der damit verbundenen Fachklassen für Maschinenbau und chemisch-technische Gewerbe sowie der Baugewerkschule zu Breslau. Fiedler gilt
als eine der ersten Autoritätenfürdas gewerbliche Fachschulwesen. Er ist seit 1879 außerordentliches Mitglied der technischen
Unterrichtskommission im preußischen Handelsministerium und war 1890/91 Mitglied der Berliner Dezemberkonferenz und der aus
ihr hervorgehenden Siebenerkonferenz zur Anbahnung einer Reform im höhern preußischen Schulwesen. Fiedler ist
Verfasser einer größern Anzahl von Aufsätzen in Zeitschriften, Denkschriften 2c. über die Entwickelung des Fach- und Fortbildungschulwesens,
namentlich in Schlesien. Außerdem schrieb er: »Die Mineralien Schlesiens« (Bresl. 1856);
»Die diluvialen Gebilde Schlesiens«,
»Einiges über schlesische Mineralien«, »Statistik der höhern Schulen Breslaus« (2 Tle.),
Geschichte. Der finnländische Landtag wurde mit folgendem kaiserlichen Manifest eröffnet: »Vertreter
des finnischen Volkes! Unter unablässiger Fürsorge für alle meine treuen Unterthanen habe ich für gut befunden, euch zu
dem jetzt beginnenden Landtag zu berufen, um die Entwürfe einiger neuer Gesetze und finanzieller Maßnahmen
für das Land zu beraten.« Gleichzeitig griff aber die russische Regierung mit mehreren Dekreten eigenmächtig in die innern
Angelegenheiten Finnlands ein, und der Generalgouverneur Graf Hevden erklärte rundweg den Willen des Zaren für die einzige Richtschnur
und verlangte vom Senat, daß er sich den von der russischen Regierung geäußerten Wünschen einfach unterordne.
Der Landtag beschloß im März in einer Ergebenheitsadresse an den Kaiser, der in Finnland herrschenden bewegten Stimmung Ausdruck
zu geben, die durch einige auf den engern Anschluß des Großfürstentums an die übrigen Reichsteile abzielende Maßnahmen
hervorgerufen worden. In einem Erlaß des Zaren an den Generalgouverneur hieß es darauf: Nur eine falsche
Auslegung der Grundlagen für die Beziehungen Finnlands zum Reiche und der obersten Gewalt habe diese bedauerliche Erregung veranlassen
können;
die Rechte und Privilegien des Landes, seine besondere kirchliche Organisation und seine Gesetze würden nicht nur aufrechterhalten,
sondern erhielten in vielen Teilen noch weitere Entwickelung;
er hoffe, daß die Vernunft des finnischen
Volkes diese Verirrung (der falschen Auslegung der russischen Maßnahmen) einsehen und richtiges Begreifen der eignen Vorteile
dasselbe bewegen werde, eine festere Knüpfung der Bande anzustreben, welche und Rußland verbinden.
Demgemäß wurden vom
Landtag mehrere Abänderungen des Strafgesetzes und des Wehrpflichtgesetzes verlangt, um dieselben
mit den russischen Gesetzen in Übereinstimmung zu bringen. Im April wurde der Minister-Staatssekretär General Ehrnrooth durch
seinen bisherigen Adjunkten, General W. v. Dähn, einen ganz russifizierten Finnländer, ersetzt. Als das russische Kaiserpaar
im Juli die finnischen Schären besuchte, wurde es sehr kühl empfangen. Den zur Begrüßung erschienenen Senatoren
wurde eine Audienz beim Kaiser, in der sie die Lage des Landes schildern wollten, verweigert, worauf ein angesehenes Mitglied
des Senats, der Vizepräsident Baron v. Troil, seine Entlassung nahm. Dagegen erschien 1. Juli eine Verordnung, wonach vom 1. Okt. ab
dem Senat die Oberaufsicht über die Presse entzogen und einem vom Zaren zu ernennenden Beamten übertragen
wurde;
der
Generalgouverneur hatte fortan allein die Erlaubnis zur Ausgabe periodischer Zeitschriften zu erteilen und erhielt die Befugnis,
das Erscheinen einer Zeitung zeitweilig oder für immer zu verbieten, falls er finde, »daß dieselbe
durch unrichtige Auslegung der Stellung Finnlands gegenüber dem Kaisertum Anlaß zum Mißvergnügen gibt,
oder wenn sonst berechtigte Gründe vorhanden sind«. Weitere Ukase bestimmten, daß der Minister-Staatssekretär alle die Interessen
Rußlands berührenden finnischen Gesetzvorlagen erst den russischen Ministern zur Meinungsäußerung vorzulegen habe, ferner
alle Vorlagen und Anträge sowohl des Staatssekretärs als des Senats dem Generalgouverneur in russischer Sprache einzureichen
seien und daher als Beamte des Staatssekretärs und der Kanzlei des Generalgouverneurs nur Russen oder Finnländer,
welche die russische Sprache gründlich verstehen, angestellt werden sollten.
