jedoch auf dem europäischen
Festlande die Befürchtung und die
Thatsache gegenüber, daß diejenigen Zöglinge, welche aus
der städtischen oder aus Fabrikbevölkerung stammen, nach der Entlassung aus der
Zwangserziehung die Beziehungen zu ihrer
Familie in der Stadt wieder aufsuchen und, da sie hier ihre landwirtschaftliche
Ausbildung nicht verwerten können, leicht
einem unregelmäßigen
Leben und schließlich vollständig dem Müßiggang verfallen. Es empfiehlt sich
deshalb vielleicht mehr, nur die Zöglinge, welche aus der ländlichen
Bevölkerung
[* 2] stammen und mutmaßlich wieder zu derselben
zurückkehren, zur
Landwirtschaft anzuhalten, Abkömmlingen der städtischen
Bevölkerung dagegen eine gewerbliche
Ausbildung
zu geben, soweit sich nicht ein Mittelweg, z. B. durch Vereinigung landwirtschaftlicher
und gewerblicher
Ausbildung, finden läßt. Ein andrer Ausweg ist die
Bildung einer »Schiffsjungenklasse«, deren
Angehörige
schon in der Anstalt für den Schiffsjungendienst vorbereitet und unmittelbar aus der Anstalt in eine Schiffsjungenschule
gebracht werden.
Die Einrichtung der Anstalt fordert möglichste Einfachheit, damit die Zöglinge nicht an Bedürfnisse gewöhnt werden, welche
sie später voraussichtlich nicht befriedigen können. Die Zeit des Aufenthalts ist durch die Anstaltsverwaltung, bei Familienerziehung
etwa durch den Vormundschaftsrichter, immer innerhalb einer gesetzlichen
Grenze nach freiem Ermessen zu bestimmen. Die Zeit
kann durch bedingte Entlassung abgekürzt werden, so daß der Entlassene noch eine bestimmte
Frist nach erlangter
Freiheit der
Gefahr ausgesetzt ist, im
Falle schlechter
Führung wieder in die Anstalt eingeliefert zu werden; während
dieser Probezeit ist eine Schutzaufsicht durch Vereinsorgane angemessen.
Daß eine
Verbindung zwischen den einzelnen
Zwergvölkern, deren man bei genauerer Durchforschung
Afrikas
immer mehr unter den übrigenStämmen verstreut aufgefunden hat, früher bestanden habe, gilt allen Forschern
als unzweifelhaft. Die durchschnittliche Körpergröße ist als gemeinsames Merkmal dieselbe. Etwanige
Abweichungen in der
äußern
Erscheinung können wegen der räumlichen
Entfernung durch andre tellurische und klimatische Einflüsse oder durch
eine verschiedene Lebensweise ihre
Erklärung finden.
Während einzelne
Forscher die Zwergvölker anthropologisch von den sie umgebenden
Völkerschaften scheiden wollen,
sehen andre mit mehr
Recht in ihnen nach ihren körperlichen Merkmalen nur eine
Abart der Negerrasse. Von den als für sie
charakteristisch angeführten Hängebäuchen, wie
Schweinfurth sie bei den
Akka,
Fritsch sie bei den
Buschmännern fanden, nahmen
Emin,
Casati,
Stanley und Jephson nur bei ganz jugendlichen Mitgliedern etwas wahr. Der
Grund für diese
abweichende
Erscheinung ist wohl darin zu suchen, daß die einen mehr animalische, die andern mehr vegetabilische
Nahrung zu
sich nehmen. Am
Lulua, dem großen rechtsseitigen Zufluß des
Kassai, fand
LudwigWolf die
Batua, an denen
Wissmann auf seiner
spätern zweiten Durchquerung
Afrikas Messungen machen konnte.
IhreGröße wechselte von 0,9-1,4 m; ihr Durchschnittsgewicht betrug 40 kg.
Die Hautfarbe beschreibt er als der eines halbgebrannten roten Ziegelsteins ähnlich, die
Kinnladen vorstehend,
die Oberlippe in der Mitte steil nach
oben geschwungen, die Gestalt wohlgeformt. Sie waren eifrige und geschickte
Jäger, welche
nomadisierend umherzogen, wegen ihrer tödlichen Giftpfeile bei den umwohnenden
Stämmen gefürchtet, aber auch sehr geschätzt
als außerordentlich wachsame
Kundschafter.
Jephson, der seine Größenmaße den anthropologischen Aufzeichnungen
Emins entnahm, welcher eine große Anzahl gemessen hat,
sagt, daß sie 1,20-1,24, nie aber über 1,245 m groß sind und auf
dem ganzen
Körper einen dicken
Filz von steifem, graulichem
Haar
[* 7] haben, der ihnen ein eigentümliches koboldartiges Ansehen
gebe. Die
Männer haben oft einen langen
Bart, was bei den Negerrassen sehr ungewöhnlich ist, und beide
Geschlechter einen eigentümlichen starken und höchst unangenehmen
Geruch.
