In diesem letzten Bohrloch ist in einer Tiefe von 1716 m die größte
Temperatur gefunden worden, welche überhaupt bis jetzt
im Innern der Erde beobachtet wurde, nämlich 56,5° C. Die angestellten
Beobachtungen haben eine zwar stetige, aber bisweilen
ungleiche Zunahme der
Wärme
[* 2] nach dem Erdinnern zu ergeben. Nach den in den
Bohrlöchern zu
Sperenberg vorgenommenen
Temperaturmessungen hatte
Dunker eine mathematische
Formel für die Wärmezunahme aufgestellt und nach derselben die Wärmegrade
für größere Tiefen berechnet.
Bekanntlich war
Dunker zu dem
Resultat gekommen, daß die allmähliche
Steigerung der
Wärme nach unten hin abnehme, endlich
ganz aufhöre und in eine Verminderung übergehe, so daß man sich das Erdinnere als kalt vorstellen
sollte. Indessen ist
Dunker von seiner
Ansicht zurückgekommen. Einen störenden Einfluß auf die Wärmezunahme übt vor allem
das Wärmeleitungsvermögen der verschiedenen Gesteinsarten und zwar nicht nur derjenigen, in welchen gebohrt worden ist,
sondern auch aller darunter liegenden
Gebirgsarten.
Nähert man sich einer
Schicht von starkem Leitungsvermögen, so wird die
Temperatur rasch zunehmen, ist
sie aber erreicht, so kann die Zunahme nur eine langsame sein, weil schon die obere
Zone dieser
Schicht eine höhere als die
ihrer Tiefenlage zukommende
Wärme angenommen hat. In einer
Schicht von geringem Wärmeleitungsvermögen wird umgekehrt
die Temperaturzunahme nur gering sein, innerhalb derselben aber nach unten hin schneller wachsen, weil in einer solchen die
Wärme nur in geringem
Maße sich von unten herauf gleichmäßig verbreiten kann.
Von großem Einfluß auf den Wärmegrad ist ferner das
Wasser, das entweder von
oben her in das Bohrloch eindringt oder
erbohrt wird; je nachdem es in letzterm
Falle warme oder kalte
Quellen sind, wird eine
Steigerung oder
Erniedrigung der
Temperatur
dadurch bedingt. Neben diesen natürlichen Einflüssen treten noch künstliche störend ein, welche durch die Bohrarbeit
selber veranlaßt werden. Als solche sind zuerst das Rohrspülwasser zu erwähnen, welches in das Bohrloch
hineingepumpt wird, um den Bohrschlamm aus demselben zu entfernen.
Ferner ist die eiserne Verrohrung wichtig, welche überall,
wo die Bohrwände zu schwach sind, angebracht werden muß. Unbedeutend ist dagegen der Einfluß der Bohrarbeit selber. Ein
allgemeines
Gesetz über die Temperaturzunahme im Erdinnern läßt sich nicht aufstellen, nur so viel kann
man sagen, daß die
geothermische Tiefenstufe größer ist, als bisher allgemein angenommen wurde.
Die Alten haben viel von dem köstlichen
Duft der frisch geackerten
Erde, wenn die Frühlingsregen sie
benetzen, phantasiert und die
Sage verbreitet, daß der
Boden besonders da, wo die
Schenkel eines
Regenbogens auf ihm geruht
haben, wohlriechend werde. Man hat allerlei
Theorien aufgestellt, um diese
Gerüche zu erklären, und unter
anderm gemeint, die poröse
Ackererde binde die Blumendüfte und werde veranlaßt, dieselben freizugeben, wenn
das Regenwasser
eindringt und die Duftstoffe aus den
Poren verdrängt.
