Stoffen fehlt. Um die schädlichen
Wirkungen des sauren schwefligsauren
Natrons zu verhindern, setzte Bokorny etwas phosphorsaures
Kali zu. Es wurden Kontrollversuche angestellt, bei denen die
Algen
[* 2] in den
Lösungen der betreffenden Mineralstoffe sich befanden,
aber kein oxymethylsulfosaures
Natron erhielten. Die
Gefäße mit den
Algen standen in einer
Schale mitKalilauge
unter einer Glasglocke, so daß sie also keine Zufuhr von
Kohlensäure erhielten. Dem entsprechend wurde auch im
Licht
[* 3] keine
Spur von Kohlensäureentwickelung beobachtet.
Nach 5
Tagen ergab die Untersuchung sehr große
Mengen von
Stärke
[* 4] in den Spirogyren, denen oxymethylsulfosaures
Natron zugesetzt
war, keine
Stärke dagegen in den
Algen, die dies
Salz
[* 5] nicht erhalten hatten. Erstere sahen sehr gesund
aus und waren erheblich gewachsen, letztere waren ausgehungert, zum Teil abgestorben und nicht gewachsen. In keinem
Gefäß
[* 6] waren
Spaltpilze aufgetreten, und dies ist bemerkenswert, weil bei so langer Versuchsdauer die
Algen aus der von den
Spaltpilzen
gebildeten
KohlensäureStärke gebildet haben könnten.
Ohne
Kali in der Nährlösung wurde
Kohlensäure von den Spirogyren nicht zersetzt; sie verloren ihre
Stärke unter solchen
Umständen selbst bei vollem
Licht und Kohlensäurezutritt binnen wenigen
Tagen und zeigten nach einiger Zeit Hungererscheinungen.
Wurde dann aber 1
pro Mille oxymethylsulfosaures
Natron zugesetzt, so war binnen 3
Tagen reichlicheStärke
vorhanden. Daraus scheint hervorzugehen, daß
Kali zwar zur Umbildung von
Kohlensäure in Formaldehyd, nicht aber zur
Kondensation
des Formaldehyds zu
Kohlehydrat erforderlich ist.
Litteratur1886-91.Wenn schon die Zahl der selbständigen Werke, welche sich mit ethnographischen
und anthropologischen
Fragen beschäftigen, eine außerordentlich schnell wachsende ist, wobei man auch
die meisten der in jüngster Zeit sich häufenden Reisewerke zu berücksichtigen hat, da sie oft wertvolle Beiträge zur
Völkerkunde bringen, so mehrten sich doch die in Fachzeitschriften verstreuten kleinern
Aufsätze in ungleich stärkerm
Maße.
Und diese kleinern Beiträge, deren Gebiet meist ein enger umschriebenes
Feld ist, haben häufig eine
sehr hohe Bedeutung, weil sie gewöhnlich in Spezialuntersuchungen sich vertiefen. Es ist daher in folgender Litteraturübersicht
angestrebt worden, aus der
Fülle der
Publikationen der letzten Jahre die wertvollsten auszuscheiden und dieselben womöglich
mit einer kurzen Charakterisierung hier aufzuführen. Eingehendere Inhaltsangaben bringt regelmäßig der von A.
Supan geleitete Litteraturbericht in
»Petermanns Mitteilungen«.
Als
für weitere
Kreise
[* 14] bestimmt und durch eine
Fülle ausgezeichneter Abbildungen nach den besten
Quellen geschmückt erschien
Ratzels
»Völkerkunde« (Leipz. 1885-88, 3 Bde.).
W.
Schneiders Werk: »Die Naturvölker. Mißverständnisse, Mißdeutungen und
Mißhandlungen« (Paderb. u.
Münster
[* 15] 1885-86, 2
Tle.), nimmtStellung gegen die darwinistische Auffassung
der
Entwickelung des Menschengeschlechts aus niedern, tierähnlichen Anfängen. Auch die letzten
Abschnitte des in gleicher
Weise wie
RatzelsVölkerkunde ausgestatteten vortrefflichen Werks von
Ranke: »Der
Mensch« (Leipz. 1886),
gehören hierher. Als
eine populäre
Völkerkunde nach französischer Auffassung darf Wermann, »Les races humaines«,
gelten.
DeQuatrefages,
»Histoire générale des races humaines« (Par. 1889),
kommt zu dem
Schluß, daß
der boreale Ursprung des
Menschen der wahrscheinliche und daß die gelbe
Rasse zuerst auf der
Erde erschienen sei.
Bastian, »Zur
Lehre
[* 16] von den geographischen
Provinzen« (Berl. 1886), stellt den
Satz auf, daß die Ethnologie die
Entwickelung des Menschengeistes
als
Produkt seiner Umgebung aufzufassen habe, welche wieder eine nach außen wirkende psychische
Atmosphäre
schaffe. R.
Andrees kleine
Schrift »Die
Anthropophagie« (Leipz. 1887) weist das hier noch heute, dort früher bestehende Vorkommen
der
Menschenfresserei auf dem ganzen Erdball nach. A. Featherman behandelt im zweiten
Band
[* 17] seiner »social history of the races
of mankind« (Lond. 1887) die
Papua und Malaio-Melanesier in derselben unzuverlässigen
Weise wie andre
Völker im ersten
Band
seines Werkes. A. de
Quatrefages, »Les
Pygmées« (Par. 1887),
weist nach, daß die
Pygmäen keine Fabelwesen sind, beschäftigt
sich aber vorzugsweise mit den
Negrito. H. Heyberg, »Einige
Beispiele aus
Europa
[* 18] über Völkerverbindung
und Völkertrennung durch
Gebirge,
Flüsse
[* 19] und Meeresarme«
(Halle
[* 20] 1887),
stellt mit großer
Gelehrsamkeit geographisches und
ethnographisches
Material zusammen, um die geschichtliche Bedeutung des Wolgastroms und des Balkangebirges klarzustellen.
