etwa auf den weitern
Ausbau des gewerblichen Fachschulwesens zu verwenden sein werden, so kann dies nach allem Gesagten nur
mit dem Vorbehalt geschehen, daß sich bei den spätern
Verhandlungen mit den
Gemeinden und mit den Gewerbtreibenden herausstellen
mag, ob von der einen Schulgattung mehr, von der andern weniger, als angenommen worden, entstehen, und
daß die der Berechnung zu
Grunde gelegten
Zahlen Durchschnittsziffern sind, bei denen vorausgesetzt ist, daß auch die Beiträge
der
Städte, der
Umfang der Anstalten 2c. wie bisher innerhalb gewisser
Grenzen
[* 2] variieren werden.
Auch ist von manchen hochnötigen Aufwendungen zur
Erhöhung der
Gehalte,
Vermehrung des Pensionsfonds, reichlichern Bemessung
der Zuschüsse an
Gemeinden und
Vereine bezüglich der bestehenden Anstalten einstweilen dabei abgesehen. Als erforderlich
in diesem
Sinne werden erachtet:
8) zu verschiedenen
Zwecken 40,000 Mk.; zusammen 1,118,000 Mk. Beigefügt sind der
Denkschrift eingehende tabellarische Nachrichten
über die Jahresetats wie über die
Lehrpläne von Anstalten aus den verschiedenen
Gruppen, aus denen man
ein völlig klares
Bild von deren gesamtem äußern wie innern Betrieb gewinnt. Ein zweiter Teil der
Denkschrift, von dem bisher
besprochenen ersten völlig gesondert, handelt, wie eingangs erwähnt, von den
Fortbildungsschulen, über die wir in einem
besondern
Artikel berichten.
Künstliche Fäden werden aus einer Mischung von
Kopal oder
Sandarach,
Leinöl, nitrierter
Cellulose und einem die
Verbrennung verhindernden anorganischen
Salz
[* 4] hergestellt. Aus diesen
Bestandteilen bildet man zunächst drei
Lösungen I, II,
III. Zur Gewinnung der
Lösung I schüttelt man 500 g fein gepulverten
Kopal oder
Sandarach mit 2400 g
Schwefeläther
in einer wohlverkorkten
Flasche
[* 5] bei gewöhnlicher Stubenwärme kräftig durch, läßt die Mischung einige
Tage zur Klärung
stehen, gießt sie dann ab, versetzt sie mit 100 g
Leinöl und filtriert.
Lösung II bereitet man auf die
Weise, daß man 1 kg Cellulose,vorzugsweise
Baumwolle,
[* 6] in 12
Lit.
Kupferoxydammoniak,
welches durch Auflösen von 10 Teilen
Kupfervitriol in 100 Teilen Ammoniakwasser von 0,975 spez. Gew.
gewonnen wird, etwa 15
Minuten eintaucht, dann in warmem
Wasser sorgfältig auswäscht und darauf trocknet. Die durch diese
Behandlung etwas aufgequollenen
Fasern trägt man nunmehr in ein auf 75° erwärmtes
Gemenge von 4 Teilen
Schwefelsäure
[* 7] vom spez. Gew. 1,84 und 3 Teilen
Salpetersäure vom spez. Gew. 1,4 ein, rührt
gut durch und gießt nach 5
Minuten die
Säure ab. Nachdem die entstandene
Nitrocellulose durch
Waschen mit
Wasser gründlich
von jeder
Säure befreit und getrocknet ist, übergießt man mit dem neunfachen
GewichtHolzgeist, schüttelt
durch, bis alles gelöst ist, stellt die
Lösung zum
Klären an einen kühlen
Ort und gießt sie dann von dem Bodensatz ab.
Die
Lösung III besteht aus 100 g essigsaurem
Natron, gelöst in
1
kg wasserhaltigem
Weingeist. Die genannten drei
Flüssigkeiten werden darauf in einem solchen
Verhältnis
gemischt, daß auf 1 kg
Nitrocellulose 200 g
Kopal, 50 g
Leinöl und 100-200 g essigsaures
Natron kommen. Diese Mischung wird
zur Herstellung der in ein
Gefäß
[* 8] gethan und durch freies Ausfließen durch eine entsprechend feine Öffnung unter gleichzeitiger
Anwendung warmer bewegter
Luft zumVerdunsten der Lösungsmittel in Fäden.
verwandelt, welche sich durch hohen Glänz und Gleichmäßigkeit auszeichnen.
