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Thorn, [* 2] Norrköping, Eperies und manche andre können die Ehre für sich in Anspruch nehmen, ihn beherbergt zu haben; an den reformierten Hochschulen zu Herborn und zu Heidelberg [* 3] hat er seine Studien gemacht. Der in Aussicht genommenen Comeniusgesellschaft stellte Keller im Einverständnis mit einer Anzahl gleichgesinnter Männer den Zweck:
1) der Herausgabe der wichtigern Schriften und Briefe des Comenius sowie derjenigen seiner Vorgänger, Lehrer und Gesinnungsgenossen, soweit sie noch nicht in brauchbaren Ausgaben veröffentlicht oder von bestehenden Gesellschaften in Angriff oder bestimmte Aussicht genommen sind;
2) der Erforschung der Geschichte und Glaubenslehre der altevangelischen Gemeinden (Waldenser, Böhmische Brüder, Mährische Brüder, Schweizer Brüder 2c.) und ihrer Vorganger, Nachfolger und Religionsverwandten (einschließlich der ältern christlichen wie der neuern Zeiten), vornehmlich durch Herausgabe der Quellen dieser Geschichte;
3) der Sammlung von Büchern, Handschriften, Urkunden 2c., welche für die Geschichte der unter 1) und 2) genannten Gebiete von Wichtigkeit sind. Der Lösung dieser Aufgaben soll in erster Linie die Herausgabe von Monats- oder Quartalsheften der Gesellschaft dienen, neben der die Herausgabe der Quellen zu betreiben ist.
Der Kellersche Aufruf hat vielseitigen Widerhall gefunden, und zwar sowohl in pädagogischen als in theologischen und historischen Kreisen, in Deutschland [* 4] wie in Österreich, [* 5] Böhmen, [* 6] Mähren und den Niederlanden, in Schweden, [* 7] Ungarn [* 8] 2c., bei den größern evangelischen Landeskirchen wie bei der Brüdergemeinde, den Mennoniten u. a. In mehreren Gegenden, wie in Thüringen, in Mähren 2c., sind Landes- und Provinzialvereine als Zweige der Gesellschaft ins Leben getreten.
Demgemäß fand die erste Versammlung der Gesellschaft in Berlin [* 9] statt. Fast alle lebenden Comeniusforscher und -Schriftsteller Deutschlands [* 10] und der Nachbarländer waren dort anwesend, namentlich Lehrer Beeger (Leipzig), [* 11] die Professoren Kleinert und Pappenheim (Berlin), Vavra (Prag), [* 12] Smacha (Rattonitz). In den Gesamtvorstand der Gesellschaft wurden außer ihnen und dem verdienten Begründer der Gesellschaft, Keller, hervorragende Historiker, wie Wattenbach (Berlin), Theologen, wie Löschte (Wien), [* 13] Schulmänner, wie die Geheimräte des preußischen Kultusministeriums Schneider und Höpfner u. a., gewählt. Jubelfeiern sind in Aussicht genommen von fast allen Städten, deren Namen in der Lebensgeschichte des Comenius etwas bedeuten, so in Lissa, [* 14] Elbing, [* 15] Prerau, Fulnek, Ungarisch-Brod, Amsterdam [* 16] und Narden in Holland 2c. Vertreter der örtlichen Festausschüsse überbrachten der Versammlung Einladungen zu den Festfeiern, zu denen dem Vernehmen nach noch solche in Herborn, Heidelberg, Berlin, Prag, New Jork und andern Städten treten werden.
Die große Berliner [* 17] Landesloge der Freimaurer ließ ebenso durch einen besondern Abgeordneten ihre lebhafte Teilnahme an der dem groben Menschen- und Friedensfreunde zugedachten Ehrenfeier ausdrücken. Endlich ist nicht zu bezweifeln, daß alle größern Lehrervereine das Unternehmen in ihren Kreisen thatkräftig fördern werden. Mit dem Verein für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte (s. Deutsche [* 18] Erziehungsgeschichte) wird nach einstimmigem Beschluß die neue Gesellschaft sich in thunlichstem Einvernehmen und Zusammenwirken erhalten, da eine Verschmelzung beider, trotz aller Verwandtschaft der Aufgaben, dadurch ausgeschlossen ist, daß die Comeniusgesellschaft.
sich weder auf Deutschland noch auf das Gebiet der Pädagogik beschränken darf. Sitz der Gesellschaft ist Berlin, Vorsitzender ist der Archivrat Ludwig Keller zu Münster. [* 19]