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Stundenplänen, Synodal- und Besoldungsakten, Rechnungen, Quittungen, Visitationsprotokollen 2c.; b) Schulbüchern; c) pädagogischen
Miszellaneen, wie Biographien und Tagebüchern von hervorragendem pädagogischem Wertes bildlichen Darstellungen, Matrikeln, Schulkomödien
und Schulaufführungen jeder Art, Schulreden, pädagogischen Gutachten und Akten über Erziehung und Unterricht, endlich Tischzuchten
und ähnlichem, einschließlich einzelner hergehöriger Notizen aus Briefen, Chroniken, Epithalamien und
Evicedien, Inschriften, Testamenten, Seelenbüchern, Urkunden, Zinsbüchern 2c. Die der Gesellschaft zugewandten Materialien
(§ 3) werden zu einem Archiv und einer Bibliothek vereinigt.
Sitz der Gesellschaft (§ 4) ist Berlin. Sie wird vertreten (§ 5) durch die jährlich im Oktober zusammentretende Generalversammlung
und das von dieser alle drei Jahre neugewählte Kuratorium, das seinerseits in Vorstand, Redaktions-
und Finanzausschuß sich gliedert (§ 6-7). Die Mitgliedschaft (§ 8-9) wird erworben durch einmaligen Beitrag von 100 Mark
oder jährlichen von 5 Mk. Die vom Redaktionsausschuß beschlossenen Veröffentlichungen (§ 13)
erscheinen unter dem Titel: »Monumenta Germaniae paedagogica« oder, wenn sie von zu geringem Umfang sind,
um selbständig aufzutreten, in den »Mitteilungen der Gesellschaft 2c.« Diese sollen in zwanglosen Heften jährlich 2-4 mal
erscheinen.
Sie werden enthalten: Ergänzungen zu den einzelnen Bänden der »Monumenta«, Berichte über den Stand der Arbeiten und sonstigen
Vereinsangelegenheiten, Urkunden, Regesten, Übersichten verschiedener Art, Anfragen der Mitglieder, Aufrufe u. dgl.
Jedes Mitglied erhält (§ 14): a) unentgeltlich die »Mitteilungen
der Gesellschaft 2c.«; b) das Recht, die sonstigen Veröffentlichungen der Gesellschaft zu drei Vierteln des Ladenpreises unmittelbar
vom Vorstand zu beziehen.
Der provisorische Vorstand der Gesellschaft besteht aus dem Vorsitzenden: Geheimen Oberregierungsrat Höpfner (Kultusministerium),
dessen Stellvertreter: fürstbischöflichen Delegat und Propst zu St. Hedwig, Jahnel, den beiden Schriftführern:
Kehrbach und Stadtschulinspektor Fischer, dem Kassierer: Seminaroberlehrer Fechner, sämtlich zu Berlin. Als erstes Lebenszeichen
hat dieser Vorstand der 41. Versammlung der deutschen Philologen und Schulmänner zu München 1891 ein Probeheft der »Mitteilungen
2c.« gewidmet, das, nicht am wenigsten wegen der regen Beteiligung süddeutscher Kräfte an einem Unternehmen,
dessen Mittelpunkt und Leitung in Berlin liegt, die besten Aussichten auch für diese kleinern Mitteilungen der Gesellschaft
erweckt. Ein zweites Heft ist inzwischen gefolgt.
[* ] Gemeinden in Piemont. Durch hohe Gebirgskämme vom deutschen Stammland getrennt und teilweise wenigstens völlig
von fremdsprachlichen Bevölkerungen umgeben, finden sich deutsche Sprachhalbinseln und -Inseln im Quellgebiete
des Tagliamento und Piave unter den Furlanern, zwischen Brenta und Etsch im italienischen Südtirol und in Venetien, am Averser
Rhein, am Hinterrhein, im Vorderrhein- und Valserthal unter den Räto-Romanen Graubündens, im tessinischen Maggiagebiet und endlich
in Piemont. Die Gemeinden, in denen hier die deutsche Sprache noch gesprochen wird oder doch erst vor kurzem
verschwand, sind Pommat oder Formaz Za im obern Tosathal, etwas südlich davon Saley oder Salechio am westlichen Thalgehänge
der Tosa, Ager oder Agaro an einem Nebenbach der zur Tosa
fließenden Devexa, Preßmilch oder Premosello,
Migiandone, Urnafach oder Urnavasso an der untern Simplonstraße, nahe der Mündung der Tosa in den Lago Maggiore,
dann an der Anjasca, am Ostfuß des Monte Rosa Macugnaga, an einem Nebenflüßchen des zur Sesia eilenden Mastallone Rimella,
an der ebenfalls zur Sesia fließenden Sermenta Rima, im Sesiathal selbst Alagna, endlich im Lysthal, südlich vom Monte Rosa,
die Gemeinden Gressoney la Trinite, Gressoney St. Johann und Issime. Nach Ludwig Steub zogen Umbrer, Osker,
Latiner und Etrusker von der untern Donau her um den Golf von Triest herum in das menschenleere Italien.
