Unterricht an diesen
Schulen verlangt gute pädagogische Vorbildung, die den Volksschullehrern städtischer
Schulen eigen zu
sein pflegt, aber daneben auch Verständnis für die gewerblichen, beruflichen
Gesichtspunkte, die beachtet sein wollen. Namentlich
stellt das gewerbliche
Zeichnen ganz eigenartige Ansprüche an den
Lehrer, die nicht bloß das Mittelmaß des bisher in den
Seminaren des
Staates Erreichten und Erreichbaren erheblich übersteigen, sondern auch auf besondern, der allgemeinen Lehrerbildung
fremden Grundlagen beruhen.
Das
Ministerium und mit ihm einzelne größere
Vereine haben hierinschon seit
Jahren durch besondere Zeichenkurse für
Lehrer
in
Berlin
[* 2] und andern
Mittelpunkten Wandel zu schaffen gesucht. Für die Zukunft jedoch beschäftigt das
Ministerium sich ernstlich mit dem
Plan eines eignen
Seminars für
Lehrer an Fortbildungsschulen, der freilich noch erst klarere Gestalt gewinnen
muß. Schwierig ist die
Frage der geregelten Beaufsichtigung der gewerblichen Fortbildungsschulen, die zugleich sachverständig in beiden
Hinsichten
(Schule,
Gewerbe) und nachdrücklich sein muß. Diese den ohnedies vielfach überlasteten
Schulinspektoren aufzubürden,
wäre unbillig und meist wenig wirksam.
Eigne sachkundige Oberleiter haben aber bisher nur an den reicher organisierten Fortbildungsschulen größerer
Städte sich heranbilden und anstellen lassen.
So harren noch manche tiefeingreifende
Fragen der
Lösung auf einem
Felde, dessen hohe Bedeutsamkeit für die Erwerbstüchtigkeit
wie für die sittliche
Förderung der
Nation kein einsichtiger
Freund des Vaterlandes verkennen kann. Man
wird nicht irren, wenn man im gegenwärtigen
Stadium des Überganges zu einem neuen, durch die
Handelsverträge von 1891 bedingten
volkswirtschaftlichen
System diesen
Problemen doppeltes
Gewicht beilegt und wünscht, daß das Verständnis für sie sich immer
mehr ausbreiten und allen beteiligten
Kreisen im entscheidenden
Augenblick recht gegenwärtig sein möge.
Charles, Finanzminister derVereinigten Staaten,
[* 5] geb. in
SenecaCounty im
StaatOhio, war zuerst Verkäufer in einem Dorfladen, entwickelte sich zu einem tüchtigen Geschäftsmann und erwarb sich als
Eisenbahnspekulant und
Bankier große
Reichtümer. 1870 wurde er in den
Kongreß gewählt; als Mitglied des Untersuchungsausschusses,
der 1874 nach
Louisiana ging, als dort zwei Staatsregierungen und zwei Staatsgesetzgebungen, eine republikanische
und eine demokratische, herrschten, erklärte in Übereinstimmung mit dem Minderheitsbericht letztere als die berechtigte.
Er ward 1879 zum
Gouverneur von
Ohio gewählt, welches
Amt er 1880-84 bekleidete, ging, nachdem sein zweiter
Termin zu Ende war,
in seine
Heimat zurück, um gänzlich seinen sehr ausgedehnten
Geschäften zu leben, und wurde nach Windoms
(s. d.)
Tod vom
PräsidentenHarrison zum Bundesschatzamtssekretär berufen.
Die
Bevölkerung
[* 7]
Frankreichs belief sich nach der
Volkszählung vom auf 38,343,192 Einw. und hat
im
Vergleich zur Zählung vom Jahr 1886, welche eine Gesamtbevölkerung von 38,218,903
Seelen ergeben hatte, nur um 124,289
Personen, d.h. um 0,33 Proz., zugenommen,
während die
Steigerung im Zeitraum von 1881 bis 1886 doch noch 545,855
Seelen oder 1,45 Proz betragen hatte. Seit der letzten
Zählung ist demnach die
BevölkerungFrankreichs nahezu stehen geblieben. Für die einzelnen
Departements ergeben sich:
Die übrigen 36,088 französischen Gemeinden zusammen haben dagegen eine Abnahme
ihrer Bevölkerung um 216,107 Cinw.aufzuweisen.
Das Anwachsen der großen Städte findet eben in Frankreich auf
Kosten der ländlichen Bevölkerung, durch Zuzug vom Lande statt.
