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geregt durch einen Vortrag von Ehrlich (Berlin), [* 2] auf das Kochsche Heilverfahren, über welches die Ansichten, wie überall, auseinander gingen.
In der zweiten Sektion wurden am letzten Tage Vorträge über Desinfektion [* 3] gehalten.
In der dritten Sektion trat Fleming bei Besprechung der Hundswut energisch für Prohibitivmaßregeln im Sinne der bei uns üblichen ein.
Roux berichtete über die Erfolge der Präventivimpfungen im Pasteurschen Institut.
Ferner wurde verhandelt über Fleisch- und Milchvergiftung, Milchversorgung von Städten, Nahrungsmittelüberwachung und Vorkommen von Milzbrand in Gewerbebetrieben.
Die vierte Sektion schloß sich mit großer Majorität der Agitation an, die seitens namhafter Hygieniker für den Ersatz unsrer gebräuchlichen rechtsschrägen Schreibschrift durch die sogen. Steilschrift ins Leben gerufen ist.
Rückgratverkrümmungen und Kurzsichtigkeit wurden auf die unzweckmäßige Schriftlage und die dadurch bedingte Körperhaltung zurückgeführt.
Die fünfte Sektion behandelte hauptsächlich die Rauchbelästigung in Städten, die sechste und siebente Sektion die Prinzipien der Städteanlagen, die für die Arbeiterwohnungsfrage wichtige Einteilung des Bebauungsblockes, den Bau öffentlicher Gebäude, den Theaterbau, [* 4] die Wasserversorgung und die Städtereinigung.
In der achten Sektion wurde das Quarantänewesen, die Schiffshygiene und die Ernährung der Schiffsmannschaft, besonders in den Tropen, besprochen.
Die neunte Sektion verhandelte über die Arbeiterwohnungsfrage, Anzeigepflicht, das System der Todesursachen, Erziehungsfragen und die Notwendigkeit des Unterrichts in Hygiene und hygienischer Physiologie in den Volksschulen.
In der zehnten Sektion wurden statistische Fragen aus allen Gebieten der Hygiene besprochen.
Getreideproduktion und Getreidehandel.
In den letzten Jahren hat die Produktion von Getreide, [* 5] insbesondere von den zur menschlichen Nahrung dienenden Arten desselben, eine sehr bedeutende Erweiterung und zugleich eine Verschiebung erhalten.
Viele der ehedem mehr als genügend für ihre Bedürfnisse produzierenden Staaten unsers Erdteils sind durch das starke Anwachsen ihrer Bevölkerung, [* 6] noch mehr aber durch den gesteigerten individuellen Verbrauch aus Produktionsgebieten Konsumtionsgebiete geworden.
Und wenn auch noch immer in normalen Jahren der europäische Osten ganz gewaltige Massen von Getreide aller Art auf den Weltmarkt zu bringen im stände ist, so tritt doch schon jetzt die nordamerikanische Union als gefährliche Konkurrentin, aber auch als notwendige Ergänzerin des uns mangelnden Bedarfs an Brotfrüchten auf, so daß der Schwerpunkt [* 7] der Getreideproduktion bereits überseeisch zu suchen ist.
Und an diesen mächtigsten Faktor im internationalen Getreidehandel reiht sich bereits eine ganze Anzahl andrer, welche, wie Indien und Australien, [* 8] schon deswegen als besonders hervorragend auftreten, weil ihre Erntezeiten und damit ihr Erscheinen auf dem europäischen Markt in andre Jahreszeiten [* 9] fallen, als die abweichenden klimatischen Verhältnisse unsers Erdteils und Nordamerikas sie diesen vorgezeichnet haben.
Ein sehr großer Fehlbetrag in Europa [* 10] trat 1891 ein.
Nach der Berechnung englischer Statistiker bedarf unser Erdteil wöchentlich einen Zuschuß von 900,000 Quarters (zu 2,91 hl) Weizen.