Die letzten dieser Stämme, die Rätier, strömten der Save und Donau entlang ins Alpengebiet ein und verbreiteten sich darin
nach W. und S. Den westlichsten Punkt ihres Vordringens bezeichnet wahrscheinlich der Ort Pfyn (ad fines),
zwischen Siders und Lenk im Rhônethal. Im N. dehnten sie sich aus bis an den Bodensee, wo im Thurgau
der Name Pfyn wiederholt vorkommt,
und bis an die Bayrischen Alpen, im S. bis zur Lombardischen Ebene und im O. bis ins Quellgebiet der Dräu.
Durch die ihren Stammesgenossen völlig entfremdeten Römer wurden die Alpenthäler in grausamster Weise entvölkert, der kleine
in der Heimat erhaltene Rest rasch romanisiert; in den heutigen Räto-Romanen sehen wir die letzten Überbleibsel dieser ältesten
Alpenbewohner. Zur Zeit der Völkerwanderung zogen in die nordwestlichen Alpenthäler Alemannen und Burgunder
ein, welche später ihre Sprache von Wallis
aus nach O. bis in die Gegend des Arlbergs vorschoben.
In den meisten Gegenden aber, in denen deutsches Wesen auf seit alters allgemein eingebürgerte römische Kultur stieß, vor
allem im S. der Alpen und in ihren weiten, nach S. und W. sich erschließenden Thalöffnungen, war der
Untergang deutschen Volks- und Sprachtums ein rascher. Nur in einzelnen, vom Verkehr abseits gelegenen Thälern erhielt sich
dasselbe bis auf den heutigen Tag inmitten der sie rings umschließenden fremdsprachigen Umgebung. Wie von N. her, ws deutsche
Walliser wohnen, ist der Monte Rosa ursprünglich auch an der Süd- und Ostseite vom deutschen Sprachgebiet
umschlossen gewesen, und nur von W. her reicht eine provencalische Mundart an ihn heran.
Aber auch am Lernnzon sprach man früher deutsch; noch sind in der Kaplanei St. Jaques d'Aya viele Gemeindegüter deutsch
benannt, und der Strich aufwärts von Ayas heißt Canton des Allemands. Der Monte Rosa heißt bei seinen Umwohnern
Gorner Horn. Deutsche Ortschaften finden wir aber auch bereits östlich vom Monte Rosa. Überschreitet man am Südrande des
Greisgletschers die italienische Grenze, so erreicht man im engen Thal des Toce das Gebiet der deutschen Gemeinde Pommat oder
Formazza, welche, aus zahlreichen Einzelgehöften und Weilern bestehend, sich über 15 km weit bis zur
Höhe von 900 m hinabzieht.
Das Thal ist eingerahmt von hohen und schroffen Urgesteinsriesen, meist mit deutschen Namen, wie Marchhorn, Kastelhorn, Hirelihorn,
Wandfluh, Sternenhorn, Marchet Spitze, Sonnenkorn im O., Nothhorn, Thalihorn, Hochsandhorn, Vauhorn, Ofenhorn im W. Das
Thal senkt sich in vielen Stufen. Auf jeder liegt ein Alpendörfchen; die obern sind nur im Sommer, die mittlern bis gegen Weihnachten,
die untern während des ganzen Jahres bewohnt. Die 658 Bewohner sprechen im innern Verkehr ausschließlich (Walliser) deutsch,
obschon Schule und Predigt längst italienisch sind.
