Rechte, erwarb das Doktordiplom und ließ sich als Advokat in Montélimar nieder, wo er auch zum Maire gewählt wurde. Bei den
allgemeinen Wahlen für die Deputiertenkammer ward er 1876 in seiner Heimat zum Abgeordneten gewählt und schloß sich der
republikanischen Linken an. 1885 in seinem Departement zum Senator erwählt, war er vom Dezember 1887 bis
April 1888 im Ministerium Tirard Minister der öffentlichen Arbeiten. Bei der Ministerkrisis im Februar 1892 beauftragte ihn sein
Freund, der Präsident Carnot, mit der Bildung eines neuen republikanisch-radikalen Ministeriums, in dem Loubet den Vorsitz und das
Innere übernahm.
James Russell, nordamerikan. Dichter und Kritiker, starb 11. Aug. 1891 in Boston.
Eine Gesamtausgabe
seiner Schriften: »Collected writings, literary essays, poems« etc.
in 10 Bänden veranstaltete Macmillan (Lond. 1890-91).
(spr. lohther), James William, engl. Staatsmann, geb. 1855 als ältester Sohn des konservativen
Parlamentsmitgliedes William Lowther, der seit 1841 im britischen diplomatischen Dienste stand und zuletzt bis 1868 den
Posten eines bevollmächtigten Ministers in Argentinien bekleidete, erzogen in Eton, studierte in Cambridge und wurde 1879 Rechtsanwalt
in London. 1883 wurde Lowther ins Unterhaus gewählt, wo er sich der Partei seines Vaters anschloß und gegenwärtig einen Wahlbezirk
von Cumberland vertritt. 1889 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Komiteesitzungen des Hauses
(Deputy Chairman of Committees) erwählt und im September 1891 zum Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt ernannt. ist mit
einer Nichte von Lord Salisbury vermählt.
Die Bevölkerung des Gebietes der freien Hansestadt Lübeck betrug nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1890: 76,485
Seelen (gegen 67,658 im J. 1885) und hat seit 1885 um 8827 Seelen (13,2 Proz.) zugenommen. Von jener Einwohnerzahl
kommen auf die Stadt Lübeck nebst Vorstädten 63,590 (Zunahme seit 1885: 8191 Einw.
oder 14,8 Proz.), auf das Städtchen Travemünde 1777 (Zunahme seit 1885 111 Einw. oder 6,7 Proz.),
auf die Landbezirke 11,118 (Zunahme seit 1885: 525 Einw. oder 5 Proz.).
Die Zunahme der Bevölkerung mit jährlich 2,44 Proz. war stärker als in irgend
einer Zählungsperiode seit 1871, nur die Periode 1875-80 kam mit jährlich 2,21 Proz. ziemlich nahe.
Die starke Zunahme der Bevölkerung in der Stadt ist wesentlich auf die Vorstädte zurückzuführen, in denen
sich die Einwohnerzahl um 35,4 Proz. steigerte, während sie in der
innern Stadt nur um 3,37 Proz. zunahm. Nach dem Geschlecht kamen auf 100 männliche 104,1 weibliche Personen. Der Handel Lübecks
hatte im J. 1889 folgenden Umfang: die Einfuhr hatte einen Wert von 238,180,067 Mk. (seewärts 81,827,847, land-
und flußwärts 156,352,220), die Ausfuhr einen Wert von 194,654,701 Mk.
(seewärts 109,260,929, land und flußwärts 85,393,772). Verglichen mit dem Jahre 1888 steigerte sich die Einfuhr
um 32,4 Mill., die Ausfuhr um 23,6 Mill. Mk.
An der Einfuhr zur See waren besonders beteiligt Rußland (48,3 Mill.) und Schweden (15,1 Mill.), zu Land: Hamburg
(62,3 Mill. Mk.); an der Ausfuhr Schweden (38,4 Mill.), Rußland (34,7 Mill.) und Dänemark (13,4 Mill. Mk.). Gegenüber dem
Vorjahr hat sich besonders der Handel mit Rußland, Schweden und Hamburg gesteigert. 1889 liefen 2596 Seeschiffe (darunter 1565 Dampfer)
von 532,616 Ton. ein, 2604 (darunter 1560 Dampfer) von 535,364 Ton. aus. Auf der Trave kamen 709 beladene
Frachtschiffe
mit 46,600 T. Ladung auf der Bergfahrt, 612 mit 30,800 T. Ladung auf der Thalfahrt an. Lübeck besaß 1891 37 Seeschiffe
von 13,182 T. Die Staatsschuld betrug zu Ende des Jahres 1891: 9,843,361 Mk.
