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angeblich weiten Verbreitung des Sandes die Sahara ein trocken gelegter sandiger Meeresboden sein sollte.
Zur Stütze dieser Behauptung wurde noch auf die Depressionen der Sahara, das Vorkommen von Salz [* 2] und Fossilien mitten in der Wüste hingewiesen, und man schrieb die Kälte der Eiszeit [* 3] der Wirkung des eintrocknenden Saharameeres zu.
Indessen beschränken sich die vermeintlichen großen Depressionen im Innern der Sahara auf eine Fläche von 13,000 Im Grunde hätte man danach nur zwei Wüstenalten zu unterscheiden, nämlich bergige und ebene Wüste;
letztere besteht entweder aus nacktem Fels, oder es lagert auf diesem eine Decke [* 4] von Kies, Sand oder Lehm. Jedoch entspricht diese Einteilung der Wüsten ziemlich genau den Typen, welche die Beduinen unterscheiden, so daß es in anbetracht der immerhin bedeutenden Ausdehnung, [* 5] welche die Sandbedcckung in der Wüste hat, berechtigt erscheint, die Sandwüsten als besondern Typus auszuscheiden.
Demnach umfaßt 1) Felswüste: Tschebel;
Tasili, Plateau Wcstsahara;
Room. Innerarabien;
Charaschaf, für zerrissene Felsen in der Libyschen Wüste.
2) Kieswüste: Serir, runde Kiesel, flachgewellte Flächen;
Hamada, scharfkantige Steine, gewöhnlich in rötlichen Lehm eingebettet und Hochebenen bedeckend.
3) Tandwüste: Erg, westliche Sahara;
Areg, östliche Sahara;
Nefüd, Innerarabien;
Ramle, Sandebene.
4) Lehmwüste: Sebcha, westliche Sahara;
Djefdjef, in der Oase Sokna, für polygonal zersprungene Lehmflächen gebraucht. Eine der auffallendsten Oberflächcnformen der Fels wüste, soweit diese aus geschichteten, unoislozierten Gesteinen besteht, sind die Zirkusthäler.
Die Thäler bestehen nicht etwa aus einer gleichmäßig verlaufenden Erosionsrinne, sondern es sind ursprünglich isolierte, zirkusartige Mulden, rings von steilen Wänden umschlossen, welche erst später durch die erodierende Kraft [* 6] gelegentlich fließender Bäche miteinander zu einem Thalsystem verbunden sind.
Die Entstehung dieser Vertiefungen im Gebirge ist nicht auf die erodierende und transportierende Wirkung von Wasser und Eis [* 7] zurückzuführen, da diese beiden Faktoren an die Schwerkraft gebunden find und aus einem rings umschlossenen Thalkessel den Gesteinsschutt nicht zu entfernen vermögen.
Die der Wüste eigentümlichen denudierenden Kräfte sind dagegen die chemische Verwitterung, die Insolation [* 8] und in höchstem Maße der Wind (s. Denudation).
Die beiden erstgenannten Faktoren zersprengen und zerkleinern das feste Gesteinsmaterial, der Wind hebt die leichtesten Partikel auf und trägt sie, solange seine Kraft reicht;
je tiefer die Mulde wird, desto heftiger wirbelt der Wind darin.
Eine andre Erscheinung, die ebenfalls nur durch das Wüstenklima ihre Erklärung findet, sind die sogen. Zeugen. In fast allen Teilen der Wüste gibt es weite Tafelgebirge, die häufig aus mehreren Stufen übereinander bestehen [* 1] Fig. 1. Zeugenlandschaft bei Guelb el-Zergonr. und mit steilen Rändern zur nächst niedern Terrasse abfallen.
Kleinere Tafelberge sind ihnen vorgelagert, die einst mit den größern Massen zusammenhingen, jetzt aber von ihnen durch tiefe, bis zur umgebenden Tiefebene herabreichende Einschnitte getrennt sind. Diese Vorberge bezeichnet man mit dem bekannten technischen Ausdruck als Zeugen, da sie angeben, wie weit sich früher das Tafelgebirge als zusammenhängende Masse ausdehnte.
Zeugen kommen in der W.in den verschiedensten Größen- und Höhenverhältnissen und in den mannigfaltigsten Entwickelungsstadien vor [* 1] (Fig. 1).
Die Bildung derselben ist vor allem von der Wechsellagerung härterer Bänke V)u. N^a.'^ ^ ^ '^^ ^.., ^ [* 1] Fig. 2. Thalsystem des untern Wadi Dugla. mit weichern Gesteinsschichten abhängig.
Die Höhe der Zeugen entspricht der Mächtigkeit der weichern Schichten zwischen zwei härtern Felsbänken.
Dieselben sind verschieden hoch, je nach der Anzahl der härtern Bänke zwischen den weichern Schichten, sie sind hoch, wenn nur wenig harte Bänke vorhanden sind, und niedrig, wenn letztere häufiger auftreten. Diese Zeugen bilden das Spiegelbild der Wüsien! thäler mit ihren Amphitheatern und Zirkusthälern.
Die Eigentümlichkeiten eines solchen Thales läßt die vorstehende Kartenskizze eines Abschnittes des ¶
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systemes des untern Wadi Dugla in der Nähe von Kairo [* 10] erkennen (Fig, 2).
