der wachsenden allgemein-stenographischen Litteratur, die sich über den engherzigen stenographischen
Dogmatismus hinaushebt,
eine erfreuliche
Erscheinung neben den Kleinlichkeiten des stenographischen Parteigezänkes und Übermutes. Gegenwärtig stellt
sich die
Pflege der deutschen Stenographiesysteme (einschließlich der
Übertragungen) nach den eignen statistischen
Erhebungen
der betreffenden
Schulen in abgerundeten
Summen und geordnet nach der Zahl der Mitglieder folgendermaßen:
Der erste
Versuch zur Herstellung solcher
Apparate wurde um 1860 von dem
FranzosenD.Duplan unternommen. Ihm folgte 1869 sein Landsmann Gensoul, dann 1874 der
ItalienerGilli und im Anschluß an
diese der
ItalienerMichela, dessen
Maschine
[* 8] im
Senat zu
Rom
[* 9] trotz aller damit verbundenen Übelstände wirklich beim Aufzeichnen
der
Reden benutzt wird, 1877 der
TürkeTewfik-Bei.
In den 80er
Jahren hat auch der Amerikaner Bartholome
eine ähnliche
Maschine, die er
»Stenograph« nennt, und der
ItalienerA.Gentilli seinen »Glossographen« erfunden, ebenso
der
ItalienerJ.Mappi den »Klavigraphen«.
Praktisch bewährt hat sich keine dieser
Maschinen. Über
EdisonsPhonographen s. d. (Bd. 13 u.
18).
Vgl. J. (Anmerkung des
Editors:
Joseph) Depoin,LamachineMichela etla sténographie parlementaire
(Par.);
Die
Frage nach der BewohnbarkeitandrerGestirne oder, wie sie auch lautet, nach der MehrheitderWelten ist
unstreitig eine der am häufigsten besprochenen und auch den Astronomen vorgelegten. Mit derselben haben
sich indes vielleicht viel häufiger Theologen und
Philosophen beschäftigt, als gerade die Astronomen. Bildet auch das
Studium
der
Gestirne die Aufgabe der
Astronomie,
[* 11] so richtet diese
Wissenschaft doch weit mehr ihre
Aufmerksamkeit auf die Erkennung der
Bewegungen derGestirne, daraus ableitend die
Gesetze, nach denen die
Bewegungen vor sich gehen, als auf
Fragen, an deren
Lösung die
Phantasie in hervorragendem
Maße beteiligt sein muß.
Anderseits ist es einzig die
Astronomie, welche durch ihre
Beobachtungen mit dem
Fernrohr
[* 12] über die physikalischen Verhältnisse
andrer
GestirneAufklärung schaffen und die Möglichkeit oder Unmöglichkeit organischen
Lebens nach unsern
Begriffen nachweisen kann. Die
Frage kann sich denn auch nur in der
Weise fassen und beantworten lassen, ob auf andern
Gestirnen
die
Bedingungen für organisches
Leben vorhanden sind oder nicht. In andrer
Weise ist vielfach die
Frage von Theologen und
Philosophen
behandelt worden.
Hier ist die individuelle religiöse
Anschauung zum Ausgangspunkt gewählt, und je nachdem
man in spätern
Jahrhunderten die in der
Bibel
[* 13] geoffenbarte
Religion mit der Bewohnbarkeit andrer
Welten als der
Erde allein vereinbar fand und
an der Vereinbarkeit festhielt oder nicht, ist die Beantwortung der
Frage in bejahendem oder verneinendem
Sinn ausgefallen.
Die frühsten
Ansichten stehen natürlich wieder in engem Zusammenhang mit der unentwickelten
Erkenntnis
der
Beschaffenheit der
Erde wie der ihrer
Stellung im Weltraum und im
Sonnensystem und können hier füglich unberücksichtigt
bleiben.
Dabei ist zu beachten, welche
Gefahren noch zur Zeit der
Inquisition mit der Befürwortung dieser
Ansicht verknüpft waren.