Eine andre Art künstlicher Fäden ist von Chardonet in
Paris
[* 9] erfunden und wird aus
Zellstoff hergestellt. Zu dem
Zwecke unterwirft
man
Baumwolle oder Sulfitstoff aus weichem
Holze zunächst einer Nitrierung, wie zur Erzeugung von
Schießbaumwolle, und löst
sodann 6,5 Teile dieser nitrierten
Cellulose in 100 Teilen eines Gemisches von 38
Schwefeläther und 42
Alkohol zu
Kollodium
auf. Dieses bringt
man in ein verzinntes Kupfergefäß, worin durch eine Luftdruckpumpe ein
Druck von mehreren
Atmosphären
erhalten wird und in dem sich eine
Düse mit einer
Reihe von Glasröhrchen mit haarröhrchenartigen Öffnungen
befindet.
Durch diese Auslässe wird das
Kollodium durch den innern
Druck in Form dünner Fäden herausgedrückt, die durch
Verdunsten der
Lösungsmittel in Berührung mit
Wasser sofort fest werden. Aus diesem
Grunde sind die Glasröhrchen nach
oben gerichtet angebracht
und mit einem zweiten überragenden, größern Glasrohr umgeben, durch welches
Wasser fließt, das die
Fäden passieren müssen, um nunmehr von
Spulen aufgewickelt zu werden. Zur Gewinnung dickerer Fäden ist nur notwendig, mehrere aus
benachbarten Röhrchen austretende Fäden unmittelbar vor den Austrittsöffnungen zusammenzuführen.
Nachdem die Fäden darauf in warmer
Luft vollständig getrocknet sind, findet mit ihnen ein Denitrieren statt, um die
leichte Entzündbarkeit aufzuheben. Hierzu verwendet der Erfinder
Salpetersäure von 1,32 spez. Gew., zuerst bei einer
Temperatur von 35° und langsam absteigend, zuletzt bei 25°. Nach dieser Behandlung haben die Fäden die Fähigkeit,
sich wieder aufzulösen und zu explodieren, verloren, aber eine gallertartige
Beschaffenheit angenommen, welche sie außerordentlich
aufnahmefähig für
Farben 2c. macht. Nach Verlassen des
Bades kann man sie durch eine
Lösung von phosphorsaurem
Ammoniak ziehen, um sie noch unverbrennlicher zu machen. Diese künstliche
Seide
[* 10] ist sehr glatt und glänzend, von 1,49 spez. Gew.
und verträgt eine Belastung von 25-35 kg auf 1 qmm
Querschnitt.
Zur Bekämpfung der Rübennematoden, welche die Rübenmüdigkeit der
Felder verursachen, hat sich bis
jetzt die von
JuliusKühn¶
mehr
empfohlene Ansaat von Fangpflanzen am besten bewährt.Kühn entdeckte zuerst, daß die Embryonen der Nematoden in das Innere der Rübenwurzeln
eindringen und hier in kurzer Zeit ihre Wurmform verlieren, flaschenförmig anschwellen und das Bewegungsvermögen verlieren.
In diesem Zeitpunkte können die angeschwollenen Larven, bevor sie sich zum geschlechtlichen Tier entwickeln, durch
Zerstörung der Nährpflanze vernichtet werden. Die Würmer
[* 15] sind daher durch geeignete Nährpflanzen (Fangpflanzen) gleichsam einzufangen,
und nach neuesten Versuchen(1891) vonKühn hat sich seiner zarten Wurzelbildung wegen der Sommerrübsen als beste Fangpflanze
bewährt.
