(spr. dellböff),Joseph,
Philosoph, geb. zu
Lüttich,
[* 11] studierte daselbst und in
Bonn,
[* 12] wo er neben
Brandis und Knoodt besonders
Überweg hörte, und erwarb das Doktorat en pfilosophie et lettres wie auch
dasjenige en sciences physiques et mathématique. 1860
Lehrer in
Lüttich, 1863
Professor in
Gent,
[* 13] wurde er 1866 nach seiner
Vaterstadt zurückberufen als
Professor der klassischen
Philologie an der
Universität und der
École normale des humanités.
Delboeuf wandte sein
Interesse wesentlich philosophischen
Problemen und dem
Hypnotismus zu, welchen er 1885 in der
PariserSalpêtrière, 1888 in
Nancy
[* 14] studierte. Er schrieb: »Prolégomènes philosophiques de la géométrie«
(Lüttich 1860);
»Essai de logique scientifique« (das. 1865);
»Logique algorithmique« (das. 1876);
»La psychologie comme science naturelle«
(Brüssel
[* 15] 1876);
»Questions de philosophie et
de science«
(Tl. 1 u. 2:
»Éléments de psychophysique« Par. 1883;
Tl. 3: »Le
[* 16] sommeil et les rêves«, das.
1885);
»La matière brute et la matière vivante« (das.
1887);
(Delyannis),
Theodor P., griech. Staatsmann, wurde Anfang März 1892 vom König zum Rücktritt vom Ministerpräsidium
gezwungen,
weil er die finanziellen Schwierigkeiten des
Staates nicht zu beseitigen vermochte.
Die kleine, zur
Gruppe der
Kykladen gehörige
Insel, die als ein schmaler, etwa 5 km langer
Felsenrücken mitten unter dem
Schwärme der griechischen Inselmenge bis zu 106 m
Höhe, östlich von dem bekannten
Syra, aus
dem
Meere hervorragt,
war in den
Jahrhunderten vor
ChristiGeburt ein dichtbevölkerter, blühender
Kultus- und Handelsplatz; bei
der
Verschiebung der religiösen und politischen
Kräfte, welche dann eintrat, verlor er immer mehr, so
daß schon der griechische Reisende
Pausanias im 2. Jahrh.
n. Chr.
Delos mit
Mykenä
[* 26] zusammen als ein deutliches Zeichen der Vergänglichkeit aller irdischen
Größe erwähnte. Zum Handelshafen
machte es seine zentrale
Lage geeignet sowie der Umstand, daß zwischen ihm und der gegenüberliegenden, etwas größern
InselRheneia ein schmaler, wohlgeschützter Meeresarm wie ein langes, von zwei
Mauern gebildetes Flußbett sich erstreckt.
Mythologisch berühmt als Geburtsstätte des
Apollon
[* 27] und der
Artemis,
[* 28] ein Lieblingssitz des
Apollon, hatte die
Insel in dem Apollontempel
ihren geschichtlichen
Mittelpunkt.
Sie ward der religiöse Vereinigungsort der ionischen
Stämme, welche hier alljährlich glänzende
Spiele
feierten. Seit dem 8. Jahrh. stand die
Insel mit
Athen
[* 29] in engerer
Verbindung.
Peisistratos ordnete die erste
Reinigung, d. h.
die
Entfernung aller
Gräber aus der Umgebung der Tempelstätte, an; späterhin wurde die
Bestattung auf der
Insel überhaupt
untersagt. Nach den
Perserkriegen wurde bei der
Stiftung des ionischen
Bundes der delische Apollontempel
als Aufbewahrungsort für den Bundesschatz erwählt.
Schon 454 aber wurde er nach
Athenübertragen, und damit trat Delos ebenso
wie die übrigen
Inseln zu
Athen in ein Abhängigkeitsverhältnis, welches bis zur Zeit
Alexanders d. Gr.
(ca. 331) bestehen
blieb.
Während der nun folgenden Zeit der Unabhängigkeit wurde dieInsel Sitz eines blühenden
Handels; fremde
Handelsgenossenschaften, die Hermaisten
Römer),
[* 30] Poseidoniasten (Syrer aus
Beirut),
Alexandriner, Ägypter, hatten hier ihren
Mittelpunkt; große Bauten wurden aufgeführt, z. B. ein
Tempel
[* 31] der fremden
Götter, in welchem
Serapis,
Isis,
[* 32]
Anubis
[* 33] verehrt wurden.
Auch als die
Römer, welche seit 166 eine Art Schutzherrschaft über Delos ausübten, die
Insel den Athenern
aufs neue überwiesen, nahm die Stadt noch immer zu, besonders nach der Zerstörung der Handelsmacht
Korinth
[* 34] (146). Auch ohne
dringende
Handelsgeschäfte pflegten die zwischen
Italien,
[* 35]
Griechenland
[* 36] und
Kleinasien Schiffenden in Delos anzulegen, teils wegen
der günstigen
Lage und des guten
¶
Seitdem war es mit Delos, welches in sich keinerlei Hilfsquellen hatte, vorbei. Von da an teilt Delos das Geschick
aller griechischen Ruinenstätten im Mittelalter: seine Bauten bildeten einen unerschöpflichen Steinbruch für die bevölkerten
Nachbarinseln, seine Statuen wurden verschleppt oder zu Kalk verbrannt, soweit sie nicht allmählich die schützende Decke
[* 40] des
Trümmerschutts verdeckte und dadurch erhielt. Die Wiederaufdeckung der Reste des Altertums ist das Verdienst
der Franzosen, welche hier unter Leitung des französischen archäologischen Instituts zu Athen von 1873 bis 1889 fortgesetzt
gegraben und über die Resultate in ihrer Zeitschrift »Bulletin de correspondance hellénique« berichtet haben. Die Ausbeute
war groß:
ca.
60 Gebäude, eine große Anzahl von Statuen von den ältesten Zeiten der griechischen Kunst an bis zu
den spätesten, eine ganz besonders große Anzahl (über 2000) von Inschriften, darunter mit die größten, welche existieren
(Schatzverzeichnisse von Tempeln). Endlich gelang es auch, den Situationsplan des ganzen Heiligtums zu rekonstruieren und ein
Bild voll fast verwirrender Mannigfaltigkeit der Tempel, Säulenhallen, Altäre, Vorratshäuser (Thesauren),
Fußgestelle von Weihgeschenken etc. zu gewinnen (s. Plan).
Unter den Statuen steht in erster Linie eine ganze Reihe altertümlicher Skulpturen; voran die Marmorstatue der Naxierin Nikandra.
Sie sieht aus wie ein runder, noch dazu abgedrehter Baumstamm, in den die Falten des Gewandes als senkrechte, Linien eingraviert
sind (7. oder 6. Jahrh.). Solcher säulenartiger Gestalten wurden mehrere
entdeckt. Ihnen zur Seite stehen die brettartigen Figuren, wie aus einer dicken, vierkantigen Bohle herausgearbeitet, aber so,
daß der Eindruck des flachen Brettes bleibt. Das hervorragendste Denkmal dieser ältesten Kunst ist die Nike
[* 41] des Archermos,
mit der ältesten bekannten griechischen Künstlerinschrift. Wer dabei an die herrlichen Siegesgöttinnen
von der Nikebalustrade von Athen denkt, wird sich arg enttäuscht finden. Die
[* 37]
Figur des Archermos soll eine