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ebenso enthalten die einheimischen Bockkäfergattungen Xsoväklis und Oi Mis sowie viele Blumenfliegen Wespen nachahmende Arten. 2) Als pseudoepisematische Färbungen werden solche Fälle bezeichnet, in welchen Nachahmungen in feindlicher Absicht stattfinden, entweder^ um sich zwischen die Beutetiere unbemerkt einzuschleichen oder dieselben als Köder anzulocken. So schleichen sich bei uns Fliegen der [* 2] Gattung Voluceli^ in die Nester der Hummeln, deren Gestalt sie genau nachahmen, um dort ihre Brüt einzuschmuggeln, die von den Larven der Hummeln zehrt.
In der besonders interessanten Gruppe der Lockfärbungen ist eine asiatische Eidechse (I^n^no-06p1i9.1u8 in^8tao6U8) anzuführen, welche an den Mundwinkeln rötliche, blumenartige Gebilde trägt, die wahrscheinlich Fliegen und andre Veuteinsekten anlocken. Eine südamerikanische Schildkröte (l Uaoi'o ieinin)^ ^kininiiiokii) öffnet, wenn sie hungrig ist, den Mund und streckt zwei an dem Vorderrande der Zunge befindliche Fäden hervor. Diese gleichen Würmern, die sich in einer Felsspalte bewegen, und ! locken Beute an, während das Tier im übrigen völlig bewegungslos bleibt und einem mit Grün bedeckten Stein gleicht. Mehrere Fische, [* 3] wie I^0iliiii8 piscntoriu8 u. a., locken ihre Beute mittels eines glänzend gefärbten, an einer Art von Angelrute befindlichen Köders an, der sich oberhalb seines großen Maules bewegt.
Gewisse mitl verwandte Tiefseefische 3) Als pseudoal losem arische Färbungen bezeichnet Poulton solche Fälle, bei denen sogar ein Fremdkörper, der gewöhnlich in Verbindung mit einer gemiedenen und gefürchteten Art gesehen wird, von dem Nachahmer mit nachgebildet' wird. Ein ausgezeichnetes Beispiel hierzu entdeckte Sclater im tropischen Südamerika. [* 4] Die wohlgeschützten und zahlreichen Blattschneiderameisen (()6eoä0iim-Arten) werden von einem unreifen homopteren Insekt nachgeahmt, das in Gestalt und Farbe der Ameise mitsinnt dem Blattstück, welches sie gewöhnlich trägt, auffallend gleicht. Hierher können auch die scheinbar mit Schimmelpilzen bedeckten Käfer [* 5] gerechnet werden, von denen auf der Tafel zum Artikel Mission (Bd. 11, [* 1] Fig. 30) ein Beispiel abgebildet wurde.
IV. Die zur Anlockung und Erregung der Geschlechterdienenden epigamischen Farben, welche ihre Pracht in der Paarungszeit entfalten, gehören eigentlich nicht in dieselbe Gruppe und bedürfen auch keiner Erläuterung durch Beispiele, von denen einige besondere in dem Art. »Spinnen« [* 6] des vorliegenden Bandes mitgeteilt werden. Als allevigamische Färd ung (?) bezeichnet Poulton solche Fälle, wo der Reiz durch bunte Fremdkörper ausgeübt wird, wie bei Lauben-und Gärtnervögeln (s. Bd. 18).
Vgl. Poulton, 1?!i6 coioui'8 oftlik iiuimai8(Lond.1890);
Wallace, Der Darwinismus (deutsch, Braunschw. 1891).
Mineralien [* 7] (künstliche Bildung). Erhitzt man amorphes Schwefelzink mit viel Salmiak im Tiegel, so sudlnniert nach Lorenz ein Teil desselben gleich dem Salmiak und setzt sich in kleinen, das Licht [* 8] stark brechenden Kristallen anden Wandungen des Gefäßes ab. Die zurückbleibende Masse schmilzt zu einer klaren Flüssigkeit, die nach dem Erkalten begierig Wasser anzieht. Erhitzt man die geschmolzene Masse von neuem, so entweicht abermals Salmiak, und reines kristallisiertes Zinksulfid bleibt Zurück.