Eine Verordnung vom verfügte sodann, daß bei jeder Diensternennung dem Bewerber, der die russische Sprache verstehe,
der Vorzug zugeben sei. Um die russische Regierung von allen Bedenken und Rücksichten auf frühere Versprechungen
der Zaren, namentlich Alexanders I. bei der Besitzergreifung Finnlands in Borgo, zu befreien, behauptete der russische
Historiker Ördin in einem angeblichen Geschichtswerk (»Die Unterwerfung Finnlands durch Rußland«, Petersb. 1889, 2 Bde.),
das von der russischen Akademie der Wissenschaften gekrönt wurde, daß jene Versprechungen, die er als
mißverstandene Phrasen bezeichnete, Finnland gar keinen Anspruch auf politische Rechte gewährten. Er wurde zwar von Danielson (»Finnlands
Vereinigung mit dem russischen Reich«, deutsch, Helsingfors 1891) gründlich widerlegt, dennoch blieb seine Darstellung nicht
ohne Einfluß auch auf den Zaren.
Als eine besondere Rücksichtslosigkeit der russischen Regierung wurde es in Finnland empfunden, daß trotz
des Entgegenkommens des Landtags, der die gewünschten Änderungen am neuen Strafgesetzbuch bereitwilligst vorgenommen hatte,
dasselbe noch ehe es in Kraft getreten, durch kaiserlichen Erlaß suspendiert und Finnland dadurch ein ganzes Jahr ohne
Strafgesetz gelassen wurde, da das alte schon aufgehoben war. Die Vorstellungen des Landtags über diesen
Mißstand blieben unbeantwortet. Zum Konseilpräsidenten wurde Ende 1891 ein unfähiger kaiserlicher Günstling, Tudeer,
ernannt. Ja, es drohte Finnland 1892 die völlige Aufhebung seiner Verfassung und völlige Einverleibung in Rußland durch eine
im Herbst 1891 in Petersburg eingesetzte »finnländische Grundgesetzkommission«.
bisher Haupthafen der Neuguineakompanie in Kaiser Wilhelms-Land (Neuguinsa), wurde 1891 als
Station aufgegeben und die oberste Verwaltung nach der Eickstadtinsel im Friedrich-Wilhelmshafen verlegt.
[* ] Eine vergleichende Untersuchung der verschiedenartigen Schuppenbedeckung der Fische führt zu dem Resultat, daß
sowohl die in Plakoid- und Ganoidschuppen als auch die in Cykloid- (Rund-) und Ktenoid- (Zahn-) Schuppen unterschiedenen
typischen Schuppen der Knochenfische wenigstens zum Teil homologe Bildungen sind. Die Plakoidschuppen, aus welchen sich durch
Verschmelzung mehr oder minder umfangreicher Gruppen von Schuppen die großen Hautschilde der Ganoiden herleiten, bestehen ihrem
Bau und ihrer Entwickelung nach aus drei verschiedenen Teilen:
1) dem aus dem Epithel abstammenden Schmelz, 2) dem aus einer unmittelbar
mehr
unter dem Epithel liegenden Cutispapille gebildeten Dentin, 3) der aus den tiefern Schichten der Cutis stammenden Basalplatte.