Ein Gebirgsrücken trennt das Wadi Dugla von dem Wadi Vela-mä. In die steilen Thalgehänge des erstgenannten Wadi greifen an mehreren Stellen weite Zirkusthäler ein. Durch die Erosion [* 11] des Wassers können dieselben nicht geschaffen sein, denn sie liegen gerade an solchen Punkten, wo die gelegentlichen Hochwasser nicht ihre größte erodierende Kraft ausüben.
Aber auch durch die seitwärts einmündenden Bäche können sie nicht hergestellt sein, denn letztere sind viel zu unbedeutend, als daß sie einen so großen Zirkus, wie z. B. die Lyciumschlucht und das dahinter eine Stufe höher gelegene Zirkusthal, hätten erodieren können, überdies finden sich derartige Zirken an Stellen, wo überhaupt kein Nebenbach mündet.
Zirkusthäler oder Amphitheater finden sich überall in der Nachbarschaft des Wadi Dugla;
daß die Wassererosion nicht in erster Linie bei der Bildung derselben wirksam gewesen sein ! kann, zeigt besonders das Amphitheater am Nord-! abhang des Dschebel Turra [* 9] (Fig. 3).
Auch im Längsprofil unterscheidet sich ein Wüstentha! wejent Schicht leichter angegriffen wird.
Hat sich erst eine Hohlkehle unter der harten Bank gebildet, so bricht diese vermöge ihres Gewichts am Rande ab, und die Trümmer bilden am Fuße der Bergwand einen Schutthaufen [* 9] (Fig. 5; vgl. Fig. 1 der Tafel).
Dieser Prozeß macht sich nicht an allen Punkten des Tafelgebir ges in gleicher Stärke [* 12] geltend, sondern je nach den lokalen Verhältnissen wird an einigen Stellen die Zertrümmerung schneller vor sich gehen als an andern. So wird das Tafelland auf allen Seiten vom Rande aus angegnffen und zerschnitten und erhält einen ausgebuchteten Umriß, wie [* 9] Fig. 6 H u.d zeigen. Fig 4. Erstes Stadium, [* 9] Fig. 5. Amphitheater am Dschebel Turra. lich von einer Erosionsrinne, welche sich in regenreichen Ländern bildet.
Letztere stellt von der Quelle [* 13] bis zur Mündung eine zusammenhängende, wenn auch verschieden gekrümmte Kurve dar;
das Wüstenthal beginnt an seinem Ursprung mit einer Steilwand und besitzt im fernern Verlauf auf weite Erstreckung hin eine auffallend gleichmäßige Sohle, die gewöhnlich durch eine und dieselbe Felsbank gebildet wird.
Die Tafelberge in der Form der Zeugen wie die Thäler werden durch die Existenz von härtern Bänken bestimmt und sind Spiegelbilder, indem in dem einen Falle die Felsbank die Sohle, im andern die Krönung bildet.
Faßt man alle Vorgänge, welche sich bei der Denudation in der Wüste abspielen, zusammen, so geht die Zerstörung eines Gebirgslandes in folgender Weise vor sich: Ein Tafelgebirge bestehe aus mehreren übereinander liegenden horizontalen Schichten, unter denen reiche Mergelmassen von bedeutenderer Mächtigkeit (^, (?, L) mit dünnen, harten Kalkbänken (L, 1)) abwechseln [* 9] (Fig. 4).
Sobald die wenig widerstandsfähigen Mergelschichten, roelche die Decke bilden, durch Verwitterung und Insolation in ihrem Zusammenhange gelockert find, beginnt der Wind seine Thätigkeit zu entfalten und entführt die Gesteinsfragm^nte.
Ist diese oberste Schicht entfernt, so wird die harte Kalkbank den zerstörenden Kräften einen gröbern Widerstand entgegensetzen, während die darunter liegende weiche [* 9] Fig. 6b. Trittes Stadium in Projell'wn.
[* 9] Fig. 4 - 6. Äolische Abtragung eines Tafelgebirge L^ iu der Wüste. Einzelne Zeugen deuten die ursprüngliche Ausdehnung des Gebirges noch an. Kleine Rinnsale begünstigen den Zerstörungspro'^eß. fördern bei gelegentlich eintretenden Gewitterregen den herab! gefallenen Schutt heraus und graben sich in das! Plateau bis zur nächst tiefern Kalkbank ein. In^ einem weitern Stadium des Prozesses ist das Tafelland fast ganz bis auf die Ebene der Bank O ab^ getragen, und vielleicht nur noch ein kleiner Nest ist! als Zeuge einer frühern Schichtendecke stehen ge! blieben.
Mit diesem Zustande tritt vorläufig ein! Stillstand in der Denudation des Gebirges ein, bis! sich neue Angriffspunkte bieten, welche es ermöglichen,^ daß der Prozeß von neuem beginnt. Besonders Risse, Sprünge und Spalten, die von Dislokationen herrühren, werden die Mittel bieten, um die Denu! dation zu beschleunigen.
Geht dieser Prozeß ungestört vor sich, so müssen im Lau e der Zeit alle Unebenheiten verschwinden, ¶