Der
Erde wurde damit ihre bevorzugte
Stellung in der
Schöpfung genommen, und das geistliche
Dogma von der
Erlösung, der
MenschwerdungChristi schien schroff solchen
Ideen gegenüber zu stehen. Je mehr aber die wirkliche Bedeutung der
Erde im
System
bekannt wurde, je weiter diese
Erkenntnis sich ausbreitete, um so mehr mußten auch solche Bedenken schwinden. Mit besonderer
Wärme
[* 17] wird sodann in dem anziehenden Werke von
Fontenelle für die Mehrheit der
Welten eingetreten.
Leibniz,
Bernouilli,
Newton,
Lambert,
Bailly,
Herder und viele andre könnten angeführt werden. Es möge aber genügen,
¶
mehr
hier folgende Worte von Kant und Laplace wiederzugeben: »Ich bin der Meinung, daß es eben nicht notwendig sei, zu behaupten,
alle Planeten müßten bewohnt sein, ob es gleich eine Ungereimtheit wäre, dieses in Ansehung aller oder auch nur der meisten
zu leugnen. Bei dem Reichtum der Natur, da Welten und Systeme in Ansehung des Ganzen der Schöpfung nur Sonnenstäubchen
sind, könnte es auch wohl öde und unbewohnte Gegenden geben, die nicht auf das genaueste zu dem Zwecke der Natur, nämlich
der Betrachtung vernünftiger Wesen, genützet würden. Vielleicht, daß sich noch nicht alle Himmelskörper völlig ausgebildet
haben; es gehören Jahrhunderte und vielleicht Tausende von Jahren dazu, bis ein großer Himmelskörper
einen festen Stand seiner Materien erlanget hat. Jupiter scheint noch in diesem Streite zu sein... Allein, man kann noch mit
mehr Befriedigung vermuten, daß, wenn er gleich jetzt unbewohnt ist, er dennoch es dereinst werden wird, wenn die Periode
seiner Bildung wird vollendet sein. Vielleicht ist unsre Erde tausend oder mehr Jahre vorhanden gewesen,
ehe sie sich in Verfassung befunden hat, Menschen, Tiere und Gewächse unterhalten zu können. Daß ein Planet nun einige tausend
Jahre später zu dieser Vollkommenheit kommt, das thut dem Zwecke seines Daseins keinen Abbruch.« (Kant.) »Die wohlthätige
Einwirkung der Sonne läßt die Tiere und Pflanzen, welche auf der Erde leben, gedeihen, und die Analogie führt uns zu der Annahme,
daß die Sonne ähnliche Wirkungen auf den Planeten hervorbringt. Denn es ist nicht natürlich, zu denken, daß die Materie,
deren Fruchtbarkeit sich vor unsern Augen in so vielen Formen entfaltet, unfruchtbar sei auf einem so großen
Planeten wie der Jupiter, der gleich der Erde seine Tage, seine Nächte und seine Jahre hat und auf welchem, wie die Beobachtungen
uns lehren, Veränderungen vor sich gehen, welche sehr wirksame Kräfte voraussetzen. Der Mensch, welcher für die Temperatur,
die er auf der Erde genießt, geschaffen ist, könnte allem Anschein nach auf den andern Planeten nicht
leben, aber sollte es dort nicht eine Unendlichkeit von Organismen geben, welche den verschiedenen Temperaturen der Körper
dieses Weltalls angepaßt sind? Wenn der bloße Unterschied der Elemente und der Klimate so viele Verschiedenheiten in den
Geschöpfen der Erde hervortreten läßt, wieviel mehr müssen diejenigen der verschiedenen Planeten und
ihrer Trabanten voneinander abweichen? Die lebhafteste Einbildungskraft kann sich von diesen Wesen keine Vorstellung machen,
aber ihre Existenz ist mindestens sehr wahrscheinlich.« (Laplace.)
Untersuchen wir nun aber die Frage mit Rücksicht auf die jetzigen Kenntnisse der Astronomie über die
physische Beschaffenheit der Himmelskörper, indem wir zuerst der Reihe nach die Glieder
[* 19] des Sonnensystems durchgehen. Die Sonne
selbst hielt man bis zur Anwendung der spektralanalytischen Beobachtungsmethode fast allgemein nach Wilson und Herschel für
einen dunkeln, festen Körper, der von doppelten Atmosphären umgeben war, deren äußere hell leuchtend uns die
Sonne als die Lichtspenderin erscheinen ließ, deren untere, innere aber den Sonnenkern vor der gewaltigen Glut jener schützte.