Im Bau der Zahn- und Rundschuppen, der Teleostier-Schuppen, lassen sich unterscheiden:
1) eine auf der Oberseite der Schuppen liegende, kurzweg als Deckschicht bezeichnete Schicht und 2) ein System darunterliegender,
in ihrem Bau übereinstimmender Lamellen, welche Hofer als Basallamellen und in ihrer Gesamtheit als Basalplatte
bezeichnet. Da die Cykloid- und Ktenoidschuppen niemals Schmelz besitzen, sind sie also nur einem Teil der Plakoidschuppen
homolog, und zwar entspricht die aus zartem Hyalodentin bestehende Deckschicht der Cykloid-Ktenoidschuppen dem Dentin der
Plakoidschuppen, die Basalplatte ersterer der Basalplatte letzterer.
Diese Homologie erhält ihre Begründung durch die Entwickelungsgeschichte: in allen Schuppen entsteht das Dentin aus homologen
Cutispapillen, und ebenfalls in allen Schuppen entsteht die Basalplatte aus dem geschichteten Teil der Cutis. Was das stammesgeschichtliche
Verhältnis der Cykloid- und Ktenoidschuppen unter sich anbelangt, so ist die Cykloidschuppe die phyletisch ältere Bildung,
und aus ihr hat sich erst die Ktenoidschuppe differenziert. Die Ktenoidschuppe legt sich zuerst cykloid an, und die Dornen
des Hinterrandes treten erst später als besondere Modifikationen der Deckschicht, nicht aber selbständig auf.
Die Entwickelung beider Schuppenarten beginnt prinzipiell in der gleichen Art und Weise; die ersten Zeichen der beginnenden
Schuppenbildung machen sich in der Cutis bemerkbar, und zwar in der obersten Lage der Cutis, unmittelbar unter dem Epithel,
in der Art, daß zunächst eine lebhaftere Zellteilung der Cutiszellen stattfindet, die an bestimmten Stellen zur Bildung von
Cutispapillen führt; zugleich verändern sich die unmittelbar darüber gelegenen Epithelzellen in der Weise,
daß sie cylinderförmig werden und eine deutlich entwickelte Schmelzmembran repräsentieren, wie sie von der Bildung der
Plakoidschuppen bekannt. Im weitern Verlauf aber bildet sich diese Schmelzmembran wieder zurück zu gewöhnlichen Epithelzellen,
ohne jemals Schmelz auszuscheiden, so daß diese Bildung nur als rudimentäres Organ anzusehen ist; sein Auftreten in der Entwickelungsgeschichte
der Cykloid- und Ktenoidschuppen beweist die Abstammung dieser von den Plankoidschuppen.
Die Cutispapillen dagegen bilden sich scheibenförmig um, und diese Scheibe beginnt sich zugleich an ihrem Hinterende etwas
zu heben als erste Andeutung der spätern dachziegelförmigen Anordnung der Schuppen. Indem nun in der Mitte der Scheibe eine
zarte, außerordentlich feine Lage einer homogenen Substanz des Hyalodentins auftritt, findet eine Scheidung
der die Scheibe bildenden Cutiselemente statt, und es bildet sich nach oben zu die Deckschicht, nach unten hin die Basalschicht
aus; erst hier tritt dann eine Scheidung in der Bildung der Cykloid- und Ktenoidschuppen ein. Daß die Ktenoidsich nach der
Cykloidschuppe entwickelt, wird auch bestätigt durch die häufig zu beobachtende Thatsache von Rückschlägen der Ktenoid-
in Cykloidschuppen, z. B. beim Barsch, während das Gegenteil nicht vorkommt. (Hofer, im »Sitzungsbericht der Münchener Gesellschaft für
Morphologie« 1890/91.)