Genau ebenso verhält sich Schwefeleisen. Nun sind die Sulfide des Zinkes und des Eisens bei der angewandten Temperatur nicht sublimierbar, allein der Salmiak zerfällt bei dieser Temperatur in Chlorwasserstoff [* 9] und Ammoniak und ersterer wirkt aufbeide Schwefelmetalle in der Art ein, daß flüchtiges Zinkchlorid, resp. Eisenchlorür neben Schwefelwasserstoff entstehen. Beim Abkühlen der Dämpfe findet dann der umgekehrte Vorgang statt, indem aus Chlormetall und Schwefelwasserstoff Schwefelmetall und Chlorwasserstoff entstehen.
Durocher hatte schon früher kristallisierte Schwefelmetalle durch Erhitzen von Metallchloriden in trockenem Schwefelwasserstoff erhalten. Bei den Lorenzschen Versuchen tritt die scheinbare Flüchtigkeit der Schwefelmetalle hinzu, die aber nur auf der Flüchtigkeit der Chlormetalle beruht. Als Lorenz Schwefelwasserstoff über metallisches Eisen [* 10] leitete, welches bis nahe zum Schmelzpunkt des Schwefeleisens erhitzt war, erhielt er kleine schöne Kristalle [* 11] von Troilit, einem außerirdischen Mineral, das bisher nur im Meteoreisen und in Meteorsteinen gefunden war.
Nickelsulfid (Nickelkies, Millerit).wird auf diesem Wege nur in Form eines gelben Überzuges erhalten, dem recht wenige und sehr kleine Kristalle eingelagert sind. Dagegen gelingt die Darstellung der hexagonal kristallisierten Modifikation des Schwefelzinls, des Wurtzits oder der Schalenblende, sehr leicht bei Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Zinkdämpfe. In gleicher Weise erhält man auch das Schwefelkadmium, den Greenockit, und zwar wenn man die Temperatur bis nahe zum Siedepunkte des Kadmiums steigert, in prachtvollen langen, gelben Spießen.
Neben den gewöhnlichen hexagonalen Kristallen treten dabei schöne Zwillinge auf, welche eine neue monokline Modifikation des Kadmiumsulfids darstellen. Danach würde also die Zinkblendegruppe nicht mehr als dimorph, sondern als trimorph aufzufassen sein. Mineralquellen, s. Grundwasser, [* 12] S. 415. Minervini, Giulio, ital. Archäolog, starb Ende November 1891. Miranzai, Afghanenstamm, zu den Ghilzai gehörig, seit 1853 teils unter britischer Herrschaft, teils unter einheimischen Häuptlingen.
Als Fortsetzung des Kohatthals zieht das schmale Hanguthal 32 km westwärts und össnetsich dann in die Miranzaiebene. Letztere, welche im SW. vom Kuramfluß begrenzt wird, enthält sieben befestigte Dörfer. Eine Abteilung der Mission, die Symoschti, welche 5000 Krieger zählen, bewohnen ein Thal, [* 13] das von Westmiranzai sich gegen den Rücken der Pawar Kothulkette erstreckt, über welche General Roberts 1878die indische Armee gegen Kabul führte. Nach den ist ein Tahsil des britischen Distrikt Kohat im Pandschab benannt. Vgl. Ostindien. [* 14] 'Misston (hierzu »Neligions- und Missionskarte der Erde«). Mit dem wieder erwachten Interesse für die Inangriffnahme kolonisatorischer Arbeit in mehreren Ländern Europas wie in Nordamerika [* 15] hat sich auch, nicht ohne Anregung seitens der ¶
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den Regierungen, eine gesteigerte Thätigkeit auf dem ^ Gebiete der Mission bemerkbar gemacht, und'zwar sowohl auf protestantischer als auf katholischer Seite. Der ! römisch-katholischen Kirche verdanken ja der größte ^ Teil Amerikas wie auch einzelne Teile Asiens die i Gewinnung für die christliche Religion. Diese müssen wir bei unsrer Betrachtung ausscheiden, da sie längst selbsterhaltend und selbstbestimmend geworden sind. Wohl aber gibt es noch heute in allen Teilen der Erde große Gebiete, in denen eine Missionsthätigkeit entfaltet werden kann, und es hat sich gerade in diesem Jahrhundert, besonders in den letzten Jahrzehnten, eine außerordentlich rege Thätigkeit auf dem Gebiete der Heidenmission bei den protestantischen Völkern entwickelt.
