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Hiernach waren mit Schluß dieses Jahres bei den Unfallversicherungsanstalten als versicherungspflichtig verzeichnet: 131,326 Betriebe mit 1,231,818 Arbeitern ;;
Unfälle wurden 16,041 angezeigt, wovon 548den Tod herbeiführten.
Für die Krankenversicherung bestanden 1890: 2740 Kassen, bei welchen 1,548,825 Personen versichert waren. Von den Kassenmitgliedern erkrankten 1890 im ganzen 626,809 in 770,903 Fällen. Auf diese Erkrankungen entfielen 11,719,438 Krankentage. Die Gesamteinnahmen der Kassen betrugen 12,359,743, die Ausgaben 11,340,727, der Reservefonds 5,047,805 Guld. Heerwesen und Kriegsmarine. ' Der Grundbuch bestand an Offizieren und Soldaten des Heeres betrug Ende 1889: 274 Generale, 353 Obersten, 1023 Oberstleutnants und Majors, 4166 Hauptleute und Rittmeister, 15,833 Leutnants, zusammen 21,649 Offiziere aller Grade.
Der Mannschaftsstand zählte vom Kadettoffizier-Stellvertreter abwärts 939,884 Mann, 56,921 Mann mehr als im I. 1888;
in Bosnien [* 2] und der Herzegowina betrug er 18,290 Mann;
in der österreich
ischen
Landwehr 3150
Offiziere und Beamte, 192,300 Mann;
in der ungarischen Landwehr 3430 Offiziere und Beamte, 211,509 Mann;
werden 7967 Militärgeistliche hinzugerechnet, so betrug der Grundbuchbestand aller Teile des Heeres 36,196 Offiziere und Beamte und 1,361,983 Mann.
Der Friedensstand beträgt
im
Heere 16,958
Offiziere, 257,058 Mann, 50,750
Pferde,
[* 3] in der österreich
ischen
Landwehr 1610
Offiziere, 9500 Mann, 5600
Pferde,
in der ungarischen 1679
Offiziere, 15,849 Mann, 8870 Pferde,m
Bosnien und der
Herzegowina 181
Offiziere, 4120 Mann, 8
Pferde,
zusammen 20,428
Offiziere, 286,527 Mann, 65,228
Pferde. Zur
Einstellung in das
Heer und die
Marine sollen im 1.1892 ausg'ehoben
werden 103,100 Mann, davon in
Cisleithanien 60,389, in
Transleithanien 42,711 Mann; außerdem für die österreich
ische
Landwehr
10,000, für die ungarische 12,500 Mann, zusammen 125,600 Mann.
Nach den organischen Bestimmungen vom besteht die Feldartillerie'aus 14 Korpsartillerieregimentern, 42 selbständigen Batteriedivisionen und 1 selbständigen Gebirgsbatteriedivision für Tirol. [* 4] Die selbständigen Batteriedivisionen sind den Infanterie- oder Landwehr-Truppendivisionen zugeteilt. Die sämtliche Feldartillerie bei einem Armeekorps (ausgenommen das 15.) bildet eine Artilleriebrigade. Jedes Korpsartillerieregiment besteht aus 2 Batteriedivisionen zu 3 Batterien von je8 Geschützen.
Bei den Korpsregimentern Nr. 1, 2, 4-7,10,11 besteht je 1 reitende Batteriedivision zu2 Batterien mit je 6 Geschützen und bei den Korpsregimentern Nr. 1-3, 6-14 je 1, zusammen 12 Gebirgsbatterien mit je 4Geschützen. Im Kriege wird pro Regiment eine zweite Gebirgsbatterie aufgestellt. Die Tiroler Gebirgsartilleriediuision besteht im Frieden aus 3, im Kriege aus 6 Batterien und außerdem aus 4 schmalspurigen Feldbatterien zu 4 Geschützen. Alle Feld-, reitenden und schmalspurigen Batterien haben 9 cm (die reitenden erhalten sie noch), die Gebirgsbatterien 7 cm Kanonen.