Thatsächlich wurden aber nach dem bis in die Mitte des September hinein nach Westeuropa aus Amerika, [* 11] Indien und Rußland wöchentlich 1,125,000 Quarters eingeführt, und auch von Roggen kamen ansehnliche Mengen von Amerika, aus den Donauländern, besonders aus Bulgarien [* 12] und der Türkei. [* 13]
Vor allem aber ist es die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Ernte [* 14] gewesen, welche, jeder frühern Erfahrung spottend, in den 5 Wochen nach dem von beiden Küsten nicht weniger als 2,791,000 Quarters gegen 302,000 Quarters im Vorjahr, also den neunfachen Betrag, nach Europa entsandte.
1) Getreideausfuhrländer. [ Vereinigte Staaten.] Die mit Weizen, Mais und Hafer, [* 15] den drei Hauptkörnerfrüchten der Union, bebauten Flächen haben sich in den letzten Jahren wenig verändert, 1890 gegen die nächsten Vorjahre sogar nicht unwesentlich vermindert. Es waren 1890 bestellt mit Weizen 14,434,862, mit Mais 28,788,305, mit Hafer 10,572,540 Hektar.
Die Ernten betrugen in Millionen Bushels (36,35 Lit.): Weizen Mais Hafer 1888 415,87 1987,79 701,73 1889 490,56 2112,89 751,52 1890 399,26 1489,97 523,62 Für 1891 wird die Ernte von Weizen auf 545, die von Mais auf 2027 Mill. Bushels veranschlagt. In en 10 Jahren 1870-79 betrug die Weizenfläche 10,074,966 Hektar, die durchschnittliche Weizenproduktion 312,152,728 Bushels und der Durchschnittspreis 104,9 Cents;
in den 11 Jahren 1880-90 war dagegen die Weizenfläche 14,868,307 Hektar, die durchschnittliche Weizenproduktion 445,110,508 Bushels und der Durchschnittspreis 82,8 Cents.
Nach den Berechnungen des landwirtschaftlichen Departements befanden sich in den bänden der Farmer 1. März 1890:156 Mill. und 112 Mill. Bushels, in Getreidespeichern 29 Mill. und 23 Mill. Bushels. Es wird angenommen, daß die Vereinigten Staaten [* 16] nach der jetzigen Bevölkerungszahl 299 Mill. Bushels Weizen konsumieren (4 ⅔ Bushels pro Kopf) und daß 53 Mill. Bushels zur Aussaat erforderlich sind.
Von der Maisernte waren 1890 infolge schlechter Qualität 20,5 Proz. nicht verkäuflich und mußten als Viehfutter Verwendung finden, Die Ausfuhr von Weizen und Weizenmehl (1 Faß [* 17] Mehl [* 18] 3 ½ Bushels gleichgestellt) betrug in dem Jahrzehnt 1880-90: 1,266,157,086 Bushels oder 446,168,434 hl, so daß sich die mittlere Jahresausfuhr auf nahezu 127 Mill. Bushels oder auf über 44,5 Mill. hl berechnet.
Die durchschnittliche Jahresernte betrug 450 Mill. Bushels oder 158,570,000 hl. Es sind also 28,2 Proz. der gesamten Weizenernte zur Ausfuhr gelangt.
Das Verhältnis der Ausfuhr zur Ernte erreichte den höchsten je erlangten Stand 1880/81, als 37,4 Proz. der ausnehmend reichen Ernte zur Ausfuhr kamen.
Der Export betrug von Weizen und Weizenmehl 1888/89: 88, 1889/90 109 und 1890/91: 106 Mill. Bushels, von Mais 1888/89: 69, 1889/90: 102 und 1890/91: 31 Mill. Bushels.
Der Gesamtwert der Ausfuhr aller Brotstoffe erreichte 1879/80 die hohe Ziffer von 288 Mill. Doll., sank danach aber gewaltig und hob sich erst 1889/90 wieder auf 154,9 Mill. Doll. Davon kamen auf 1888/89 1889/90 Weizen 41052701 Dollar 45275906 Dollar Weizenmehl 45296485 57036168 Mais 32982277 42658015 Roggen 158917 1279814 Hafer 245502 4510055 Die Weizen- und Weizenmehlausfuhr geht in der Hauptsache nach England (71,648,469 Bushels), dann nach Frankreich (3,847,779 Bushels), das aber früher ¶
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wiederholt sehr viel bedeutendere Mengen einführte, nach den Niederlanden, Belgien, [* 20] Italien, [* 21] Deutschland, [* 22] Britisch-Nordamerika, Mexiko, [* 23] Zentral- und Süd-amerika, Westindien. [* 24]
Deutschland importiert fast nur Mais (1889/90 für 4,824,991 Doll.).