Bei extrem rübenmüdem Boden ist ein Brachjahr mit vier Fangpflanzensaaten unentbehrlich. Die normale Zerstörung einer Fangpflanzensaat
mit dem zu diesem ZweckevonKühn konstruierten Grubber, das dann erfolgende Aufpflügen des Landes zur vollen Tiefe mit Kühns
Schälsech und die Bestellung der neuen Saat erfordern pro Hektar im ganzen 16 Pferdetage von 10 Stunden Arbeitszeit. Ein Brachjahr
mit vier Fangpflanzensaaten erfordert daher 64 Pferdetage. Zum spätern Niederhalten oder zur Verhütung
weitern Umsichgreifens bei noch wenig intensivem Auftreten der NematodenempfiehltKühn, solche Pflanzen anzubauen, bei welchen
es möglich ist, eine oder selbst zwei Frühjahrs-Fangpflanzensaaten in Ausführung zu bringen, nachdem ein Versuch, in die
Stoppeln des nach den Rüben folgenden Getreides bald nach der Ernte
[* 16] eine Herbst-Fangpflanzensaat auszuführen,
nicht sicher zum Ziele führte. So ist es möglich, durch eine gelungene Fangpflanzensaat im Frühjahr vor Hanf die Nematoden
in solchem Maße niederzuhalten, daß normale Rübenernten gewonnen werden konnten. Da sich aber der Hanf schwer verwerten
ließ, kamKühn auf die Idee, Frühkartoffeln als Spätkartoffeln zu bauen, d. h. Sorten mit kürzerer
Entwickelungszeit spät auszulegen, um vorher eine Fangpflanzensaat zerstören zu können.
Kühn stellte 1890 zur Prüfung dieser Idee einen Versuch auf einer Fläche von 8 Morgen an. Die Fangpflanzen (Sonnnerrübsen) wurden 25. März gesäet
und 16. Mai zerstört. Das Auslegen der Kartoffeln erfolgte 22. Mai auf eben geeggtem Lande mit dem Spaten.
Darauf ward sogleich noch eine zweite Fangpflanzensaat ausgeführt, die zum geeignetsten Zeitpunkte durch Furcheneggen und
Handhacken sowie zum Teil durch Aufnehmen der Pflänzchen mit der Hand
[* 17] vernichtet ward. Zu diesem Zeitpunkt (21. Juni) hatten die
aufgelaufenen Kartoffeltriebe eine Höhe von ca. 10 cm erreicht. Bei diesem Versuch wurden 54 Sorten in Vergleich
gezogen und zwar 34 frühe und mittelfrühe, 10 mittelspäte und 10 Spätkartoffeln. Die erstere Gruppe war zur Zeit der Ernte
zum Teil gänzlich abgestorben, zum Teil stark abgewelkt. Die zweite Gruppe zeigte welkes oder halbwelkes, die dritte Gruppe
noch grünes Laub. Die einzelnen Sorten verhielten sich bei diesem späten Auslegen nicht gleichmäßig
in ihrem Ertrage. Die größere Zahl von Kartoffelsorten hat bei dem Auslegen nach Zerstörung einer Fangpflanzensaat in Bezug
auf Quantität eine befriedigende und in Bezug auf Qualität eine durchaus normale Ernte ergeben.
Für die Durchführung dieser neuen Kulturmethode, welche die Möglichkeit in Aussicht stellt, durch den
Kartoffelbau nach zwei Frühjahrs-Fangpflanzensaaten die Entwickelung der Nematoden dauernd beschränken und ihre Vermehrung
ausreichend niederhalten zu können, um alle 3 Jahre eine nach Quantität und Qualität volle, normale Rübenernte zu
gewinnen, gibtKühn folgende Anleitung: Die Aussaat des Sommerrübsens erfolgt am zweckmäßigsten gegen den 10. April. Frühere
Aussaat bewirkt nur höhern Wuchs des Rübsens, ist aber auf den Zeitpunkt der Zerstörung erfahrungsmäßig
ohne wesentlichen Einfluß. Nach Zerstörung der Fangpflanzen muß das Auslegen der Kartoffeln und Aussäen einer zweiten Fangpflanzensaat
alsbald erfolgen. Vorteilhaft ist es, die Kartoffeln 0,47 m im Quadrat auszulegen; es ist dann das Zerstören der zweiten
Fangpflanzensaat durch kreuzweises Befahren mit der Furchenegge um so besser auszuführen, doch muß in der Nähe der aufgelaufenen
Kartoffeltriebe mit der Handhacke, eventuell durch Ausziehen der Rübsenpflänzchen mit der Hand nachgeholfen werden, und zwar
so, daß auch alle etwa vom Boden nur bedeckten Pflänzchen beseitigt werden.
Ein etwas enger Stand der Kartoffeln ist bei dem späten Auslegen zur Gewinnung eines befriedigenden Quantums
rätlich. Es würde sich empfehlen, alle in der betreffenden Örtlichkeit bewährten Sorten bei dem vergleichenden Versuch
mit zu verwenden, da obige Angaben zeigen, daß auch später reifende Sorten zum Teil bei dem Auslegen im Mai sich bewähren
können.