Vgl. den vom Ministerium des Innern herausgegebenen Bericht:
Oeii0mdl6M6iitä6iap0Ml5ti0ii, 1891" (Par. 1892).
Mnterricht.l Durch das Schulreformgesetz vom war bestimmt worden, daß die Elementarschulen innerhalb 5 Jahren »laicisiert
werden sollen, d. h.daß jeder
Religionsunterricht fortzufallen hat und alle dem geistlichen Stande angehörigen
Lehrer innerhalb dieses Zeitraums durch weltliche ersetzt werden sollen. In dem Ende Oktober 1891 abgelaufenen fünfjährigen
Zeitraum ist es in der That gelungen, daß auf 52,000 staatlich angestellte Lehrer schließlich nur noch 1213 geistliche kamen,
welche mit diesem Termin ihrer Stellen gleichfalls verlustig gingen. Für die Mittelschulen wurde im Prinzip
gleichfalls die Laicisierung beschlossen und an den unter direkter staatlicher oder Kommunalleitung stehenden Anstalten durchgeführt.
Da aber in Frankreich außerdem zahlreiche von Priestern geleitete Mittelschulen bestehen und diese qualitativ höher stehen als die
Laienschulen, so kam es, daß die wohlhabendern Klassen ihre Söhnenach wie varin die unter geistlicher
Leitung stehenden Mittelschulen schickten und diese gegenüber den Staatslyceen an Frequenz immer zunahmen. Um diesem Zustand
abzuhelfen, soll nach einem in der Kammer eingebrachten Antrag die Anstellung im Staatsdienst von dem Besuch weltlicher unter
staatlicher Aufsicht stehender Lehranstalten abhängig gemacht werden. ^Landwirtschaft.) Während die Ernte
[* 16] im I. 1890 namentlich in Weizen ein sehr befriedigendes Resultat geliefert hatte (auf einer Anbaufläche von 7,061,000 Hektar116,915,880li1
Ertrag), wardieselbe im 1.1891 viel ungünstiger; sie ergab in Weizen 81,9 Mill. Iii, d. h. 75 Proz.
einer Mittelernte, während sie in Roggen auf 90 Proz., in Gerste
[* 17] auf 100 Proz. und in Hafer
[* 18] auf 115 Proz.
einer mittlern Ernte veranschlagt wird. Im Hinblick auf die schlechte Weizenernte wurden durch ein Gesetz vom die
Einfuhrzölle auf Weizen und Weizenmehl zeitweilig, bis zum von 5 auf 3, bez. von8
auf 6 Frank pro metr. Zentner herabgesetzt. Die Weinernte des Jahres 1891 wird auf 30,'i39,00l) Iii, d. h. 17 Iii
auf den Hektar bebauter Fläche, geschätzt und ergibt gegenüber dem Vorjahr mit einem Ertrag von 27,416,000 kl eine Zunahme
von 2,723,000 lü und gegen das Jahr 1889 eine Steigerung um 6,915^000 Iii. Der Wert eines Hektoliters Wein wurde
im I. 1889 durchschnittlich mit 38 Fr., 1890 mit 36 und 1891 nur mit 33^ Fr. angegeben, so daß der Gesamtertrag der Ernte des
Jahres 1889 auf 881, derjenige des Jahres 1890 auf 989 und jener des Jahres 1891 auf 1009 Mill. Fr. zu veranschlagen ist. Auch
in den letzten Jahren wurde zur Verbesserung des Weines, oder zur Ergänzung der ungenügenden ProduktionZucker
[* 19] und vom Ausland bezogener Wein verwendet. Ferner wurden an Tresterweinen im 1.1890: 1,946,700 !ü, an Weinen aus getrockneten
Trauben (Rosinen) 4,293,000 lü gewonnen. Zur wirksaniern Bekämpfung der Weinverfälschung ist in Abänderung des Gesetzes
vom Jahre 1889 ein neues Gesetz vom erlassen worden, wonach das Erzeugnis der Gärung von Trestern
frischer Trauben mit Wasser, mit oder ohne Zusatz von Zucker, sowie die Mischung dieses Erzeugnisses mit Wein, gleichviel in
welchem Verhältnis, nur unter der Bezeichnung Trester- oder Zuckerwein verkauft werden darf. Als eine strafbare Nahrungsmittelverfälschung
ist jeder Zusatz zum Wein, zum Trester- oder Zuckerwein sowie zum Wein aus getrockneten Weinbeeren anzusehen, der aus
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