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setzung doch nicht proportional der Menge des absorbierten Lichtes. Dies ist die Folge der Eigenschaft des Chlorsilbers, für Licht [* 2] äußerst undurchlässig zu sein und die wirksamen Strahlen zu absorbieren. Das gebildete Silbersubchlo'rid bildet eine schützende Schicht auf dem unzersetzten S., die Zersetzung des letztern erfolgt nur auf eine Tiefe von 0,002 min! Das Silbersubchlorid wird durch Licht weiter in Silber und Chlor zerlegt. Dies geschieht auch bei Subchlorid, welches auf chemischem Wege dargestellt worden ist.
Wenn man also eine Schicht Chlorsilber dem Licht aussetzt, so erhält man schließlich drei Schichten, die oberste besteht aus metallischem Silber, die mittlere aus Silbersubchlorid, die unterste aus untersetztem Chlorsilber. Die Stärke [* 3] der Schichten ist abhängig von der Dauer der Lichtwirkung und von der Stärke der ursprünglichen Chlorsilberschicht. Silberkönig, s. Tarpon. Silberproduttion der Erde, s. Edelmetalle. Silberftein, Adolf, ungar.-deutscher Schriftsteller, geb. I.Iuli 1845 zu Pest, promovierte 1866 in Leipzig [* 4] mit einer Dissertation über die »Katharsis des Aristoteles«, veröffentlichte hier noch die ästhetisch-kritische Biographie »Rudolf Gottschall« (1868),
gab 1869/70 die »Dramaturgische Wochenschrift« heraus und ließ sich 1870 in seiner Vaterstadt nieder. Er gründete daselbst 1874 das »Pester Journal ,, trat aber 1880 in die Redaktion des "Pester Lloyd ein, der er noch gegenwärtig als Litteratur- und Kunstkritiker angehört. Von seinen seit 25 Jahren erschienenen Feuilletons sind nur wenige Bände im Buchhandel erschienen: »Philosophische Briefe an eine Frau« (Pest 1873);
»Strategie der Liebe« (3. Aufl., Berl. 1884);
»Die Bibel [* 5] der Natur. Grundrisse einer neuen Welt-anschauung« (4. Aufl., Leipz. 1880);
»Dichtkunst des Aristoteles« (Pest 1876).
Ein naturalistischer Roman: »Schmetterlingsflüge«, harrt der Herausgabe. S. hat fich die Vermittlerrolle zwischen deutschem und ungarischem Geiste zur Aufgabe gesetzt und viele ungarische Autoren: Mikszath, Bartök u. a., durch anerkannte Übersetzungen in die deutsche Litteratur eingeführt. Sinmr, Hubert Theophil, Bischof von Paderborn, [* 6] geb. zu Eupen, [* 7] studierte in Bonn [* 8] katholische Theologie, wurde 1859 in Köln [* 9] zum Priester geweiht, ließ sich 1860 als Privatdozent an der theologischen Fakultät zu Bonn nieder und ward 1864 zum außerordentlichen, später zum ordentlichen Professor der Dogmatik daselbst ernannt. 1891 ward er zum Bischof von Paderborn gewählt. Er schrieb: »Die Theologie des heil. Paulus«. (Freiburg [* 10] i. Vr. 1864, 2. Aufl. 1883);
»Lehrbuch der katholischen Moraltheologie« (2. Aufl., das. 1877);
»Gewissen und Gewissensfreiheit ,, Vorträge (das. 1874); «Lehrbuch der Dogmatik« (2. Aufl., das. 1887);