Die
Wälder schienen sie vorzuziehen, die bei
Emin und
Stanley verweilenden
Zwerge befanden sich im offenen
Lande niemals wohl,
sie schienen die
Sonne
[* 8] und die kalten
Nächte nicht vertragen zu können und waren stets fieberkrank. Während
die Zwergenfrauen, die im
Gegensatze zu den Männern oft hübsche
Formen haben, gute Dienerinnen abgeben und unermüdlich arbeitsam
sind, sind die
Männer weniger zu
Diensten geneigt, beide aber,
Männer wie
Frauen, bewahren stets ein gewisses Unabhängigkeitsgefühl.
Nach Jephson scheint bei diesen
Zwergen Kannibalismus getrieben zu werden.
CasatisBeobachtungen im
Lande
der
Monbuttu ergänzen die vor ihm von
Schweinfurth gemachten. Nach ihm leben im S. der von den Sandeh bewohnten Gegenden,
die zwischen die
Stämme Medsche, Maigo, Monfu und Mabode eingeschoben sind, zahlreiche
Kolonien kleiner, kühner, unabhängiger
und gefürchteter
Menschen. Die Efe, so nennen sie sich selber, werden von den
MonbuttuAkka, von den Sandeh
Tiki-Tiki, von den Monfu Moriu und von den Mabode Afifi genannt.
Die einen, klein und flink, mit rötlichbrauner, reichbehaarter
Haut,
[* 9] sind Waldbewohner, die andern, von höherm Wuchs, stärkerm
Gliederbau und von dunklerer
Farbe der
Haut, die mit dickerm, aber spärlicherm
Haar bedeckt ist, bewohnen
hohe, offen gelegene Ortschaften. Die
Größe wechselt zwischen 1,30 und 1,50 m.
Den
Kopf bedeckt überreiches, rötliches
Haar, das in einzelnen
Fällen braun, gekräuselt, wollig ist; erwachsene
Männer haben
starke
Bärte, doch mit nur wenig
Haaren auf der Oberlippe. Sie sind
Jäger, aber keine
¶
mehr
1017 Ackerbauer, und berauben oftmals die Felder ihrer Nachbarn. Als Krieger sind sie wegen ihrer Gewandtheit in Handhabung
des Bogens, der Schnelligkeit ihrer Bewegungen und ihres angebornen Mutes sehr geschätzt. Der französische Reisende Crampel
entdeckte den Zwergstamm der Bayaga im Gebiete der M'Fangs, nördlich vom Ogowe, unter 11° östl. L. und
2° nördl. Br. Die Bayaga sind Jäger, die M'Fangs dagegen Ackerbauer. Jeder Häuptling der letztern hat seine bestimmte Horde
Bayagas, die im Wald in der Nähe des Dorfes, meist in der Stärke
[* 11] von 15 Köpfen hausen. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist die
Elefantenjagd. Ihre Durchschnittsgröße ist 1,40 m; sie sind kräftig gebaut, mit vorstehenden
Backenknochen, gebogener Nase,
[* 12] sehr kurzem Hals, gewölbter Brust, starken Armen, gekrümmten Beinen und stark vorspringenden
Knöcheln. Wie bei manchen andern Zwergstämmen wurde bei ihnen der eigentümlich scheue Gesichtsausdruck bemerkt.
Bei allen beobachteten Zwergstämmen fällt die eigentümliche politisch-soziale Absonderung auf. Was ihre geographische Verbreitung
betrifft, so können wir heute süd-, zentral- und westafrikanische Verbreitungsgebiete dieser Völker
unterscheiden, da keiner der kleinen Stämme nördlicher als 5° nördl. Br. und östlicher als 31° östl. L. v. Gr.
beobachtet
worden ist. Als die westlichsten müssen die vonLenz beschriebenen Babongo am untern Ogowe gelten, als die östlichsten die
von Stanley am Semliki und von Wissmann am Ubudschwe beobachteten.
Außerdem fand StanleyZwerge in einem Gebiete, das begrenzt wird durch Ugarrowas Station am Ituri im W., den Hochlandrand über
dem Albertsee im O. und die Nordabhänge des Ruvenzori im S. Diese östlichen Stämme sind nach Rasse und Lebensweise nahe
verwandt mit den Völkern, die in Südafrika
[* 13] als Buschmänner, bei den Monbuttu als Akka, am Tschuapa als
Watua, bei den Mabode als Balia, im Thale des Ihuru als Wambutti und von den Wäldern nördlich vom Ruvenzori bis zum Lulua
als Batua bezeichnet werden. Im südlichen Kongobecken bewohnen sie nach François ein Gebiet von der GrößeBayerns. Über den Lomami, wo Grenfell sie traf, greifen sie in das östliche Kongogebiet über, wo wir sie am obern Uëlle,
ihrem nördlichsten Punkt, bis südöstlich vom Kabambarreh in Manjema finden. Junker traf ihre nomadisierenden Kolonien südlich
vom Bomokandi, Serpa Pinto im SW. als fernste Glieder
[* 14] die Mukassequere.