Bei den Haifischen kennt man schon seit längerer Zeit ein eigentümliches Verhalten, welches mit ihrer niedern
Organisationsstufe zusammenzuhängen scheint. Alle Organe der Haifische und Rochen erweisen sich nämlich, wie Städeler und Frerichs
bereits 1858 beobachteten, ungewöhnlich reich an
Harnstoff,
jenem Zersetzungsprodukt, welches bei höhern Tieren schnellstens aus dem Kreislauf ausgeschieden wird, und wenn dies nicht
geschieht, schwere Störungen hervorbringt. W. v. Schröder, der diese Untersuchungen in neuerer Zeit am
Katzenhai wiederholte, fand im Mittel das Blut desselben so reich an Harnstoff wie den menschlichen Urin; die Muskeln, welche
bei höhern Tieren fast ganz frei von Harnstoff sind, enthielten 1,95 Proz. und die Leber 1,36 Proz. Harnstoff. Da diese Befunde
keinen Aufschluß über den Ort der Harnstoffbildung im Körper geben und der Genannte früher gefunden
hatte, daß die Leber diesen Körper bildet, so entfernte er bei mehreren Katzenhaien die Leber und bestimmte während der Lebensdauer
der Versuchstiere den Harnstoffgehalt der Muskeln. Es ergab sich aber im Vergleich zu andern Tieren nur eine so geringe Abnahme,
daß man der Leber einen Einfluß nicht zuschreiben kann und wahrscheinlich die Trägheit der Niere, welche
sonst die Abscheidung bewirkt, verantwortlich machen muß. Es spricht indessen für die geringe Erhebung der Organisation,
daß diese Anhäufung eines Abfallstoffes in Blut und Geweben nicht schädigend einwirkt.
Über die Funktion der Schwimmblase bei den Fischen hat O. Liebreich einige gelegentliche Studien gemacht
und gefunden, daß deren Thätigkeit beim Schwimmen völlig dem Prinzip des kartesianischen Tauchers entspricht, mit dem Unterschiede,
daß der äußere Druck, welcher den Taucher zum Sinken bringt, beim Fisch auch durch Muskelzusammenziehung willkürlich geleistet
werden kann, wenn die Höhe der Wassersäule nicht ausreicht, dem Fisch das für alle Schwimmbewegungen
förderliche spezifische Gewicht =1 durch Zusammendrückung der Schwimmblasenluft zu erteilen.
In der Tiefe des Druckgleichgewichts, wo er so schwer wie das Wasser ist, wird er darum am bequemsten schwimmen, weil er dort
weder von seiner Körperschwere nach unten, noch von der eingeschlossenen Luft nach oben gezogen wird;
aber auch oberhalb dieser Ebene, wo er etwas leichter ist als das Wasser, wird er bequem zu schwimmen im stande sein, da er den
Auftrieb durch Zusammendrückender Schwimmblase leicht ausgleichen kann. Liebreich nennt den Raum, den das Wasser bis zu dieser
Tiefe einnimmt, die Hydrosphäre des Fisches. In derselben wird er sich um so bequemer bewegen, je mehr
er sich der Gleichgewichtsebene nähert. Aber auch oberhalb derselben kann er seinen Körper durch Zusammenpressen schwer
genug machen, um sich in allen Höhen seiner Hydrosphäre beliebig lange schwebend zu erhalten.
Fritsch hat seine Studien über die elektrischen in jüngster Zeit an den Arten der Nilaales (Mormyrus) fortgesetzt.
