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Bewegung in den Granulationen der Oberfläche der S. ungewöhnlich stark zu sein.
Seite 19.863 Jahres-Supplement 1891-1892
Bewegung in den Granulationen der Oberfläche der S. ungewöhnlich stark zu sein.
Sonnenfestfeuer.
Die Frage nach dem Ursprunge der Festfeuer, die an bestimmten Tagen des Jahreslaufes in einem großen Teile des mittlern und nördlichen Europa, [* 2] und namentlich dort, wo sich das Volksleben in größerer Ursprünglichkeit erhalten hat, wie z.B. in den Alpenländern, von den Bergspitzen leuchten, ist in den letzten Jahren lebhaft in wissenschaftlichen Kreisen, die sich mit Volksbrauch und -Sage beschäftigen, erläutert worden. Auf der vorigen Versammlung der deutschen Anthropologen in Münster [* 3] (Herbst 1890) hatte Rackwitz eine Erhebung über die Grenzen [* 4] der Oster- und Johannisfeuer angeregt, von denen er meinte, daß sie sich mit uralten Volksgrenzen decken möchten. Es ließe sich nämlich eine Linie durch Mitteldeutschland über Zerbst, [* 5] Bernburg, [* 6] Mansfeld, Sangerhausen, [* 7] Kyffhäuser, Hainleite, Eichsfeld, Hülfensberg bei Eschwege und Meißner ziehen, welche die südliche Grenze der Osterfeuer bezeichnet; die Völker südlich von dieser Linie zündeten nur Johannisfeuer, die nördlich Wohnenden nur Osterfeuer an. Schon J. Grimm hatte in ähnlicher Weise die mit der altbekannten Grenze zwischen fränkischem und sächsischem Volke zusammenfallende Verteilung angedeutet: Osterfeuer kommen durch ganz Niedersachsen, Westfalen [* 8] und Nieder-Hessen, Geldern, Holland, Friesland, Jütland und Seeland vor, während Süddeutschland, mit Einschluß von Schlesien [* 9] und Österreich, [* 10] nur das Sonnenwend- oder Johannisfeuer kennt.
Aber Grimm fügte bereits die Einschränkung hinzu, daß einige Gegenden, wie Dänemark [* 11] und Kärnten, beiden huldigen, und die geographische oder nationale Eingrenzung wird noch zweifelhafter, wenn wir über Deutschland [* 12] hinausgehen und erfahren, daß der an die angeblichen Osterfeuerländer grenzende germanische Norden [* 13] (England, Dänemark und Skandinavien) zwar beide Arten von Festfeuern kennt, aber gleich den süddeutschen Ländern das Mittsommerfest bevorzugt.
Die
Erklärung dieser Verschiedenheit liegt wahrscheinlich darin, daß
Oster- wie Johannisfeuer nur die Überreste einer größern
Anzahl von Sonne
nfestfeuern sind, mit denen man ehemals den Sonnenlauf an seinen vier bedeutsamsten
Tagen
(Winter- und Sommersonne
nwende,
Frühlings- und
Herbstnachtgleiche) feierte. Denn offenbar gehört das Weihnachts- oder
Julfeuer geradezu
als das wichtigste in diesen
Kreis,
[* 14] obwohl
man es der
Witterung wegen größtenteils nicht auf
Bergen,
[* 15] sondern am häuslichen
Herde entzündete, wo nun der Julblock durch den brennenden
Christbaum in
Deutschland ziemlich verdrängt worden ist.
Schon der
heil.
Augustin spielt aber auf den
Gegensatz an, welchen die
Heiden in die beiden Sonne
nwendfeste legten: an dem
Tage, wo die
Sonne
[* 16] abzunehmen beginne, sei
Johannes der Täufer geboren, damit der
Mensch erniedrigt werde, an jenem
Tage aber,
wo die Tageslänge wieder zunehme, sei
Christus geboren, damit Gott erhöhet werde. Wir wissen auch aus zuverlässigen
Überlieferungen,
daß die heidnischen
Iren das Jahr in vier
Viertel (Rathas) teilten, deren jedes mit einem großen Freudenfeuer eröffnet wurde.