Die Armee besitzt hiernach: ü) Divisionsartillerie: 126 Batterien mit 1008 Geschützen; d) Korpsartillerie: 74 Batterien mit 592 Geschützen; c) Gebirgsartillerie: 30 Batterien mit 120 Geschützen, 4 schmalspurige Batterien mit 16 Geschützen; ä) reitende Artillerie: 16 Batterien mit 96 Geschützen, zusammen 250 Batterien mit 1648 9 cm Feldgeschützen und 120 7 om Gebirgsgeschützen (die 8 ^m^m Kanonen sind aus der Feldartillerie ausgeschieden). Das militärärztliche Offizierkorps hat nach den neuern Bestimmungen einen Friedensstand von 4 Generalstabsärzten. 22 Oberstabsärzten 1., 28 Oberstabsärzten 2. Klasse, 92 Stabsärzten, 386 Regimentsärzten 1., 192 2. Klasse, 243 Oberärzten, zusammen 967 Militärärzte mit Offiziersrang, hierzu kommen nach 14 Ärzte aller Grade im Okkupationsgebiet.
Nach den neuen organischen Bestimmungen bestehen die Militär-Sanität s anst alten und die Sanitätstru^pe aus 26 Sanitätsabteilungen, welche bei der Mobilmachung Feld- und Reserve-Sanitätsabteilungen aufstellen. Der Friedensstand der Sanitätstruppen zählt 6 Stabs-, 77 Oberoffiziere und 2834 Mann, der Kriegsstand 50 Stabs-, 354 Oberoffiziere, 21,204 Mann. An Feld-Sanitätsanstalten werden aufgestellt: Iufanteriedivisions-Sanitätsanstalten, bestehend aus je 2 Hilfsplätzen, 1 Verbandplatz,1 Ambulanz, 1 Sanitätsmaterialreserve mit 3 Ärzten, 2 Offizieren, 147 Mann, 94 Pferden, 7 Feldspitalspackwagen, IIBlejsiertenwagen,3Rüstwagen; zu denselben gehört noch eine Feld-Sanitätskolonne des Deutschen Ordens mit 4 Blessiertenwagen und 1 Sanitütsfourgon, welcher 36 Mann und 23 Pferde überwiesen werden; die Infanteriedivisions-Spitalanstalt mit Gebirgsausrüstung, aus je 4 Verbandsplatz- und Sanitätsmaterial-Reservesektionen, 1 Ambulanz mit 5 Ärzten, 1 Apotheker, 5 Ossizieren, 210 Mann, 78 Pferden und 83 Tragetieren bestehend.
Die Feldspitäler teilen sich in 3 Sektionen für je 200 Verwundete, die mit Gebirgsausrüstung in 6 Halbsektionen ;; jedem Feldspital ist eine Blessierten-Transportkolonne vom Roten Kreuz [* 5] mit 15 Blessiertenwagen, ISanitätsfourgon u. 1 Operationsdoppelzelt zugeteilt. Auf jede Truppendivision ist ein Feldspital gerechnet. Feldmar ode Häuser für je 500 Leichtkranke werden nach Bedarf aufgestellt. Mobile Reseruespitäler für je 600 Verwundete dienen den Feldspitälern zur Ablösung.
Jeder Eisenbahn-Sanitätszug kann 104 Verwundete aufnehmen. Schiffsambulanzen können mit 106 -132 Verwundeten belegt werden. Für jede Armee stellen die Monturdepots ein Montur- und Sanitätsmaterial-Felddepot auf, welches Material für 1 Reservespital, 1 Feldmarodenhaus und zwei Krankenhaltestationen enthält. In den Festungen werden im Kriege Festungsspitäler errichtet, die Garnison- und Truppensvitäler sowie die Heilanstalten an Kurorten erweitert.
Marine. Das schwimmende Material wird eingeteilt in 1) die operative Flotte, 2) Schiffe [* 6] für spezielle Zwecke, 3) Schulschiffe und 4) Hulks. Die operative Flotte ist die für den Kampf bestimmte und umfaßt daher die Schlachtschiffe und die zu ihrer Unterstützung erforderlichen Schiffe und Fahrzeuge; vorhanden sind 2 Turmschiffe, 8 Kasemattschiff V, 1 Panzerfregatte, 2 gepanzerte Rammkreuzer, von denen der eine sich noch in Zurüstung befindet, zusammen 13 Panzerschiffe, [* 7] ein Rammkreuzer befindet sich noch auf Stapel.
