Das
Reich hat die Zollverwaltung übernommen. Als
Hauptzollämter, über welche nur der direkte
Auslandsverkehr gestattet ist, wurden erklärt Tanga,
Pangani,
Bagamoyo,
Dar es Salaam,
Kilwa, Lindi und
Mikindani. Die Einfuhr betrug bis 1,996,221, die Ausfuhr 2,050,552
Rupien (zu 1,5 Mk.). Aus
Deutschland
[* 5] wurden 1890 eingeführt für 489,000 Mk., dorthin ausgeführt für 320,000 Mk.
Waren. Von der Ausfuhr entfallen auf
Elfenbein 111,000, auf
Palmkerne u.
Kopra 74,000, aufKautschuk 66,000,
auf
Gewürznelken 41,000 Mk.
Das sogleich vorläufig mit einem
Kapital von 2 Mill.
Mark, das bis 15 Mill. erhöht werden kann, gebildete
Konsortium, die
»Eisenbahn-Gesellschaft für Deutsch-Ostafrika (Usambara-Linie)«, wird zunächst eine
Eisenbahn von Tanga nach Korogwe am
Pangani
erbauen, aber auch bei andern Eisenbahnunternehmungen sich beteiligen, Hafenanlagen machen,
Lagerhäuser errichten u. a. Die
Bahn soll event, nach
Tabora oder nach dem
Kilima Ndscharo weiter gebaut werden. Eine
Bahn von
Bagamoyo nach
Dar es Salaam wird bereits vermessen.
Nach Vollendung derselben hört
Bagamoyo auf, Ausfuhrhafen zu sein. Seitens der
Deutsch-OstafrikanischenGesellschaft ist die
Prägung von silbernen
Rupien sowie von ^2 und V4 Rupienstücken veranlaßt worden. Der ganze bisher in
Sansibar
[* 7] domizilierte
Verwaltungsapparat derDeutsch-OstafrikanischenGesellschaft wurde nach
Dar es Salaam verlegt, auch das
Krankenhaus
[* 8] der evangelischen Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika, welches auf dem Immanuelskap am Hafeneingang
errichtet wurde. - Über die Missionsthätigkeit im Gebiete von Deutsch-Ostafrika vgl.
den
ArtikelMission.
Nach den zwischen
Deutschland und
England getroffenen
Abmachungen führt dieGrenze
zwischen der deutschen und englischen Interessensphäre vom 22.° südl.
Br. nach O. bis zum 21.° östl. L. v. Gr., von da
nach N. längs dieses
Grades bis zum Schneidepunkt mit dem 18.°
südl.
Br. und von da nach O. längs des Tschobiflusses bis
zu dessen Mündung in den
Sambesi. Der schmale Landstreifen zwischen diesem
Fluß und dem 24.° östl.
L. soll an keinem
Stelle weniger als 16 km breit sein.
M.L. van, niederländ.
Historiker, geb. 1831, trat in die Beamtenlaufbahn ein, ward im
Ministerium des Äußern
angestellt und war einige Jahre niederländischer
Generalkonsul in
Rio de Janeiro.
[* 11] Er schrieb: »Het jaar
1566«
(Haag
[* 12] 1856);
»Gedenkstukken van
Johan van Oldenbarnevelt en zyn tijd« (bis 1609,
Haag 1860-66, 3 Bde.);
»Geschiedenis
der Nederlanders op
Java« (das. 1886);
auch vollendete
er deJonges Werk: »De opkomst of het nederlandsch gezag in
Oost-Indie« (das. 1884-86, 3 Bde.)
und übersetzte das Werk von
Motley: »Life and death of
John of Barnevelt« ins
Niederländische.
[* 13] Deventer starb
wurde auf dem
TrinityCollege
zu
Dublin
[* 14] gebildet und trat zuerst 1842 mit »The Waldenses,
or the fall of Rora« (1842) als Dichter auf. Es folgten: »Searches after Proserpine, and other poems« (1843),
die ihn bald
in weiten
Kreisen vorteilhaft bekannt machten;
ein Reisewerk: »Picturesque sketches of Greece
and Turkey« (1850),
und zahlreiche polemische
Schriften in
SachenIrlands und der katholischen
Kirche, in deren
Dienst De Vere seine
litterarische Thätigkeit vornehmlich gestellt hat. De Vere lebt in
London.
[* 16]
Seine »Poetical works« erschienen gesammelt in 3
Bänden (1884).
Die Bestrebungen zur Herstellung einer universellen, unveränderlichen Maßeinheit für
die
Länge beginnen um die Mitte des 17. Jahrh. mit dem
Vorschlag von Huyghens, die
Länge des
Sekundenpendels als Längeneinheit
zu wählen.
Später ist dann das
metrische System zur Geltung gelangt, und es ist gegründete Aussicht vorhanden,
¶
mehr
daß dieses in absehbarer Zeit zu allgemeiner Einführung gelangen wird. Das Meter, der zehnmillionte Teil des Erdquadranten,
wurde bisher durch den geradlinigen Abstand dargestellt, welcher bei der Temperatur von O° zwischen der Mitte der Endflächen
des im Conservatoire des arts et métiers zu Paris
[* 19] aufbewahrten Platinstabes von rechteckigem Querschnitt enthalten
ist. Dies Mètre des archives bildete das Prototyp für alle bei den verschiedenen Nationen im Gebrauch befindlichen Meterstäbe.