Von diesen Fischen weiß man überhaupt erst seit 1881 mit Sicherheit, daß sie zur Gruppe der elektrischen Fische gehören, während
man bis dahin nur den Zitterrochen (Torpedo), Zitterwels (Malapterurus), Zitteraal (Gymnotus electricus) und den gemeinen Rochen
hierher zählte. Als Fritsch damals in El-Mansura (Ägypten) weilte, brachte ihm, während er sich gerade
zur Abreise rüstete, ein arabischer Fischer den Nilaal (Mormyrus oxyrhynchus), einen von den alten Ägyptern verehrten und
auf ihren Denkmälern häufig dargestellten Nilfisch. Zufällig berührte ein befreundeter Kaufmann denselben und glaubte dabei
etwas wie einen schwachen elektrischen Schlag zu verspüren, was dann wiederholt auch von Fritsch selbst
erprobt wurde. Dabei stellte sich zweierlei heraus, einmal, daß der elektrische Schlag des Nilaales von sehr geringer Kraft
mehr
ist, sodann daß der Schlag nur dann gut auszulösen ist, wenn man die beiden Finger genau den beiden Polen der horizontalen,
aus Platten aufgebauten elektrischen Säulen zu beiden Seiten des Schwanzes anlegt. Aus diesem Verhalten wird verständlich,
daß die elektrische Natur des Nilaales so lange Zeit unbekannt bleiben konnte, obwohl man schon lange
an ihm ein Gebilde kannte, das den elektrischen Organen der Zitterfische in seinem anatomischen Bau entspricht. Man hatte es
als pseudoelektrisch, als den Anfang der Umbildung einer Muskelpartie zu einem elektrischen Organ und den Nilaal als »pseudoelektrischen
Fisch« bezeichnet.
Nur vereinzelt, so von Babuchin aus Moskau, war (1877) darauf hingewiesen worden, daß man doch durch
die Zuckungen eines Krötenschenkels (der in Ermangelung eines Froschpräparats angewandt werden mußte) elektrische Ströme
an diesem wie an dem ähnlichen, ebenfalls als pseudoelektrisch bezeichneten Schwanze des Zitterrochens nachweisen könnte,
daß es somit wirkliche pseudoelektrische Organe gar nicht gäbe, sondern nur stärker und schwächer
elektrische.
Bei dem nahe verwandten Nilkarpfen (Mormyrus cyprinoides) konnte Babuch in indessen auch keine schwachen Ströme feststellen.
Um diese Fragen zur Entscheidung zu bringen, begab sich Fritsch im Winter 1891 von neuem nach Ägypten, namentlich um die Richtung
des elektrischen Schlages beim Nilaal festzustellen. Bezüglich dieser Richtung hatte Pacini gefunden, daß
zwischen den Nervenendigungen im elektrischen Organ und der Schlagrichtung bestimmte Beziehungen bestehen, in der Art, daß
die Fläche der elektrischen Platten, in welche sich die Nervenendigungen versenken, im Augenblick des Schlages negativ, die
andre positiv elektrisch wird.
Nur bei einer Art der elektrischen Fische, dem ebenfalls im Nil vorkommenden Zitterwels, stellte sich eine
Ausnahme von dieser Pacinischen Regel heraus, bei dem Nilaal aber bewährt sich, wie Fritsch nunmehr bei seinen zu Kafr ez Sayat
im Nildelta angestellten Versuchen festgestellt hat, die Pacinische Regel. Als Hilfsmittel für diese Feststellung diente ihm
ein von Du Bois-Renmond gefertigter Multiplikator von 41,000 Windungen, der historisches Interesse besitzt,
sofern schon Johannes Müller damit seine Studien am gemeinen Rochen betrieben hat.
Den Einfluß der Nahrung auf die Körperform zeigt bei den Fischen in bemerkenswerter Weise der Gründling (Gobio), von dem wir
in unsern süßen Gewässern eine Art mit in die Länge gezogenem Kopf und längern Bartfäden (Gobio fluviatilis
Cuv. Val.) und eine kurzschnauzige Art (Gobio obtusirostris Agass.) unterscheiden. Knauthe fand bei jahrelang fortgesetzten Versuchen,
daß sich aus dem Laich der kurzschnauzigen Art, wenn die ausgeschlüpften Tiere in sehr nahrungsarmen Teichen zum Aufwuchs
gelangten, in überwiegender Zahl langschnauzige Tiere entwickelten; in einem Fall entstanden sogar 85 Proz.