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Die Häuser sind im Gegensatze zu den italienischen Steinhäusern sämtlich aus Holz, und zwar sieht man hier überall im Gegensatze
zum alemannischen das typische Burgunderhaus. Von Pommat wanderten deutsche Burgunder nach Tessin
hinüber und gründeten dort Bosco
oder Gurin mit 350 Einw., die einzige Gemeinde im ganzen Kanton, welche deutsch ist. Mit der Kolonisation
des obern Tosathals hingen auch die kleinen Orte Saley und Ager, südöstlich von Pommat, zusammen, in denen aber das Deutschtum
nur ein kümmerliches Dasein fristet.
Südlich von Domo d'Ossola liegen die Orte Premosello (Pretzmilch), Migiandone und Ornavasso, das letzte nur 7 km vom Lago Maggiore,
die sämtlich früher ebenfalls deutsch waren, aber bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert verwelscht
sind. Um den Ost- und Südabhang des Monte Rosa liegen sieben deutsche Gemeinden: die beiden Gressoney und Issime (mit Gabi)
im Lysthal;
Alagna, Rima, San Giuseppe und Rimella im obern Thal der Sesia und deren Nebenbächen;
Macugnaga
(mit Burca und Pescarena) im Ansascathal.
Die Gesamtbevölkerung dieser sieben Gemeinden betrug Ende 1878 5172 Seelen. Macugnaga
am Ostfuß der höchsten Gipfel der Monte Rosa-Gruppe hat 720 Einw., deren Vorfahren aus dem Saaserthal einwanderten. Berge
und Flurnamen sind fast ausschließlich deutsch, ebenso die meisten Namen der zahlreichen den Ort umgebenden
Weiler. Macugnaga ist Sammelname für die sechs Ortschaften Pescarena, Burca, In der Stapf, Zum Strich, Auf der Riva, Zertannen.
In dem untersten Weiler, Pescarena, ist das Deutsche ganz, in Barca größtenteils verschwunden.
In den übrigen Dörfern dagegen sind Sprache, Holzbau und Frauentracht noch deutsch. Bis in die Mitte unsers
Jahrhunderts hinein waren Predigt und Christenlehre deutsch, die Schulsprache wurde freigestellt, deutsch oder italienisch.
Jetzt ist nur noch die Kinderlehre deutsch, doch lehren vielfach die Eltern ihre Kinder zu Hause deutsch lesen und schreiben.
Durch das Kratzer- oder Quarazzathal über das Thürle oder den Thurlopaß und über die Alp Faller führt
der Weg ins obere Sesiathal nach Alagna, dessen Haupthäuserkomplex Mittelsheil heißt.
Von den 697 Einw. wanderten von jeher viele aus, um als Maurer, Steinhauer, Gipsarbeiter, Stukkateure zu arbeiten, und kehrten
erst im vorgerückten Alter heim. Früher ging der Zug
der Leute ausschließlich in die deutsche Schweiz und ins Elsaß,
aber schon seit längerer Zeit hat derselbe sich fast gänzlich nach Frankreich gewandt. Jetzt ist der Ort eine vielbesuchte
italienische Sommerfrische, die italienische Sprache nimmt daher mehr und mehr zu, bis sie über kurz oder lang die allein
herrschende sein wird.
Schule und Kirche sind italienisch; in Pommat und Macugnaga sprechen die Frauen den alten Dialekt noch am
reinsten, die Männer aber ziehen fast allgemein das Französische oder Italienische oder eine wunderbare Mischung beider vor.
Issime hat noch deutsche Volkssprache beim alten Geschlecht, Schule und Kirche sind aber französisch. Dasselbe gilt von Gabi.
Rimella mit seinen 1100 Einw. und seinen nach Walliser Art gebauten Holzhäusern war ehemals rein deutsch.
Jetzt wird zwar wegen der ältern Leute noch deutsch gepredigt, aber die Schule ist schon seit 1829 italienisch. Die Rimellesen
oder Remmeljarolit wandern seit Menschengedenken als Köche und nur als solche aus und finden sich in dieser Eigenschaft in
allen Orten Italiens. Die nächste Generation wird wahrscheinlich rein italienisch
sein,
wie das in Rima mit italienischer Schule und Kirche bereits der Fall ist. Am besten hat die deutsche Sprache sich in den
beiden Gressoneys erhalten, im engen Thal des Lysbach, dem westlichsten, schönsten und interessantesten dieser deutschen
Thäler. Von dem 1637 m ü. M. gelegenen Gressoney la
Trinite erreicht man in dem lieblichen Alpenthal, dessen Einzelstufen freundliche Weiler und Dörfchen mit stattlichen Holzbauten
tragen, über Palmen, Viel, Steinmatten u. a. das zweite Kirchdorf Gressoney St. Johann (1305 m), beide zusammen mit 2400 Einw.