R.
Andree, »Das
Zeichnen bei den Naturvölkern« (in den »Mitteilungen der Anthropologischen
Gesellschaft zu
Wien«
[* 21] 1887) ist wieder eine der gründlichen Spezialuntersuchungen dieses sein Gebiet mit
Geschick und
Geschmack beherrschenden Forschers. M.
Bartels fügte zu dem wohlbekannten Werk von Ploß, »Das
Weib in der
Natur-
und
Völkerkunde« (3. Aufl., Leipz. 1892), ganz neue
Kapitel, während der alte
Stoff vielfach durchgearbeitet, ergänzt und
bildnerisch durch
Aufnahme anatomischer Abbildungen und Rassentypen bereichert wurde. In gewohnter geistreicher,
aber auch wieder in jener bizarren, abspringenden Darstellungsweise, die ihn so schwer genießbar macht, hat
Bastian in einem
zweibändigen Werk: »Allerlei aus
Volks- und Menschenkunde« (Berl. 1888, mit 21 Tafeln),
EthnographischeSchmidthat sich in seinen »Anthropologischen
Methoden« (Leipz. 1888) der dankbaren Aufgabe unterzogen,
ein allgemeines Handbuch der anthropologischen Forschungsarbeit zu verfassen. Beachtenswert ist auch der
Aufsatz von W.
Cramer,
»Die Aufgaben und das
Ziel der anthropologischen Forschung«
(Metz
[* 22] 1888).
Fr. Galton schlägt in
»Human variety«
(»Nature« 1889)
eine neue Art der Bestimmung körperlicher Eigentümlichkeiten vor. R.
Andree bringt in seinen »Ethnographischen
Parallelen und
Vergleichen« (Leipz. 1889) eine wertvolle Sammlung von Abhandlungen zur vergleichenden
Völkerkunde, als eine neue
Folge der schon 10 Jahre
¶
mehr
vorher erschienenen ersten gleichwertigen Sammlung. Le
[* 24] Bons »Les premières civilisations« (Par.
1888) erscheinen gewissermaßen als eine Erweiterung seiner früher gelieferten Arbeit »L'homme et les sociétés«. Ethnographische Petri
tritt in »Verkehr und Handel in ihren Uranfängen« (St. Gallen 1888) der Anschauung entgegen, welche den Menschen aus dem Raubtier
[* 25] sich entwickeln läßt. MißBuckland beschreibt im »Journal of the Anthropological Institute« (Lond. 1888)
die verschiedenen Arten des Tättowierens und seine Verbreitung.
müssen wir gleichfalls hierher rechnen. Desselben Verfassers hochbedeutsame Schrift: »Anthropogeographie. Zweiter Teil: Die
geographische Verbreitung des Menschen« (Stuttg. 1891),
ist eine Fortsetzung seiner bereits früher erschienenen
Arbeit auf demselben Gebiet. Eine wenig wissenschaftliche Ordnung der Menschheit nach rein anthropologischen Merkmalen versucht
Deniker, »Essay d'une classification des races humaines« (Par. 1889),
dagegen liefert Post in seinen »Studien zur Entwickelungsgeschichte
[* 26] des Familienrechts« (Oldenb. 1889) einen weitern wertvollen
Baustein zu seinen seit 1875 veröffentlichten Schriften ethnologisch-rechtswissenschaftlichen Inhalts. Kern weist in »Taalkundig
gegevens ter bepaling van het Stamland der Maleisch - Polynesische Volken« (Amsterd. 1889) abermals die südostasiatische
Urheimat der Malaio-Polynesier nach; Ethnographische Metzger behandelt dasselbe Thema im »Globus« 1890. über die Urheimat der arischen Völker
liegt eine Anzahl von Schriften vor.
und Sayce, »The primitive home of the Aryans« (»Science« 1889),
Penka, Die Entstehung der arischen Rasse« (»Ausland« 1891)
u. a. Zu nennen sind hier noch Ollivier-Beauregard, »En Orient. Études ethnologiques et linguistiques
à travers les âges et les peuples« (Par. 1889);
Colocci, »Gli Zingari, storia d'un popolo errante« (Turin
[* 27] 1889);
Wlislocki,
»Volksglaube und religiöser Brauch der Zigeuner« (Münster 1891);
T. Achelis, »Die Entwickelung der modernen Ethnologie« (Berl.
1890);
Felkin, »On the geographical distribution of some tropical
diseases« (Edinb. u. Lond. 1889),
zieht die ganze Reihe tropischer Krankheiten in den Kreis
[* 36] seiner Betrachtungen und gibt eine kartographische Darstellung des
Verbreitungsgebiets jeder der besprochenen Krankheiten. Weiter sind auf diesem Gebiet zu nennen: G. Treille, »De l'acclimatation
des Européens dans les pays chauds« (Par. 1888);
Stolz, »Das Leben der Europäer in den Tropenländern«
in den »Mitteilungen der ostschweizerischen geographisch-kommerziellen Gesellschaft« (St. Gallen 1888);
Auf die ethnographischen Verhältnisse des Erdteils im allgemeinen oder größerer Teile beziehen sich das in 2. Auflage von
Dottin herausgegebene Werk von Arbois de Jubainville, »Les priemiers habitants de l'Europe« (Par.
1888),