Nikolas, russ. Geschichtschreiber, geb. 16. März 1855 im
Gouvernement Podolien aus einer russischen Adelsfamilie, studierte in Kiew unter Lutschitzky Geschichte,
ließ sich darauf als Dozent an der Universität nieder und wurde bald Professor der allgemeinen Geschichte an der Universität
zu Warschau. Er schrieb: »Marnix de Saint-Aldegonde als politischer Schriftsteller« (Kiew 1877);
»Geschichte der Reformation in
Polen« (Warschau 1883);
»Herzog Albrecht von Preußen und die Reformation in Polen« (1885);
»Der Ursprung der
katholischen Reaktion und des Verfalles der Reformation in Polen« (1890) u. a.
(spr. lüschähr), Achille, franz. Geschichtsforscher und Sprachgelehrter, geb. 24. Okt. 1846 zu
Paris, war zuerst Professor an der Faculté des lettres in Bordeaux und wurde 1885 zum Professor der historischen
Hilfswissenschaften in Paris ernannt. Er beschäftigte sich viel mit der baskischen Sprache und schrieb unter anderm: »De linguaaquitanica« (Par. 1877);
»Les origines linguistiques de l'Aquiaine« (1877);
»Études sur les idiomes pyrénéens de la région française« (1879).
Von hoher Bedeutung und von der Akademie mit Preisen gekrönt (das letzte mit dem großen Colbertschen
Preise) sind seine geschichtlichen Werke: »Alain le Grand, sire d'Albret. L'administration royale et la féodalité du Midi 1440-1522«
(1877);
»Histoire des institutions monarchiques de la France sous les premiers Capétiens 987-1180«. (1884, 2 Bde.; 2. Aufl.
1891) und »Études sur lesactes de Louis VII« (1885).
Weiter veröffentlichte er: »Louis VI le Gros« (1889);
»Les communes françaises à l'epoque des Capétiens directs« (1890).
Karl, verdienter Leiter und Förderer des gewerblichen und namentlich kunstgewerblichen Unterrichtswesens in
Preußen, geb. 17. Mai 1834 zu Glückstadt (Holstein), wo sein Vater Abteilungsdirigent in der Regierung war,
studierte in Kiel und Leipzig die Rechte, arbeitete seit 1857 als Auskultant in der königl. Administratur zu Ranzau, seit 1858 in der
Regierung und im Konsistorium zu Ratzeburg. 1863 trat er bei der holsteinischen Regierung in Kopenhagen ein, der er bald nach
Plön folgte, ward 1867 Bürgermeister zu Hadersleben, 1870 freiwilliger Abteilungsvorstand der Provinzial-Intendantur
des 9. Armeekorps zu Altona, 1871 Gewerbedezernent in der preußischen Regierung zu Schleswig, 1873 Hilfsarbeiter, 1875 vortragender
Rat im Ministerium für Handel, Gewerbe etc. zu Berlin, wo er besonders das gewerbliche Unterrichtswesen (mit Ausnahme der technischen
Hochschulen) leitete.
Mit diesem ging er 1879 in das Kultusministerium über und 1885 von da in das Handelsministerium zurück,
dem er, 1880 zum Geheimen Oberregierungsrat ernannt, noch angehört. Lüders besuchte in amtlicher Eigenschaft die Weltausstellungen
in Wien (1873), Paris (1878 und 1889) und viele andre Ausstellungen, Sammlungen etc. in und außer Deutschland. Die preußische
Abteilung auf den Kunstgewerbeausstellungen zu München (1876 und 1888) sowie die deutsche kunstgewerbliche
Sammlung auf der nordischen Ausstellung in Kopenhagen (1888) kamen durch ihn zu stande. An der Entwickelung des Berliner Kunstgewerbemuseums
und überhaupt an dem Aufschwung des