der langschnauzigen Form; der Rest verhielt sich in der Mitte zwischen Gobio fluviatilis Cuv. Val. und obtusirostris Agass.,
nur 3-5 Proz., und zwar die allerkräftigsten Fischchen arteten den Eltern nach und wurden echte
G. obtusirostris. Brut und Laich der kurzschnauzigen Gründlinge, in etwas nahrungsreichere Gewässer gebracht, entwickelten
sich dergestalt, daß die größern und kräftigern Individuen die Form der Eltern (obtusirostris), die
kleinern dagegen mehr oder minder deutlich die langschnauzige annahmen. Versuche endlich, die mit der Brut Gobio fluviatilis,
des Gründlinges mit sehr langgezogenem Kopf, in einem ungemein
nahrungsreichen
Tümpel angestellt wurden, führten zu dem Resultat, daß bei 70-80 Proz. von den Fischen der Kopf breit
und kurz wurde (obtusirostis). Die Experimente erinnern an die durch Nathusius und Nehring bekannt gewordene Thatsache, wonach
bei Schweinen eine in der Jugend reichlich verabreichte Nahrung danach strebt, den Kopf der Tiere breiter und kürzer zu machen,
während kärgliche Nahrung das entgegengesetzte Resultat erzeugt (»Zool. Anz.« 1891).
Unter den Schmarotzern und Parasiten, von denen die Fische zu leiden haben, sind als besonders gefährlich bestimmte, zu den Protozoen
gehörige Organismen erkannt worden die sogen. Sporidien, die die Sporidieninfektionen erzeugen. Solche Sporidien sind gefunden
worden in den Epithelkernen der Harnblase des Hechtes, in den Blutkörperchen des Hechtes, in der Schwimmblase
der Schleie, in den Muskeln der Meergrundel, des Stichlinges, der Sardine, in den Flossenmuskelzellen der Seenadel und in andern
Fischen. Am verheerendsten ist die Sporidieninfektion bei der Barbe aufgetreten. In Deutschland ist die Seuche der Barben konstatiert
in den Flußgebieten des Rheins, der Mosel, der Saar, in Frankreich in der Seine, Marne und Aisne; nach den
Jahrgängen ist die Heftigkeit der Krankheit wechselnd, in manchen Jahren hat sie zu einem großartigen Fischsterben geführt.
Die von der Krankheit befallenen Fische taumeln an der Oberfläche des Wassers, als wären sie mit Kockelskörnern vergiftet. Äußerlich
macht sich die Krankheit der Barben bemerklich durch mißfarbige Schwellungen der Haut und durch tiefe,
kraterartige Geschwüre, die am Kopf, am Rumpf und am Schwanz sich tief in den Körper erstrecken. Die Beulen sind durchschnittlich
walnußgroß, erreichen aber eine Länge bis 5 cm und werden bis 2 cm dick; durch ihren Aufbruch bilden sie
kraterartige, blutgeränderte Geschwüre.
Diese sind sämtlich erfüllt von einer gelben, bald mehr käsigen, bald mehr eiterartigen Masse, die sich unter dem Mikroskop
als der Hauptsache nach aus Psorospermien bestehend erweist; außerdem wimmelt es in diesen Geschwüren von großen, beweglichen
Bacillen. Die Sporen, d. h. die Fortpflanzungskörper des in der Barbe schmarotzenden Organismus, erscheinen
als linsenförmige, glänzende Körperchen, deren Durchmesser rund 0,01 mm beträgt. Jede Spore besitzt einen in Spiralwindungen
aufgerollten Faden, der an dem spitzen Pol der Spore herausgeschleudert werden kann, dabei aber mit seinem einen Ende an der
Spore befestigt bleibt; der ausgetriebene Faden erreicht an Länge den vier- bis fünffachen Durchmesser
der Spore.