»Die Lehre [* 11] vom Wesen des Gewissens in der Scholastik des 13. Jahrh.« (1. Teil: »Die Franziskanerschule«, das. 1885). Mit Hertling, Haffner, Moufang u. a. stiftete er 1876 die Görres-Gesellschaft, zu deren Verwaltungsausschuß er gehört, und für die er eine der ersten Vereinsschriften: »Der Aberglaube« (2. Aufl., Köln 1877), schrieb. Wegen seiner Verdienste um katholische Wissenschaft und katholisches Leben ernannte ihn der Papst 1887 zum Hausprälaten. Simconi, Giovanni, Kardinal, Generalpräfekt der Propaganda, starb in Rom. [* 12] Sinding, Stephan, norweg. Bildhauer, geb. zu Drontheim, studierte seit 1865 in Christiania [* 13] Philosophie und Jura, erwarb dort den Doktorgrad, wandte sich aber dann der Bildhauer kunst zu. 1871 ging er nach Berlin, [* 14] wo er eine Zeitlang Schüler von Albert Wolff war, und lebte später abwechselnd in Paris, [* 15] Rom, Christiania und Kopenhagen. [* 16]
Den größten Einfluß übte auf die Entwickelung seines Stiles die naturalistische Richtung der Pariser Schule, in der sich seine durch den Ausdruck starker Empfindung und leidenschaftlicher Erregung ausgezeichneten Hauptwerke bewegen, die teils in Marmor, teils in Bronze [* 17] ausgeführten lebensgroßen Gruppen: Barbarengruppe (eine Mutter, die deiche ihres Sohnes aus dem Kampfe tragend), die gefangene Mutter (ein Weib mit auf dem Rücken gebundenen Händen, das sich knieend zu seinem Kinde herabbeugt, um es zu stillen), zwei Menschen (ein sich umarmendes Liebespaar) und ein tot zusammengesunkener Mann, den sein Weib aufzurichten sucht (sämtlich im Besitz des Brauers Jacobsen in Kopenhagen).
Für die gefangene Mutter erhielt er die Ehrenmedaille der Pariser Weltausstellung von 1889, für die Barbarengruppe die 1. Medaille der Münchener Kunstausstellung von 1891. In Kopenhagen hat S. auch eine Reihe von dekorativen Arbeiten ausgeführt, unter andern einen Fries mit Christus, den Aposteln und Märtyrern für die Iesuskirche und einen Walhallafries (Walküren und Einherier aus Walhall in den Kampf ziehend und wieder zurückkehrend) für die Iacobsensche Glyptothek. Von seinen übrigen Werken sind noch eine Marmorstatue des Hulas (im königlichen Schlosse zu Christiania) und mehrere marmorne Tiefreliefs (Frühling, ^.Iiö^ro vivace u. a.) hervorzuheben, die durch eigenartige malerische Wirkung fesseln. Auch hat er zahlreiche Büsten geschaffen. S. lebt in Kopenhagen. Sklaverei. Nach Abschaffung der S. in Brasilien [* 18] durch Gesetz vom (Bd. 17, S. 162) besteht eine solche nur noch in Asien [* 19] und Afrika. [* 20]
Und auch in Asien haben die fortschreitenden Eroberungen der Russen (so in Turkistan) das Feld immer enger beschränkt. Aber als das eigentliche Land der S. und des Sklavenhandels hat vor allen: immer Afrika gegolten. Das Institut der einheimischen S. besteht hier seit uralten Zeiten. Wie in andern Teilen der Welt entstand dasselbe in Afrika durch Kriegsgefangenschaft und wegen Schulden. Und die S. ist überall zu finden, nur nicht unter Jägervölkern, welche für Sklaven keine Verwendung haben, dafür aber meist um so eifriger am Menschenraub und Sklavenhandel sich beteiligen.
Die Haussklaverei war ursprünglich keine harte, wenigstens nicht für die, welche Landsleute ihrer Herren sind, während die durch Raub oder Kriegszüge erbeuteten Sklaven erst durch lange Dienstzeit oder Einheiraten eine rücksichtsvollere Behandlung erlangen. Bei den Aschanti hat das Verhältnis zwischen Herren und Sklaven einen rein feudalen Charakter. Bei den Mpongwe am Gabun verschafft den Sklaven der Glaube ihrer Herren, daß jene ihnen durch Zauberei schaden könnten, eine gute Behandlung. In Ibu können Haussklaven nach einigen Jahren Dienstzeit ein eignes Haus bauen, Eigentum erwerben und heiraten.