So konnte, zunächst abgesehen von allen andern Bedingungen, die Phantasie die Sonnenoberfläche mit lebenden Wesen bevölkern.
Nachdem nun die ganz andre Beschaffenheit des Sonnenkörpers nachgewiesen, wonach wir ihn in der höchsten Glühhitze,
in feurig-flüssigem oder gasförmigem Zustand, umgeben von einer Atmosphäre, in der die verschiedensten Metalle in
Dampfform
lagern, zu denken haben, fallen natürlich ohne weiteres die ersten Lebensbedingungen fort, und es bedarf nicht erst der
Erwähnung andrer Umstände, die auch unter der Wilsonschen Annahme der Bewohnbarkeit im engern Sinn entgegenstanden.
Zwischen Sonne und Erde haben wir Merkur
[* 20] und Venus, die mit ihr und Mars
[* 21] gegenüber den weiter folgenden großen
PlanetenJupiter, Saturn, Uranus und Neptun in vieler Beziehung eine besondere Gruppe zu bilden scheinen. Die Dichtigkeit dieser
vier Planeten ist nahe die gleiche, alle sind erheblich dichter als das Wasser, an Größe sind sie nicht
sehr verschieden, Venus und Erde fast ganz gleich, Merkur und Mars etwa halb so groß, dagegen besitzen die andern vier eine
sehr geringe Dichtigkeit, geringer oder doch nicht viel größer als die des Wassers, und sind ganz gewaltige Körper.
Bis in die jüngste Zeit kam hinzu, daß man für die vier innern Planeten sehr nahe die gleiche Rotationsdauer
(einen irdischen Tag) annehmen zu können glaubte, während die äußern sich in weniger als der Hälfte der Zeit um die Achse
drehten; alle schienen in ähnlicher Weise von einer Atmosphäre umgeben, sich in vorgeschrittenem Zustande der Abkühlung
zu befinden, Verhältnisse, die ebenfalls nicht in gleichem Maße bei Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun stattfanden.
So hatte sich die Ansicht vielfach befestigt, daß organisches Leben schon auf dem Merkur und der Venus angenommen werden dürfe.
Freilich bewirkte die größere Nähe der Sonne eine erheblich vermehrte Wärmezufuhr; indessen schien es nach den
Untersuchungen Tyndalls nicht undenkbar, durch Annahme einer nur in geringem Grade anders zusammengesetzten Atmosphäre den notwendigen
Ausgleich zu erreichen. Zudem finden wir auch schon auf unsrer Erde in den Klimaten so erhebliche Unterschiede und doch überall
Menschen und Organismen, welche den betreffenden Klimaten angepaßt sind, daß man hier auch nur
etwas weiter zu gehen braucht, um die Anpassung an noch größere Extreme zu ermöglichen. In allerneuester Zeit hat nun Schiaparelli
den Nachweis geführt, daß Merkur und Venus sich zur Sonne verhalten wie die Satelliten zu ihren Hauptkörpern, daß sie nämlich
in derselben Zeit einen Umlauf um die Sonne vollenden, in welcher sie sich einmal um die Achse drehen.
Die gleiche Tagesdauer bei den vier innern Planeten fällt also fort, der Tag des Merkur dauert 88, der der Venus aller Wahrscheinlichkeit
nach 225 irdische Tage. Danach nehmen diese beiden Planeten eine ganz gesonderte Stellung im Sonnensystem ein, und es muß sofort
jeder Gedanke an die Bewohnbarkeit zurückgewiesen werden; denn wenn uns die Beobachtung lehrt, daß stets dieselbe Seite der
Planeten der Sonne zugewandt bleibt, so können wir uns keine Wesen, keine Organismen denken, welche für alle Zeit den Strahlen
der Sonne und den damit notwendigerweise Hand
[* 22] in Hand gehenden Umständen ausgesetzt sein, ebensowenig wie
solche, die ohne den belebenden Einfluß der Sonne in steter ewiger Nacht verbleiben können.