Zur Kreuzerflotte gehören 7 Torpedoschiffe und5 Torpedofahrzeuge, von den erstern haben nur drei 18, die letztern 21 Knoten Geschwindigkeit; zur Torpedoflotte gehören 23Torvedoboote erster, 25zweiter und 8 dritter Klaffe. Ferner gehören zur operativen Flotte 3 Avisos, Raddampfer, 4 Trainschiffe und 3 gepanzerte Donaumonitors, von denen einer im Bau. Die Schiffe für spezielle Zwecke, 2 Fregatten,7 Korvetten, 6 Kanonenboote und 2 Raddampfer, sind fürden Stations-und Missionsdienst bestimmt.Haupttriegshafen ist Pola [* 8] an der Südspitze von Istrien, [* 9] Seoenico ist Zufluchtshafen und Schlffsjungenstation, ¶
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Gravosa, der Vorhafen von Ragusa, [* 11] ist Marine- und Kohlenstation; Marinestationen sind noch Bocche di Cattaro und Budapest, [* 12] letzteres für die Flußmonitors. bezirke sind Trieft, Fiume [* 13] und Zara. [* 14] Die Mariucakademie befindet sich in Fiume, die übrigen Ntarineschulen in Pola. Das Personal zählte Anfang 1891 583 Offiziere, darunter 10 Admirale, 100 Seekadetten und 11,539 Mann. . S. auch den Art. Volksvertretung. Geschichte. Nachdem der Kaiser das Herrenhaus durch Ernennung von 18 lebenslänglichen Mitgliedern aus sämtlichen Parteien verstärkt hatte, eröffnete er N. April die Sitzungen des Reichsrates mit einer Thronrede, welche die Hoffnung ausdrückte, daß die bevorstehende Session sich als eine Periode erfolgreicher Arbeit erweisen werde;
hierzu seien alle diejenigen berufen und willkommen, welche den Staat und das Volk über die einzelnen Parteien stellen und in der Sorge für diese höchsten Interessen durch die Parteibestrebungen unbeirrt bleiben wollen;
die rasche Entwickelung des wirtschaftlichen Bebens habe gegenwärtig die Aufgaben für die Gesamtheit besonders zahlreich gestaltet;
es sei dringend notwendig, daß die Wünsche der einzelnen Parteien vorerst zurückträten. Es wurden darauf zahlreiche Gesetzesvorlagen angekündigt, welche namentlich das wirtschaftliche Leben betrafen.
Die Thronrede betonte schließlich die Nahrung der Einheit uud Macht des Staates sowie die Berücksichtigung der mannigfachen Verhältnisse der Königreiche und Länder und der verschiedenen Interessen des Volkes und hob hervor, daß durch eine ruhige, von Voreingenommenheit freie und auch den Standpunkt der gegnerischen Parteien beachtende Beratung der böhmische Ausgleich angebahnt worden sei, dessen Ausgestaltung und Verwirklichung auch künftig den Gegenstand des unentwegten Strebens der Regierung bilden werde.
Diese inhaltlich so bedeutungsvolle, unter besondern Feierlichkeiten verlesene Thronrede wäre unter gewöhnlichen Verhältnissen vom Abgeordnetenhaus mit einer Adresse beantwortet worden, welche den Standpunkt der Mehrheit darlegte. Eine solche Mehrheit war aber durch die Neuwahlen nicht geschaffen, und alle Bemühungen, eine neue statt der bisherigen durch die Niederlage der Alttschechen zerstörten fö'deralistisch-ultramontanen Mehrheit herzustellen, waren vergeblich gewesen.
Allerdings hatte man sich bei der Besetzung des Präsidiums dahin geeinigt, daß der Pole Smolka wie bisher Präsident, der deutsch-liberale Chlumecky 1.Vizepräsident und der deutsch-klerikale Kathrein 2. Vizepräsident sein solle. Aber Graf Taaffe that nichts, um die Verschmelzung der Polen und der Deutschliberalen zu einer neuen Regierungspartei durch bestimmte Versprechungen betreffs seiner Politik oder durch Modifikationen feines Ministeriums zu ermöglichen, förderte vielmehr die Rekonstruktion des ehemaligen Hohenwartklubs als konservativen Klub ( Mitglieder) und Gegengewicht gegen die deutsche Linke.
