gewisse Farben braucht man reines A., für andre wieder reines Toluidin. Das reine Anilin des Handels ist zwar auch
noch nicht ganz chemisch rein, es enthält aber doch nur eine sehr geringe Menge, nicht über 1% betragende
Quantität von Toluidin.
Reines A. ist, frisch bereitet, eine farblose, wasserhelle Flüssigkeit, die sich jedoch beim Stehen an der Luft nach und
nach rötlichbraun färbt; es besitzt einen nicht unangenehmen, weinigen Geruch, ein spez. Gewicht von 1,020 bei 16° C.,
und siedet bei 182° C. Es wirkt giftig. Mit den Säuren bildet das A. farblose, kristallisierbare, im
Wasser lösliche Salze, die Anilinsalze, von denen hauptsächlich das schwefelsaure Anilin und das salzsaure Anilin im Handel
vorkommen.
Reines A. wird zur Fabrikation von Methylanilin, Diphenylamin und Fuchsinblau gebraucht, ferner zur Erzeugung von Anilinschwarz
auf Wolle. Nach Häußermann wurden von reinem A. allein in Deutschland im Jahre 1877 circa 500000 kg
fabriziert. Vom rohen Anilinöl unterscheidet man im Handel hauptsächlich:
1) Anilinöl für Rot, von 1,004 bis 1,006 spez. Gewicht, besteht aus einer Mischung von 10 bis 20% Anilin, 25 bis
40% Paratoluidin und 30 bis 40% Orthotoluidin.
- Im Jahre 1880 wurde Anilin (inkl. Toluidin) im deutschen Zollgebiete eingeführt für 712000 Mk; der Wert der Ausfuhr belief
sich jedoch 1880 auf 1893000 Mk. Die Einfuhr ist zollfrei. Anilinölfabriken bestehen in Deutschland 3 und
in Frankreich 3, sämtlich von großartiger Ausdehnung und Leistungsfähigkeit.