Wahrscheinlich dient der Faden dazu, um die aus den ausgebrochenen Beulen der Fische ins Wasser gelangten Sporen an fremde Gegenstände,
besonders wohl Fische, zu befestigen. Das weitere Schicksal der Spore, der aus ihr entstehenden schmarotzenden Organismus und somit
die Art und Weise der Infektion der Barben ist noch völlig unbekannt. Bemerkenswert ist, daß bei der Barbe
nur die Muskeln an dieser Sporeninfektion erkranken; Leber, Milz, Ovarien, Eier, Kiemen 2c. finden sich frei. An der Schleie findet
sich eine Sporidienkrankheit mit ganz genau der gleichen Spore, hier aber in der Gallenblase, Schwimmblase, Milz und in Anhängseln
der großen Arterien. Auch andre Parasiten, besonders Würmer, sowohl im geschlechtsreifen Zustand (Fadenwürmer) als auch eingekapselte
Larven (Bandwürmer), finden sich sehr zahlreich in Fischen. Von besonderm Interesse ist die Parasitenfauna der Wanderfische,
da sie sich zum
mehr
Teil aus marinen Formen, zum Teil aus Formen des Süßwassers zusammensetzt. Die acht bekanntesten Wanderfische, nämlich Lachs,
Meerforelle, Stint, Schnäpel, Maifisch, Finte, Aal, Neunauge, besitzen, soviel wir wissen, 76 verschiedene Arten parasitischer
Würmer (18 Bandwürmer, 26 Saugwürmer, 23 Fadenwürmer und 9 Kratzer). Davon kommt fast die Hälfte, 36 Arten, nur
in Wanderfischen vor, so daß man von einer eigentlichen Parasitenfauna dieser Tiere sprechen kann.
Jeder Wanderfisch besitzt eine relativ hohe Zahl von ihm eigentümlichen Würmern, der Lachs 7 von 20 Parasiten, der Aal 10 von 25 etc.
Von all diesen Wanderfischen zeichnet sich der Lachs dadurch aus, daß seine Parasitenfauna einen ausgeprägt
marinen Charakter trägt; er infiziert sich wohl nur zufällig im Süßwasser, was sich daher erklärt, daß er vom Aufsteigen
aus dem Meere, bis er verlaicht hat, niemals Nahrung zu sich nimmt und auch dann fast nicht. Die Parasiten der übrigen Wanderfische
sind teils marinen Ursprunges, teils ausschließlich Süßwasserformen, u.
endlich kommen einige Formen sowohl in Meer- als in Süßwasserfischen vor.
In der noch strittigen Frage, ob bei der Flugbewegung der fliegenden Fische die Flossen nur als Fallschirme dienen, ohne durch irgend
welche Eigenbewegung den sogen. Flug zu unterstützen (Burmeister und K. Möbius), oder ob der Flugfisch bei seinem
durch Wirkung der Seitenmuskulatur bewirkten Sprung aus dem Wasser eine sogar äußerst lebhafte Flatterbewegung der Flossen
ausführt, wie dies Seitz angibt, liegen neue Beobachtungen von Fische Dahl und R. Du Bois-Reymond vor, welche zum Teil eine vermittelnde
Stellung einnehmen, im ganzen aber die Ansicht von Möbius als die richtige erscheinen lassen.
Nach Dahl bewirkt der Flugfisch das Aufsteigen aus dem Wasser durch heftige, schnell wiederholte Bewegungen mit dem Schwanze,
der sich bei den fliegenden Fischen, den Exocoetus-Arten, allen andern Fischen gegenüber dadurch auszeichnet, daß der untere
Teil der Schwanzflosse weit größer ist als der obere. Durch die schnellen Bewegungen des auch nach Du
Bois-Reymonds Beobachtungen sehr kräftigen Schwanzes gerät der ganze Körper mehr oder weniger in Erschütterung, die sich auch
den flügelartigen Brustflossen mitteilen und hier, wo die Amplitude nach der Spitze hin zunimmt, dem Auge sichtbar werden.