Der große Konkurrent der Vereinigten Staaten aus den: Weltmarkt, Rußland, wird seit Ende der 70er Jahre innner mehr zurückgedrängt.
Mit Ende des Jahres 1891 dürfte der Siegeslauf des amerikanischen Getreides in Europa, der sich stetig von West nach Ost vollzieht, um ein starkes Stück weiter gekommen sein.
Insbesondere wird Deutschland, das im Durchschnitt der Jahre 1883-87 aus Rußland 65,^ Proz. seiner Getreide-Einfuhr empfing (s. unten), sich immer mehr dem überseeischen, insbesondere dem amerikanischen Getreide zuwenden. lNußland.1 Nachdem 1890 eine gute Mittelernte stattgefunden hatte, wurde das Land 1891 in sehr vielen Gouvernements von einer entschiedenen Mißernte heimgesucht, nur in den westlichen und Weichselgouvernements trat dank den reichlichen Niederschlägen eine bessere Ernte ein.
Selbst in den sonst so fruchtbaren östlichen und südöstlichen Schwarzerde-gouvernements war die Mißernte eine vollständige.
Nachdem schon die Ernte des Wintergetreides eine schlechte gewesen war, ging unter dem Einfluß anhaltender hartnäckiger Dürre und der Glut trockener Winde [* 25] sowie vollständigen Regenmangels auch dae Sommergetreide fast gänzlich verloren, so daß stellenweise nicht einmal die Aussaat wiedergewonnen wurde.
Nachdenvorläufigen Abschätzungen beträgt das Ergebnis der russischen Noggenernte 76 -77^Proz. desjenigen Betrags, den die Roggenernte im Durchschnitt der vorausgegangenen 8 Jahre ergeben hat. Nach den letzten amtlichen Erhebungen von 1881 entfielen von der Getreideanbaufläche auf Weizen . 11686015 Hektar Gerste. [* 26] .. 5040214 Hektar Roggen . 26083095 Mais . .. 607369 Hafer . 14085118 Eftelz . 376105 Mit Hinzurechnung von 4,004,000 Hektar für Buchweizen und 2,658,000 Hektar für Hirse [* 27] kommen auf den gesamten Getreidebau 64,510,889 Hektar. Im I. 1890 hatte Rußland im ganzen eine gute Mittelernte, die Ernte von 1891 aber blieb mit ihrem Gesamtertrag von 473,400,000 Iii selbst hinter der kleinsten Ernte der letzten 11 Jahre, hinter 1885, mit 494,418,000d1noch zurück, vondergröhtenim I. 1888 mit 664,406,000 lii ganz zu schweigen. Es betrugen die Ernteerträge in Hektolitern: Mittlere Ernte für 5 Jahre 1890 1891 1885 - 89 Winterweizen . 25200000 32185000 21000000 Sommerweizen . 59000000 47365000 40400000 Roggen. .. .. . 237400000 253466000 180200000 Gerste ... 52400000 6185^000 46600000 5afer 190600000 203397000 146600000 Dazu kommen noch Mais, Hirse und Buchweizen, welche 1891 sich auf 9,6, bez, 12,6 und 12,4 Mill. Iii beliefen.
.Da die Erzeugungskosten niedrig und zugleich die Überschüsse in der Regel sehr bedeutend sind, der innere Konsum aber ein verhältnismäßig geringer ist, so stehen gewöhnlich bedeutende Nberschüsse für den Export zur Verfügung, welche bei Eintritt schlechter Ernten und infolge der amerikanischen Konkurrenz vorübergehend eingeschränkt wurden, indes bald ihre frühere Höhe wieder erreichten.