In Preußen
[* 20] bewahrte die Normaleichungskommission in Berlin
[* 21] als Urnormallängenmaß einen Platinstab auf, dessen wahre Länge
bei 0° durch eine preußisch-französische Kommission 1863 gleich 1,000,003,01 des Mètre des archives gefunden worden war.
Die Meterkonvention vom gründete dann auf gemeinsame Kosten ein permanentes wissenschaftliches
Institut, das InternationaleBüreau für Maß und Gewicht in Paris, welches unter Zugrundelegung der in den französischen Archiven
aufbewahrten metrischen Prototype neue vervollkommte, aber mit jenen identische gemeinsame Urnormale (internationale Prototype)
sowie genaue, für die einzelnen Staaten der Meterkonvention bestimmte Kopien derselben (nationale Prototype)
herzustellen und alle diese Normale untereinander auf das sorgfältigste zu vergleichen.
Als Material für die neuen Prototype wurde eine Legierung aus 90 Platin und 10 Iridium gewählt, welche alle Garantien für die
Unveränderlichkeit der Maßstäbe zu bieten schien. Die umfangreichen Untersuchungen des internationalen
Bureaus sind vor einiger Zeit zum Abschluß gelangt, und es sind an Stelle der bisherigen französischen Prototype, welche fortan
nur als historische Erinnerungsstücke aufbewahrt werden solten, von der 1889 zusammengetretenen Generalkonferenz für Maß
und Gewicht die mit jenen vollkommen identischen neuen internationalen Prototype als Einheiten sanktioniert und in dem internationalen
Bureau niedergelegt sowie die angefertigten nationale Prototype sanktioniert und ihre Beziehungen zu den internationalen Prototypen
festgestellt worden.
Die Längeneinheit, das Meter, wird demgemäß fortan dargestellt durch den Abstand, welcher bei der Temperatur des schmelzenden
Eises zwischen den Mitten der Endstriche eines von Johnson, Matthey u. Komp. zu London hergestellten Maßstabes aus
Platiniridium stattfindet, der die Bezeichnung M führt, und dessen x-förmiger Querschnitt durch nebenstehende
[* 18]
Figur in natürlicher
Größe veranschaulicht wird. Die Teilstriche befinden sich in der neutralen, nach der Festigkeitslehre verzerrungsfreien
Ebene a des Stabes.
Das dem DeutschenReich von der Generalkonferenz durch das Los zugeteilte und fortan in Gewahrsam der Normaleichungskommission
in Berlin befindliche Meterurmaß Nr. 18 ist ein Platiniridiummaßstab von x-förmigem
Querschnitt, dessen Länge durch die Gleichung gegeben ist: Urmaß Nr. 18 =1m-1,0u+aT, wo u=Mikron=0,001 mm, T die Temperatur nach
der für den internationalen Dienst für Maß und Gewicht angenommenen Normalskala (Skala des Wasserstoffthermometers) bedeutet
u. a=10^-9(8642+1,00T) der lineare Ausdehnungskoeffizient des Urmaßes Nr. 18 zwischen den Temperaturen
0° und T° ist.
Als Maßeinheit des Gewichts gilt im metrischen System der Druck, den die in 1
Kubikdezimeter (Liter) enthaltene Summe von Massenteilchen
reinen destillierten Wassers bei 4° im leeren Raum auf eine Unterlage ausübt. Obgleich die Gewichtseinheit also auf eine
Wirkung von Kräften, nämlich der
^[Textfigur: Normalmeterstab.]
Anziehungs- und Zentrifugalkraft
[* 22] der Erde, begründet ist, so sollte diese Wirkung nur die Grundlage vergleichender Massenbestimmungen,
nicht die Grundlage von Kraft oder Arbeitsmessungen bilden. Soll die Gewichtseinheit die Grundlage eines wirklichen Kraftmaßes
bilden, so muß zugleich die geographische Lage des Ortes, für welchen sie als Einheit gelten soll, genau
angegeben sein, weil die Intensität der Schwerkraft und also auch das Gewicht eines Körpers sich mit der geographischen Breite
[* 23] des Beobachtungsortes, mit seiner Höhe über dem Meeresspiegel und sogar mit der Verschiedenheit der Größe und der Verteilung
der den Beobachtungsort umgebenden Massen ändert.
Das dem DeutschenReich durch das Los zugefallene Urgewicht Nr. 22 ist ein ähnlicher Cylinder von 39 mmHöhe,
dessen Masse durch die Gleichung dargestellt wird: Urgewicht Nr. 22 = 1 kg + 0,053 mg + 0,002 mg. Das Volumen des Urgewichts Nr. 22 beträgt
bei 0°: 46,403 ccm. Der internationalen Meterkommission liegt dem Vertrag zufolge nunmehr noch die Aufgabe
ob, in geeigneten Zeitintervallen sämtliche nationale Prototype mit den internationalen Prototypen zu vergleichen, um ihre
Unveränderlichkeit zu kontrollieren und die Gültigkeit ihrer numerischen Beziehungen sicher zu verbürgen.
Vgl. Grunmach,
Über Maß und Messen, bes. über die Entwickelung und Begründung des metrischen Maßsystems (Berl. 1883);