Verschiedene Agrikulturchemiker haben versucht, die
Frage auf experimentellem Wege zu lösen. Man fand,
daß sich in der
AckerkrumeSpuren von
Alkohol und andern ätherischen
Körpern finden. Durch
Auslaugen riechender
Erde mit einer
wässerigen Bromlösung gewann schon früher Phipson einen gelblichen, in
Alkohol löslichen
Körper, der einen kräftigen
Geruch nach Zedernholz entwickelte und in seinen physikalischen und chemischen
Eigenschaften dem aus Zedernholzöl dargestellten
Bromcetrin ähnlich war. Im vorigen Jahre haben
Berthelot und
AndréVersuche nach dieser
Richtung angestellt und durch
Destillation
[* 3] der angefeuchteten, schwach kalk- und thonhaltigen
Erde der
VersuchsstationMeudon bei
Paris
[* 4] im
Wasserbad einen kräftig aromatisch,
fast kampferartig riechenden
Stoff erhalten, der sich durch Kaliumcarbonat aus dem Destillat abscheiden ließ, aber
freilich nur in sehr geringen
Mengen erhalten wurde. Es gelang aber nicht, diesen anscheinend der aromatischen
Gruppe angehörigen
Körper mit irgend einem bekannten zu identifizieren; er reagierte weder sauer noch alkalisch und erwies sich als nicht
zu den
Aldehyden gehörig. Über den Ursprung des
Geruchs der
Stinkkalke und speziell des schwarzen
Marmors
von Golzine hat kürzlich
Spring Untersuchungen angestellt und sich überzeugt, daß weder, wie man sonst annahm,
Bitumen,
noch organische Schwefelverbindungen daran beteiligt seien, vielmehr allem Anschein nach Phosphamine mit
Spuren von
Schwefelwasserstoff;
wenigstens konnte er genau denselben Übeln
Geruch erhalten, wenn er
Kalksteine mit Phosphamine tränkte.
Daß eine
Reise um die
Erde unter Beibehaltung derselben
Richtung möglich sei, hielt man, bis Anfang
des 16. Jahrh. der
Beweis wirklich erbracht wurde, fast allgemein für gänzlich unmöglich. Man stellte sich die
Erde als
eineScheibe vor, andre wollten sie auch viereckig gestaltet wissen, vom
Meer umflossen und durch breite
Meereskanäle wie ein O durch ein T in drei Teile:
Europa,
[* 6]
Afrika
[* 7] und
Asien,
[* 8] zerteilt (vgl. Bd. 5, S. 756). Als
Columbus seinen
Plan zur Erreichung Zipangus
(Japans) auf dem westlichen Wege
Ferdinand und
Isabella von
Spanien
[* 9] vorlegte,
meinte eine von diesen eingesetzte
Kommission, wenn die
Erde wirklich rund und dort unten noch Land wäre, so könne man von
da nicht wieder zurückkommen, weil man dann einen Wasserberg hinauffahren müsse.
Die
Universität von
Salamanca bezeichnete im übrigen solche
Ansichten als ketzerisch, weil den
Lehren
[* 10] derKirchenväter
widerstreitend.
Columbus brachte es bekanntlich weder zu einer noch auch zu einer Anknüpfung an die auf dem östlichen Wege
schon früher gemachten
Entdeckungen. Der erste, welcher eine Erdumsegelung wirklich vollbrachte, war
FerdinandMagelhaens, der zwar nicht
selbst
Europa wieder erreichte, dessen letztes übriggebliebenes
Schiff
[* 11] indes nach einer dreijährigenFahrt
(1519-22) nach
Spanien zurückgelangte.
War eine Erdumsegelung in jenen
Zeiten und auch später ein gefahrvolles Wagnis, das allerdings auch hohen
Ruhm eintrug, dafür, daß
es unser geographisches
Wissen bereicherte, so ist heute eine
Reise um die
Erde ein ziemlich gefahrloses Unternehmen geworden,
das, statt wie früher nur in einem Zeitraum von
Jahren, unter Benutzung der Landrouten in 80-100
Tagen
bewältigt werden kann. An Erdumsegelungen baben sich seit
Magelhaens fast alle seefahrenden
Nationen¶
mehr
beteiligt, wie die nachstehende chronologische Übersicht nachweist.