Als Krämer, Maurer, Steinhauer, Zuckerbäcker ziehen die Einwohner weithin in das deutsche Land, um dort
ihr Brot zu suchen.
Zahlreiche Gressoneyer sind Besitzer hochangesehener Kaufmannshäuser in Luzern,
Zürich,
Winterthur, Frauenfeld, St. Gallen, Lindau, Kempten, Augsburg,
Offenburg, Konstanz. Meist suchen sie während der kurzen, schönen Sommermonate die Heimat auf, weilen sonst aber im Ausland.
Ihre Frauen nehmen sie auch aus der Heimat. Die Alten, die vom Geschäft zurücktreten, ziehen endgültig
in ihr Alpenthal zurück und übergeben ihren Söhnen die ererbten Handelshäuser. Es ist ein schöner, blonder, fleißiger
und tüchtiger Menschenschlag, der vortreffliche Soldaten liefert, während es im nahen kropfreichen Aostathal ganze Dörfer
gibt, die jahrelang keine Rekruten stellen.
Der alte deutsche Dialekt hat sich außer in den beiden Gressoney auch in den Weilern Trento, Niel und St.
Jaques erhalten, während er in Gaby dem Französischen unterlegen ist. Dies ist auch die Sprache der Kirche, welche unter dem
Bischof von Aosta steht, während in der Schule zugleich italienisch und deutsch gelehrt wird. Deutsch sind
die Gemeinderatssitzungen, deren Protokolle aber italienisch abgefaßt werden müssen, ebenso sind fast alle Familien-, Orts-
und Bergnamen deutsch, so großes und kleines Rothorn, Grauhaupt, Vogelberg, Kalberhorn, Freudenhorn, Stallerborn, ferner Unterwald,
Grasmatten, Bösmatten, Stein, Lohmatten, Lohalp u. a. Die Ansiedelungen im Lysthal sind bereits vor dem 13. Jahrh.,
die übrigen meist in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts von Wallis
aus begründet worden.
Der Entdecker der Deutschen am Monte Rosa ist Saussure, der 1789 drei Gemeinden besuchte; 1822 fügte Freiherr v. Welden jene von
Rima hinzu, 1836 fand Max Schottky das deutsche Issime, 1840 Albert Schott noch Gabi zu drei Vierteln, die
beiden Gressoney, Issime, Rima, Rimella, Macugnaga und Alagna noch ganz deutsch. Doch ist das allmähliche Eingehen des Deutschtums
bei allen Zu erwarten.
Vgl. Saussure, Voyages dans les Alpes, Bd. 8 (Neuchâtel 1796);
v. Welden, Der Monte Rosa (Wien 1824);
M.
Schottky, Das Thal von Rimella und seine deutschen Bewohner (»Ausland« 1836, Nr. 92 u. 95);
A. Schott, Die
Deutschen am Monte Rosa (Zürich
1840);
Derselbe, Die deutschen Kolonien in Piemont, ihr Land, ihre Mundart und ihre Herkunft (Stuttg.
1842);
H. Breßlau, Die Deutschen am Monte Rosa (Sitzungsberichte der Historischen Gesellschaft zu Berlin 1881);
Derselbe, Zur
Geschichte der deutschen Gemeinden am Monte Rosa und im Ossollathal (»Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde«
zu Berlin, 1881);
L. Neumann. Die deutsche Sprachgrenze in den Alpen (Heidelb. 1885).
J. ^[Julius] Studer, Walliser und Walser, eine deutsche Sprachverschiebung in den Alpen (Zürich
1886);
Kaibler, Gegenwärtiger Zustand
der deutschen Gemeinden am Südfuß des Monte Rosa (»Globus«, Bd. 59, 1891);
L. Neumann, Die deutschen
mehr
Gemeinden in Piemont (Freib. i. B. 1891); F. Galanti, I Tedeschi sul versante meridionale delle Alpi (Rom 1885); G. Giordani,
La colonia tedesca di Alagna-Valsesia e il suo dialetto (Turin 1891).