Nach einer kritischen Zusammenstellung von Wangemann u. a. entfallen Heidenchristen auf katholische Missionen Protestant. Missionen Asien 3076100 1019500 Afrika 268700 577600 Amerika 330000 688100 Australien [* 17] und Ozeanien 55000 280000 Zusammen: 3729800 2565200 Allen. In den mohammedanischen Ländern Vorderasiens ! hat die evangelische Mission bisher nur den Versuch gemacht, die hier noch vorhandenen Neste altchristlicher Kirchen- ! gemeinschaften geistlich zu beleben. Außer dem amerikanischen Board (14 Stationen mit 41 Mis- z tionen, 26,000 Christen und 14,000 Schülern in 375 ^ Schulen) arbeiten hier die amerikanischen Presbyte-! rianer, die(^lmi'(:1iH1i88ion^i')'80ci6t)'u. a. In Per-! sien hat die evangelische Mission in Ispahan, Teheran und Tebriz festen Fuß, wenn auch vorerst durch kleine Gemeinden, gefaßt, am Urmiasee hat aber unter den Nestorianern die amerikanische Mission 21 Gemeinden mit 12,000 Seelen für die evangelische Kirche gewinnen können. In Kaukasien bestehen die alte Baseler Station Schuscha und die lutherische Gemeinde Tchamachi; ein kleiner Anfang ist auch in Tiflis gemacht.
Dagegen ist Kleinasien mit Armenien, Kurdistan, Mesopotamien und Syrien ein von 17 evangelischen Missionsgesellschaften bearbeitetes Gebiet mit über 30,000 Protestanten, darunter in Palästina [* 18] die deutschen Gesellschaften Chrischona, der Ierusalemsverein und der Frauenverein. l Indien.i In Indien soll nach drei wenig beglaubigten Überlieferungen zuerst der Apostel Thomas das Christentum gepredigt haben und bei Madras [* 19] den Märtyrertod gestorben sein; ein zweiter Thomas, ein Manichäer, soll gegen Ende des 3. Jahrh., ein dritter, der Armenier Thomas, aber um 780 nach Südindien gekommen sein.
In der That gehörten die Christen Indiens bei dessen Eintritt in die Geschichte zur syrischen Kirche. Als die Portugiesen 1498 gerade an dem Teil der indischen Küste landeten, wo die Christen ihren Hauptsitz hatten, fanden sie dieselben in fester Organisation unter Bischofen, Erzdiakonen und Priestern, welche als ihre Stellvertreter den indischen Fürsten gegenüber auftraten. Lange Zeit hatten sie christliche Könige, später wenigstens eigne .Häuptlinge, und die Christen an der Malabarküste standen im Range des Adels, sie bildeten die gefürchtete Leibwache der südindischen Könige.
Freilich war der christliche Glaube stark vom Islam wie vom Hinduismus beeinflußt worden. Die Portugiesen begannen mit Hilfe der Jesuiten sofort ihre Missionsarbeit, die Inquisition wurde 1560 in Goa errichtet und die syrische Kirche unter der rastlosen Thätigkeit der Jesuiten und des rücksichtslosen Druckes der Regierung in zwei Lager [* 20] gespalten. Während die syrischen Katholiken den Papst als ihr oberstes Haupt anerkennen, verdammen die Jakobiten sowohl die Lehren [* 21] des Arius und Nestorius als die der Bischöfe von Rom. [* 22]
Die Inquisition wurde erst 1812 gänzlich abgeschafft, die Jesuiten aber zwar 1759-73 unterdrückt, 1773 durch päpstlichen Erlaß gänzlich entfernt, aber 1814 wieder zugelassen. Trotz aller Kämpfe mit den Holländern und der Eroberung Indiens durch England hat sich die katholische Religion stetig ausgebreitet. Die indischen katholischen Missionen stehen unter der unmittelbaren Leitung des Papstes, welcher die 16 Bischöfe ernennt. Unter diesen haben sich in frühern Jahren wiederholt geborne Indier befunden.