Sie zahlen dann nur eine jährliche, nicht hohe Abgabe an ihren Herrn, der freilich ein unbeschränktes Strafrecht hat, aber fein Anrecht auf den Sklaven verliert, wenn der mißhandelte Sklave nach Anrufen des großen Fetisches von den Priestern für diesen als Sklave angenommen wird. Auch am Kongo ist das Verhältnis des Besitzers zu den Haussklaven meist ein patriarchalisches; man bezeichnet die letztern als erkaufte Söhne des Besitzers. Viele geraten auch als Schuldner in die meist nur ¶
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rare Gewalt ihrer Gläubiger. Namentlich wandern so Kinder als Sklaven in das Dorf des oft entfernt wohnenden Gläubigers. Auf der That ertappte Diebe! werden gleichfalls zu Sklaven gemacht. Die Sklaven, können wieder Sklaven halten. Aber sie sind rechtlos, ihre Tötung hat nicht Blutrache im Gefolge, wird indes von manchen Häuptlingen zur Auferlegung von Geldbußen benutzt. Auf der Insel Sansibar [* 22] besteht der größte Teil der Bevölkerung [* 23] aus Sklaven. Alle Araber wie auch sehr viele Neger besitzen solche.
Selbst dem Europäer war es bei Kenntnis der Verhältnisse noch bis vor kurzem möglich, Sklaven in beliebiger Anzahl zu kaufen. Der Sklave lebt entweder bei seinem Herrn als dessen persönlicher Diener oder auf den ländlichen Besitzungen desselben. Sein Los ist selten ein hartes. Er darf sich auch an Fremde vermieten, wobei er freilich oft das meiste seines Verdienstes an seinen Herrn abgeben muß. So besteht ein guter Teil der sich den Europäern als Träger [* 24] für Expeditionen verdingenden Neger aus Sklaven.
Peters fand auf seinem Zuge den Tana hinauf bei den Galla von Odu-Boru-Ruwa ein ganzes Sklavendorf, vornehmlich bewohnt von geraubten Suaheli aus Witu. Solche Sklavendörfer, ja förmliche von Sklaven bewohnte Städte gibt es auch im Hinterland von Liberia, [* 25] wo manche Herren, namentlich die Häuptlinge, oft viele Hunderte von Sklaven besitzen, die größtenteils dem Feldbau obliegen. Hier ist die Stellung eines Sklaven eine so gute, daß man oft nur mit Mühe einen Unterschied zwischen ihm und seinem Herrn erkennen kann, was ihn freilich nicht davor schützt, im Notfall oder wegen schlechter Aufführung verkauft zu werden.
Auch die mehrjährigen Beobachtungen Reichards im Innern Afrikas überzeugten ihn, daß die Lage der Sklaven, mit seltenen Ausnahmen, bei ihren afrikanischen Herren, ja sogar bei den meisten Arabern keine schlechte ist, und daß die Neger selbst ihre Sklaverei der Lage unsrer freien europäischen Arbeiter weit vorziehen. Bei alledem bleibt die Rechtlosigkeit bestehen, wenn schon dieselbe in der Regel nicht zum praktischen Ausdruck kommt. Hat man aber Opfer zu politischen oder politisch-religiösen Zwecken nötig, so werden Sklaven, die man häufig schon lange vorher dazu bestimmt, ohne weiteres hingeschlachtet.
Solche Opfersklaven werden von einem Stamme an den andern verkauft. An dieser Haussklaverei bei dem gegenwärtigen Kulturzustand der afrikanischen Völker zu rütteln, erscheint nicht ratsam, wenngleich im Laufe der Zeit jeder sklavereiähnliche Zustand überall, wohin das Christentum und seine Kultur dringt, beseitigt werden muß. Jede Überstürzung in dieser Richtung würde jedoch die schwersten wirtschaftlichen, sittlichen und sozialen Übelstände zur Folge haben.
Ganz anders aber steht es mit dem Sklavenhandel nach überseeischen Ländern. Trotz aller gegen denselben getroffenen Maßregeln besteht derselbe noch heute fort. Es ist bekannt, daß die Routen der Sklavenkarawanen ziemlich nahe an die mittelländische Küste führen, und zwar nicht bloß in Marokko, [* 26] sondern auch nördlich der Libyschen Wüste, wo sie die Oasen des 30.° nördl. Br. erreichen. Daß von hier aus Verschiffungen nach der Levantinischen Küste stattfinden, scheint keineswegs ausgeschlossen.