Diese rein passive, meist als ein Vibrieren bezeichnete Bewegung kann so heftig werden, daß es aussieht,
als ob die Flügel geschüttelt oder geschwungen würden. Niemals jedoch tritt, wie Du Bois-Reymond hervorhebt, durch diese
Bewegung unmittelbar eine Hebung der Flugbahn ein, sondern die Hebungen sind auf die Bewegung der Luft über den Wellen oder die
Schwimmbewegungen des Schwanzes im Wasser zurückzuführen. Hat der Fisch das Wasser völlig verlassen, so
findet keinerlei Bewegung der Flossen mehr statt, weder eine Bewegung des Schwanzes, noch eine Flatterbewegung der »Flügel«,
während sofort, wenn der Fisch das Wasser wieder berührt, die Schwanzflosse aufs neue zu arbeiten beginnt und häufig eine
erneute Hebung zur Folge hat.
Gegen die Annahme, daß die Brustflossen der fliegenden Fische die Rolle von Flügeln spielen, spricht speziell
auch das Verhalten gefangener Fische, welche weder Zu fliegen versuchen, noch auch, wenn man sie selbst aus beträchtlicher
Höhe fallen läßt, Flatterversuche machen. Das Aufsteigen aus dem Wasser geschieht häufiger gegen den Wind als mit dem Wind,
auch fliegen sie gegen den Wind in der Regel weiter; das Wiedereinfallen scheint in den allermeisten Fällen ein
unfreiwilliges
zu sein.
Bezüglich der Dauer des Fluges machte Du Bois-Reymond die Beobachtung, daß die weitfliegendsten Individuen fast genau 10 Sekunden
in der Luft blieben, was ebenfalls dafür spricht, daß die Bewegung der fliegenden Fische kein Fliegen, sondern
ein Springen ist; könnten sich die Fische durch Flügelschläge heben, so wäre nicht einzusehen, warum sie nicht
auch länger fliegen könnten, während wenn es sich um einen Sprung handelt, diese Zeitdauer das Maß des besten Sprunges darstellt.
Das Alter der und somit des gesamten Wirbeltierstammes ist durch neuere Untersuchungen wiederum um viele
Jahrtausende weiter zurück verlegt worden. Bei Canon-City (Colorado), in einem Sandstein, der auf den präpaläozoischen Gesteinen
der östlichen Fronte des Felsengebirges ruht und dem untern Silur (Ordovicianschichten) zugeteilt wird, fanden sich in ungeheurer
Menge die Platten von Panzer-Ganoidfischen und viele Bruchstücke der verkalkten Hülle des Notochord (Rückensaite)
einer niedern Fischform, die vorläufig zu den Haien gerechnet worden ist.
Der Fund, dessen genauere Beschreibung Walcott liefern wird, ist von ungewöhnlichem Interesse, weil wir durch denselben nunmehr
einige von den Vorfahren der großen Gruppe der Panzerfische (Plakodermen) kennen lernen, die so unvermittelt gegen
das Ende des obern Silur und in dem untern Abschnitt der Devonperiode in vielen Formen auftreten. Dadurch wird die frühe Formenvermehrung
verständlicher, denn durch den Umstand, daß die Wirbeltierfauna nun weit zurück, bis zum untersten Silur geführt wird,
bleibt der Schluß unabweisbar, daß die Trennung der Wirbeltiere von den Wirbellosen schon in kambrischen
Zeiten ihren Anfang gehabt haben muß, und das gleichzeitige Auftreten der Reste von Hai- und Panzerfischen ist besonders lehrreich.
Denn es deutet darauf hin, daß die von Woodward in feinem jüngst erschienenen Katalog der fossilen Fische des Britischen Museums
ausgedrückte Meinung richtig ist, daß unter den ältesten Fischen schon mehrere Reihen nebeneinander
herliefen, wie Haie und Panzerfische, denen sich die Doppelatmer anschließen. Er teilt mit Huxley die in zwei Gruppen, autostyle,
ohne besondern Aufhängeapparat des Schädels, und huostyle, mit einem solchen, und meint, daß in beiden Hauptzweigen Quastenflosser
(Archi- oder Crossopterygier) die ältesten Vertreter gewesen seien, von denen die heute herrschenden
Strahlflosser (Aktinopterygier) erst abstammen.