Von den 1118 Geistlichen sind sieben Achtel Eingeborne. Der Erzbischof von Goa dagegen wird vom König von Portugal [* 23] ernannt. Die Zahl der römischen Katholiken belief sich 1885 auf 1,356,037, davon in Britisch-Indien 1,070,334, in den portugiesischen Besitzungen 252,477, in den französischen 83,226. 'Apostolische Vikariate bestehen in Madras, Hcnderabad, Vizagapatam, Maissur, Koimbalor, Madura, Ouilon (Süd-Travankor), Werapoli l Nord-Travankor und Kochin), Mangalor, Ponditscherri, Bombay, [* 24] Agra, Patna, Pandschab, Südbirma, Ostbirma, Nestbengalen und Ostbengalen, eine apostolische Präfektur für Zentralbengalen.
Die bedeutendsten katholischen Lehranstalten sind die der Jesuiten in Kalkutta, [* 25] Bombay, Negapatam und Mangalor. Die Zahl der Schulen überhaupt war 1881: 1514 mit 51,610 Lernenden. Ihre verhältnismäßig wenig bedeutende Unterstützung empfangen die Katholiken von der Oon Fi'k^'i Uio ä6 pi'o M^knä^ ii in Rom und der Gesellschaft der heiligen Kindheit. Die jährlichen Beträge belaufen sich auf nahe an 37,000 Pfd. Sterl. Die Protestanten begannen ihre Mission in Indien 1705, indem damals deutsche Missionare vom König von Dänemark [* 26] nach Trankebar entsandt wurden, welche ihre Stationen später auch in Madras, Kuddalor, Tandschor und Tinnevelli gründeten und die Bibel [* 27] in das Tamil und Hindustani übersetzten.
Die Baptisten folgten 1793 und ließen sich, da die Englisch-Ostindiiche Kompanie die Missionare in ihrem Gebiet nicht dulden wollte, in den: damals gleichfalls dünischen Serampur nieder. Die I^ondon ^lissionni')' ßociot^ erschien 1798 im Felde. Nachdem 1813 die Kompanie ihren Widerstand aufgegeben hatte, sandte 1814 die l^ureli HIi88iouki'v 8ociet^ und 1826 die 8oci6t^ ior tli6 i'ro MFktion ot tli6 (^081)61 ihre Sendboten aus; zwei Missions- bischöfe wurden 1877 als Beistand für den Bischof von Madras, ein dritter 1879 für Travankor und Kochin ernannt.
Danach erschienen die Sendboten vieler andrer religiöser Gesellschaften in Indien, heute sind dort thätig: 7 deutsche (Baseler, Brüdergemeinde, Goßnersche, Leipziger, Hermannsburger, Brecklumer und Frauenverein), 12 englische, 10 amerikanische, 1 dünische und 1 schwedische Missionsgesellschaft. Die englischen Missionen wenden jährlich weit über 7 Mill. Mk. auf, die Amerikaner 2^2 Mill., die Deutschen 668,450, die Schweden [* 28] 28,400, die Dänen 33,600 Mk. Die gegenwärtig von 736 europäischen Missionaren geleiteten 571 Stationen erfordern insgesamt eine Jahresausgabe von mehr als 10 Mill. Mk. Die gesamte christliche Bevölkerung [* 29] Indiens war 1872: 1,782,977, aber 1881: 2,148,228, also eine Zunahme von 20,4 Proz. Davon gehörten ¶