Vogel und Nachtigal haben die Raubzüge der Sultane von Bornu und Baghirmi mitgemacht. Der Sultan von Bornu schleppte nach oft grausamster .Einrichtung der Männer 4000Sklaven fort, von welchen er indes nur 500 nach Kuku brachte. Nachtigal mußte es mit ansehen, wie die Männer hingemordet und eine hilflose Schar von Frauen und Kindern, im ungesunden Lager [* 27] zusammengedrängt, aneinander geleitet und aufs dürftigste ernährt, von Krankheiten dezimiert wurde. Die übriggebliebene Handvoll Gefangener, meist im elendesten Zustande, konnte endlich vom Markt in Kuku aus über Mursuk in Fezzan an die Nord- und Ostküste des Mittelmeeres gebracht werden.
Den Weg, welchen die Karawanen nehmen, kann man an den rechts und links am Wege verstreuten Gebeinen erkennen. Freilich ist der Sklavenhandel in Tripolis ebenso streng verboten wie in Ägypten, [* 28] aber er besteht dennoch unter den Augen der Behörden wenig geschmälert fort. Der gar nicht oder schlecht bezahlte Gouverneur von Fezzan nahm aus der Kopfsteuer von den durchziehenden Sklavenkarawanen jährlich 40,000 Mk. ein. Die von oben an ihn ergangenen Erlasse veröffentlichte er immer erst dann, wenn eine Sklavenkarawane glücklich vorüber war.
Die Zufuhren stammen aus den Raubzügen der genannten Sultane, aus den Abgaben der Vasallen, die ihren Bedarf ebenfalls durch Raubzüge erlangen, endlich aus dem Handel mit den Haussa, Adamaua u. a. Die Ausfuhr geht außer nach Tripolis auch nach Ghat und Ägypten. Ein andres wichtiges Absatzgebiet ist Marokko. Im ganzen Westsudan [* 29] wird eifrig Sklavenhandel getrieben, das haben auch die neuesten Reisen und Erkundigungen von Foucauld, Teisserenc de Bort und Thompson wiederum bestätigt.
Sklavenkarawanen ziehen über Timbuktu, welche ihre Transporte an Händler aus Fez, Mequinez, Marokko und Mogador verkaufen. Jährlich sollen hier 4000 Sklaven feilgeboten werden, wofür der Sultan sich einen Einfuhrzoll von 96,000 Mk. zahlen läßt, aber so stark ist der Verbrauch, daß die Zahl aller Sklaven im Sultanat auf nur 50,000 geschätzt wird. In Westafrika besteht eigentlicher Sklavenhandel über See schon seit längerer Zeit nicht mehr, wiewohl von einigen Reisenden behauptet wurde, daß derselbe am Golf von Guinea noch immer fortdauert.
Aber ein verkappter Sklavenhandel von Angola, Benguela und Mossamedes aus nach Sao Thome und Fernando Po besteht noch immer. Der Anwerbeplatz, um nicht zu sagen Sklavenhandelsplatz, ist hauptsächlich in Benguela. Der Bewerber zahlt für einen kräftigen Sklaven durchschnittlich 50 Fr. bei einer mehrjährigen Arbsitsdauer. Die Händler aus dem portugiesischen Bihe dringen bis nach Luluaburg, von SW. kommend, vor. Sie treiben, nach Wissmann, den schändlichsten Handel mit Menschen, den man sich denken kann.
Schwarze Händler aus Angola oder Benguela rekrutieren sich in Bihé Träger und Begleiter, die kriegerisch sind und weitere Reisen unternehmen als irgend ein andrer Neger der Westküste. Sie suchen Länder auf, in denen das Gewehr noch nicht bekannt ist, machen mit den Häuptlingen Verträge über Lieferung von Sklaven und schließen sich selbst den Sklavenjägern an. Die Gefangenen und Erhandelten bringen sie dann zu den Bakubastämmen und verhandeln sie dort gegen Elfenbein weiter, mit dem sie auf dem nächsten Wege, meist über Kubao und Lulua, nach Hause reisen. Etwas Ähnliches wie Sklavenhandel wird übrigens in fast allen tropischen Kolonien, auch in der Südsee, praktiziert, denn eigentliche tropische Kolonisation und S. »liebäugeln« miteinander. Aber abgesehen von der überseeischen Verschiffung besteht der Sklavenhandel nach den portugiesischen Besitzungen in Westafrika noch immer schwunghaft. Offiziell ¶