Jeder
Ire hatte an diesem
Tage sein
Feuer am eignen
Herde zu löschen, um neues von den
Priestern zu erlangen. Der
Erz-Druide (Ard-Draoi)
entzündete das Jahreszeitfeuer durch Holzquirlung auf dem
Hügel
Carn Usnäch in der
Grafschaft
Meath, dem
»Lande der Mitte«, dort, wo die
Gottheit dem
Menschen das wohlthätige
Element zuerst gespendet haben sollte,
und dieses Opferfeuer blieb für Irland bis in späte Zeiten der geheiligte Mittelpunkt dieses Kultus. Von dort verbreitete man das heilige Feuer schnell von Berg zu Berg, und binnen kurzem war ganz Irland erleuchtet. Die Zeremonien waren ziemlich genau dieselben wie im gesamten nördlichen und mittlern Europa bis westlich nach Frankreich und östlich in die Slawenländer; man tanzte um das Feuer, trieb das Vieh hindurch, sprang über die erlöschende Glut, entzündete Fackeln daran, mit denen man durch Gärten und Felder lief, um sie fruchtbar zu machen; schließlich eignete sich jeder Hausvater einen Brand oder Kohlen an, um sie als heilbringende Reliquie im Hause bis zum nächsten Feste aufzuheben.
Die Zurüstungen zu diesen Sonne
nfestfeuern geschehen noch jetzt mit einer gewissen Feierlichkeit; im
Gebirge liefert hier
und da jeder männliche Bewohner ein Scheit
Holz
[* 17] zum
Haufen, nur der
»Schalke«,
[* 18] d. h. ein
Bursche, der ein
Mädchen zu
Falle gebracht hat, darf im selben Jahr nicht zum
Oster- oder Johannisfeuer beisteuern; dann wird durch
Quirlen
Wildfeuer gemacht, und eine
Jungfrau steckt den
Haufen in
Brand, der vorher mit bestimmten
Blumen geschmückt
wurde, die auch nachher ins
Feuer geworfen wurden.
Oft entzündete man das Festfeuer auf den Märkten der Städte, z. B. noch im 15.-17. Jahrh. in Paris, [* 19] Metz, [* 20] Marseille, [* 21] in Frankfurt [* 22] a. M.; die Magistrate und fürstlichen Personen nahmen an der Volksfeier teil, und es ist bekannt, daß Kaiser Maximilian mit seinem Sohne Philipp 1497 der Johannisfeier in Augsburg [* 23] beiwohnte, wobei die schöne Susanna Neithard den Haufen in Brand steckte und dann an Philipps Hand [* 24] den ersten Reigen um das Feuer tanzte. Alle diese Zeremonien bezeugen, daß ein religiöser Hintergrund vorhanden war, der damals nur noch in dem Glauben bestand, daß man durch diese Feuer Acker und Gärten fruchtbar, Menschen und Vieh gesund und ebenfalls fruchtbar machen könne, weshalb auch in Zeiten der Viehseuchen außergewöhnliche Notfeuer (Bd. 12, S. 364) entzündet wurden.
Aber ursprünglich handelte es sich, wie
Mannhardt und
Krause gezeigt haben, um einen Sonne
nzauber, durch den man von der
Sonne
fruchtbares
Saaten- und Erntewetter, Minderung allzu starker
Glut im
Sommer, rechtzeitige
Befreiung der im
Winter leidenden
Sonne etc. zu erlangen hoffte. Darauf deuten namentlich auch die beim
Frühlings- und Mittsommerfeuer als Sonne
nsymbole
dienenden glühenden
Scheiben und brennenden
Räder, die man teils emporwarf, teils von den
Bergen ins Flußthal laufen ließ,
um ein gutes Weinjahr zu erzielen.
Mit dem Erlöschen des Glaubens un die durch die S. auf die Sonne ausgeübte Macht erloschen diese selbst, indessen wurde fast überall eins derselben als Volksfest mit Feuerwerk in Gebrauch erhalten und es hängt von klimatischen Eigentümlichkeiten ab, welches von den vier Hauptfeuerfesten beibehalten wurde. In Alt-Rom war es das Palilienfest (21. April), am Geburtstage der Stadt Rom, [* 25] durch dessen Feuer das Vieh vor dein Austreiben gesund gemacht wurde, in den Keltenländern das Vealtine- oder Pfulfest (2. Mai), in Süddeutschland das Johannisfest, und der Unterschied von Norddeutschland, wo das Osterfeuer entzündet wurde, erklärt sich sehr einfach dadurch, weil man in Süddeutschland schon am sogen. Funkensonntag, d. h. am ersten Fastensonntag, das Frühlingsfeuerfest begeht und doch Ostern nicht schon wieder ein neues Feuerfest feiern kann. Mit der Verschiedenheit der deutschen Stämme haben diese Verschiebungen nichts zu thun, so daß neuere Erhebungen kaum andre als statistische Aufschlüsse versprechen. ¶