Unter diesen Umständen trugen die mit Recht mißtrauischen Deutschliberalen Bedenken, sich mit den anspruchsvollen Polen zu verbinden, um dann in wichtigen Fragen im Stiche gelassen zu werden. Da die Parteien also sich üder keine Adresse einigen konnten, stellte Smolka 8. Mai Antrag, daß eine Adresse als Antwort auf die Thronrede unterbleiben und an den Kaiser eine Ab ordnung entsandt werden solle, welche den Dank des Abgeordnetenhauses für die Thronrede auszusprechen hätte.
Dieser Antrag wurde mit einem Hoch auf den Kaiser angenommen. Hierauf widmete sich der Budgetausschuß der Beratung des Voranschlags für den Staatshaushalt für 1891, der infolge der Auflösung des Abgeordnetenhauses noch nicht gesetzlich festgestellt war. Die Deutschen stimmten im Ausschusz vorläufig für den ministeriellen Dispositionsfonds, der immer als eine Vertrauensfrageangesehen wurde. Das Budget ergab übrigens einen Überschuß von fast 4 Mill., war also seit Menschengedenken das günstigste.
Bei der Generaldebatte im Hause selbst hielt der Ministerpräsident Graf Taaffe 17. Juni eine längere Rede, in welcher er erklärte, die Regierung habe bei ihrem Appell betreffs eines Waffenstillstandes nicht den dauernden Verzicht großer gemäßigter Parteien auf ihren besondern Standpunkt bezweckt, noch auch erwartet, daß die radikalern Elemente sich der Waffenruhe anschließen würden; die Regierung habe vielmehr einerseits die Hintanhaltung ernsterer Konflikte, anderseits die Erfüllung des Sehnens einer großen Mehrheit der Bevölkerung [* 15] nach Ruhe und nach Erledigung der dringenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme im Auge [* 16] gehabt; die Neuwahlen bätten eine neue parlamentarische Situation geschaffen, und erdrücke seineaufrichtige Befriedigung darüber aus, daß die gemäßigten Parteien sich bereit zeigten, dem Appell der Thronrede zu folgen, indem sie mit anerkennenswerter Selbstbeschränkung das Parteiprogramm zurückstellten und sich mit der Regierung zu einer von den politischen Gegensätzen möglichst absehenden Arbeit vereinten, insbesondere daß eine große, zahlreiche deutsche Wählerschaften vertretende, bisher abseits stehende Partei, welche ausgezeichnete Fachmänner und bedeutende Kapazitäten besitze, sich wieder aktiv an den Parlamentsgeschäften beteilige.
Taaffe wollte mit diesen Schmeicheleien die Deutschliberalen für sich gewinnen, ohne ihnen doch feste Versprechungen zu machen. Plener als Vertreter derselben erwiderte, die deutsche Linke habe infolge der letzten Ereignisse ihre grundsätzliche Stellung als Oppositionspartei aufgegeben und stimme demgemäß für den Dispositionsfonds ;; da sie jedoch in Taaffes Erklärung noch keine völlige Wendung der innern Politik erblicke, und da noch keine dauernde greifbare Bürgschaft, sondern nur Keime für die weitere Entwickelung vorhanden seien, so sei ihre Haltung auf die gegenwärtige Lage zeitlich und inhaltlich beschränkt.
In der That wurde der früher vielumstrittene Dispositionsfonds 24. Juni mit 186 gegen 59 Stimmen (Jungtschechen, Deutschnationale und Antisemiten) angenommen. Bei der weitern Budgetberatung kam es zu einigelt heftigen Szenen, als jungtschechische Heißfporne gegen den Dreibund und den böhmischen Ausgleich donnerten und antisemitische Abgeordnete ihren Gefühlen allzu deutlichen Ausdruck gaben. Nachdem das Abgeordnetenhaus und das Herrenhaus! das Budget genehmigt und die Wahlen zu den Delegationen vorgenommen hatten, wurden die Sitzun^ gen des Reichvrates 20. Juli vertagt. Das Mißtrauen der Deutschen rechtfertigte Taaffe bald durch sein Verhalten gegen die jungtschechischen Demonstrationen aus Anlaß der tschechischen Landesausstellung in Prag. [* 17] Erst als die aufreizenden Reden bei den Verbrüderungsfesten mit den slawischen Deputationen zur Ausstellung alles Maß überschritten, die tschechischen Politiker und Studenten nicht bloß mit den Russen, sondern auch mit den ¶