Der Gesamtexportwert von Getreide betrug 1889 -. 375,401,000 Rubel und 1890: 338,512,000 Rubel, das Gewicht 1889: 465,480,000 Pud oder 77^/2 Mill. Ztr. und 1890: 416,799,000 Pud oder 69,4 Mill. Ztr. Am Gesamtexport nahmen die Hauptgetreidesorten teil wie folgt in Tausenden Pud (zu 16,38 k^): 1889 1890 1889 1890 Weizen. .. 190388 181909 Mais .. .. . 26898 20611 Roggen. .. 84288 76907 Weizenmehl . 3420 2841 Gerste . .. 65765 60669 Roggenmehl . 3470 2613 Hafer . .. 70142 51881 Meie .. .. . 12214 10601 Trotz der schlechten Ernte war 1891 die Ausfuhr eine sebr bedeutende. Am wurde ein Ausfuhrverbot für Roggen, Roggenmehl und Kleie erlassen.
Bis zu diesem Datum waren seit ausgeführt: 63,667,000 Pud, dagegen 1890 und 1889 bis'21.
Sept. nur 53,446,000, bez. 37,700,000 Pud. Zu diesem Ausfuhrverbot trat ein weiteres auf alles andre Getreide, ausgenommen Weizen, und auf Mehl, Malz, Grütze, Teig und gebackenes Brot [* 28] sich erstreckendes, endlich Ende November auch ein solches für Weizen.
Die Kornmassen, welche vom bis zum letzten Ausfuhrverbot ins Ausland gingen, werden berechnet auf Weizen 65, Roggen 22,4, Gerste 20,7, Hafer 10,3 Mill. Pud. Nun berechnete man November 1891 die Getreidevorrätc nach Abzug des nötigen Saatkorns und jener ausgeführten Mengen an Weizen auf 114,6, Roggen auf 582,6, Gerste auf 117,7, Hafer auf 274,7 Mill. Pud.
Da man den Verbrauch zu Nahrungszwecken der auf 90 Mill. geschätzten Bevölkerung der 50 russischen Gouvernements (ohne Polen) auf jährlich 776 Mill. Pud anschlägt, so genügen die gesamten Vorräte an Weizen und Roggen nicht, es mühlen noch 98 Mill. Pud Gerste hinzugezogen werden, so daß 19 Mill. Pud Gerste und der Hafervorrat zur Befriedigung andrer Bedürfnisse übrigbleiben würden.
Das sich herausstellende Defizit wird aber um so drückender, als die Verkehrsmittel und die Organisation der Hilfsleistung für die Notleidenden sehr viel zu wünschen übrig lassen, so daß, während die frühern Kornkammern Rußlands, die Schwarzerdegouvernements, thatsächlich die bitterste Not litten, auf den Eisenbahnstationen das Getreide aus Mangel an genügenden Transportmitteln zu Grunde gehen mußce. Roggen bildet in Rußland das Hauptnahrungsmittel, es wird daher verhältnismäßig weit weniger davon ausgeführt als von Weizen.
Während die Hauptabnehmer für Roggen Deutschland, Großbritannien [* 29] und Holland sind, geht der Weizen in erster Linie nach England, dann nach Frankreich und Deutschland, Mehl dagegen nach der Türkei, Schweden [* 30] und Norwegen. 1889 gingen nach England 21,8, Deutschland 5,?^ Frankreich 5,4, Italien 4,5, Holland 2,5 Mill.Iii.
Die gesamte Ausfuhr von Weizen betrug: 1889: 3467.6 Mill. Kilogr. im Werte von 220.4 Mill. Rnbel Papier 1890: 2948.4 »« »« - - - 185,5 ° Einen wie bedeutenden Anteil die Weizenausfuhr am gesamten Cerealienexport hat, erhellt daraus, daß von den Erporten von Getreide, Mehl und Kleie, welche 1888: 441, 1889: 375 und 1890: 338^2 Mill. Rubel betrugen, auf Weizen allein entfielen 1888 230, 1889: 200 und 1890: 185 Mill. Rubel.
Der Anteil Deutschlands [* 31] an dieser Ausfuhr betrug (in Mark): 1889 1890 Weizen. .. .. 432l,4000 57561000 Roggen. .. .. 99977000 83117000 Hafer .. .. .. 28156000 20265000 Gerste .. .. .. 36892000 41433000 ¶